Mittwoch, 17. August 2011

Crazy, Stupid, Love.


Es gibt vieles, was einen im Vorfeld neugierig auf Crazy, Stupid, Love. machen kann. So etwa die gelungenen Trailer zu dieser Ensemble-Liesbeskomödie, in denen zum Beispiel zu sehen ist, wie Steve Carrell auf die Neuigkeit, seine Frau habe ihn betrogen, kurzerhand aus dem fahrenden Auto springt. Das wird so genial umgesetzt, dass man ein echtes Screwball-Gefühl bekommt. Nur moderner.

Viele werden gewiss von der großen Schauspielerriege zu diesem Film gezogen. Steve Carrell, Ryan Gosling, Julianne Moore, Emma Stone, Marisa Tomei und Kevin Bacon - das sind allesamt Namen, um die man ganz allein ansprechende Filme gestalten kann. Aber ich wurde erst so richtig hellhörig, als ich im Vorspann auf den Drehbuchautor aufmerksam wurde. Crazy Stupid, Love. wurde von Dan Fogelman geschrieben, dem Autor des wunderschönen Disney-Märchenmusicals Rapunzel.

Rapunzel allein macht Fogel man nicht ohne jegliche Einschränkungen zu einem meiner Lieblingsautoren Hollywoods. Er schrieb auch Bolt und war an beiden Cars-Filmen beteiligt. Doch thematisch liegt die wunderschöne Disney-Romanze natürlich etwas näher an diesem Projekt, und so glühte in mir Hoffnung auf, eine Ausnahme-Romantikkomödie zu sehen zu bekommen. Und diese Hoffnung wurde erfüllt!

Crazy, Stupid, Love. erzählt in mehreren locker miteinander verbundenen Handlungsfäden von der Macht, der Qual, der verrückten und der betörenden Sache, die sich Liebe nennt. Cal (Carrell) erfährt von seiner Frau (Moore), dass sie eine Affäre hatte und die Scheidung möchte. Der gehörnte End-Vierziger muss sich wieder auf dem Singlemarkt behaupten und bekommt dabei unverhoffte Unterstützung eines jungen Aufreißers namens Jacob (Gosling). Derweil versucht Cals Sohn, seine 17-jährige Babysitterin rumzukriegen, die wiederum auf Cal scharf ist. Und die junge Hannah (Stone) zeigt als einzige Frau in Jacobs Stammkneipe kein Interesse an dem feschen Kerl - sehr zum Ärger ihrer besten Freundin.

So zusammengefasst wirkt Crazy, Stupid, Love. zweifelsohne recht konstruiert. Aber diese wundervolle Ansammlung von Liebeswirrungen verläuft, trotz einer anregenden Prise Hollywood-Magie, sehr glaubwürdig und längst nicht so kitschig-übertrieben, wie es in dieser Filmsparte üblich ist. Die Gefühle wirken sehr echt, genauso wie die gesamte Stimmungslage des Films. Gerade dort macht sich Fogelmans Rapunzel-Autorenschaft bemerkbar, denn gewissermaßen ist Crazy, Stupid, Love. für Romantikkomödien das, was Rapunzel für das Disney-Märchenmusical ist. Das Ensemblestück ist dramatischer, als der Genredurchschnitt, die Figuren werden nachfühlbarer ausgeleuchtet als üblich und obendrein werden nicht nur die beliebteren Konventionen erüllt, sondern auch selbstironisch mit dem Format umgegangen. Ein erstaunliches Gesamtpaket, das aufgeht und einen von innen heraus strahlen lässt. (Oh, und es gibt einen Seitenhieb auf Twilight - der erste Teil der Filmreihe beeinträchtigte Bolts Kinoeinnahmen. Zufall, oder ist der Gag ein humoristischer Rückschlag?)

Ich hatte jedenfalls sehr großen Spaß am Film und war auch mehrfach überrascht sowie gerührt - oder auch überraschenderweise gerührt. Crazy, Stupid, Love. hat richtig starke Schauspieler, ein vielseitiges Drehbuch und nimmt sich so sehr erfrischend, und dabei auch noch ansprechend-altmodisch eines altbekannten Inhalts an. Nichts für zutiefst betrübte Tage oder eingefleischte Feinde der Romantikkomödie, doch wer alle paar Jubeljahre eine nette RomCom finden und genießen konnte, wird auch diesen Film beherzt aufnehmen.

Es ist vielleicht gewagt, aber ich könnte mir vorstellen, dass Crazy, Stupid, Love. bei den Golden-Globe-Nominierungen ein Wörtchen mitzureden hat. Mich würd's freuen.
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