Mittwoch, 9. November 2016

Professor Love


Manche leben nach der Regel „Drei sind einer zu viel“, für andere gilt „Immer mehr, immer fröhlicher“. Der Literaturprofessor Richard Haig (Pierce Brosnan) verfolgt in Liebesdingen die zweitgenannte Maxime und flirtet sich daher wie verrückt durch die Welt, selbst dann, wenn er gerade in einer Beziehung mit einer seiner Studentinnen steckt. Die Frauen, in die sich Richard wie am laufenden Band verguckt, glauben derweil an Monogamie und lassen es ihn bitter bezahlen, wann immer sie bemerken, dass er es mit seinen Frauenheldenqualitäten übertreibt.

Und in Hollywood? Um Klatsch und Tratsch mal bei Seite zu schieben: Es gilt in der Traumfabrik durchaus der Gedanke, dass zu viele Köche den Brei verderben. Eine Faustregel besagt etwa, dass ein Übermaß an Produzenten nahezu garantiert in einen schwachen Film mündet – weil zu viele Menschen mit Mitspracherecht dem Regisseur reinreden, irgendwelche Wünsche haben und Bedingungen aussprechen. Es mag Gegenbeispiele geben, nicht einmal wenige davon. Doch Filme wie die Romantikkomödie Professor Love dürften dieses Vorurteil noch lange, lange am Leben erhalten. Richard Haigs Liebeswirren entstanden nämlich unter der Beteiligung von fünf Produzenten, vier ausführenden Produzenten, drei Co-Produzenten und zwei co-ausführenden Produzenten – und das merkt man.

Was diese Heerschar an Produzenten verursacht hat, ist zwar keine derartige Vollkatastrophe wie die zwei Jahre auf Halde liegen gelassene deutsche Geschlechterkomödie Seitenwechsel, dennoch ist auch bei Professor Love ersichtlich, weshalb dieser Film in Deutschland erst über eineinhalb Jahre nach seiner Weltpremiere im EM-Programmloch mit wenigen Kopien versteckt wurde. Denn statt aggressiv stimmendem Unsinn hat Professor Love eine gähnend langweilige Wischiwaschi-Persönlichkeit zu bieten. Um dem Film gerecht zu werden, müsste man den üblichen Spruch „Nichts Ganzes und nichts Halbes“ in „Nichts Halbes und nichts Gevierteltes“ ummünzen.

Denn interessante Ansätze sind durchaus gegeben: Drehbuchautor Matthew Newman springt kurz nach Filmbeginn eilig zu einem Punkt, der üblicherweise das Ende einer normalen RomCom markiert. Richard entging knapp der Versuchung, seine Freundin Kate (Jessica Alba) zu betrügen, verdaute den Schock, dass sie von ihm schwanger ist, und beide ziehen ins sonnige Kalifornien, um ein neues Leben zu beginnen. Doch ein Zeitsprung um wenige Jahre enthüllt, dass es für Richard und Kate kein „und sie lebten glücklich bis an ihr Ende“ gibt. Die Ehe der Beiden liegt in Scherben, sie hat einen Neuen, er baggert sich wieder durch die Frauenwelt und es entsteht ein Streit ums Sorgerecht.

Der Hauch des Subversiven verschwindet aber bald darauf, und aus der Dekonstruktion einer normalen RomCom wird eine vollkommen normale Screwballkomödie mit Figuren, die sich ankeifen, aber doch irgendwie mögen. Und sobald Salma Hayeks Figur Olivia, die nicht nur Kates Schwester ist, sondern obendrein seit eh und je von Richard als heiß empfunden wurde, ins Scheidungsglück mit einstimmt, reiht sich ein Dreiecksbeziehungsklischee ans nächste. Die Chemie zwischen den Darstellern stimmt, Alba, Hayek und Brosnan wirken sehr eingespielt und trotz des miesen Materials engagiert. Durch diese Charisma-Offensive zünden wenigstens manche der ausgelutschten Gags, die allesamt durch eine zu flache Dramaturgie und Tom Vaughans ständig den weiteren Verlauf einer Szene überdeutlich machende Inszenierung vorhersehbar sind. Wenn im letzten Filmdrittel diese uninspirierte Leichtigkeit aufgegeben wird, um durch einen Subplot um Richards sterbenskranken Vater (Malcolm McDowell) dem Geschehen spröde Dramatik zu verleihen, verliert sich Professor Love endgültig in die Belanglosigkeit.

Fazit: Professor Love ist trotz sympathisch aufgelegter Hauptdarsteller eine langweilige, ziellose Angelegenheit.

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