Freitag, 26. Februar 2010

Musikalisches Immergrün - Meine 333 liebsten Disney-Lieder (Teil XXVI)

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Platz 177: Bloß niemals Tagelöhner ("A Professional Pirate") aus Muppets - Die Schatzinsel
Musik von Barry Mann, Text von Cynthia Weil (dt. Fassung von Eberhard Storeck)

Wenn Tim Curry oder Thomas Fritsch singt, dann hat dieses Lied automatisch großes Hitpotential. Fritsch ist einer meiner Lieblingssynchronsprecher, und der feist grinsende Curry verleiht auch ohne Strapse einem jeden Song eine kultige Ausstrahlung. In der Muppet-Version der Schatzinsel singt Curry beziehungsweise Fritsch beim Versuch, Jim Hawkins für seine Seite zu gewinnen, dass Daddy Silver seinem Sohnemann stets riet, er solle Bloß niemals Tagelöhner werden. Long John Silver hingegen weiß, dass man das Piratentum als Profession ausüben kann, und sofern man damit Erfolg hat, ist es ein wirklich reizvolles Leben. Zumindest, wenn man seiner Freibeuterzunge Glauben schenken mag. Und so, wie er es vorträgt, möchte man das auch.

Platz 176: Stand Out aus Der Goofy Film
Musik und Text von Patrick DeRemer & Roy Freeland

Der Goofy Film ist, ähnlich wie Oliver & Co. ein wahres Kind seiner Zeit. Während der gerne übersehenen Initialzündung für die Disney-Renaissance aus sämtlichen Pinselstrichen, Noten und Pixeln die 80er Jahre heraustriefen, schreit Kevin Limas Regiedebüt laut in die Welt hinaus, dass es ein Film der 90er Jahre ist. Und bei all meiner Liebe dazu, Oliver & Co. zu verteidigen: Im Vergleich zur 1995 veröffentlichten Kinoproduktion der "zweiten Garde" der Disney-Trickstudios zieht die freie Dickens-Adaption klar den kürzeren. Der größtenteils in Frankreich und ein Stück weit auch in den späteren DisneyToon Studios in Australien gezeichnete Film wirkt zwar stellenweise bereits wie ein Relikt aus früheren Tagen, hat aber eine zeitlose Charakterdynamik und eine sehr trittsichere, einvernehmende Regieführung vom späteren Tarzan-Macher, die ihm den Rücken stärkt. Daran können auch so schnell veraltete Elemente wie der von Pauly Shore gesprochene Sprühkäse-Süchtling nichts daran ändern. Zumal sie durchaus Kultpotential haben. Es ist halt einfach zu "cheesy", um einen nicht zum Grinsen zu bringen. Selbiges gilt auch für Max' absolut unrealistischen, überdramatischen Auftritt als sein Pop-Idol Powerline, mit dem er die Schuljahresabschlusspauke seines Rektors unterbricht. Mit Schmalztolle, albern hipper Sonnenbrille und im gelben Latex-Overall posiert er von Rauch- und Lichteffekten unterstützt als die personifizierte Überdosis 90er-Popentertainment, die nicht zufällig nach einer diabolischen Kreuzung aus Michael Jackson, Prince und jeder Menge Boyband-Gesangsfiltern klingt. Die fiktive Showgröße Powerline brachte zwei Lieder in Der Goofy Film unter. Den elektrisierenden Stand Out, mit dem Max' für Chaos in seiner Schule sorgt, und i2i, die Hymne des Films. Doch das ist eine andere Geschichte...

Platz 175: Thomas O'Malley ("Thomas O'Malley Cat") aus Aristocats
Musik & Text von Robert B. & Richard M. Sherman (dt. Fassung von Heinrich Riethmüller)

Ob im englischen Original oder in der deutschen Synchronfassung: Es ist kein Zufall, dass Thomas O'Malley vom Star des vorhergegangenen Disney-Meisterwerkes gesprochen. Phil Harris und Edgar Ott brillierten als der swingende Laissez-faire-Bär Balu und bringen diese charismatische Lockerheit auch in Aristocats zu Gehör. Anders als Balu ist Straßenkater Thomas O'Malley auch mit einer gerade noch gesunden Portion Arroganz gesegnet. Deshalb besingt er sein Leben und die dazugehörige Philosophie auch in einem Lied, das er nach sich selbst benannte. Ganz bescheiden. Und dennoch ist Thomas O'Malley eine äußerst sympathische Figur. Bei einer so freundlichen Stimme und diesem verschmitzten Tonfall kann man ihm seine Selbstsicherheit nicht übelnehmen. Eher im Gegenteil.

Platz 174: True to Your Heart aus Mulan
Musik von Matthew Wilder, Text von David Zippel

Mulan gehört meiner Meinung nach zu den etwas unterschätzten Disney-Meisterwerken. Zwar wird der Film von der Öffentlichkeit nicht so geflissentlich übersehen wie etwa Drei Caballeros, doch für eine weltweit erfolgreiches Disney-Trickabenteuer hört man erstaunlich selten nostalgische Schwärmereien wie "Ach, weißt du noch, Mulan..."
Vielleicht passt gerade deswegen das für Disney ungewöhnliche Ende recht gut zu diesem Film mit großem Erfolg und nüchterner Reaktion, die so wirkt als würde jeder den Film mögen, aber nicht genug um große Lobeshymnen zu verfassen. Denn nach all den großen Gefühlen und monumentalen Szenen plätschert Mulan zu Hause bei Familie Fa gemütlich seinem abrupten Gag-Ende entgegen. Der Abspannsong läuft bereits, ein kleiner Gag, Abspann. So etwas kommt immer besonders gut bei Fernsehausstrahlungen an, ähnlich wie der Schluss von Fluch der Karibik. Anschwellende Musik, ein letzter Satz. Ende, Werbung. Wirkt im Kino oder auf DVD mit vollem Einsatz der Abspannmusik irgendwie anders...
True to Your Heart repräsentiert Mulan musikalisch, wenn man kritisch an den Song herangeht, ziemlich schlecht. Sehr moderner Boybandpop und ausgelassene Stimmung, die eine schmalzig-ernste Botschaft verkauft. Dennoch passt das Lied sehr gut in den Abspann, weil es die Launigkeit der letzten Sekunden weiterspinnt und das Publikum mit einem Grinsen zurück in den Alltag wirft. Mulan ist zwar zeitlos, in seiner Machart allerdings verhältnismäßig modern für einen Disney-Zeichentrickfilm, da fügt sich True to Your Heart sehr gut ein. Außerdem muss man Bobyband-Sound, der Stevie Wonder und Mundharmonika einvernehmen kann wenigstens ein bisschen Respekt zollen, nicht wahr?

Platz 173: Ein Stern geht auf ("A Star Is Born") aus Hercules
Musik von Alan Menken, Text von David Zippel (dt. Fassung von Frank Lenart)

Zum Abschluss von Ron Clements' und John Muskers cartooniger, beschwingter Umsetzung des Herakles-Mythos schenkt das Regie- und Autoren-Duo seinen zentralen Filmfiguren gute Gründe vor lauter Glück gerührt zu sein. Hercules erhält das Angebot als Gott auf den Olymp emporzusteigen, Megara lernt endlich das selige Gefühl kennen, wie es ist zurückgeliebt zu werden und Phil darf zu den Sternen aufsehen, wo sein Lehrling Hercules verewigt wird, während ein Mann stolz kommentiert, dass der doch von Phil trainiert wurde. Ein Stück weit ist Ein Stern geht auf deswegen Phils Song, da Hercules' Krönung zum gottgleichen, in den Sternen verewigten Helden vor allem seinen Handlungsstrang zu einem glücklichen Ende führt. Der zelebrierende, finale Gospel in Hercules hat genau das richtige Tempo und die ausgelassene Attitüde für den Schluss dieses Films und beendet die wilde Komödie aus dem Jahr 1997 auf einer energetischen Note. Klasse.

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