Samstag, 13. März 2010

Hör mal, wer da hämmert - Staffel 6

Hör mal, wer da hämmert kehrte in seiner sechsten Staffel inhaltlich zurück zu seinen Wurzeln. Die Eheproblemchen zwischen Tim und Jill rückten wieder etwas stärker in den Fokus, doch das sollte nicht bedeuten, dass den Autoren der hervorragenden Sitcom die Ideen ausgingen und sie damit anfangen mussten, bei ihrer eigenen Serie zu klauen. Statt der mitunter verstaubten Sitcom-Standardstorys aus der Frühzeit von Hör mal, wer da hämmert bekommt der Zuschauer in der sechsten Staffel die Beziehung von Tim und Jill mit gewohnt zeitloser, sachter Überzeichung und liebevoller Leichtigkeit präsentiert. Und obwohl die Schrullen und Macken der Figuren stärker ausgebildet und offensichtlicher betont werden, als noch zu Beginn, verleihen ihnen die Autoren und Darsteller mittlerweile auch mehr Tiefe. Wie schon in Staffel 5 wird auch in dieser Jahresstaffel der zeitlose Humor durch gefühlvollere Momente kontrastiert. Zwar wird Hör mal, wer da hämmert niemals so dramatisch wie modernere, zwischen den Genres sitzende Serien, aber dennoch wird der stete Geschlechterkampf in kaum einer anderen US-Serie so realitätsnah gezeichnet wie hier.
Hilfreich für diese Entwicklung ist vor allem die im Vergleich zum Beginn der Serie enorm vergrößerte Rolle von Jill. Der größere Spielraum ermöglicht es der begnadeten Patricia Richardson aus Jill mehr, als nur die hinter Tim stehende und Augen rollende Ehefrau und Mutter zu machen. zwar ist Jill schon länger über diesen Stand hinausgewachsen, aber in Staffel 6 macht sich dies wieder besonders bemerkbar. Jill ist mittlerweile eine sich völlig selbst überschätzende Psychologiestudentin, die unter anderem während einer Paar-Therapiesitzung herausfinden muss, dass nicht etwa Tim der Urheber aller Beziehungsprobleme ist und die das Band zu ihrenden pubertierenden Söhnen verliert.

Die wachsende Bedeutung der Taylor-Jungs ist ein weiterer, fortgesetzter Trend der letzten Staffeln. Brad, Randy und Mark erhalten desöfteren die Haupt-Storyline einer einzelnen Folge und dank des optimalen Timings der drei Jungdarsteller (sie wuchsen ja auch praktisch auf einer der besten Comedyschulen überhaupt auf, da verwundert das nicht weiter), stehen diese Folgen denen mit dem eigentlichen Chef dieser Serie im Mittelpunkt in nichts nach. Unter anderem dürfen wir einmal miterleben, wie Brad seinen nebenjob in einem Sportgeschäft über die Schulkarriere stellt, in einer anderen Episode wird Randy vom wohlerzogenen Vorzeigeschüler zum Raudi um seine Angebetete zu beeindrucken, nachdem ihm zuvor sein kleiner Bruder in einer Prügelei zur Hilfe kommen musste.

Auch die weiteren Nebenfiguren erhalten ihre grandiosen Momente im Rampenlicht: In Staffelhighlights stellt Wilson seinen bisherigen Lebenswandel in Frage, weil sein Rückblick auf sein außergewöhnliches Leben im Rahmen eines künstlerischen Bühnenwettbewerbs eine negative Kritik erhält, fällt Als Hochzeit mit Ilene wegen kalter Füße ins Wasser und platzt Heidi vor Eifersucht, weil Tim die nur für einen Gastauftritt zurückgekehrte Lisa (Pamela Anderson) direkt wieder als Tool-Girl einstellen möchte. Weitere Höhepunkte der Staffel sind die überaus hervorragende Halloween-Episode, in der sich Tim & Jill und Randy & Brad ein ausgetüfteltes Streicheduell liefern und die Thanksgiving-Episode mit einer ausführlichen Stop-Motion-Sequenz. Für Tool-Time-Fans enthält diese Staffel zudem eine fast ausschließlich vonm Tims Heimwerkersendung handelnde Episode, die uns mehr vom liebenswerten Chaos hinter den Kulissen zeigt: Ein schwedischer Fernsehsender meldet Interesse an Tool Time und möchte sich die Ausstrahlungsrechte sichern. Um sich von der Show zu überzeugen, statten Vertreter des Senders der Show einen Besuch ab. Den Rest können wir uns alle denken, und es wird mit solch einem Tempo und so vielen Einfällen abgeliefert, dass es zu meinen Serienhighlights zählt.

Eine weitere spezielle Episode ist auf DVD (oder in Wiederholungen im Fernsehen) nicht mehr ganz als solche zu erkennen: Der Sender auf dem tool Time läuft entscheidet sich für einen 3D-Themenabend, weshalb Tim, Heidi und Al eine besonders alberne Ausgabe ihrer Show gestalten, die voll mit lahmen Entschuldigungen für 3D-Schreckeffekte ist. Diese Parodie auf billiges, narrativ ungerechtfertigtes 3D wurde bei der Erstausstrahlung tatsächlich in 3D ausgestrahlt, als Teil eines 3D-Themenabends auf ABC.

Insgesamt fühlt sich die sechste Staffel sehr ähnlich wie die fünfte Staffel an: Gelungene Standardfolgen, die den Familienalltag liebevoll augenzwinkernd und dennoch realistisch abhandeln wechseln sich mit exklusiveren Folgen ab, die so nur bei Hör mal, wer da hämmert zu sehen sind, da sie stark auf der Figurenkonstellation und seinem eingespielten Cast aufbauen.
Die Skripts sind straff, die hervorragend interagierenden Darsteller durch die Bank weg sympatisch und trotz des eigentlich begrenzten Konzepts lassen sich, wenn überhaupt nur, nur geringfügige Konventionen finden. Die sich wiederholenden Schemata der Serie werden mittlerweile oft genug komödiantisch abgewandelt (so dass auch mal Wilson von Tim Ratschläge erhält), dass keine Langeweile aufkommen kann.

Siehe auch:

1 Kommentare:

Andi hat gesagt…

Schön, dass du den Punkt hervorhebst, der wesentlich dazu beiträgt, dass HMWDH meine Lieblings-TV-Serie überhaupt ist: Die Realitätsnähe!
Genau wie der Humor ist diese etwa mittig zu finden, zwischen übertrieben-albernen Sitcoms á la Urkel und Co. und zu seichten Familiendramen wie "Full House" (obwohl Letztere auch zu meinen Lieblingen zählt).

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