Donnerstag, 15. Dezember 2011

Televisionärer Dauerspaß – Meine 24 liebsten Disney-Serien (Teil XV)

Platz 10: Chip und Chap – Die Ritter des Rechts

Die Top Ten meiner liebsten Disney-Fernsehserien eröffnet so gleich mit dem ersten Eintrag auf dieser Liste, den Leute "meiner" Generation, also Kinder der späten 80er und frühen 90er, als echte Disney-Klassiker bezeichnen würden. Denn Chip und Chap Die Ritter des Rechts feierte seine Premiere in Deutschland nicht in irgendeinem RTL-Samstagmorgen-Block, auf Super RTL oder gar in der DisneyTime der ProSiebenSat.1-Gruppe, sondern im väterlichen Schoß des ARD-Disney Clubs!

DuckTales war noch eine recht schlüssige Neuerfindung des Duck-Kosmos, wurden in der Serie doch hauptsächlich Abenteuer im Stile von Carl Barks (oder sogar von Carl Barks) mit einer anderen Figurenkonstellation und dramaturgisch "fernsehtauglicher" umgesetzt. Die nächste Neuerfindung klassischer Disney-Helden war deutlich revolutionärer. Und ich wage zu behaupten, dass sie heutzutage als neues Konzept wohl nicht mehr Fuß fassen könnte, genauso wie die nicht minder radikale Neuinterpretation der Dschungelbuch-Figuren in Käpt'n Balu und seine tollkühne Crew.

Man muss sich doch nur mal folgendes vorstellen: Disney hat seine Figuren für's Fernsehen nie komplett auf den Kopf gestellt. Und heute taucht im Internet die Meldung auf "Disney macht aus Donalds frechen Widersachern Ahörnchen und Behörnchen Verbrechensbekämpfer! Balu aus dem Dschungelbuch wird Frachtpilot, der gegen Luftpiraten kämpft! Schneewittchen leitet illegale Schnapsbrennerei!" Die Disney-Fans würden doch sofort das halbe Internet in Brand stecken, vor lauter Entrüstung! Aber ohne allgegenwärtiges Internet konnte Disney die Zuschauer mit solchen Konzepten auf kaltem Fuß erwischen - und sie so erfolgreich durchsetzen.

Chip & Chap war jedoch bekanntermaßen nicht stets als Neugeburt der kleinen Widersacher Donald Ducks geplant. Ursprünglich sollte die Fernsehserie über detektivische Mäuse eine Fortführung des Kinofilms Bernard & Bianca werden, was jedoch von Jeffrey Katzenberg gestoppt wurde, weil bereits eine Kinofortsetzung über das Mäuseduo geplant war. Ein weiterer Haltepunkt der Chip & Chap-Konzeption, der Jahre später wohl anders gelaufen wäre.

Also wurden neue Charaktere entwickelt, die diese Serie tragen sollten. Die von Tad Stone und seinem Team entworfenen Figuren wurden der Geschäftsführung im selben Meeting präsentiert, während dem beschlossen wurde, welche Figuren in der zweiten Staffel von DuckTales zum bereits etablierten Cast dazustoßen sollten.
Nun Metro Mice betitelt, sollte die neue Disney-Trickserie von einer verwegenen Maus im Indiana-Jones-Look, einer Erfindermaus, einer Beutelratte mit Fachwissen in Sachen Sprengstoff, einer Martial-Artist-Grille, einem weiblichen Chamäleon (die Sekretärin des Teams) und einem Adler handeln. Doch auch diese Figuren erhielten, von der erfinderischen Maus Trixie abgesehen, ein "Daumen runter" von Michael Eisner und Jeffrey Katzenberg.

Mit Rückblick auf die erfolgreiche DuckTales-Formel suchte man nach bereits bekannten Disney-Figuren, die es erleichtern sollten, sich schnell an die Trickhelden zu binden. An dieser Stelle entzweien sich die Berichte: Mal heißt es, Tad Stone hätte Chip und Chap ins Gespräch gebracht, mal heißt es, dass es Michael Eisner war. So oder so war man sich im Konferenzraum plötzlich einig - und der Rest ist, wie es so klischeebeladen heißt, Geschichte. Der Pilotfilm und die Preview-Episode im Disney Channel kamen beim Publikum an, und so ging die Serie etwas später regulär über den Äther. Vom 4. März 1989 bis zum 19. November 1990 liefen in den USA neue Episoden, insgesamt wieder einmal 65 an der Zahl.

Chip und Chap – Die Ritter des Rechts lebt zu ungefähr gleichen Teilen von den sympatischen Figuren, als auch von den witzigen Einfällen, mit denen die Fälle der Rettungstruppe gespickt sind. Der clevere Chip und der schusseligere Chap geben auch in ihrer eloquenteren Inkarnation ein tolles Comedyduo ab und auch den enorm starken Weltenbummler Samson mit seiner Käsesucht fand ich immer äußerst amüsant. Selbst wenn er daran Schuld hat, dass ich später, als die Serie auf Super RTL wiederholt wurde, während der Ausstrahlung immer eine ungesunde Lust auf Käsechips bekam. Die erfinderische Trixie ist natürlich ebenfalls ein wertvoller Bestandteil der Serie, und sie ist nun wirklich keine schlecht konzipierte Figur, doch ich kann nicht ganz nachvollziehen, woher ihre immense Fanbase herrührt Ich würde sie jedenfalls auf eine Stufe mit Samson stellen. *duck und weg* Und die Fliege Summi, joah, sie war auch dabei und hat ab und zu auch was nettes dazu beigesteuert.

Gemeinsam klärt diese Truppe unterschiedliche Verbrechen auf: Mal sind Tiere die Auftraggeber, andere Male nehmen sie sich Fällen an, unter denen Kinder leiden (die der Polizei aber nicht wichtig genug sind). Und wieder andere Male stolperte die Rettungstruppe eher in DuckTales-haftere Abenteuer. Die Schurkengallerie ist denkwürdig, jedoch konnten Katzen-Gangsterboss Al Katzone, der verrückte Wissenschaftler Nimnul und Co. nie eine solche Fallhöhe aufbauen, wie manch andere TV-Schurken (*hust*Darkwing Duck*hust*). Dennoch waren die Storys amüsant und abwechslungsreich. Die Serie hat einfach einen tollen "Wohlfühlfaktor". Bei Marathon-Sitzungen geht einem die hyperaktive Musik allerdings schnell auf den Keks. Naja, zumindest mir geht's so.

Von allen Disney-Fernsehserien hat Chip & Chap wohl auch die engagierteste und größte, sowie auch launischste, Fanbase. Es gibt sehr kreative Fanfics, von denen die wichtigsten auch mehr oder weniger geschlossen als Fan-Kanon (Fanon) akzeptiert werden. Jedoch kann man die Fanbase mit der Frage "Mit wem sollte Trixie zusamenkommen?" schnell an den Rand einer Explosion bringen.

Wie auch Darkwing Duck bekam Chip & Chap neulich eine Fortführung in Comicform. Die Nager wurden jedoch nicht sehr alt, da die Verkaufszahlen nicht ganz den Erwartungen entsprachen. Manche mutmaßen, dass die Fans lieber ihre Fics lasen - jedenfalls wurde stattdessen DuckTales in Comicform weitergesponnen. Was allerdings eine ganz eigene Geschichte ist ...

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