Montag, 1. Januar 2018

Meine Gedanken zum Kinojahr 2017


2017 war die konsequente Fortsetzung des Jahres 2016. Die gesellschaftspolitischen Debatten des Vorjahres wurden explosiver weitergesponnen, die erschütternde Politlage wurde noch anstrengender und in der Welt des Films gab es ein weiteres Mal eine Riege an schwach aufgenommenen Blockbustern, die ganz allein in der öffentlichen Wahrnehmung den Blick aufs Kinojahr getrübt haben, obwohl es doch so viele filmische Perlen zu genießen gab.

Der gallige "Fans gegen Kritiker"-Diskurs 2016 hat sich 2017 zwar glücklicherweise nicht noch weiter potenziert, abgeebbt ist er allerdings leider auch nicht. Das für mich dominante Thema im Filmdiskurs 2017 war jedoch das Auseinanderdriften zwischen US-Konsens und der hiesigen Rezeption. Ob Pirates of the Caribbean: Salazars Rache, Thor - Tag der Entscheidung, Wonder Woman, Baywatch, Die Mumie, Aus dem Nichts, Star Wars - Die letzten Jedi oder, oder, oder: Viele Filme kamen auf der anderen Seite des Teichs bei der schreibenden Zunft ganz anders an als in der Bundesrepublik. Da wir aber keinen solchen Kritikerspiegel haben wie Rottentomatoes, verbreitet sich dieser deutsche Konsens in den sozialen Medien schleichender. Was viele Vorteile haben kann (die sklavische Hörigkeit auf den RT-Prozentwert ist lästig), aber auch viele Nachteile. Denn (wohl auch Trump-Wahnsinn sei Dank): Die Amerikaner sind in ihrer Popkulturrezeption 2017 ganz schön durchgeknallt.

Und ich fürchte, dass die kaputte Stimmung in dem Land, aus dem wir einen Großteil unseres Entertainments importieren, uns in den kommenden Jahren eine Fortsetzung meines ungeliebtesten Trends des Filmjahres bringen wird. Denn schon 2017 wurden viele Filme durch aufgesetzte, extrem kitschige, mit dem Brecheisen in den Erzählfluss gehobelte, idiotische Monologe über den Wert der Liebe hinuntergezogen. Das Ende von Wonder Woman zieht sich irgendwas über Liebe und Vertrauen aus der Nase, in Valerian sülzt Cara Delevigne eine weder zur Charakterzeichnung ihrer Figur noch in den Filmmoment passenden Rede über Liebeliebeliebeliebe hinunter, der eigentlich sehr schöne Guardians of the Galaxy Vol. 2 verwässert manche seiner emotionaleren Passagen, indem aus Subtext ganz brutal Text gemacht wird, und von Alien: Covenant fang ich jetzt besser gar nicht erst an. Und damit ist nur die Spitze des Eisberges abgedeckt. Wenn betont warmherzige Familienfilme wie Paddington 2 oder Bibi & Tina - Tohuwabohu total! ihre Botschaft wesentlich subtiler rüberbringen, sollte das den "erwachsenen" Unterhaltungsschaffenden eine große Warnung sein!

Wenigstens konnte ich mich auch 2017 in einige Sondervorführungen flüchten. Darunter befanden sich die im beschränkten Eventfenster ausgewerteten Filme Rammstein: Berlin, Hans Zimmer Live sowie Berlin Falling, darüber hinaus habe ich mir etwa eine Wiederaufführung von Ghostbusters - Answer the Call in 3D gegönnt, eine Q&A-Vorführung von Einsamkeit und Sex und Mitleid und Kino-Neusichtungen von Terminator 2 (in 3D), Die Reifeprüfung (in 4K-Neuabtastung), Das fünfte Element (ebenfalls in 4K), Dirty Harry (mit allem Bildrauschen und Knacksen, das dazugehört), Falsches Spiel mit Roger Rabbit (in 35mm) sowie  Fantasia (in HD). Außerdem habe ich Dunkirk in 70mm begutachtet, ein sehr emotionales Planet der Affen-Triple besucht und  dieStar Wars-Episoden VII sowie VIII im Double erlebt.

Was bleibt mir sonst zu sagen, außer: Auf ein schönes 2018!

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