Mittwoch, 8. Januar 2020

Musikalisches Immergrün – Die besten Disney-Songs der Dekade (Teil IV)



Platz 60: Ein Schnabeltier hat die Kontrolle hier ("There's a Platypus Controlling Me") aus Phineas & Ferb
Musik und Text: Dan Povenmire, Martin Olson & Jeff "Swampy" Marsh (dt. Text von Christine Roche, Ursula von Langen & Thomas Amper)

Eines der erzählerischen Kunststücke in Phineas & Ferb, die einem erst so wirklich bewusst werden, wenn man kurz einen Moment Abstand nimmt und darüber nachdenkt, wie sich das Format im Laufe der Zeit gewandelt hat: Povemire und Marsh haben nicht einfach eine bloße Gagparade entwickelt (obwohl Phineas & Ferb als solche hervorragend funktioniert), und nicht einfach nur eine immer komplexer, größer und verworrener werdende Abfolge von Insidern, Running Gags und Erwartungsbrechungen konstruiert. Hinter all dem steckt auch eine sehr beiläufige, sehr konsequente Figurenentwicklung. Aus "Der Nerd und der Bully" werden zwei enge Freunde, und aus "Der böse, seltsame Wissenschaftler und der tierische Geheimagent, der ihn immer wieder bezwingt" wird eine komplizierte Hassliebe. Ein frühes Signal, wie sich Agent P und Dr. Doofenschmirtz wandeln, ist dieses Lied, bei dem Schnabeltier Perry seinem Erzfeind mit Witz und Rhythmus aus einer misslichen Lage hilft.


Platz 59: Im Irrgarten kannst du dich schnell verirren ("Not Knowing Where You're Going") aus Phineas & Ferb
Musik und Text: Martin Olson, Bobby Gaylor, Jon Colton Barry & Jeff "Swampy" Marsh (dt. Text von Christine Roche, Ursula von Langen & Thomas Amper)

Dieser Genremischmasch, der während Überstunden vom Phineas & Ferb-Team kreiert wurde, hat einige stilistische Verweise auf Donovans Hurdy Gurdy Man, während die dazugehörige Szene unter anderem den berühmt-berüchtigten, schwebenden Riesenbabykopf aufweist, der in hoher Taktung durch die Serie geistert. Und auch eine Indiana Jones-Referenz hat sich hier versteckt. Im Irrgarten kannst du dich schnell verirren ist somit eine ideale Gelegenheit, Novizen Phineas & Ferb zu erklären: (Für die Kernzielgruppe) obskure Hommagen, leicht verständliche Popkulturverweise und unsterbliche Insider wuseln amüsant und faszinierend umher. Ein schönes Lied, das sehr eingängig ist.


Platz 58: Mit mir allein ("Me Party") aus Die Muppets
Musik und Text: Bret McKenzie & Paul Roemen (dt. Text von Christine Roche & Klaus-Rüdiger Paulus)

Aus der Kategorie "Lasst mich, ich mag's!" präsentiere ich: Mit mir allein, den "Endgegner" der Muppet-Fans. Denn in den fast zehn Jahren, die seit dem Kinostart von Die Muppets vergangen sind, hat sich dieser peppige, harmlose, alberne, kleine discoeske Song zum Prügelknappen in manchen Ecken der Disney- und Muppet-Fandoms entwickelt. Der Grund dafür: Fast alle haben eine geschnittene Szene aus dem Film, die sie lieber in Die Muppets sehen würden als diese Nummer. Aber ich sage: Lasst die Szene doch in Ruhe, lasst mich, ich mag den Song.


Platz 57: Vuelie aus Die Eiskönigin
Musik und Text: Christophe Beck und Frode Fjellheim

Jaja, jaja, ich habe die vergangenen Jahre viel Zeit darin investiert, über Die Eiskönigin zu meckern, aber Vuelie, der folkloristische Eröffnungssong des Films, ist nicht nur überaus einprägsam, sondern auch sehr atmosphärisch und setzt die Erwartungen für den Rest direkt ein ordentliches Stück nach oben. Inspiriert von traditioneller Musik der Samen, bedient sich das Stück am rituellen Joik sowie an einem dänischen Kirchenlied namens Dejlig er jorden. Somit ist Vuelie das letzte nennenswerte, verbleibende Element aus der Zeit, als der Film noch stärker auf christliche Symbole verweisen sollte: In einer frühen Entwicklungsphase waren auch Verweise auf Jeanne d’Arc eingeplant sowie christliche Elemente im Königreich Arendelle.


Platz 56: Touch the Sky aus Merida - Legende der Highlands
Musik: Alex Mandel, Text: Alex Mandel & Mark Andrews


Was Pixars erster Film von einer Regisseurin werden sollte, die noch dazu sehr persönliche Elemente einbringen wollte und die Beziehung zwischen Merida und ihrer Mutter auf ihre eigene Dynamik mit ihrer Tochter basieren ließ, wurde letztlich etwas ganz anderes: Brenda Chapmans Vision eines feinfühligen Abenteuers wurde zu einer schnellen, cartoonigen Komödie von Mark Andrews. Der Regisseur, der einst Schlagzeilen damit geschrieben hat, dass er in einem Interview verkündete, man müsste bei Pixar schneller arbeiten (wenige Jahre, nachdem Andrew Stanton die besonnene Entwicklungszeit von Pixar-Filmen lobte), hat außerdem an diesem Song mitgewirkt. Und ich muss sagen: Touch the Sky ist mir über die Jahre ans Herz gewachsen - was das Lied wohl auch seinem wunderschönen Arrangement in der Disneyland-Paris-Liveshow Forest of Enchantment zu verdanken hat.

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