Sonntag, 2. November 2008

Pocher pappt an peinlichen Parodien, an peinlichen Parodien pappt Pocher

Oliver Pocher spaltet ja eh schon die Fernsehzuschauer und wie man beim Comedypreis sah, genießen es seine Kollegen, ihn als Zielscheibe zu benutzen.
Albern, prollig und dumm oder ehrlich, frech und einmalig. Egal, wie man zu Pocher steht, eins steht fest: Er übertreibt. Und das zu seinem eigenen Schaden.

In Schmidt & Pocher schlägt sich Pocher eigentlich gar nicht mal so schlecht wie anfangs befürchtet, er weiß durchaus gekonnt freche Pointen im Dirty-Harry-Stil zu bringen und manche Gäste auf witzige Weise aus der Reserve zu locken. Zumindest ab und zu.

Trotzdem regt er mich in dieser Sendung (und nicht nur da) immer mehr auf. Denn wenn Pocher eins nicht kann, dann ist es die Selbstbeobachtung. Zunächst einmal weiß er einfach nicht, wann er eine Grenze überschreitet (siehe seinen Versuch, einem internationalen Star Körperflüssigkeiten eines deutschen B-Promis zu überreichen). Das ist die eine Sache und dafür haben wir ja auch Schmidt, der ihn zumindest in der gemeinsamen Sendung zusammenstauchen kann, wenn es sein muss.
Weitreichender ist jedoch seine fast schon beeindruckende Selbstüberschätzung, was sein Imitationstalent betrifft. Manche Leute kann Pocher recht gut imitieren (etwa Oliver Kahn und Lukas Podolski, manchmal auch Peter Zwegat), nur scheint er durch die positiven Reaktionen auf diese Einlagen auf den Gedanken gekommen zu sein, er wäre ein geborender Parodist und hätte im selben Talentschuppen eingekauft wie die Switch Reloaded-Crew.

Realität an Oliver Pocher: Nein, hast du nicht.
Pocher hat vielleicht noch die Reste aus dem Grabbeltisch abbekommen, die übrig waren als die Switch-Darsteller vollbepackt den Talenteschuppen verließen. Das ist nun wahrlich keine Schande, nicht jeder ist dazu geeignet, Leute gekonnt nachzuahmen. Dafür hat Pocher ein Talent zum gewitzten Provozieren, das er unter der Regie Schmidts sicherlich ausbauen könnte, um sich so eine gute Zukunft im Unterhaltungsgeschäft aufzubauen.
Stattdessen versteift sich Pocher auf die Lacher, die er für die anfangs noch auflockernden Parodien in Schmidt & Pocher bekam und überreizt die Idee mit lachhaftem Ehrgeiz. Pocher schlüpft mittlerweile wahllos in einfach jede Rolle und dreht uninspiriert einen Sketch oder eine Straßenaktion nach der anderen ab. Jeder Fußballer wird von ihm auf "Teufel-komm-raus" verkörpert (hat er etwa noch die ganzen Perrücken vom Bringt ihn Heim-Video über und versucht die Investition lohnend zu machen?), als mieser Bruce-Darnell-Verschnitt hat er sich schon versucht und als schlechtester Joker aller Zeiten sollte er auch schon in die Comicgeschichte eingegangen sein.

Schmidt & Pocher ist keine Parodie-Sketchshow wie Switch Reloaded. Allein deshalb sollte Pocher endlich auf die Bremse steigen. Solche Einspieler sollten zur reinen Auflockerung dienen, um die Sendung vielfältiger zu gestalten. Dann sollte er lernen, dass man nicht jeden nachmachen kann. Manche Persönlichkeiten liegen einem mehr, als andere. Vor allem jedoch: Wenn man parodieren will, sollte man sich mehr mit dem "Opfer" beschäftigen. Einfach nur einen typischen Satz nachsagen genügt nicht. Sein Versuch letztens, Stefan Raab nachzumachen, als Schmidt "Dalli Dalli" nachzuspielen hatte allein vom Kontext her keinen Sinn und Verstand, wahllos zu stammeln und völlig an Raabs Charakteristika vorbeizurennen killt den Witz endgültig.

Überhaupt scheint bei Pocher es an Vorbereitungszeit (oder-willen?) zu mangeln. War seine Barth-Parodie 2007 noch gekonnt, war sein Beitrag neulich einfach peinlich. Als Barth verkleidet (was man nur an der Ankündigung erkannte) berlinerte er sich durch teure Läden, wiederholte Teilsätze und lachte über eigene Gags. Das hätte auch Pochers Zwillingsbruder, der vor vielen Jahren in die Hauptstadt umzog, sein können. Dass es Barth war merkte man bloß am in Rekordhöhe gefallenen Wort "Freundin". Barth krampfhaft als arrogant darzustellen gelang dann noch weniger, als ihn erstmal überhaupt darzustellen.

Wenn man sich wenigstens auf Pochers Paraderollen verlassen könnte, doch die Kahn- und Podolski-Gags sind ihm auch schon lange ausgegangen.

Ächz.

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