Dienstag, 3. November 2009

Musikalisches Immergrün - Meine 333 liebsten Disney-Lieder (Teil V)

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Noch einmal kurz durchatmen. In diesem Block finden sich die letzten Songs der untersten Kategorie - hier sind die Songs, die ich nicht unerwähnt lassen wollte, wenn ich mich schon einem dermaßen wahnsinnigem Unterfangen wie einer ausführlichen Hitliste über Disneylieder widme. Im nächsten Teil von Musikalisches Immergrün wird es dann ganz behutsam wärmer um mein Trommelfell. Bis auf's Blut würde ich diese Titel zwar nicht verteidigen, aber unterschätzt werden sie meiner Meinung nach allesamt.

Platz 309: Der Hula-Hupler-Sprung ("The Whoop-de-Dooper Loop-de-Looper Ali-Ooper Bounce") aus Tiggers großes Abenteuer
Musik & Text von Robert B. & Richard M. Sherman (dt. Fassung von Andreas Hommelsheim)

Tiggers großes Abenteuer aus Disneys Direct-to-Video-Schmiede, den DisneyToon Studios, sollte ursprünglich direkt auf Video erscheinen. Als der damalige Disney-Vorsitzende Michael Eisner allerdings die Lieder und die instrumentale Musik der Sherman Brüder hörte, beförderte er den neuen Film mit Winnie Puuh und seinen Freunden ins Kino.
Ich selbst zähle Tiggers großes Abenteuer nicht zu den besten Arbeiten der Shermans, und meinen liebsten Song aus diesem Film würde ich objektiv betrachtet schlechter bewerten als etwa ihre Kompositionen für den Primus-von-Quack-Kurzfilm A Symposium on Popular Songs. Diese Kompositionen waren wesentlich einfallreicher, geschliffener und pointierter.
Dass ich den Hula-Hupler-Sprung nichtsdestotrotz in dieser Hitliste über Fortune Cookie Bakery Man (Platz 310) liste liegt daran, dass ich, so simpel das Lied auch sein mag, der frohgemut-albernen deutschen Fassung einfach nicht widerstehen kann. Das Lied ist zweifelsohne der Boogie-Woogie-Parodie unterlegen, aber Joachim Kaps als deutsche Stimme von Tigger bringt eine solche Spielfreude und eine spaßige Wärme mit, dass ich letztlich mit einem halben Sympathiepunkt Vorsprung Tiggers gesungener Erklärung des ultimativen Sprungs den Vorzug geben musste.
Ich verziehe mich verschähmt und mache Platz für das nächste Lied im Countdown...

Platz 308: Rockin' at the House of Mouse, der Titelsong von Mickys Clubhaus
Musik & Text von Brian Setzer (dt. Fassung von ?)

Der Serie Mickys Clubhaus liegt eine vorzügliche Idee zu Grunde, welche leider mäßig umgesetzt wurde. Micky und seine Freunde leiten einen Nachtclub, in dem alle Disney-Charaktere ein und aus gehen. Neben Stand Up von Micky und allabendlichen Musiknummern gibt es auch Videoeinspieler und weitere Studioaktionen. In bester Muppet Show-Manier blickt die Serie zudem hinter die Kulissen von Mickys Clubhaus und zeigt den chaotischen Alltag von Micky, Donald, Goofy und Co. Leider reichen die Gags in den durchschnittlichen Folgen nicht über ein paar nette Einzeiler und "Guck mal, wer da nebeneinander sitzt!" hinaus und die Videoeinspieler sind nahezu durchgehend bereits bekannte Kurzfilme aus Neue Micky Maus Geschichten.
Völlig misslungen ist Mickys Clubhaus glücklicherweise auch nicht. Hie und da ist die Rahmenhandlung sehr amüsant und in die größeren Gastauftritte alter Disneyfiguren sind ebenfalls sehr gut. Und Brian Setzers Titelsong überführt den typischen Klang einer Late-Night-Show-Intromusikganz gut in die Cartoonwelt.

Platz 307: Walk Away aus High School Musical 3: Senior Year
Musik & Text von Jamie Houston

Vanessa Hudgens Solonummern (bzw. die ihrer Filmfigur Ganriella) waren die traurigen Tiefpunkte von High School Musical und High School Musical 2. Waren sie für sich genommen unschuldig-süß und glatt geleckt (im Fall des ersten Teils der Tennie-Musicaltrilogie) beziehungsweise krampfhaft-sülzig und bemüht-kitschig (im Falle des zweiten Teils), so entpuppen sie sich, wenn man nur genügend mitdenkt, im Gesamtkontext ihrer jeweiligen Filme als affektiert, überflüssig, emotional fehlleitend und zum Kopf-gegen-die-Wand-hämmern idiotisch, da sie die als überintelligent beschriebene Figur der Gabriella als ziemlich beschränkt enttarnen. Vor allem für die Platzierung des Songs im zweiten Teil könnte ich den Verantwortlichen noch immer an die Gurgel springen.
Entsprechend panisch reagierte ich, als Gabriella in High School Musical 3: Senior Year zur Solonummer ansetzte. Der Film verlief bis zu diesem Zeitpunkt so gut - muss die jetzt alles kaputt machen?!

Überraschenderweise folgte im dritten Film ausnahmsweise keine geballte Ladung kitschig vorgetragener Selbstbemitleidungsfloskeln mit klebrig-schnulziger Musikbegleitung, sondern eine soulig-funkige Nummer, über deren Gehalt sich zwar weiterhin streiten lässt und die sicherlich ein paar Sekunden weniger Laufzeit vertragen würde, die aber zur Entschädigung dafür ihre Pendants aus den ersten zwei Filmen (fast) vergessen macht.

Platz 306: Lichtschein auf dem Wasser ("Candle on the Water") aus Elliot, das Schmunzelmonster
Music & Text von Al Kasha & Joel Hirschhorn (dt. Fassung von Heinrich Riethmüller)

Für den Oscar nominiert, aber in Deutschland erst in den Vorspann, dann komplett aus dem Film verbannt: Lichtschein auf dem Wasser aus Elliot, das Schmunzelmonster scheint dem deutschen Vertrieb damals zu langwierig für das Kinderpublikum gewesen zu sein, weshalb der Titel mitsamt ein paar finst'rer Einstellungen der Titelfigur Elliot (einem Schmunzelmonster, das man im Film dann doch als Drachen bezeichnet) und weiteren völlig unnötigen Liedern gnadenlos rausgekürzt wurde. Die auf Deutsch von Katja Ebstein gesungene Ballade verleiht dem Film - an ihrer ursprünglichen Stelle - neue Tiefe und eine reifere Gefühlsdimension, indem sie Petes potentieller Ziehmutter Nora über ihre Hoffnung singen lässt, dass ihr zur See gefahrener Liebster endlich wieder zurückkehrt. So rundet der Song das gefühlvolle, warmherzige künstlerische Gesamtpaket von Elliot, das Schmunzelpaket ab. Als langatmiger Titelsong im Vorspann strapaziert es dagegen nur meine Nerven und ist völlig deplatziert.

Platz 305: Upendi aus Der König der Löwen 2: Simbas Königreich
Musik & Text von Kevin Quinn & Randy Petersen (dt. Fassung von Frank Lenart)

Interessant an Disneys so genannten "Cheapquels", dass sie zwar mit der Zeit optisch ansprechender wurden (man vergleiche beispielsweise Dschafars Rückkehr mit Der König der Löwen 3: Hakuna Matata), musikalisch andererseits die gegenteilige Entwicklung festzustellen ist. Gab sich Disney bei den früheren Fortsetzungen noch redlich Mühe, so trällern in späteren DVD-Premieren bloß noch uninspirierte Abkupferungsversuche des unverwechselbaren Disney-Kniffs durch die Lautsprecher der Heimkinoanlage.
Selbst wenn man das von mir gemochte Gänge graben (Platz 319) als Vergleich heranzieht, fällt einem der Qualitätsunterschied auf. Upendi klingt in seiner Verquickung westlicher und afrikanischer Mentalität wesentlich verspielter und zwangloser.
Das von Rafiki (auf Deutsch gesegnet mit der Stimme des großartigen Joachim Kemmer in einer seiner letzten Synchronrollen) gesungene Liebeslied ist wohl das, was dabei heraus kommt, wenn sich Can You Feel The Love Tonight? bei Kerzenschein gegenüber von Hakuna Matata setzt und man die zwei dann alleine lässt: Ein frohgemutes, verspieltes Liebeslied. Die dazugehörige Sequenz ging in ihrer Farbenfröhlichkeit und dem eher lockerem Umgang mit physikalischen Gesetzen klar in die Schule von Mentor Ich will jetzt gleich König sein. Zyniker mögen da die Augen rollen und Disney Selbstplagiatismus vorwerfen, ich persönlich dagegen finde Upendi im Gesamtfluss des Films bei weitem nicht so kühl kalkuliert, wie es hier klingen könnte.

Die Filmversion ist übrigens ungleich besser als die langsamere Pop-Version In Youpendi von WES (allen Menschen die in den frühen 90ern ein Radio oder musikalisch Interessierte Klassenkameraden besaßen sicherlich aufgrund dieses Liedes wohl bekannt).

2 Kommentare:

Luanalara hat gesagt…

Waaah, ich hab auf den WES-Link geklickt! Wer kennt es nicht... heutzutage aber nicht mehr so ganz meins. *g*

"Upendi" fand ich immer ganz süß, wenn auch etwas zu bunt. Aber wie bereits an anderer Stelle erwähnt, alles, was Joachim Kemmer singt, ist prinzipiell schon mal gut. :)

"Walk away" find ich auch schön, aber ich find ja auch Gabriellas andere Schmalzballaden irgendwie schön^^, so für sich gesehen ohne Filmkontext. "Walk away" macht wenigstens dazu noch halbwegs Sinn.

Obwohl ich Elliott nie gesehen habe, kommt mir das Lied verdammt bekannt vor. Wahrscheinlich hab ich es mal unbewusst irgendwo gehört. Ist hübsch, aber für den Vorspann finde ich es etwas zu lahm.

Soso, als nächstes kommen dann also Lieder, die möglicherweise nicht ganz so obskur sind. *g* Ich bin gespannt (Und wir fangen an mit... *trommelwirbel* Aida!).

Andi hat gesagt…

308: Bin größter Fan vom Brian Setzer Orchestra, die Nummer gefällt mir allerdings nicht besonders.
306: Du legst es wohl auf Krieg an, wie? "Candle On The Water" ist nicht nur einer der schönsten Disney-Songs, sonder eines der schönsten Lieder überhaupt! Die dt. Version gefällt mir nicht so gut. Ich hab einfach ein Problem mit Popsongs in deutsch.

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