Montag, 1. Juli 2013

James Bond 007 – Der Mann mit dem goldenen Colt


Während mir Roger Moores Einstand in die Bond-Reihe gefiel, habe ich mit seinem zweiten Leinwandeinsatz arge Probleme. Der letzte von Guy Hamilton inszenierte Bond-Film verfolgt insofern das Vorbild von Leben und sterben lassen, als dass diese Produktion aus dem Jahr 1973 ein weiteres Mal die klassische Bond-Formel (in diesem Fall allerhand stilistische Goldfinger-Anleihen) mit einem aktuellen Actiontrend vermengt. Dieses Mal gibt es statt des Blaxpolitationeinschlags einige Martial-Arts-Momente zu sehen, außerdem wird der Humor aus Leben und sterben lassen genauso ausgebaut wie die Freude an ausgedehnten, zwischen beeindruckenden Anblicken und cartoonigem Humor springenden Verfolgungsjagden. Aber der Mix, der bei Moores Premiere noch aufging, scheitert für mich in diesem Film an ausufernder Selbstverliebtheit, einem  Übermut darin, wie comichafter Humor und fremde Genreelemente der Bond-Formel angepasst werden können sowie an einem unkonzentrierten Skript.

Der Film eröffnet in einem absonderlichen Kabinett im Keller des weltmännischen und ruchlosen Killers Francisco Scaramanga (Christopher Lee), dessen verwirrenden Bauten vom kleinwüchsigen Handlanger Schnick Schnack (bzw. Nick Nack im Original, gespielt von Hervé Villechaize) bedient werden. Wie MI6 erfährt, hat es dieses diabolische Duo auf Bond abgesehen, wie eine in die Hände des Geheimdiensts gelangte, mit der Codenummer 007 gekennzeichnete goldene Pistolenkugel eindrucksvoll vorführt. Bond macht sich daher auf die Suche nach Scaramanga, um ihm einen Schritt voraus sein zu können. Während seiner Suche nach dem berüchtigten Schurken wird er Zeuge dessen, wie er den Erfinder des Solex-Generators (einer mächtigen Apparatur, die die Energiekrise abwenden oder als fähige Waffe missbraucht werden könnte) ermordet. Es kommt der Verdacht auf, dass die an 007 gerichtete Drohung bloß zur Ablenkung dienen sollte, und es Scaramanga um das Solex-Gerät ging, weshalb Bond es sich zur Aufgabe macht, es wiederzubeschaffen. Es beginnt eine weltumspannende Spurensuche, die den Mann mit der Lizenz zum Töten unter anderem nach Bangkok und auf Scaramangas Privatinsel führt ...

Die Qualitäten von Der Mann mit dem goldenen Colt zu finden, fällt mir wahrlich schwer. Bereits die Prologsequenz, eine der am stärksten gelobten Szenen des Films, finde ich arg bemüht und tonal unmöglich einzuordnen. Soll ich über Scaramangas Schreckenskabinett lachen oder staunen? Auch sind mir die Anleihen an frühere Bonds zu forciert ernsthaft, ohne dass die Handlung die Parallelen zu Goldfinger oder Dr. No wirklich verdient wären. Dafür ist die Story zu gestreckt, die Irrfahrt durch halb Asien (nur, um mies choreographierte und dramaturgisch lachhafte Martial-Arts-Szenen einzubauen) könnte komplett gestrichen werden, und auch der "Die Morddrohung an Bond ist nur ein Ablenkungsmanöver"-Ansatz wird sehr lieblos umgesetzt. Dennoch muss ich Guy Hamilton, vor allem nach seinem schwulenfeindlichen Diamantenfieber und dem für so einige Zuschauer unter Rassismusverdacht stehenden Leben und sterben lassen, immerhin zugestehen: Die Darstellung Schnick Schnacks ist um einiges würdevoller als man von einem dummen, massenorientierten Film aus den 70ern erwarten dürfte. Weder ist er der hinterfotzige Giftgnom, noch der minderwertige Handlanger Scaramangas. Stattdessen ist es Hervé Villechaize gestattet, einen treu-sarkastischen, klugen Assistenten und Freund des Hauptschurken zu spielen. Umso ärgerlicher, dass der letzte Kampf zwischen Bond und ihm vollkommen unausgeglichen, unfair und somit spannungsbefreit ist. Eine Begegnung auf Augenhöhe wäre bei diesem starken Charakter das einzig angebrachte gewesen!

Ebenso wird auch Scaramanga (den Christopher Lee meiner Ansicht nach leider nicht mit seinem kultigen Flair versehen kann und der mich daher recht kalt lässt) recht unspektakulär besiegt. Höhepunkt in Sachen Action stellt viel mehr eine Verfolgungsjagd in Bangkok dar, die zwar langgezogen ist, jedoch mitreißend inszeniert daherkommt und obendrein einen spektakulären Autostunt umfasst, den man gesehen haben muss. Dass er mit einem Comedy-Soundeffekt verhunzt wird und während der packenden Verfolgungsjagd ellenlange, stupide Gags mit dem im Vorgängerfilm noch recht lustigen Hinterwaldsheriff J. W. Pepper zu erdulden sind, spricht allerdings Bände darüber, was die Filmemacher bei diesem Agentenabenteuer geritten hat.

Und auch Roger Moores Darbietung mag mir in Der Mann mit dem goldenen Colt nicht ganz behagen, was jedoch weniger ihm als dem Skript geschuldet ist. Moore behält in seinem zweiten Film seinen kühl-souveränen Charme, doch als Martial-Arts-Kämpfer ist er einfach lächerlich und er bringt das coole Raubein einfach nicht so rüber wie Sean Connery. Das war in Leben und sterben lassen unbedeutend, da Moore dort seinen eigenen Bond erfinden durfte, aber in diesem Film muss er sich durch einige Arschlochmomente manövrieren: Er führt seine Verehrerinnen vor, nutzt im Umgang mit Frauen raue Gewalt, ist ein Ekel gegenüber Kindern und so weiter ... All dies passt einfach nicht zu Moore.

Kurzum: Vom wirren Anfang über den anstrengenden Titelsong mit seinen flachen Doppeldeutigkeiten hin zum lahmen Finale. Dieser Bond fällt für mich nahezu durchgehend flach.

1 Kommentare:

DMJ hat gesagt…

Das Ende mit Schnick Schnack hat mich auch gestört. Da wird er erst als richtige Figur aufgebaut und dann verweigert man ihm einen ernsthaften Showdown (wobei man ja ganz darauf hätte verzichten können, da er, wenn ich mich recht entsinne, überhaupt keinen Grund hätte, Bond zu zürnen). Es mag schräg klingen, aber es ist unfair gegenüber, ihn nicht umzubringen und ihn somit als minderwertig oder zumindest bedeutungslos abzustempeln.

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