Donnerstag, 10. Juli 2008

Kung Fu Panda


Gäbe es eine Gewerkschaft für Disney-Fans, so würde sicher der eine oder andere Gewerkschaftsvorsitzende versuchen durchzusetzen, dass man achtkantig aus dieser Organisation rausfliegt, sobald man unnötigerweise für einen Dreamworks-Animationsfilm Geld ausgibt.

Im Gegensatz zu solchen von Fans kreierten Zwistigkeiten wie Micky Maus vs. Bugs Bunny, Star Trek vs. Star Wars oder Erdbeereis vs. Vanilleeis ist der stetige Wettkampf zwischen Disney (/Pixar) und Dreamworks jedoch hausgemacht. Seit Jeffrey Katzenberg die Walt Disney Company verließ, da man ihn nicht zum Präsidenten wählte, hegt er einen Groll gegen den Unterhaltungskonzern.
Dessen zum großen Erfolg gewordene Filminkarnation Shrek legte 2001 den Grundstein für zahlreiche freche und mit Popkultur-Pointen nicht gerade geizende Generation von Animationsfilmen, wobei die erfolgreichsten ihrer Vertreter weiterhin aus dem Katzenberg'schen Animationshaus stammen. Die Katze konnte dabei erfolgreich die Maus in ihr Mauseloch zurückscheuchen: Disneys Trickfilmstudio wurde in Folge der von Shrek ausgelösten CGI-Hysterie geschlossen (nur um von weisen Männern aus Emeryville wieder eröffnet zu werden) und im CGI-Sektor erwies sich Dreamworks auch ohne den grünen Oger als erfolgreich.

Doch nur weil das Publikum die Anti-Disneys regelmäßig zum Erfolg führt, heißt das noch lange nicht, dass Dreamworks auch künstlerisch ernstzunehmen ist.

Schon früh nach dem anerkannten und Oscar-gekrönten Shrek machte sich Unmut breit. Viele Kinokriker sprechen den simpel gestrickten und laut-dümmlichen Animationsfilmen jeglichen künstlerischen Wert ab.

In besondere Ungnade fiel Dreamworks bei so manchem aufmerksamen Kinogänger, nachdem man aus Shrek ein an Familien angebiedertes Franchise mit Spielzeug-Merchandising, Themenparkattraktionen, unzähligen Fortsetzungen (Teil 4 und 5 sind in Planung), einem Weihnachtsspecial und einem wandelnden Knuddelfaktor mit Latinoakzent machte. War nicht all der Kommerz Disneys einer der großen Kritikpunkte im originalen Shrek? Was ist denn das bitte schön?

Auftritt Kung Fu Panda. Vielerortens lobten Dreamworks-Hasser den neusten CGI-Film aus dem Katzenberg-Studio, fanden Design, Animation, Story und Humor sehr gelungen. Die Trailer waren irgendwo zwischen ganz nett und gut, und mit Jack Black als Originalsprecher und Vorlage für die Hauptfigur hatte man auch ein sympatisches Aushängeschild, welches man in Deutschland durch Hape Kerkeling ersetzte. Was auf dem Papier schonmal sehr gut aussieht und weitere Sympathiepunkte hinzufügt.

Die Kung-Fu-Thematik sollte sich als eine mutige Entscheidung herausstellen, schließlich lässt sich so all zu schnell ein Teil des Publikums ausschließen. Fans der Materie könnten von einer simplen und kindgerechten Darstellung abgeschreckt werden, überbesorgte Eltern könnten es zu gewalttätig finden. Hinzu kommt die Publikumsgruppe, die es mit "Kampffilmen" nicht so wirklich haben - oder zumindest nicht mit kämpfenden Tieren.

Um also ein weites Publikum zufrieden zu stellen, musste sich Dreamworks bei Kung Fu Panda, der Geschichte eines dicken, tollpatschigen Pandas, der zum legendären "Drachenkrieger" ernannt wird und die Kunst des Kung Fus lernen muss, viel Mühe geben.

Zumindest streckenweise gab man sich auch tatsächlich viel Mühe. Zum Beispiel beim sehr gelungenen und charmanten Zeichentrickintro, oder auch bei der Gestaltung der meisten Charaktere. Die "furiosen Fünf", die Vorbilder un Mitstreiter des Pandas Po, sind gut designt und animiert, ebenso wie der Bösewicht des Films, der in deutsch von Thomas Fritsch gesprochene Tai Lung, und einige Randfiguren wie Pos Vater. Bei anderen Figuren, vor allem bei Statisten die mit der Hauptfigur agieren, schlich sich jedoch scheinbar etwas Faulheit ein.

Die Geschichte wird durchgehend ernst genommen, die Regisseure Mark Osborne und John Stevenson erzählen eine familientaugliche Martial-Arts-Geschichte über einen hoffnungslosen Fall eines Träumers, der zu höherem berufen wird und für seine Bestimmung trainieren muss. Über Martial-Arts-Filme wird nicht hergezogen und auch sonst bleibt der Film in seinem Setting. Es gibt keine Dreamworks-typischen Promi- und Popmusik-Witzchen, der Humor in Kung Fu Panda beschränkt sich angenehmerweise auf Situationskomik und Pos Tollpatschigkeit.

Leider krankt es dem Film an Spannung - all zu schnell gelangt er an sein Finale und zerstört sich so seine zuvor aufgebaute epische Stimmung.
Die Kampfsequenzen des Films sind recht kurz geraten und auch ein wenig in der Unterzahl, nennenswert sind nur das (witzige) Finale und die atmosphärisch toll gestaltete Gefängnissequenz, in der man alles aus dem Setting herausholte.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Fällen, sind bei diesem Dreamworks-Film die Promi-Stimmen (ob im Original oder in der deutschen Fassung), mit der Ausnahme der Hauptrolle, nur nette Boni und zumindest in der deutschen Fassung auch passend (die OV kann ich nicht bewerten). Die Hauptrolle jedoch definiert sich durch ihren Sprecher. Hape Kerkeling macht seinen Job jedoch sehr gut, auch wenn es schonmal bessere Promi-Synchros gab (z.B. Anke Engelke in Tarzan und Findet Nemo, Markus Maria Profittlich in Die Unglaublichen, Otto in Ice Age und Mulan, Bully in Ein Königreich für ein Lama). Dass Hape es nicht in diese Riegen schafft liegt jedoch an der recht "flachen" Hauptrolle, die nur nett und witzig sein soll. Das ist sie zwar auch, aber ein paar Charakterzüge mehr wären durchaus willkommen.

Kung Fu Panda ist nette Unterhaltung für zwischendurch, die vor allem kleineren Jungen einen Riesenspaß besorgen könnte. Es ist zudem der - für mich - bislang beste Dreamworks-Film, jedoch ist seine Halbwertszeit schon am Tag nach dem Kinobesuch dicke überschritten.

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