Mittwoch, 6. August 2008

Pastewka - Die 3. Staffel


Bastian Pastewka zählt zu meinen Lieblingskomikern. Ob zu Wochenshow-Zeiten oder später auf RTL in Ohne Worte und auch das oder in seiner eigenen Reise-Dokumentations-Reihe: Wortwitz, Timingphysische Spiel beherrscht er und im Gegensatz zu all den miesen Comedy-Sendungen die die Privaten so gerne raushauen, besitzt Pastewkas Witz auch einen Schuss Anspruch an den Zuschauer (je nach Sendung mehr oder weniger stark ausgeprägt).

Während Pastewka zu Beginn seiner Karriere in zahlreiche gelungene Rollen schlüpfte, so entdeckte er später seine wahre Berufung: Als überzeichnete TV-Version seiner selbst sollte er mit der Sitcom Pastewka Fernsehzuschauer und Kritiker gleichermaßen überzeugen. Zusammen mit Stromberg bewies die Serie, dass deutscher Humor keineswegs platt und peinlich sein muss: Gut durchdacht, bedächtiges Tempo und eine gewisse Spur Trübsal bestimmen diese Serien.

Nach der erfolgreichen ersten Staffel und der ebenfalls mehrfach ausgezeichneten, von einigen Fans jedoch wegen vermeintlicher inhaltlicher Eintönigkeit etwas verschmäht, folgte Ende letzten Jahres auf Sat.1 die dritte Staffel von Pastewka. Leider sollten dieses Mal die Zuschauer ausbleiben (9% Marktanteile im Vergleich zur ersten Staffel mit bis zu 17%)...

Lange kann so etwas im deutschen Fernsehen ja auch nicht gut gehen. So lange eine Sendung nicht den Namen Wetten dass...? trägt, von Samstag Abend bis Sonntag früh live ausgestrahlt wird (Schlag den Raab) oder von Günther Jauch moderiert wird, wird Qualität auf Dauer einfach nicht entlohnt.
Denn der Zuschauerschwund kann nicht mit nachlassender Qualität zusammenhängen. Viel mehr finden sich in der dritten Staffel von Pastewka einige der besten Episoden.

Zu meinen besonderen Lieblingen zählt unter anderem die Episode Der Wecker, mit Gaststar Til Schweiger. In dieser Episode entfernt sich die Serie ein wenig vom üblichen Schema "Bastian benimmt sich daneben und macht somit in einer realistischen, aber überzeichneten Situation alles nur noch schlimmer und zieht den Hass seiner Mitmenschen auf sich", und erzählt mit viel Witz, aber auch Feingefühl von Bastians sexueller Verklemmtheit, die das Liebesleben zu seiner Frau Anne in Mitleidenschaft zieht.
Diese besonders dialoglastige Episode erinnert vom Tempo, dem sprachlichen Witz und der realitischen, doch zugleich karikaturhaften Stimmung (sowie dem omnipräsenten Thema Sex) fast schon an die realistischen Filme vom überaus kultigen Kevin Smith (Clerks 1 und 2, Chasing Amy, Jersey Girl). Til Schweigers Gastauftritt ist gut gespielt und selbstironisch, die Regie selbstsicher, hier stimmt nahezu alles. Diese Folge hätte gerne auch länger gehen dürfen.

Ebenfalls außerordentlich witzig sind die Episoden Das Wunder von München mit Gaststar Bully Herbig, der eine Bibelverfilmung drehen möchte, und Der Kochkurs, einer weiteren Episode die sich erfrischend vom sonstigen Schema der Serie entfernt, ohne dabei aus dem Rahmen zu fallen.

Ansonsten bietet die dritte Staffel den gewohnt-unterhaltsamen Pastewka-Alltag: Bastian verscherzt es sich am laufenden Band mit Familie, Freunden und Kollegen. Mal ist er das missverstandene "Opfer" der Gesamtsituation, mal der begriffsstutzige und emotional verpeilte Tölpel, der nicht schnallt wie ekelhaft sein Verhalten gerade ist. Eine solche Ambivalenz findet man in deutschen Komödien nicht so schnell wieder, sofern man nicht wieder auf Stromberg zurückgreift.

Seit einigen Wochen gibt es die dritte Staffel endlich auch als 2-Disc-DVD-Set. Während sich auf der ersten Disc die insgesamt neun Episoden befinden (je ca. 23 Minuten), packte man auf die zweite Disc jede Menge Bonusmaterial.
Zum einen vier Audiokommentare, die zwar kurzweiliger als die für die Staffel 2 sind, aber dennoch recht uninformativ sind. Ausschöpfender und sehenswerter sind da schon die vier Making-of-Featurettes "Behind the Scenes" und "Ein Tag mit..." (...Bastian, ...Sonsee, ...allen), die ausführlicher auf den Dreh eingehen.

Die ebenfalls enthaltene Outtake-Rolle umfasst dieses Mal stolze 18 Minuten, während das Wochenshow-Archiv dieses Mal nur einen einzelnen 4-minütigen Sketch mit Pastewka als Ottmar Zittlau hergab.
Auch sehenswert sind die zwei TV-Ausschnitte, in denen Pastewka bei Schmidt & Pocher und TV Total die neue Staffel vorstellt. Hier kann sich der Hobby-Kritiker auch gleich einen direkten Vergleich zwischen beiden Showformaten gönnen, man kann dies aber auch sein lassen und sich von beiden Ausschnitten gepflegt unterhalten lassen.

Abgerundet wird das Set mit einem Trailer für Pastewkas und Anke Engelkes letztjähriges TV-Special Fröhliche Weihnachten und einem Quiz für Fans der Serie.

Fazit: Pastewka gehört zu den besten deutschen Fernsehserien und macht auch in der dritten Staffel jede Menge Spaß. Die DVD-Veröffentlichung ist sehr mühevoll zusammengestellt und rundet alles hervorragend ab. Vierte Staffel, wo bleibst du?

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