Samstag, 17. Januar 2009

Wenn das Mal kein blaues Auge gibt: "Schlag den Raab"-Ableger nun auch auf Pro7

Noch grinst die Killerplautze...

Schlag den Raab: ProSiebens großer Showerfolg, die Rettung der Samstagabendshows, die Show, für die Stefan Raab geboren wurde. Bis zu 31% Marktanteil in der werberelevanten Zielgruppe, mit der Goldenen Kamera und dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet, zweifach für den Adolf-Grimme-Preis nominiert, das Konzept in über ein Dutzend Länder verkauft.

Während TV Total trotz grausiger Quoten aufgrund seines Kultfaktors und seines Rufs als gute Promotionplattform (sei es für Künstler oder für schundhafte ProSieben-Formate) weiterleben darf, irgendwie zu ProSiebens inoffiziellem Aushängeschild wurde, ist Schlag den Raab das wahre Highlight auf dem Münchner Sender. Ein Event, auf das sich die Zuschauer im voraus freuen, und für das sie auch gerne den gesamten Samstag Abend und Teile der Nacht (die bislang längste Ausgabe war erst um 1:32 Uhr zu Ende) opfern.
In TV Total läuft Raab nur noch selten zur Hochform auf, meistens spult er das Programm routiniert ab oder lässt sich bei gut gelaunten Gästen zu einer amüsanten Tagesform hinreißen. Doch bei Schlag den Raab ist seine Hochform das mindeste, was er gibt. Wenn er Olympioniken besiegt und Übermenschen mit einem 48-Stunden-Tag und einer 14-Tage-Woche trotz ihres Doktorentitels, zweifach gewonnenen Weltmeisterschaften, einem Dutzend sportlicher Hobbys und hochkomplizierten beruflichen Tätigkeiten alt aussehen lässt, wächst Raab über sich hinaus und Fernsehdeutschland staunt.

Schlag den Raab ist ein simples, aber den Zuschauer fesselndes Konzept. Hier mischen sich Quizshow mit den Olympischen Spielen und Kindergeburtstag (hier wird schonmal um einen Haufen Geld um die Wette gespuckt).
Hier hat jeder Zuschauer etwas, was ihm gefällt und deshalb ist Beat Your Host (wie das Konzept international vermarktet wird) auch im Ausland so gefragt (wobei die guten Quoten natürlich beim Verkauf der Idee auch sehr hilfreich sind).

Doch was die deutsche Version, das Original, so außerordentlich macht, das steckt nur in dieser Fassung im Namen: Raab. Es ist Stefan Raabs Show. Sie ist auf seine Persönlichkeit zugeschnitten, und das spürt man stärker als in allen anderen Showformaten auf dem deutschen Fernsehmarkt. Wer wird Millionär? wird dank dem seriös-glaubhaften Lausebengel Günther Jauch erst wirklich charismatisch, Wetten, dass...? ist ohne Thomas Gottschalk nicht so glamourös und verspielt zugleich.


Aber Schlag den Raab ist ohne Raab ein bloßer Wettkampf in verschiedenen Kategorien. Erst mit dem Tausendsassa Stefan Raab wirkt die Sendung so überdimensional: Raab kann nahezu alles: Vieles kann er gut genug um zu gewinnen, manches beherrscht er so sehr, dass er seine Gegenspielern zu Opfern deklassiert.
Es ist schwer, jemanden zu finden, der sich in so vielen Gebieten bereits erprobt hat.
Noch schwieriger wird es aber, eine Persönlichkeit zu finden, die sich in so vielen Gebieten bereits erprobt hat.
Irgendjemand ließe sich bestimmt schon finden, nur bezweifle ich, dass dieser Jemand so eine Marke wie Stefan Raab ist.

Sein Charakter gibt der Show den richtigen Zunder: Raab ist personifizierter Ehrgeiz, aber nicht arrogant. Er findet immer wieder die für den Sieg nötigen Lücken im Regelwerk, bleibt aber stets fair. Raab hat eine große Klappe, ist (in Schlag den Raab) zu seinem Kontrahenten aber immer wie ein großer Sportsmann.

Und zu guter Letzt: Raab polarisiert. Manche Zuschauer wollen, dass er endlich eine Abreibung bekommt, andere fiebern mit ihm mit. Dass man die Sendung aber nicht weiter mitansehen kann, wenn der nicht erwünschte Fall eintritt, kommt nicht vor. So groß sind Hass und Liebe für Raab auch nicht.

Kurz gesagt: Mit Schlag den Raab hat ProSieben automatisch die bestmögliche Version dieses Konzepts gesichert.
Da wirft sich mir die Frage auf, weshalb der Sender ab März Schlag den Star, eine Adaption der britischen Schlag den Raab-Adaption, ausstrahlen will.
Wie der Spiegel berichtet werden testweise erstmal vier Ausgaben gedreht, in denen Stefan Raan den Job von Matthias Opdenhövel übernimmt und einen zweistündigen Kampf zwischen einem normalen Kandidaten und einem (in jeder Folge wechselnden) Prominenten kämpft. Bislang steht nur Stefan Kretzschmar fest.

Wieso, ProSieben? Wieso?
Aus den oben genannten Gründen kann Schlag den Star gar nicht so gut werden wie Schlag den Raab, allein deshalb sollte man davor zurückschrecken, die verwässerte Version zum hervorragenden original dazugesellen.

Was aber noch wichtiger ist: Wenn man eine abgespeckte, weniger spannende Antwort auf Schlag den Raab ausstrahlt, obwohl man an der Sendung weiter festhält, dann muss schon ein Wunder geschehen, damit die deutschen Zuschauer nicht irgendwann genug von dem Spielkonzept haben. Noch will man die wenigen Schlag den Raab-Ausgaben nicht verpassen, wenn man aber auf das Light-Produkt zurückgreifen kann, ändert sich dies möglicherweise. Noch schlimmer: Je nach Qualität der "Kopie" verdirbt diese eventuell den Appetit auf die Vorlage.

Schlag den Star ist eine tolle Lösung für eine Zeit, in der Stefan Raab nicht mehr gegen hyperaktive Sportler ohne Hirn und kluge Köpfe mit Pudding in den Armen antreten kann. So lange Raab aber sechs Mal im Jahr zeigt, dass Samstagabendshows, die ganze Familien vor den Fernseher fesseln weiterhin funktionieren, ist es ein böser, böser Fehler von ProSieben ausgerechnet so die zehnjährige Zusammenarbeit mit dem Ex-Metzger zu feiern.

Denn so zerschießt man seine beste Idee.

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