Männer, die auf Ziegen starren. Allein schon der Titel dieser verschrobenen Komödie weckte Aufmerksamkeit bei mir. Als ich dann auch noch erfuhr, dass es sich dabei um eine launig-ironische Aufarbeitung tatsächlicher Ereignisse im US-amerikanischen Militärapperat handelt, hatte man mich voll und ganz überzeugt. Ich musste diesen Film sehen. Und das habe ich schließlich getan. Mittlerweile war ich sogar zweimal im Kino, um den Männern zuzuschauen, die auf Ziegen starren. Doch keine Sorge, Männer, die auf Ziegen starren ist keine experimentelle Komödie, die bei genauerer Betrachtung in sich zusammenfällt und tatsächlich einzig und allein daraus besteht, wie Männer auf Ziegen starren. Diese Komödie mit hohem Kultpotential hat viel mehr zu bieten.
Durch das verrückte Treiben der esoterischen Hippie-Armeetruppe "New Earth Army" führt uns der Journalist Bob Wilton (Ewan McGregor), der von seiner Frau verlassen wird und sich daraufhin entschließt als Reporter in den Irak zu fahren, um so seine Männlichkeit zu beweisen. 2003 stößt er in Kuwait City in einem Hotel zufällig auf Lyn Cassady (George Clooney), ein Mitglied der parapsychologischen Einheit, von der einer seiner Interviewpartner zuvor sprach. Bob wittert eine Story und bittet Lyn darum, ihn begleiten zu dürfen. Zunächst lehnt Lyn ab, doch er spürt in Bob eine Macht, die ein Mitglied der "New Earth Army", einen Jedi, auszeichnet und willigt schließlich ein. Während Lyn scheinbar vollkommen planlos durch die Wüste fährt um eine mysteriöse Mission zu erfüllen, erzählt Bob in Rückblenden Anekdoten aus der Vergangenheit der Soldaten mit vermeintlichen Superkräften wie Unsichtbarkeit und Teleportation: Gegründet wurde sie von Bill Django (Jeff Bridges), der im Vietnamkrieg eine Erscheinung hatte, laut der er seine Sanftmütigkeit seine Stärke wäre. Nach einer Eperimentalphase glaubt er die richtige Methode der Friedensstiftung gefunden zu haben und gründet mit Unterstützung des Staats die "New Earth Army", zu der später auch der Sci-Fi-Autor Larry Hooper (Kevin Spacey) stößt.
Ein Quentchen Road-Movie, eine gute Dosis paranormale Armee-Sketchshow, zwei Teile überaus unterhaltsame und locker-flockige Militärparodie, vermengt mit einer vom Koch geheim gehaltenen Prise Wahrheit und dazu ein überaus gut aufgelegtes, glänzendes Ensemble, das ungehemmt seine Stärken ausspielt. Das ist Männer, die auf Ziegen starren!
Die größte Überraschung des Films ist Stephen Lang, der vor kurzem noch in Avatar als fieses Militäroberhaupt zu sehen war und nun in einer urkomischen Nebenrolle als starrender und dämlich grinsender General mit knochentrockener Darbietung zu brillieren weiß. Den wahren Hauptdarstellern stiehlt er jedoch nicht die Schau, dafür sind sie einfach zu gut drauf. Egal, ob Ewan McGregor als normaler Protagonist in Mitten des Irrsinns die ungläubige und manchmal schnippische Stimme des Zuschauers mimt, George Clooney strikt geradeaus von seinen unglaublichen Fähigkeiten überzeugt ist und somit von Szene zu Szene zwischen heimlichem Sympathieträger und dem Gespött des Publikumsgelächters changiert ohne es vermissen zu lassen, seiner Figur eine klare Linie zu verleihen oder Jeff Bridges als ultimativer Hippie auftritt und gemeinsam mit Clooney mit Spacey als gelacktes Ekelpaket (als was denn sonst?) aneinanderrasselt, das Ensemble harmoniert einfach fantastisch und schafft es so, die Komödie des solide arbeitenden Regisseurs Grant Heslov auf ein seine Inszenierung überragendes Niveau zu heben. Wären die Schauspieler nicht so unschlagbar gut aufeinander eingespielt, könnte die strikt gewählte Unklarheit des Films, ob man die "New Earth Army" nun einfach bloß lachhaft ist oder aus liebenswerten Spinnern besteht, nämlich zu seinem Stolperstein verkommen. So hingegen wird sie, wenigstens meiner Meinung nach, sogar zu einer der Stärken von Männer, die auf Ziegen starren. Hinzu kommt das strigente Tempo des im besten Coen-Brüder-Stil mit trocken rübergebrachten, inhaltlich aber wahnsinnig spritzigen Dialogen vollgestopften Skripts voller kurioser Einfälle.
Klarer Sehtipp. Und hinterher betriebende Recherche lohnt sich wirklich, sofern ihr nicht bereits während des Anschauens einige der fallen gelassenen Dinge als Fakten enttarnt. Ihr werdet nämlich staunen, was alles wahr ist.
3 Kommentare:
Auch mir fiel der Titel gleich positiv auf. Habe ihn aber noch nicht gesehen.
Ist der Film vergleichbar mit "Burn after Reading"?
Erzählerisch und inhaltlich kaum bis gar nicht, humortechnisch dagegen sind sie durchaus vergleichbar.
Wie wahr, ein richtig guter Film. Dass die Review aber verhältnismäßig lange gedauert hat... bilokal abgelenkt gewesen? ;)
Ich muss mich dann wohl auch mal an die Recherche machen; durch den humorigen Ton des Films glaubt man ja erstmal nicht an einen hohen Wahrheitsgehalt.^^
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