Mittwoch, 12. Mai 2010

Musikalisches Immergrün - Meine 333 liebsten Disney-Lieder (Teil XXXIX)

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Platz 89: Oogie Boogie Lied ("Oogie Boogie's Song") aus Nightmare before Christmas
Musik und Text von Danny Elfman (dt. Fassung von Frank Lenart)

Für den Bösewichtsong des von Tim Burton produzierten Nightmare before Christmas vermengte Komponist Danny Elfman den markant makabren Tonfall des Soundtracks mit gedämpft-verspieltem Swing/Jazz und lässt den schaurigen, glücksspielenden und schummelnden Sack voller Geziefer eine halloween'esque Las-Vegas-Stimmung auferstehen. Das Oogie Boogie Lied ist musikalisch sehr komplex und haucht seiner sehr stark zurückgefahrenen Instrumentierung durch geschickt eingesetzte, für eine unheimliche und Atmosphäre sorgende Schnörkel Leben ein. Somit gelingt Elfman ein respektabler Balanceakt, da er ein Lied geschrieben hat, das gleichermaßen in die schwarzmelancholische Welt von Halloweentown gehört, wie es für die bunte Schwarzlicht-Glitzerwelt des spielenden Oogie Boogies geeignet ist. Wenn man das schimmernde Zockerparadies Las Vegas in den nachdenklichen Schauer von Nightmare before Christmas hüllte, käme etwas heraus, das man nur genau so vertonen kann. Bemerkenswert ist zudem noch, dass das Oogie Boogie Lied wohl zu den langsamsten und gedämpftesten Bösewichtsongs der Filmgeschichte gehört. Und während sich Ex-GI Ron Williams als singende Krabbe Sebastian einige Feinde gemacht hat, trifft er als deutsche Stimme des Oogie Boogies den tonalen Nagel auf den Kopf.

Platz 88: Fabulous aus High School Musical 2
Musik und Text von David Lawrence und Faye Greenberg

Ich deutete es ja bereits mehrfach an: Bei der Gestaltung von High School Musical waren die Verantwortlichen noch überaus vorsichtig. Man konnte wohl nicht abschätzen, wie die heutigen, jüngeren Teenager auf waschechte Musicals reagieren und tarnte deswegen einige der Lieder als Karaoke- und Bühnenauftritte. Auch während der "richtigen" Musicaleinlagen choreographierte man recht nüchtern. Siegestaumel und Cheerleading (We're All in This Together, Platz 271) und choreographiertes Basketballspielen (Get'ch Head in the Game, Platz 170) sind als Tanznummern doch recht zurückhaltend. Mit Sharpays arrogantem Teenie-Diva "Ich will (gefälligst!)"-Gesang Fabulous verlässt man im zweiten Teil diese Schiene und dreht vollkommen auf. Wasserballett, aus dem Nichts auftauchende Background-Sängerinnen und (mein Lieblingselement der Sequenz!) ein ebenso plötzlich herbeigezauberter rosa Flügel im Pool, an dem ein im Elton-John-Style gekleideter Ryan seine Schwester untertänigst grinsend begleitet. Unterstützt wird diese verrückte Filmsequenz von einem eingängigen und ironisch divenhaft-schnippischen Popsong, der die verwöhnte rosa Plüschprinzessin in jedem von uns direkt anspricht. Selbstverständlich auf selbstreferentielle, gezielt schundhaft kitschige und scherzhaft eingebildete Weise. Ein Bösewichtsong, der so nur in der High School aufkreuzen kann. Herrlich.

Platz 87: I Want It All aus High School Musical 3: Senior Year
Musik und Text von Matthew Gerrard und Robbie Nevil

Langsam geht dem High School Musical-Franchise in dieser Hitliste die Luft aus. Mit I Want It All wäre an dieser Stelle nämlich schon die schrillste, knalligste und selbstironischste Sequenz der Trilogie abgehakt. Die schauspielenden, singenden und tanzenden Evans-Geschwister malen sich während dieses Songs in der Cafeteria ihrer High School aus, wie das Leben als Bühnenstar wohl wäre. Das Ergebnis ist eine glitzernde, quietschig bunte Plastikwelt, die selbstbewusst dem Broadway Tribut zollt und mit überdeutlichem Augenzwinkern klar macht, dass das High School Musical nichts weiter als der übereifrige, jugendlich-naive Traum von einem richtigen Musical ist. Der selbstgewiss eingesetzte Kitsch- und Campfaktor wird nochmal um einiges höher gedreht, als noch während Sharpays Fabulous aus dem Vorgängerfilm, links und rechts wird mit Referenzen um sich geschmissen, die von der Kernzielgruppe niemand verstehen wird, man verneigt sich vor Bob Fosse, ahmt den typischen Aufbau eines übergroßen Spaß-Showstoppers nach und legt bloß ein paar Alibi-Popbeats drunter und das alles ergibt auch noch einen harmonisch klingenden, gewaltigen Ohrwurm. All den unnötig übertriebenen Ernst, den Vanessa Hudgens und Zac Efron in die Filmreihe mitbrachten (insbesondere in ihren Subplot des zweiten Teils) machen Regisseur Kenny Ortega, die Autoren, Choreographen und Komponisten sowie die Darsteller Lucas Grabeel und Ashley Tisdale allein während dieses Songs doppelt und dreifach wieder wett. Singend wird mit selbstreferentiellen Phrasen wie "Bigger is better and better is bigger" um sich geworfen und Sharpay und Ryan (oder ihre Darsteller?) erwähnen, dass man für Fortsetzungen besser bezahlt wird. I Want It All ist auf gesunde Weise verrückt, überdreht, laut, schrill und ein prall gefülltes Paket an Energie und freudigem Größenwahnsinn. Für eine (noch) bessere Platzierung müsste er bloß noch etwas weniger von seiner dazugehörigen Szene abhängig sein.

Platz 86: Der Titelsong von Duck Tales
Musik und Text von Mark Mueller (dt. Fassung von ?)

In den 80er und 90er Jahren hatte Disney einfach den Dreh raus und fabrizierte einige gelunge Zeichentrickserien, inklusive unvergesslicher Titellieder, die Leute selbst über zehn Jahre nach ihrem letzten Kontakt mit der Serie noch mitsummen oder sogar mitsingen können. Die wohl vortrefflichste und hartknäckigste Unterwanderung der Gehirnwanderungen gelang der Disney-Serienmannschaft mit dem Duck Tales-Titelsong, das zwar nicht das beste Disney-Serienlied ist, aber gewiss die weitreichendsten Auswirkungen hatte. Allein schon die ersten paar Noten verbreiten mit ihrer watschelnden Art gute Laune und versetzen einen sofort in die richtige Stimmung für Enten-Abenteuer. Die freundlich, aufregende Comicabenteuer-Art des Songs verstärkt sich dann für den Rest seiner Laufzeit.
Was sich übrigens besonders beim Duck Tales-Titellied hervorragend zeigt, ist wie stark eine Übersetzung die Wirkung eines Songs verändert. Insbesondere bei den Fernsehtitelliedern der anfänglichen Disneyserien-Ära hatten die Übersetzer allen Anscheins nach noch freiere Hand, als bei den Kinofilmen oder später auch bei den Fernsehserien. Das zeigt sich nicht nur an der sehr spaßigen und denkwürdigen, bei genauerer Betrachtung stellenweise allerdings auch äußerst albernen deutschen Übersetzung, sondern auch an der sich vom englischen Original unterscheidenden klanglichen Färbung des Gesangs. Ohne das markante Gewatschel im Hintergrund und die unverkannbaren höheren Noten, die die Bläser spielen, würde man das Lied kaum noch wiedererkennen. Der Sänger der Originalfassung, Jeff Pescetto, ist viel entspannter als der deutsche Sänger, und der wiederum ist längst nicht so aufgedreht-schräg, wie das, was in manch anderer Lokalisation zu hören ist. Am besten haben das noch die Franzosen hingekriegt, deren Titellied noch spaßiger klingt, dabei allerdings stimmlich noch harmonisch bleibt.

Platz 85: Der Ga-Ga-Cola-Werbesong ("The Coo Coo Cola Jingle") aus Chip und Chap - Die Ritter des Rechts (Episode: Die Ga-Ga-Cola-Sekte)
Musik und Text von ? (dt. Fassung von ?)

Die Ga-Ga-Cola-Sekte ist unbestritten eine der legendärsten Episoden der populären Trickserie Chip und Chap - Die Ritter des Rechts. Womöglich gehört die verrückte und fiese Abrechnung mit Kommerzialisierung, Sekten und Suchtmitteln sogar zu den beliebtesten Episoden der ganzen Zeichentrick-Serienlandschaft der 90er Jahre. Einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Unvergesslichkeit dieser Folge hatte der Ga-Ga-Cola-Werbesong, der ein besonders wirkungsvolles Exemplar der Kategorie "Einmal gehört, für immer im Kopf" darstellt. Die sektenhafte Parodie auf Werbejingles (oder war es eine werbeähnliche Parodie auf Sakrallieder?) treibt die Einprägsamkeit solcher Musik auf die Spitze und macht dabei auch noch jede Menge Spaß. Komm zu uns, lass dich ein...

Platz 84: Halloween-Halloween aus Disneyland Park Paris
Musik von Vasile Sirli, Text von Jay Smith

Atmosphärisches Brummen und Jaulen. Ein schauriges Elektrogeblippe ertönt, einem Werwolfsgeheul gleich. Es verstummt langsam und eine unheimlich gedoppelte, hexenhafte Frauenstimme haucht beschwörerisch zwei Zeilen daher. Verschwommen übernimmt eine tonal schwer einzuordnende, voluminöse, doch hohe Männerstimme und presst eine Warnung heraus. Selbstbewusster als zuvor reißt wieder die Hexenstimme das Ruder an sich und deklariert einige Unglücksbringer und gruselige Ereignisse als gutes Zeichen, während die elektrische Bassgitarre dumpf rumquäkt und energisch das Tempo der Musik vorantreibt. Eine zombiehafte Männerstimme vereint sich mit dem grausigen Hexenorgan um die Ankunft des Halloween-Fest zu deklarieren. Ein geisterhafter Refrain ertönt, der das Schauerfest feiert, aber zugleich die düstere Atmosphäre beibehält. Daraufhin mischt in der nächsten Strophe eine Frau mit kränkelnder und einschüchternder Hexenstimme einen sicherlich diabolischen Zaubertrank zusammen, Zombie- und Mumienstimmen gesellen sich dazu und bringen mit ihrer melodiös vorgetragenen, starren Eintönigkeit Schwung ins Spiel, den eine herausgestellte, vitalere und coole Männerstimme mit der Ankündigung eines Tangos erst so richtig lostritt. Während des Refrains stoßen dramatisch-minimalistische Orgelklänge, Geistergeheul und düsterer Bass aufeinander, während der verzerrte Frauengesang mit der zuvor etablierten Zurückhaltung erneut einen Lobgesang auf Halloween anstimmt. In der kurzen dritten Strophe liefern sich die Monster- und Hexenstimmen ein kleines Duell, bevor der Refrain mehrfach wiederholt wird, wobei während des letzten Mals die musikalische Untermalung ein klein wenig forscher wird und die grimme Stimmung in Bedrängnis bringt. In seinen letzten Zügen prescht Halloween-Halloween voran und sorgt für monströse Feststimmung, bleibt dabei stets in einem gruseligen Rahmen.

Der 1998 entstandene Themenpark-Song Halloween-Halloween des Pariser-Stammduos Vasile Sirli & Jay Smith unterscheidet sich erheblich von der Norm für exklusive Musik des europäischen Disneylands. Die Melodie zur Halloween-Miniparade verzichtet auf die poppigen Dance- und Elektroeinflüsse der meisten anderen Paradensongs und setzt konsequent auf schaurig-schöne Gruselstimmung. Von 1998 bis 2002 war Halloween-Halloween das Titelthema der Halloween-Festivitäten im Disneyland Park, bevor es 2003 durch einen neuen Paradensong ersetzt wurde. Als Showopener, Rausschmeißer oder Begleitung gelegentlicher Kleinereignisse wie angekündigten Meet'n'Greets mit Disneyfiguren blieb diese hervorragende, atmospährisch dichte Komposition den Parkbesuchern allerdings glücklicherweise erhalten.

Platz 83: Ohne dich wär' ich des Lebens nicht froh ("If I Didn't Have You") aus Die Monster AG
Musik und Text von Randy Newman (dt. Fassung von Frank Lenart)

Wir schreiben das Jahr 2002. Pixar war für mich "das Studio, dass die Computeranimationsfilme da macht", und nichts weiter. Toy Story war okay, Das große Krabbeln recht gut und Toy Story 2 witziger und besser als die beiden vorangegangenen Produktionen aus Emeryville. Dann startete Die Monster AG in Deutschland. Pete Docters fantasievolle und herzenswarme Komödie begeisterte mich und eroberte mein Herz im Sturm. Pixar gewann durch diesen Film bei mir an Sympathiepunkten und Respekt und erstmals empfand ich auch etwas für die computeranimierten Gestalten auf der Kinoleinwand, während mich an den bisherigen Filmen nur die komödiantischen Aspekte erreichten. Obwohl Die Monster AG in meiner Gunst seither von Findet Nemo, Die Unglaublichen, Ratatouille, WALL•E und Oben überholt wurde, konnte dieser Film seinen besonderen Platz in meiner Gunst wacker verteidigen, bis heute ist Die Monster AG für mich der Film, an dem sich jedes Pixarwerk messen muss, er ist für mich der Gratmesser zwischen "Traumfabrik Pixar" und "das gute Studio da". Das Herzstück dieses Films, und somit entscheidend für seine Stellung als wunderschönes Meisterwerk, ist dabei die Beziehung zwischen Monster-Obererschrecker Sully und dem ihm zugelaufenen Menschenkind Buh. Doch auch Sullys und Mikes Freundschaft zueinander darf nicht unterschätzt werden. Für mich ist die Dynamik zwischen dem blauen Fellmonstrum und seinem kleinen grünen Gefährten glaubwürdiger und tragfähiger als die nicht zwischen Woody und Buzz Lightyear. Die alltägliche und doch herzliche Art, wie Mike und Sully miteinander umgehen ist in meinen Augen einfach näher an einer intensiven Freundschaft mit Bestand.

Randy Newmans entspannte Jazznummer Ohne dich wär' ich des Lebens nicht froh fängt diese Freundschaft auf großartige Weise ein und stellt somit einen der besten Disney-Freundschaftssongs dar. Das unaufgeregte Duett arbeitet subtil, mit bescheidenen und zurückhaltenden Mitteln und beweist gekonnt, dass weniger manchmal eben doch mehr ist. Es lebt nicht von einer besonders eingängigen Melodie oder popmöser Aufmachung, sondern davon, dass die Musik einen wunderbaren Rahmen für die charmanten Texte der beiden Freunde bietet. In seiner eleganten Jazz-Verkleidung ist Ohne dich wär' ich des Lebens nicht froh passender Weise trotzdem verspielt, in kurzen Passagen sind etwa verträumtere toskanische Einflüsse zu vernehmen, während sich der Song im großen Finale zum Big-Band-Jazz aufbauscht.

Ohne dich wär' ich des Lebens nicht froh wurde für einen Oscar in der Kategorie "Bester Song" nominiert. Dies war Randy Newmans 16. Oscar-Nominierung und zugleich brachte das Lied dem Komponisten seinen ersten Oscar ein. In seiner Dankrede witzelte Newman über seinen überraschenden Gewinn nach einer dermaßen langen Pechsträhne, dass er kein Mitleid nötig habe und er sich bei der Musikbranche für die zahlreichen Demütigungen bedanke. Ich bevorzuge bei diesem Lied übrigens die deutsche Fassung, da Ilja Richter und Reinhard Brock noch eine Spur mehr Witz ins Lied hineinlegen als die ebenfalls begnadeten Billy Crystal und John Goodman. Die Soloaufnahme von Randy Newman finde ich indes sterbenslangweilig, erstens weil sie sich einfach nur wie ein unfertiger 08/15-Randy-Newman-Song anhört und zweitens, weil dieses Lied bloß als Duett funktioniert.

Platz 82: Kick It Into Gear aus Die Country Bears
Musik und Text von John Hiatt

Die gefloppte und von Jerry Bruckheimer in Interviews belächelte Attraktionenverfilmung Die Country Bears ist ein Musikfilm, der aus musikalischer Sicht in unserer Realität verwurzelt ist. Zumindest so weit, wie es ein Film über sprechende, Kleidung tragende Bären sein kann. Tauscht man nämlich die Bären durch Musiker aus, erhält man einen (albernen und angestrengt familiengerechten) Band-Reunion-Film, in dem die Gesangsssequenzen Bühnenauftritte oder, wie im Falle von The Kid in You (siehe Platz 237), Proben für einen Musikvideodreh darstellen. Klassische Musicalmomente in Reinkultur, während derer jemand urplötzlich in Gesang ausbricht ohne dass es einen für das wahre Leben plausiblen Grund dazu gibt, sind in Die Country Bears nicht aufzufinden. Bis auf Kick It Into Gear, bei dem man es aber tatsächlich versuchte eine realistische Verankerung zu etablieren: Eine Kellnerin mit Musikstarambitionen erkennt die Bears und erzählt ihnen, dass sie sogar einen ihrer Songs in ihrem Repertoir hat, nämlich Kick It Into Gear. Die betagte Bärengruppe lacht daraufhin auf und bezeichnet diese Nummer als vollkommen verstaubt. Die Kellnerin erklärt ihrer berühmten Kundschaft, dass sie ihn aufgepeppt hätte und singt mit rockig-rauchiger Röhre einen Teil des Refrains ihres mit dem modernem Musikgeschmack konform gehenden Arrangements, was die Countryband sichtlich beeindruckt. Aus der Restaurantküche erfolgt anschließend die Aufforderung, sie solle das komplette Lied zum Besten geben, und in diesem Moment löst sich diese Sequenz vollkommen aus einem glaubwürdigen Rahmen und transzendiert in eine typische Musicaldimension. Die verhältnismäßig umsetzbare Szene über eine Kellnerin, die ihren Gästen kurz etwas vorsingt mutiert zu einer aufgeblasenen, mit Schauwerten voll gestopfte Musik- und Tanzsequenz in Mitten eines American Diners inklusive aufwändiger Choreographien, mitsingenden und -tanzenden Restaurantgästen, theatralischer Beleuchtung, einem aus dem Nichts gezauberten E-Gitarristen (der einen Salz- oder Zuckerstreuer als Pleck verwendet), drei Rentnerinnen als Blasorchester (bestehend aus zwei Saxofonistinnen und einer Trompetespielerin) und auf das Lied perfekt abgestimmtes Verrücken des Mobiliars.
Kick It Into Gear ist zwar vornehmlich als energiereiche Spaßnummer anzusehen, die dem Film dringend benötigten Lebenssaft mit gewaltigem Krawall einflößt, trotzdem fällt dieser zackige Showmoment nicht vollkommen in sich zusammen, wenn man ihn etwas genauer unter die Lupe nimmt. Mit zahlreichen Autofahrtmetaphern gespickt besingt die von einer hier reizend aussehenden Jennifer Paige gespielte Kellnerin, dass man sein Glück selbst schmieden muss, um im Leben vorwärts zu gelangen. Dies ist nicht nur eine für diese Figur vortreffliche Auswahl, sondern passt sehr gut ins Umfeld dieser bunten schwungvollen Sequenz, da Die Country Bears zu diesem Zeitpunkt im vollen Road-Movie-Modus ist. Ganz so clever und durchdacht ist die auf emotionaler Ebene schwächende und ihre Ambitionen nie erreichende, gezielt alberne Familienkomödie nur in den wenigsten Momenten und auch inszenatorisch stellt Kick It Into Gear trotz seiner ungebremsten Verstöße gegen die inneren Gesetze dieses Films den Höhepunkt von Die Country Bears dar. So lebhaft wie während dieser energischen Popnummer mit leichtem Pop-Rockeinschlag sind Regie und Schnitt zu keinem anderen Zeitpunkt. Nimmt man den Song für sich alleine, besticht er vor allem mit dem vorantreibenden, für die anvisierte Wirkung nicht übertriebenen, Einsatz der E-Gitarre, die erfrischende Verwendung von Saxofon und Trompete (ich liebe es einfach, wenn in rockig-poppige Stücke Bläser eingebaut werden, das verleiht ihnen etwas vitales und handgemachtes) und die überzeugende Stimme Paiges. Auch der Aufbau des rund zweieinhalb Minuten langen Songs ist gelungen, das Lied wird bis zum letzten ausgereizt und endet genau rechtzeitig, bevor es an Attraktivität verliert. Kick It Into Gear, von dem ich unglaublich gerne Mal ein Power-Metal-Cover hören würde, gehört zwar all dessen ungeachtet zu den flacheren Liedern auf den oberen Rängen meiner Hitliste, aber es ist ein glänzend produziertes, hervorragend umgesetztes Stück anspruchslose, aufmunternde Unterhaltung. Und deshalb habe ich auch keinerlei Scham, es so weit vorne neben allseits respektierten Disneyklassikern zu platzieren.

11 Kommentare:

InvaderPhantom hat gesagt…

So verrückt es auch klingen mag, der Sänger der deutschen Version vom Ducktales-Titelsong ist THOMAS ANDERS. Hab auch Augen gemacht als ich das gelesen habe.

Das Ducktales-Intro ist wirklich ein totaler Ohrwurm, ist ja auch auf Nostalgia Critic's Top 11 der einprägsamsten Titelsongs.

Am seltsamsten fand ich bei der deutschen Übersetzung: "Pluto und Goofy, alle sind bei dir..." obwohl Pluto und Goofy nie vorkamen xD

Anonym hat gesagt…

Hat Thomas Anders nicht die englische Version gesungen, die früher bei ARD lief.

Anonym hat gesagt…

Mein Gott! Zuerst Jürgen Drews, jetzt Thomas Anders! Meine Disney-Welt wird immer mehr erschüttert! :D

Der Der Ga-Ga-Cola-Werbesong gehört zu den großen Augenblicken in der Geschichte von "Chip und Chap - Die Ritter des Rechts"; wie z. B. auch die "Der Hund der Baskervilles"-Episode.

InvaderPhantom hat gesagt…

@Anonym: Thomas Anders hat die englische Version auf ARD gesungen UND die besser bekannte deutsche Version.

Andi hat gesagt…

Wie bitte? 1. Wie kommst du überhaupt auf Anders, 2. Ist die Version, die die ARD damals sendete das US-Original mit Jeff Pescetto.

Freut mich nichtsdestotrotz, dass der Titelsong mit drin ist. Ist zwar nicht der Gipfel der Musikalität und die von dir angesprochenen Bläser sind das einzige, von dem ich nicht mit Sicherheit sagen würde, dass sie nicht aus dem Synthesizer oder Sample-Computer stammen, aber es ist immerhin der Titelsong meiner Lieblingsserie und hat allein dadurch jedes Recht. Von den Fab 4 ist er aber leider auf dem letzten Platz der am meisten gegrölten Titelsongs bei meinen Freunden; nach Chip & Chap, Gummibärenbande und Käpt'n Balu. Meistens bin ich dann derjenige, der aus Serienpatriotismus "Turbulent wie'n Hurrikan..." anstimmt.

"If I didn't have You" ist eines der immer mehr werdenden Lieder, die erst durch ein geniales Cover auf Kurtis' CTM-Blog meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. In diesem Fall war es die version von Riders In The Sky. Bei der Gelegenheit hörte ich mir mal wieder das Original an und muss dazu sagen, ich dir leider ausnahmsweise zustimmen muss, dass Randys Solo-Version nicht der Burner ist - allerdings, und das kann ich nicht oft genug betonen, finde ich Randys Lieder generell klasse vor allem auch wegen den für die heutige Zeit ungewöhnlich instrumentierten Arrangements und gerade auch weil sie in seinen Solo-Piano-Versionen auch ebenso klasse klingen. Die Swing-Version aus dem Film finde ich dementgegen allerdings noch schlechter, weil ich Swing-Fan bin und es mittlerweile auf den Geist geht, wie inzwischen fast jeder Song in ein Big-Band-Arragement gesteckt wird, die sich gegenseitig an Einfallslosigkeit unterbieten. Im übrigen zählen solche Arrangements auch eher zu den Croonern und hier wurde durch Bing Crosby und das Rat Pack schon alles gesungen, das brauch nicht alle paar Jahre von einem neuen Bublé wieder aufgewärmt zu werden. Wer übrigens "richtigen" (Istrumental-)Swing mal hören möchte, der sei an Glenn Miller, Count Basie oder Benny Goodman verwiesen.
Viel besser fand ich da den Transfer in den Dixieland-Stil im Vorspann von "Monsters, Inc.". Ich glaube, ich habe es erst kürzlich hier schonmal geschrieben. Einfach nur gnadenlos geil! Das fiel mir sogar schon damals beim ersten anschauen auf.

Andi hat gesagt…

Kleiner Hinweis noch: Hast du schonmal im GEMA-Katalog geguckt? Dort sind für einige Titelsongs auch dt. Sub-Texter angegeben, die für mich die Vermutung nahe legen, dass sie für die dt. Fassung der Titelsongs verantwortlich waren.

Anonym hat gesagt…

Ja, Thomas Anders hat die erste Version auf englisch gesungen. Das lief aber nur in der ARD. Dazu gabs im Ersten sogar mal nen Beitrag von den Studioaufnahmen.

Andi hat gesagt…

Also auf YouTube gibt es das ARD-Intro und das ist eindeutig das Original mit Jeff Pescetto und nicht Thomas Anders!

Anonym hat gesagt…

Original: http://www.youtube.com/watch?v=iQOdc4QNP94

ARD 1989-90: http://www.youtube.com/watch?v=ojKFIVuKUW4

Jojo hat gesagt…

Ja Thomas Anders ist cool ! Sein Ducktales-Song rockt!

Anonym hat gesagt…

Ich bin gerade auch durch Zufall auf die Information gestoßen, dass der Titelsong von DuckTales von Thomas Anders gesungen worden sein soll. Das glaube ich nicht. Ich hatte bzw. habe immer noch die Hörspielkassetten, die ich dutzende wenn nicht hunderte Male gehört habe. Die Sendung habe ich bei der Erstausstrahlung nur verpasst, wenn wir im Urlaub verreist waren. Ich war ziemlich enttäuscht als ich das Intro das erste Mal auf deutsch gehört habe. Grausam und inhaltlich Blödsinn (Goofy?? Pluto???). Auf YouTube habe ich das englische Original natürlich wiedererkannt und der Typ klingt nicht einmal im Ansatz nach Thomas Anders. Als ich Kind war, lief ständig Modern Talking. So etwas wäre einem Ende der 80er oder 90er doch aufgefallen. Warum sollte Thomas Anders überhaupt auf Englisch fürs deutsche Fernsehen singen? Früher oder heute galt im deutschen Fernsehen, dass alles auf Deutsch übersetzt wird, was nicht bei drei auf dem Baum ist, egal wie aufwendig, professionell und liebevoll das Original produziert ist. Übrigens klingt das verlinkte Video mit der sogenannten englischen ARD-Version fast identisch zum Original nur irgendwie tiefer. Könnte es sein, dass man bei der Wandlung von NTSC zu PAL einfach gepfutscht hat, sodass im Ergebnis der Ton eben zeitlich gestreckt und daher tiefer ist?

Wie auch immer, wenn das wirklich Thomas Anders ist, dann ist es entweder ein Namensvetter oder man hat die Stimme nachträglich bearbeitet. Autotune war damals allerdings noch nicht verfügbar.

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