Freitag, 30. Juli 2010

Sean Bailey, Disneys Film-Produktionschef, über Kooperationen, David Fincher, "Tron Legacy" und mehr

Im Januar entließ Rich Ross, der noch recht frische Vorsitzende der Walt Disney Studios, den Produktionschef Oren Aviv und ersetzte ihn durch den Produzenten von Tron Legacy, Sean Bailey. Bailey wird seither als Ross' Ying zu seinem Yang beschrieben, die perfekte Ergänzung zu Rich Ross Führungsstil und das potentielle Sicherheitsnetz, dass uns davor bewahrt, dass der erfolgreiche Ross (er war zuvor Präsident von Disney Channel Worldwide) aus den Disney-Studios die große Tweenie-Hannah Montana-Show macht. Wobei diese Furcht bislang eh unbegründet schien, da Ross mehr aufwändige Disneyfilme für ein großes, älteres Publikum haben möchte (sowie verstärkt kleinere Produktionen auf der anderen Seite).
Bailey fiel die letzten Wochen außerdem dadurch auf, dass er eine engere Verwebung zwischen Pixar und den Disney-Realfilmproduktionen befürwortete, indem er Kooperationen mit den Teams von Tron Legacy und dem kommenden Muppet-Film unterstützte.

Rund um die Comic Con hatten mehrere Filmportale die Gelegenheit, sich ausführlicher mit Sean Bailey zu unterhalten. Anlass für mich, euch eine Zusammenfassung von Baileys entscheidensten Aussagen zu liefern.

Sean Bailey ist mir zum Beispiel allein deswegen schon um einiges sympathischer geworden, dass er zugibt, dass Disney mit Die Geistervilla (der Verfilmung von Haunted Mansion) einen Fehler gemacht hat, selbst wenn er es in diplomatische Worte packt. Bailey erzählte, dass als Kind seine beiden Lieblingsattraktionen bei Disney Pirates of the Caribbean und Haunted Mansion waren, und dass er an Haunted Mansion diese einmalige Atmosphäre liebte, dass man als Kind gleichermaßen verängstigt wie charmant umgarnt wird. Und diese Stimmung wurde nie wirklich eingefangen. Sein Kollege Brigham Taylor habe Bailey in einer Unterhaltung deshalb Guillermo del Toro vorgeschlagen, als jemand, der diesen Tonfall der Attraktion reproduzieren könnte. Daraufhin lud del Toro Taylor und Bailey zu sich nach Hause ein, wo Bailey auf die zahlreichen Haunted Mansion-Memorablia aufmerksam wurde, womit für Bailey der Wunsch nach einer Kooperation beschlossen gewesen sei.

Über die Zusammenarbeit mit Pixar, die nun Disneys Realfilme verbessern soll, sagt Bailey, dass die Idee daher rührt, dass man in Hollywood seine Filme üblicherweise engen Filmemacher-Freunden vorführt, um sich Meinungen einzuholen. So kam es auch zur Zusammenarbeit mit David Fincher. Bei der Vorführung für Fincher sollen noch weitere Hollywood-Kollegen Baileys dabei gewesen sein, deren Identität Bailey allerdings geheim halten möchte. Nach dieser, laut Bailey sehr förderlichen, Vorführung überlegte er sich, was man noch machen könnte, wovon Tron Legacy profitieren könnte. Und da beschloss er, bei Pixar anzurufen und zu fragen, ob die Jungs dort nicht Lust hätten, ihm auszuhelfen.

Bailey trug auch entschieden dazu bei, David Fincher für das sehr wakelige 20.000 Meilen unter dem Meer-Projekt zu gewinnen, das Rich Ross (dort noch unter der Regie von McG) zwischenzeitlich einstellen ließ. Bailey habe sich mit David Fincher über mögliche Filme unterhalten und die Disney-Studios. Fincher möchte laut Bailey sein eigenes Das Imperium schlägt zurück drehen, und in der Captain-Nemo-Thematik sehe er die Möglichkeit dazu. Finchers Vision für den Film sei mutig, aggressiv, er plane "einen gewaltigen Steampunk-Science-Fiction-Film" aus der Perspektive von 1873. Nun, ja... das klingt ansprechend, wobei ich gespannt bin, wie sich das mit Jules Vernes Roman verweben wird.

Baileys genereller Plan für die Zukunft Disneys ähnelt auch John Lasseters Vision für die Disney Animation Studios: Er möchte den Einfluss von Regisseuren wiedererstarken lassen. Das könne sich laut Bailey in solchen Projekten wie del Toros Haunted Mansion, Sam Raimis OZ: The Great and Powerful oder David Finchers 20.000 Meilen unter dem Meer äußern, aber auch in der Beschäftigung jüngerer Regisseure mit starker Vision, wie bei Kosinski und Tron Legacy. Deshalb hofft er auch, dass Kosinski und Disney bei einer Verfilmung seines Comics Oblivion zusammenarbeiten werden.

Kosinski sprach sich auch kritisch über undurchdachte 3D-Konversionen wie bei Kampf der Titanen aus, er möchte bei Disney bloß in 3D gedrehte Filme (Tron Legacy, Pirates of the Caribbean - On Stranger Tides) oder durchweg für eine Konversion geplante und mit entsprechenden Referenzbildern produzierte Filme (Alice in Wunderland, besseres 3D als Kampf der Titanen, in meinen Augen immerhin passabel, aber manche fanden das 3D wirklich klasse) sehen.

Zudem hofft Kosinski seine engen Freunde Affleck und Damon zu Disney zu holen, da Damon in seinen Augen ein großartiger, wandlungsfähiger Schauspieler sei, während sich Afleck zu einem sehr versierten Regisseur mausert. Mit Affleck/Damon-Filmen hätten manche vielleicht Probleme, aber ich liebe ja die 90er bei Miramax...

Quellen: /Film (zweimal), Collider, MTV und Latino Review

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