Dienstag, 28. September 2010

Sally Menke, Cutterin von Quentin Tarantinos Lebenswerk, ist verstorben

Denkt man an Quentin Tarantinos Filmästhtetik, so denkt man unbewusst an die Schnittarbeit von Sally Menke. Die zweifach für den Oscar nominierte Cutterin arbeitete an sämtlichen Filmen des Kultregisseurs und prägte maßgeblich den Stil seiner Filme. Freunde Menkes meldeten sie gestern Morgen vermisst und sie wurde heute früh tot in Beachwood Canyon, Los Angeles aufgefunden. Berichten der LA Times zu Folge ging sie am Montag mit einem Freund und ihrem Labrador wandern. Als ihr Bekannter, vermutlich aufgrund der derzeitig in Los Angeles grasierenden Hitze, den Heimweg antrat, führte Menke zusammen mit ihrem Hund die Wanderschaft fort. Obwohl von der Polizei momentan keine expliziten Aussagen getätigt werden, geht man davon aus, dass Menke einem Hitzschlag erlegen ist.

Sally Menke wurde am 17. Dezember 1953 in Mineola, New York geboren und nahm am NYU Film Program der Tisch School of the Arts teil, bevor sie 1990 mit Teenage Mutant Ninja Turtles ihren Einstand in Hollywood feierte. Bekanntheit und großen Respekt in der Filmbranche erlangte Menke allerdings durch ihre langjährige kreative Partnerschaft mit Quentin Tarantino, für deren Pflege sie zahlreiche Angebote anderer Regisseure ablehnte. Menke formte gemeinsam mit ihm die Bildsprache seiner Regiearbeiten und galt aufgrund ihrer intensiven Zusammenarbeit alsbald als seine heimliche Ko-Autorin. Sally Menke wurde durch ihr Schaffen mit Tarantino unter anderem auch als Verfechterin des gewissenhaft eingesetzten Regelbruchs in der klassischen Schnittarbeit bekannt. Für Menke galt, dass man, sofern man über intensive Kenntnisse der grundlegenden Gesetze der Filmgrammatik verfügt, durch bedachtvollen Bruch eben dieser Gesetze eine intensivere Wirkung erzielen kann. Menke und Tarantino verwendeten unter anderem bewusste Achsensprünge in ihren Filmen und der zum Grindhouse-Projekt gehörende Film Death Proof kokettierte mit dem stümperhaften Charme der Exploitation-Filme aus den 70er Jahren. Für ihr präzises, das Filmerlebnis intensivierende Timing in Pulp Fiction und Inglourious Basterds erhielt Menke jeweils eine Oscar-Nominierung. Letztes Jahr erhielt Menke bei den Hamilton Behind The Camera Awards eine Auszeichnung für ihr Lebenswerk.

 Zu Tarantinos letzten beiden Filmen wurden "Hi Sally"-Rollen veröffentlicht, Montagen aus witzigen, am Set gedrehten Grußworten, die der Cutterin Sally Menke die Arbeit versüßen sollten:

 

Sally Menke ist eine im Hintergrund agierende Künstlerin, deren verfrühter Tod definitiv seine Spuren hinterlassen wird. Ihre Arbeit an Tarantinos Filmen war ein elementarer Teil, der zur Verständlichkeit seiner unkonventionellen, zuweilen nonlinearen Erzählstrukturen beitrug und die dabei half, den stilisierten Rhythmus von Tarantinos Dialogsequenzen zu verstärken, sie vom endlosen Textschwall in Kultmaterial zu verwandeln. Es wird schwer, die nun enstandene Lücke zu füllen.

Sämtliches Beileid geht an ihre Verwandten und Anvertrauten. (1953-12-17)

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