Sonntag, 25. Oktober 2009

Hör mal, wer da hämmert - Staffel 3

Nach zwei sehr erfolgreichen Staffeln versuchten die ausführenden Produzenten von Hör mal, wer da hömmert ihrer Sitcom vorsichtig aufzufrischen ohne die Erfolgsrezeptur zu verfälschen. Deshalb baten Matt Williams, David McFadzean und Carmen Finestra ihren Kollegen Elliot Soenman miteinzusteigen und neue Ideen mitzubringen. Zugleich wurden neue Autoren engagiert, die den alten Schreiberstamm vergrößern sollten und einen stärkeren Wechsel zwischen den zentralen Folgenthematiken zu gewährleisten.
Es ist (von der Einstellung Debbe Dunnings als neues Tool Time Girl namens Heidi abgesehen) genau dies, was die dritte Staffel Hör mal, wer da hämmert am offensichtlichsten von den Vorläufern unterscheidet. Es gibt mehr Episoden, in denen Tims Arbeitsplatz, die Fernsehshow Tool Time, einen zentralen Platz einnimmt, und zwischen Ehe- und Erziehungsproblemen sowie Folgen in denen die Jungs mehr als nur die B-Storyline einnehmen wird häufiger gewechselt, was die dritte Staffel abwechslungsreicher gestaltet als noch die ersten zwei. Außerdem lassen sich jetzt verstärkt Episoden finden, in denen Jill der treibende Motor ist, wie etwa die herausragende Episode, in der ihr Vater die Familie Taylor mitbringt und voller Stolz sein Kriegs-Sachbuch vorlegt, welches Jill kritisieren soll (was sie aber nicht möchte, da sie ihren Vater nicht verletzen will).

In solchen Episoden zeigt sich, wie großartig es Cast und Crew von Hör mal, wer da hämmert verstehen verhältnismäßig normale Storyideen durch feschen Dialogwitz und sanft überspitzte Charakterzeichungen so aufzupeppen, dass sie originell und mit unvergleichlichem Schliff behandelt werden und zugleich realistisch bleiben. Hör mal, wer da hämmert liefert gleichzeitig Eskapismus und aus dem alltäglichem Leben gegriffene Sensibilitäten, eine schwer zu erreichende Mischung die diese Serie für mich zu einem Dauerfavoriten machen.
Zur in dieser Staffel verstärkten Auflockerung des Schemas gehört auch, dass die Autoren den Aufbau der einzelnen Episoden weniger festzementierten. So befinden sich die obligatorischen Episodenelemente nicht immer an der selben Stelle und Wilsons Ratschläge sind mal mehr, mal weniger erfolgreich oder werden zu weilen an einem anderen Ort oder an Jill und Randy gegeben. Und einmal stellt die Serie selbst heraus, wie ritusartig der Besuch am Zaun abgehalten wird: Als Jill mitten in der Nacht ihre restliche Familie am Gartenzaun antrifft antwortet Tim mit der Frage, was sie alle dort machen würden mit der ironischen Notlüge, sie alle hätten ein Problem und warteten nun darauf, dass Wilson aufwacht.

Und Al verleihen die Autoren nun auch weitere Dimensionen: Tims Flanellhemden tragender, leicht übergewichtiger und vollbärtiger Assistent und Kumpel Al wurde zuvor (zumindest aus Tims Sicht) als ein Waschlappen dargestellt. Er ist einfühlsam, verletzlich, schüchtern, ein bemühter Frauenversteher, überkorrekt, besserwisserisch und nüchtern-bedachtvoll. Dass er aber beim Minigolf zum ehrgeizigen Neidhammel mit Aggressionsproblemen mutiert ist neu. Außerdem erhält Al nun ein richtiges Privatleben abseits seines Berufs als Tool Time-Assistent. Er passt auf die Taylor-Kinder auf und hat eine feste Freundin (die eines Nachts leidenschaftlich von Tim träumt - was Tim zum Anlass zahlreicher gemeiner Scherze nimmt).

Unter die normaleren Episoden werden zudem mehr und mehr Episoden gemischt, die so nur in Hör mal, wer da hämmert möglich waren, und der Trend aus der zweiten Staffel, dass Nebenfiguren wie Al Borland und Wilson Wilson jr. wichtiger und unvergleichlicher werden setzt sich ebenfalls fort. Glücklicher- und genialerweise entwickelt sich in der dritten Staffel auch Tool Time weiter, so dass die Segmente die auf dem Set der Heimwerkersendung spielen mittlerweile aus mehr als nur Pannen und scherzhaften Beleidigungen zwischen Tim und Al bestehen.

Tims geistreiches Wortspiel wird ebenso ein bedeutsamerer Bestandteil der Show wie seine verrückten Einfälle. So mischt Tim beispielsweise aus Al einen Farbton und baut später in der Staffel ein Männer-Badezimmer und eine Männer-Küche, zwei zu Kult gewordene Serienhighlights die dank ihrer ironischen Betrachtung des Männlichkeitswahns (und ihrer plausibel-comichaften Umsetzung) ein Leben lang gern von Kennern der Serie herbeizitiert werden. In der gleichen Episode wie die Männerküche wird auch "5 Jahre Tool Time" gefeiert - mit einem fantastischen Rückblick auf die Anfänge von Tim und Al, die zu Beginn ihrer gemeinsamen Zeit vor der Kamera noch ganz anders aussahen und ein anderes Verhältnis zueinander hatten.
Diese Folge war zugleich meine erste (bewusst) gesehene Folge von Hör mal, wer da hämmert - und für die neugiergen unter euch: Es war sogar noch zu RTL II-Zeiten. Ich war sofort angefixt, weil mich die Dynamik zwischen Tim und Al und die Idee einer Sitcom über einen Fernsehmoderator unheimlich reizte. Täglich verfolgte ich die Serie dann allerdings erst, als sie den RTL-Nachmittag übernahm (aber das erwähnte ich ja schon in den Kommentaren hier im Blog).

Zu den großen Sternstunden dieser Staffel zählen außerdem die traditionelle Halloweenfolge (hier ein absolutes Highlight der gesamten Serie: Tims Freunde und Familie lassen ihn im glauben, er habe einen besessenen Fan) und der Hausbauwettbewerb in Tool Time sowie Tim und Al als Gast-Moderatoren der lokalen Kochsendung Kochen mit Irma.

Und dann wäre da noch eins meiner absoluten Lieblingszitate aus der gesamten Serie: "Weihnachten verbringt man nicht mit Leuten die man mag, sondern im Kreis der Familie!"

Mit 19,2 Millionen Zuschauern feierte die Serie in ihrem dritten Jahr ihre erfolgreichste Staffel und wurde zum erfolgreichsten Non-News-Programm des Jahres. Quotentechnisch landete direkt hinter Hör mal, wer da hämmert die Serie Seinfeld, welche ein Jahr später einen neuen Sendeplatz erhielt um der Konkurrenz von Tim Taylor zu entgehen. Erst danach wandelte sich die "Serie über nichts" zur US-Sensation.

Hör mal, wer da hämmert indes hielt seine Qualitätsstandards und verlor nur wenige Zuschauer. Und während Seinfeld in den USA zum Kult wurde, eroberte Hör mal, wer da hämmert auch das Publikum diesseits des Atlantiks. Ich find's fair...

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