Mittwoch, 26. Dezember 2018

Die schlechtesten Filme 2018 (Teil II)

Es tat weh, aber es wird noch mehr schmerzen: In diesem Ranking präsentiere ich euch die 15 Filme, die mich 2018 am meisten haben aufschnaufen lassen, bei denen ich mich am meisten angeödet im Kinosessel gewunden habe und bei denen ich mir besonders stark vor lauter Frust in Gedanken die Haare gerauft habe.

Aber zum Aufatmen gehen wir hier noch ganz rasch einige unehrenwerte Nennungen durch, Filme, bei denen ich zwar kopfschüttelnd dagesessen habe, mich jedoch nicht durchringen kann, sie in eine Flopliste zu packen. Da wäre der Netflix-Unsinnskitsch Prinzessinnentausch mit Vanessa Hudgens, eine steif gespielte und hölzern geschriebene Der Prinz und der Bettelknabe-Variante inklusive dreister Netflix-Eigenwerbung, die alles in allem jedoch recht harmlos daherkommt. Dann bin ich zwar völlig ratlos, wie der nach dem ersten Akt in seiner Dramaturgie, inneren Logik und der Verfolgung seines spannenden Konzepts auseinanderbröckelnde A Quiet Place so ein Kritiker- und Publikumsliebling werden konnte, allerdings halten der erste Akt und Emily Blunt dieses "Signs auf Steroiden" doch klar von den Flops fern. Ähnliches gilt für den mich fast schon aggressiv machenden Deadpool 2, bei dem ungefähr 80 Prozent der "Gags" aus wahllos daher gehäkelten Schimpfwörtern und stinkfaulen Versuchen der Selbstironie bestehen. Aber der Film haut so ein Dauerfeuer an Gags raus, dass ich selbst bei dieser niedrigen Trefferquote oft schmunzeln musste - und wie der Film Glückspilz Domino interpretiert oder mit der X-Force umgeht, macht schon Laune. Egal wie sehr mich diese Superheldenfarce in ihrer Stupidität oftmals zur Verzweiflung bringen mag.

Die Erscheinung derweil ist ein träges Glaubensdrama, das sich arg auf eine austauschbare Hauptfigur stützt und ein in meinen Augen dämliches Ende aufweist, aber zwischendurch ein paar gute Gedankenanstöße leistet und eine gute weibliche Hauptperformance umfasst. Die Netflix-Zeitreisekomödie The Day We Met hingegen hat, wenn man sie lang genug durchrüttelt, das Herz am rechten Fleck und ein paar nette Schmunzler, aber auch eine unausstehliche Hauptfigur und zudem enorme Probleme, ihre Moral in die richtigen Worte und Handlungsfäden zu bringen. Rampage auf der anderen Seite wechselt kopflos zwischen Schwachfug, der sich leider ernst nimmt, und gesund-hirnlosen Spaß - und leider, leider kommt diese zweite Seite des Films zu selten zum Zug. Seine Momente hat dieser Zerstörungsfilm dennoch.

Anders als die Netflix-Komödie Vater des Jahres mit David Spade, die lahm und unlustig, aber auch unnervig für sich hinplätschert. Die Tragikomödie Wunder unterdessen ist anbiedernd und schmierig, jedoch umschifft sie dann und wann sogar ein paar Klischees. Außerdem musste ich mehrmals schmunzeln und Owen Wilson sowie Julia Roberts bekommen ihre Szenen schon ganz süß hin. Die nachfolgenden Filme haben hingegen deutlich weniger Kriterien, die ihre schwachen Seite ausbügeln könnten ...

Platz 15: Feuer im Kopf (Regie: Gerard Barrett)

Ich halte Chloë Grace Moretz für eine sehr fähige Schauspielerin und auch in diesem auf wahren Begebenheiten beruhenden Drama gibt sie sich sichtbar Mühe. Aber Regisseur Gerard Barrett packt die Geschichte einer jungen Journalistin, die aufgrund einer nicht einzuordnenden Krankheit erst die Kontrolle über ihre Arbeitshaltung, dann über ihr ganzes Leben und letztlich über ihren Körper verliert, beschämend-grobschlächtig an. Da bekommt Moretz auch mal für ein paar Sekunden übergroße, am Computer animierte Augen verpasst, um zu verdeutlichen, dass sie gerade völlig neben der Spur ist. Was auf dem Papier die direkt vermittelte Beschreibung einer schweren Krankheit sein könnte, ist in dieser Umsetzung ein Grausen mit grobschlächtiger Narrative sowie melodramatischer Inszenierung.

Platz 14: Night School (Regie: Malcolm D. Lee)

In einer Hinsicht war ich von Night School positiv überrascht: 2017 landete Girls Trip unter anderem aufgrund der Performance von Tiffany Haddish auf einem der vorderen Ränge meiner Jahresflops. Und da ich Haddish Anfang 2018 auch bei der Verkündung der Oscar-Nominierungen anstrengend bis unausstehlich fand, war ich mir sicher, sie auch in Night School ätzend zu finden. Aber weit gefehlt: Sie ist sogar einer der wenigen Pluspunkte dieser mäandernden Komödie, in der ständig Gags plattgetreten werden und Dialoge ins Nichts laufen. Hölzern inszeniert und mit einem haarig zusammengeschusterten Skript versehen war Night Schol jedoch auch trotz dieser positiven Überraschung eher Geduldsprobe als Lachmuskeltraining.

Platz 13: Mein Bruder heißt Robert und ist ein Idiot (Regie: Philip Gröning)

Aus der Kategorie "Feuilletonlieblinge, die sich mir nicht erschließen" präsentiere ich heute: Das fast dreistündige philosophische Jugenddrama Mein Bruder heißt Robert und ist ein Idiot, in dem zweieiige Geschwister für eine Philosophieprüfung lernen wollen, letztlich aber nur Schabernack treiben, der immer weiter eskaliert, bis er erst ein, dann zwei, dann drei Tabugrenzen überschreitet. Die philosophischen Debatten in diesem grobkörnigen Streifen sind jedoch kopflos, die beiden Hauptfiguren sind (so weit es sich mir thematisch erschließt ,völlig grundlos) unausstehlich und die gezielten Provokationen, die einigen Kollegen die Schamesröte ins Gesicht getrieben haben, haben sich mir klar angekündigt und entlockten mir nur ein: "Na, endlich tut sich was!" Daher ist der raue, grobe Exploitation-Schlussakt in meinen Augen auch ganz solide - selbst wenn die (potentielle) Schlusspointe dem Ganzen wieder den Biss raubt.

Platz 12: Die Pariserin - Auftrag Baskenland (Regie: Ludovic Bernard)

Eine Pariser Karrierefrau (durchaus charmant: Élodie Fontan) wird von einem Supermarkt-Großkonzern ins Baskenland geschickt, um in einem kleinen Dörfchen einen gut laufenden Eisenwarenladen aufzukaufen. Was folgt, ist eine Klischeeparade aus "Stadtmentalität gegen Dorfmentalität", die durch einen Subplot über eine Separatistenarmee ins Absurde überzogen wird. Was ein feucht-fröhlich-bescheuerter Spaß werden könnte, wird aufgrund eines ebenso hanebüchenen wie inkonsistenten Drehbuchs und greller Regieführung ziemlich anstrengend, selbst wenn manche frivolere Pointen durchaus zu landen wissen.

Platz 11: Alpha (Regie: Albert Hughes)

Lange in Arbeit, mehrfach verschoben und letztlich mit einer mittelgroßen Kontroverse in die Kinos entlassen, ist dieses prähistorische Abenteuerdrama der Versuch dessen, nachzuerzählen, wie die Freundschaft zwischen Mensch und Hund entstanden sein könnte. Während sich vor allem die US-Kollegen durchaus zu Lobeshymnen über die Ästhetik dieses Films haben hinreißen lassen, fand ich den matschig-gräulich-bräunlichen Film überaus hässlich und Hughes' Stilmittel, wiederholt das Geschehen im Seitenprofil einzufangen, zwar reizvoll, aber enttäuschend-inkonsequent umgesetzt. Hinzu kommt eine kitschig-klischeehafte Zähmungsgeschichte, die wie ein schlechtes Prequel strukturiert ist, frei nach der Marke: "Hey, erinnert ihr euch an diese Sache, die Hunde immer machen? So kamen die darauf!" Das ist sehr oft unfreiwillig komisch, und dass für diesen Film Bisons getötet wurden, um den Look authentischer zu gestalten, man davon aber überhaupt nichts zu spüren bekommt, ist nun auch nicht unbedingt ein Pluspunkt. Langweilig und albern zugleich: Nein, danke.

Platz 10: LOMO - The Language of Many Others (Regie: Julia Langhof)

Der deutsche Jugendthriller LOMO - The Language of Many Others argumentiert so, wie jene, die Black Mirror nicht gucken, es der dystopischen Anthologieserie basierend auf groben Plotangaben unterstellen: "Igitt, Technologie!" In diesem mahnenden Zeigefinger von einem Film ist das Internet die Wurzel sämtlicher Leiden unseres begriffsstutzigen Protagonisten, der mit seinem schäbigen Blog (der dennoch Menschen aus aller Welt erreicht, die eine Passion mit sich bringen, wie sie selbst YouTuber-Fanatiker selten an den Tag legen) das Wohl seiner Familie und diverser Bekannter ins Wanken bringt. Die Darstellung dessen, was im Web abgeht, ist zu gleichen Teilen inakkurat und veraltet, und die Didaktik dieses Films gleicht preußischer Abschreckungspädagogik. Yikes. Fetter Dislike.

Platz 9: Hot Dog (Regie: Torsten Künstler)

Eines muss ich diesem mit grobschlächtigen Produktplatzierungen vollgepackten Action-Komödienthriller lassen: Matthias Schweighöfer bemüht sich verzweifelt, dem Skript eine Prise Selbstironie zu entlocken, was ihm allerdings nur in sehr geringer Taktung gelingt. Und zwischen all den lärmenden, in die Länge gezogenen Gags über Jungfrauen, geile Stecher (Til Schweiger, wer sonst?) und notgeile Schlampen (alle Frauen, wer sonst?), sowie der behäbigen Actionpassagen ist das einfach viel, viel, viel zu wenig.

Platz 8: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen (Regie: David Yates)

Wäre dies eine Liste der Kinobesuche, bei denen ich mich am meisten gelangweilt habe, so befände sich das zweite Harry Potter-Prequel sogar auf dem Silberrang. Ich habe mich noch mehr durch die mehr als 130 Minuten Laufzeit gegähnt als durch Alles Geld der Welt, und nur das, was in diesem Ranking auf Platz vier folgt, hat mich noch mehr mit meiner Aufmerksamkeit ringen lassen. Und, gewiss: Womöglich liegt die gähnende, stechende Ödnis, die ich während Grindelwalds Verbrechen empfunden habe, auch ein Stück weit an meinem generellen Desinteresse an J. K. Rowlings Zauberwelt. Andererseits ist der erste Phantastische Tierwesen-Teil noch meiner Flopliste entgangen. Denn der hatte keine derart zerfasernde Erzählstruktur, keine dermaßen orientierungslos durch den Plot stolpernde Figuren, keine elendig langen "Lasst uns kurz innehalten und alle von früher erzählen"-Expositionsberge und war außerdem besser inszeniert. In Grindelwalds Verbrechen gibt zumindest mir Yates nämlich wiederholt keinerlei Gefühl für die Geografie des Geschehens. Da eilt gerne mal eine Figur nach links, von rechts kommt eine Attacke, Gegenschuss, andere Figuren stehen da und wehren die Attacke ab, Schnitt, die Figur, die ich vor dem inneren Auge schon hab niedergehen sehen, steht ganz woanders und schaut amüsiert zu. Na, wenigstens die Leute im Film haben also Spaß ...

Platz 7: The Cloverfield Paradox (Regie: Julius Onah)

Was einst als der spektakuläre dritte Kino-Eintrag ins Cloverfield-Franchise geplant war, wurde von Paramount Pictures nach mehreren Verschiebungen an Netflix veräußert und dort kurzfristig, von einer kurzen, doch intensiven Werbeaktion begleitet, in der Nacht nach dem Superbowl veröffentlicht. Und das ist auch mit Abstand das spannendste und aufregendste an diesem sterbenslangweiligen, zerhackstückelt erzählten Film voller talentierter Schauspielerinnen und Schauspieler, die allesamt wie gehemmt oder gar auf Baldrian wirken. Allein Chris O'Dowd, der als einziger mit Selbstironie gegen den Rest dieses Sci-Fi-Thrillers anspielt, bleibt positiv in Erinnerung, was angesichts der haarsträubenden Dialoge und der spröden Inszenierung jedoch nur ein kleiner Tropfen auf dem heißen Stein ist.

Platz 6: Das Zeiträtsel (Regie: Ava DuVernay)

Der zum Himmel schreiende Tiefpunkt des Disney-Jahres: Die Romanadaption Das Zeiträtsel alias A Wrinkle in Time ist zugegebenermaßen ambitioniert und hat ein paar reizvolle, da kreativ-überbordende Kostüme sowie ein, zwei herrlich-surreale Szenen. Allerdings wird dies ertränkt in einer Flut an Kalendersprüchen, Glückskeks-Merksätzen und Horoskop-Weisheiten, wie es sie in diesem Dauerfeuer zuletzt in Verborgene Schönheit zu erdulden gab. Für einen Film, der vom potentiellen Untergang der Welt, wie wir sie kennen, handelt und der gelegentlich in albtraumhaft-surreale Bilder abtaucht, packt Das Zeiträtsel seine Protagonistin und sein Publikum lachhaft intensiv in Zuckerwatte und Bläschen-Polsterfolie. Und als fände ich die stetige Oprah-Winfrey-Vergötterung nicht schon beschämend genug, haben wir hier mit CHARLES WALLACE (immer laut, immer mit vollem Namen auszusprechen) noch eines der nervigsten Filmkinder dieses Kinojahrzehnts zu erdulden. Ein Nervensägewerk von einem Film. Und dennoch nur Platz sechs ...

Platz 5: Slender Man (Regie: Sylvain White)

Ich wollte diesen Film mögen. Wirklich. Als der erste Trailer online gemeinhin mit Gähnen und Schulterzucken begrüßt wurde, habe ich darüber noch mit dem Kopf geschüttelt und war voller Hoffnung, dass aus dem Stoff vielleicht ein dreckig-fieser, surreal-disassoziativer Höllentrip werden könnte. Nachdem die Meinungsverschiedenheiten hinter den Kulissen publik wurden, gab ich den Film noch immer nicht auf, und selbst nach den vernichtenden US-Kritiken hatte ich die Hoffnung: "Naja, vielleicht irren die Amis einfach alle." Aber, nein. Weit gefehlt. Slender Man ist ein träges, ödes Etwas von einem Film mit einer milchig-unfokussierten Kameraarbeit (war kein Geld für Licht da?!) und weitestgehend desinteressierten Performances. Vor allem aber ist das Storytelling fahrig: Zu zusammenhängend, um als Mindfuck zu packen, aber viel zu löchrig, als dass die Erzählung irgendwie noch zum Mitfiebern taugen würde. Zudem wurden aufgrund der Vorabkontroverse (dem Film wurde angelastet, eine reale Tragödie auszuschlachten) mehrere Schocks aus dem Film geschnitten, so dass eine blut- und spannungsleere Hülle übrig geblieben ist, der nur sehr, sehr spärlich anzumerken ist, was bei einer fähigeren Umsetzung aus ihr hätte werden können. So erfolgt die intensivste, trippigste Heimsuchung unserer von digitaler Kommunikation besessenen Figuren in einer Bibliothek - ob sich Elle-Autor David Birke da was gedacht hat?

Platz 4: Trouble (Regie: Theresa Rebeck)

Wer dringend in Morpheus Schoß fallen möchte, aber keine Schlaftabletten übrig hat, sollte es mit Trouble versuchen, einer sterbenslangweiligen, träge inszenierten "Komödie" über einen Geschwisterstreit in einem Provinzstädtchen voller flacher Figuren. Anjelica Houston und Bill Paxton necken sich mit steifer Miene und praktisch jeder Gag geht völlig schief. Wäre da nicht Julia Stiles, die mehr noch als Josefine Preuß in Verpiss dich, Schneewittchen mit vollem Einsatz die Monotonie durchbricht, ich wäre mir nicht sicher, ob dieser Film nicht klinisch tot ist.

Platz 3: Downsizing (Regie: Alexander Payne)

Der nach deutschem Veröffentlichungskalender erste Kinostart 2018, den ich gesehen habe (einer frühen Pressevorführung sei es gedankt), war auch das gesamte Jahr über einer der Maßstäbe dafür, wie sehr ein Film Aggressionen in mir wecken kann. Alexander Paynes einst von manchen Experten als potentieller Oscar-Anwärter gehandelter Film über eine Zukunft, in der sich manche Menschen zur Rettung der irdischen Ressourcen (oder aus reinem Hedonismus) schrumpfen lassen, ist nämlich ungeheuerlich anstrengend. Die Prämisse, die Doppelmoral und weitere gesellschaftliche Probleme satirisch aufbereiten könnte, gerät schnell in den Hintergrund dieses schlecht strukturierten Dramas (das mindestens drei Anfänge und zwei Enden hat). Matt Damon spielt mit enervierender Austauschbarkeit die langweiligste Figur in diesem Film, die Alexander Payne jedoch ohne doppelten Boden in den Fokus stellt, die Dialoge sind grobschlächtig, die Witze verpuffen aufgrund des schleppenden komödiantischen Timings und Hong Chaus Nebenrolle einer keifenden Putze mit Prothese ... Nun ja. Es wurde viel darüber debattiert, ob sie eine rassistische Karikatur ist oder nicht, und ich tendiere zu Ersterem: So, wie Payne die Figur einsetzt, sollen wir darüber lachen, wie seltsam und anders sie sei. Und das macht die Rolle nochmal deutlich anstrengender, als sie aufgrund Chaus ständigem Gekreische eh schon ist. Alles in allem ist Downsizing ein Film, der weniger an einzelnen Problemen krankt, sondern daran, wie sie im Zusammenspiel räsonieren: Denke ich an Downsizing zurück, schaudere ich nur. Das ist nicht der analytischste oder eloquenteste Weg, einen Film zu kritisieren, aber es ist ein sehr bildlicher - und das gestattet ihr mir in dieser Liste hoffentlich.


Was passiert, wenn man eine altbackene, in übermäßig kontrastreichen Bildern gehaltene Komödie in ein Schnittprogramm lädt, sich die Augen verbindet und wild auf die Tastatur hämmert? Ich weiß es nicht, allerdings kann das Ergebnis kaum schlimmer sein als Til Schweigers neuste deutschsprachige Regiearbeit. Ich könnte mich nicht entsinnen, wann ich zuletzt einen so mies geschnittenen, professionellen Film dieser Größe gesehen habe. Wahllos hackt sich Schweiger irgendwas zusammen, selbst in ruhigen Gesprächen wechseln die Einstellungen in Sekundenbruchteilen. So zerreißt der Schnitt die Schauspielleistungen des Casts aus Leuten, die alle schon richtig gutes abgeliefert haben, und dabei bräuchten diese jammernden (alle, außer Schweiger) und selbstverliebten (Schweiger) Silberrücken dringend jedes Bisschen an via Schauspiel vermitteltes Charisma, das sie haben können. Denn die Figuren sind unausstehlich und gallig geschrieben, was in ähnlich ätzende Gags mündet. Schweiger gröhlte unter anderem bei Facebook, Kritiker hätten ja nur mal wieder keine Ahnung und das Publikum würde ja auf diesen Film wieder einmal abfahren. Aber, mal nachgehakt: Wieso erreicht Klassentreffen 1.0 nur einen Bruchteil der Menschen, die der besser inszenierte und geschnittene (sowie viel herzlicher geschriebene) Keinohrhasen erreicht hat? Ist es vielleicht denkbar, dass das breite Publikum vielleicht nicht aktiv auf solche handwerklichen Sachen achtet, sie aber sehr wohl spürt?!


Eine Sache hat dieses deutsche Indiekomödien-Experiment Til Schweigers Klassentreffen 1.0 voraus: Lola Randls grelle, schrille, wirre Verwechslungskomödie hat Anspruch und Ambition, wo Schweiger auf Kalauer und Kalkül setzt. Und dennoch fand ich es noch anstrengender, noch nerviger, durch Fühlen Sie sich manchmal ausgebrannt und leer? zu sitzen als durch das Schnittdesaster der Altherren: Irgendwo in dieser Ansammlung von atonalem Slapstick, stumpfer Farce und massigem Overacting vor grellen Kulissen steckt eine komödiantische Parabel darüber, wie wir in unserem (Liebes-)Leben stets nur Rollen spielen, statt uns selbst treu zu bleiben. Aus dieser Feststellung formt sich hier jedoch dank dünner, breit ausgewalzter Symbolik, stumpfsinniger Situationskomik und anstrengender Musik ein pures, aggressives Filmgrauen. Fühlen Sie sich manchmal ausgebrannt und leer? ist die missratene Bizarro-Version des ebenfalls hochstilisierten, allerdings smarteren Einsamkeit und Sex und Mitleid oder von Zwei im falschen Film, es ist schrill, einfach nur um schrill zu sein, es ist in meinen Augen längst nicht so helle, wie es wohl glaubt, es ist nervenzerfetzend, es ist der für mich schlechteste Film des Jahres.

Aber, hey. Demnächst geht es hier positiver zur Sache.

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