Platz 16: Abenteuer mit Timon und Pumbaa
Bereits ein Jahr nachdem Der König der Löwen die Filmwelt eroberte, startete Disney ein TV-Spin-Off rund um die beiden Komiker des Films, Timon und Pumbaa. Die Serie entfernte sich inhaltlich meilenweit vom Kinofilm, was die Serie für einige Fans von Simbas dramatischer Geschichte bedeutungslos machte. Allerdings war es auch eine große Chance für die Fernsehserie, da es kaum möglich gewesen wäre, dem großartigen Kinofilm in einer Fernsehserie Episode für Episode gerecht zu werden. Eine "echte" Der König der Löwen-Serie liefe lediglich Gefahr, die erhabene Aura der Vorlage zu untergraben.
Dass man Timon und Pumbaa nahm, und um sie herum eine rasante und häufig auch durchgeknallte Trick-Comedy machte, war also gar keine so üble Idee. Sie führte auch dazu, dass Disney letzten Endes, wenn auch mit etwas gedrosseltem Tempo und weniger penetrant-hipper Derbheit, doch noch eine anhaltende Antwort auf Cartoonserien wie Ren and Stimpy erhielt. Abenteuer mit Timon und Pumbaa schaffte es vom 8. September 1995 bis zum 9. November 1996 und dann mit einer zusätzlichen Staffel im Jahr 1999 auf insgesamt 85 Episoden (die meisten mit jeweils zwei Segmenten) und kann somit verächtlich auf seine hibbeligeren Brüder im Geiste, Marsupilami, Raw Toonage und Shnookums & Meat, herabblicken, von denen es nicht einer auf 20 Episoden brachte.
Konzeptuell ist bei Die Abenteuer von Timon und Pumbaa eigentlich alles möglich. Von der Grundidee her und einem Großteil der frühsten Segmente nach zu urteilen ist Timon & Pumbaa eine sehr cartoonige Comedy mit Dschungel-Setting über einen listreichen Gierschlund und seinen gemütlichen, naiven besten Freund, die in verschiedenste, leicht absurde Situationen geraten. Aber diesen Rahmen hat man sehr freizügig ausgeweitet. Timon und Pumbaa parodierten Fantasia, spielten Babysitter für Adlereier, brachten eigene Parfüms auf den Markt und engagierten sich in einem nahezu tödlichen Chilli-Wettessen (für mich als Chilihead eine meiner Lieblingsepisoden). Außerdem bereiste das Duo die Welt, was die Möglichkeit an verrückten, surrealen oder schlicht durchgeknallten Geschichten enorm erweiterte: Auf dem Broadway versuchten sie sich als Produzenten/Regisseure eines Bühnenmusicals (was in einen erbitterten Streit inklusive kreativem Wettrüsten zwischen Timon und Pumbaa ausartete), in Spanien wurde Pumbaa für einen berühmten Kampfstier gehalten, in Paris retteten sie ihren Kumpel Speedy die Schnecke vor einem Gourmetkoch, im Yukon betätigten sie sich als Goldgräber, in Massachusetts gerieten sie in die Fänge eines Frankenstein-mäßigen verrückten Wissenschaftler (wo denn auch sonst?) und in der Country-Hauptdstadt Nashville schlossen sie sich einer Bande Piraten an (wo denn auch sonst?).
Die Serienmacher waren also äußerst kreativ, was die Storys von Timon & Pumbaa angeht. Wenn man die Serie einschaltet, kann man nie so wirklich gewappnet sein, was genau passieren wird. Jedoch schleiften sich natürlich mit der Zeit gewisse Grundkonzepte ein, die immer leicht abgewandelt umgesetzt wurden. So hatten Timon und Pumbaa eine Gallerie an Feinden aus der riesigen Quint-Familie. Quint war im Grunde eine Figur mit stetig wechselnden Tätigkeiten (wurde aber immer als neuer Widersacher vorgestellt): Ein Baum von einem Kerl, schlecht rasiert, zu Gewalt neigend und Timon und Pumbaa stets übertölpelnd. Häufig wurden auch Segmente gezeigt, in denen Timon und Pumbaa ihre Freundschaft aufgrund aufgebauschter Kleinigkeiten kündigten, nur um kurz darauf einzusehen, dass der Streitpunkt dieses Opfer nicht wert war. So wusste man zwar vorm Einschalten nicht, was auf einen zu kommt, nach Beginn eines Segments hatte man nach gewisser Zeit aber eine gute Chance, die grobe Richtung zu erahnen.
Zu Beginn der Serie gab es auch Gastsegmente über die Hyänen Banzai, Shenzi und Ed (stets auf Nahrungssuche), den weisen, aber verplanten Rafiki und den Nashornvogel Zazu, der mit der bürokratischen Seite des Königreichs der Tiere beschäftigt war. Außerdem wurden vereinzelt saukomische Videoclips zu Popklassikern wie Stand by Me oder Yummy Yummy Yummy gezeigt. Die 1999 produzierte Staffel hatte ein anderes Produktionsteam, welches auf die liebevollen Titelkarten verzichtete und stärker auf Slapstick setzte. Die im Internet vorherrschende Meinung, diese Staffel sei auch kindischer und weniger familien- und jugendorientiert kann ich jedoch nicht teilen. Timon und Pumbaas Streit darüber, ob sie der Menschheit die geheime Zutat ihres Salsa-Dips (es sind Käfer, was sonst?), die Folge über Rafikis Wahrheitszauber und die Gründung einer "Hakuna Matata"-Universität sind mit nicht alberner, als frühere Episoden. Zum Schluss hin versuchten die Autoren auch die gesteigerte Cartoon-Logik der Serie durch häufigere Selbstironie auszugleichen, etwa wenn Timon und Pumbaa beim Sturz in ein bodenloses Loch verzweifelt nach Fallschirmen suchen und realisieren, dass Cartoonfiguren doch immer alles nötige im vollgepackten Raum hinter ihrem Rücken aufbewahren.
Die Abenteuer von Timon und Pumbaa mag zwar nur noch rudimentär mit seiner Vorlage zu tun haben (eigentlich übernahm man nur die Dynamik zwischen Timon und Pumbaa, trug bei dieser extra dick auf und schaute dann, was auf dieser Basis alles möglich war) und wäre mit zwei neu kreierten Figuren sicherlich niemals so erfolgreich gewesen sein. Aber als "Die verrückte Disney-Cartoonshow" ist diese Serie für sehr viele Lacher und ungläubig-amüsierte Kopfschüttler zu haben.
1 Kommentare:
Du setzt diesen Quark ÜBER Gargoyles?! X_X
Ich verstehe ja den Ansatz, dass man einen schrägen Cartoon machen möchte mit ständig wechselndem Setting. Aber ich kann die Serie echt gar nicht leiden. War einfach nicht witzig :P
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