Donnerstag, 29. November 2012

Die Hüter des Lichts


Der Weihnachtsmann, der Sandmann, die Zahnfee, der Osterhase und Jack Frost treffen sich, um im Namen des Mann im Mond eine Krisensitzung abzuhalten. Nein, das ist nicht die Story für Santa Clause 4, sondern das neue Werk aus dem Hause DreamWorks Animation. Dort wechselt sich ja neuerdings der Shrek- und Madagascar-Stil mit ambitionierten Trickabenteuern ab. Ein Drachenzähmen leicht gemacht gibt es dieses Jahr von DreamWorks Animation leider nicht zu bestaunen, aber mit Die Hüter des Lichts startet zur Vorweihnachtszeit ein weiterer Film der Kategorie "Ach, aus dem Studio können doch Filme mit einer Seele kommen!"

Der sich in der Welt verloren vorkommende, deswegen geknickte und eigenbrötlerische, dennoch stets auf der Suche nach Spaß befindliche Jack Frost, Schöpfer winterlicher Kinderfreuden, wird nach Jahrhunderten des Ignoriertwerdens von den anderen Sagengestalten zum Nordpol eingeladen. In der Werkstatt des Weihnachtsmanns wollen sie Jack zu einem von ihnen machen, zu einem "Hüter des Lichts". Denn der grausige Schwarze Mann, auch bekannt als Pitch, ist zu neuer Macht gelangt und flößt den Kindern der Welt schwerwiegende Albträume ein. Der Mann im Mond rief die bisherigen Hüter, sozusagen die Elite der Kindheits-Sagenhelden, dazu auf, ihre Kräfte mit Jack zu vereinen, um Pitch bezwingen zu können. Aber weder trauen alle Hüter dem starrköpfigen Jack, noch hat er große Lust, sich einem Team unterzuordnen.

"Avengers mit Kindheitsfiguren", so könnte man Die Hüter des Lichts salopp bezeichnen. Die Persönlichkeiten der einzelnen Heroen kommen hier zwar längst nicht so prägend zum Vorschein wie in Joss Whedons Superhelden-Megaspektakel, trotzdem bietet auch diese Kinofortsetzung einer in den USA beliebten Kinderbuchreihe mehr als den bloßen "Höhö, guck mal, wer da zusammensitzt!"-Gedanken. Womit sie etwa locker Santa Clause 3 in die Tasche steckt, selbst wenn das Design Jack Frosts darin viel cooler war als beim Klischeetrübsinnsjugendlichen in Die Hüter des Lichts.

Selbst wenn die Charakterisierung Jack Frosts keinerlei eigenen Dreh hat, so ist sie dennoch effektiv geschrieben und rührt sowie amüsiert selbst dann, wenn man den Enthüllungen des Films einen Schritt voraus ist. Vor allem fügen sich Jacks Hintergrundgeschichte sehr gut in den Hauptplot ein, was ja wahrlich keine Selbstverständichkeit ist. In Sachen Spaß rauben ihm aber seine bekannteren Kollegen das Rampenlicht: Ein russischer Kosakenweihnachtsmann mit sonderbaren Helfern, ein Phantomimen-Buddha von einem Sandmann und ein australischer Osterhasen-Dundee, das muss man einfach gesehen haben. Diese Reinterpretationen der Figuren sind zeitgemäß und cool, aber keineswegs auf Shrek-Art frech, sondern sinnig und mit Seele ausgestattet. Auch die Kolibri-Zahnfee ist sympathisch, mich nervt es allerdings, dass die einzige Frau im Team sofort flattrig wird (Wortspiel beabsichtigt), wenn sie den jungen, leidenden Jack Frost sieht.

Die Mischung aus Slapstick, Dialogwitz und Charaktermomenten ist ausgewogen, das große Finale ist nach dem originelleren Beginn jedoch die reinste Klischeeparade. Zum Glück macht der Schurke Mordsspaß, auf Deutsch dank einem sich selbst genießenden Tommy Morgenstern (Benedict Cumberbatch in Sherlock, Chris Hemsworth in den Marvel-Filmen) etwas mehr als im Original. Dieses ist dennoch deutlich stärker, denn Hugh Jackman als Osterhase ist genial, während Matze Knop völlig fehlbesetzt ist und den Witz der Rolle raubt. Und Florian David Fitz ist in den melancholischen Momenten Jack Frosts zu distanziert, um die erzielten Gefühle nachhaltig zu transportieren.

Trotz solcher Meckereien ist Die Hüter des Lichts ein beseelter, pointenreicher Familien-Trickspaß mit tollen Hintergründen, intensivem (Zweifler wohl kaum überzeugendem) 3D und ausdrucksstarken Hauptfiguren. Sowie den typischen DreamWorks-Animation-Statistenzombies.

Kurzum: Die Hüter des Lichts ist gut, doch nicht sehr gut. Wer in der Adventszeit nur Zeit oder Geld für einen Animationsfilm hat, sollte also auf den noch eine Spur originelleren, witzigeren und charakterstärkeren Ralph reichts warten. Und wem es nach Weihnachtsmännern gelüstet, der kauft sich Arthur Weihnachtsmann.

Siehe auch: Meine Kritik bei Quotenmeter

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich gehe am Samstag in den Film und bin sehr gespannt auf die 3D-Effekte. Ich glaube, besonders die Sequenz der Kinderträume wird ganz großartig umgesetzt worden sein. Ich denke auch, das wird wirklich ein guter Film nach "Drachen zähmen leicht gemacht" wird. Shrek fand ich wirklich unlustig und ätzend.

Luanalara hat gesagt…

Die Animation war wirklich sehr schön anzusehen, teilweise gar richtig "indulgent". Ich fand das Pacing ziemlich holprig, auch mancher Schnitt kam mir sehr plötzlich vor. Man hat schon gemerkt, dass man sich in der Produktion wohl irgendwie etwas verrannt hat, sich am Anfang (oder auch zwischendrin mal) zu lange an Sachen aufhält, wodurch es dann plötzlich alles ganz zackig gehen muss, denn die Laufzeit ist ja gleich um. *g*

Ich glaub auch, dass der Osterhase im Original sehr viel besser rüberkommt, da dort auch die ganzen Australien-Gags natürlich viel besser sitzen.

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