Freitag, 14. April 2017

Freitag der Karibik #38

Dieser Beitrag enthält Spoiler zu den ersten vier Pirates of the Caribbean-Filmen. Wer sie bislang nicht gesehen hat: Verflucht noch eins, nachholen!


Ein toter Mann erzählt keine Geschichten. Und, was mich anbelangt, erzählt man in der verfluchten Karibik bitte keine Geschichten mehr mit toten Männern.

Unter den Pirates of the Caribbean-Fans gibt es eine nicht gerade leise Splittergruppe, die sich wünscht, dass in kommenden Einträgen in das Franchise Tode aus den vergangenen Filmen "korrigiert" werden. Vornehmlich trifft dies James Norrington, der in Am Ende der Welt sein Leben ließ, um Elizabeth vor Davy Jones zu bewahren. Doch auch Theodore Groves und Lt. Gillette sind Inhalt von Fanträumen: Ihre stark implizierten Tode in Fremde Gezeiten haben einige Fans aufgebracht. Gefühlt vor allem weibliche Fans, die eine Neigung für nautische Uniformen haben.

Per se spielt es meinem Denken ja sehr in die Hände, wenn sich Leute in Begeisterung für Pirates of the Caribbean-Nebenfiguren üben. Schließlich predige ich seit Jahren, dass die Filmreihe mehr ist als die Käpt'n-Jack-Sparrow-Show. Dessen ungeachtet muss ich sagen: Bitte, bitte lasst die drei Marinejungs im Reich der Toten!

Denn Pirates of the Caribbean ist allem Prunk, Pomp, Protz und Piratenspektakel zum Trotz eine Filmreihe, die narrativ dramatischer ist und sich ernster nimmt als ein trotz einiger schwerfälliger Dialogpassagen vor allem auf Actionirrsinn setzendes Fast & Furious. Diese Autoactionreihe hat bereits einige seifenopernartige Twists gebracht, wird sicher noch allerhand folgen lassen und sie darf das auch. Denn letztlich geht es in ihr um Nichts. Sie will mit Getöse unterhalten. Ich finde derweil, dass Pirates of the Caribbean sehr wohl erzählerische Ambitionen hat. Und als eine so geartete Saga darf sie ihre dramatische Glaubwürdigkeit nicht überstrapazieren.

Im Laufe von vier Filmen haben wir bereits zwei zentrale Figuren über den Jordan geschickt, bloß um sie im nachfolgenden Part zurückzuholen. Da es sich hier um die ewigen Rivalen Käpt'n Jack Sparrow und Barbossa handelt, ist diese Dopplung als thematische Spiegelung (respektive als: "So unterschiedlich sind sie wirklich nicht, es widerfährt ihnen auch dauernd nahezu dasselbe") zu entschuldigen. Darüber hinaus haben wir mit Will Turner eine Figur, die im Sterben lag, um dann mittels eines doppelschneidigen Fluchs am Leben erhalten zu werden, sowie seinen Vater "Stiefelriemen" Bill Turner, dessen Hintergrundgeschichte sehr ähnlich ist.

Pirates of the Caribbean reizt die "Gestorben, aber doch nicht so ganz"-Idee in vier Filmen bereits so stark aus, wie es einer Fantasyreihe vergönnt ist. Nun weitere Figuren zu töten und dann wiederzubeleben, lässt die Saga Gefahr laufen, keine Fallhöhe mehr zu haben. Wenn jemandem etwas tödliches widerfährt, wie wollen wir da noch mitfiebern, wenn wir im Hinterkopf haben: "Höchstwahrscheinlich kehrt die Figur eh bald wieder!"?

Cameos in Geisterform ließe ich noch erdulden, aber eine vollwertige Wiederbelebung? Da habe ich kein gutes Gefühl bei der Sache.

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