Freitag, 1. September 2017

Freitag der Karibik #58


Woran hängt man die Fortsetzung eines riesigen Überraschungserfolges auf? Im Falle von Fluch der Karibik geschah die Entwicklung sehr organisch: Die verantwortlichen Köpfe hinter dem Piratenabenteuer kamen der Legende nach bereits während der Arbeiten am eigentlich als Einzelfilm entworfenen Actioners auf grobe Ideen, was in einem zweiten Teil passieren müsste, sollte dieser unerwarteterweise genehmigt werden. Von diesen Wünschen ausgehend wurde dann, als Disney tatsächlich grünes Licht gab, die Dilogie Die Truhe des Todes/Am Ende der Welt entwickelt. Mit dem erklärten Ziel: Disney-Konventionen scheren uns nicht.

Laut Terry Rossio und Ted Elliott ist der Grundstein, der für Teil zwei der Pirates of the Caribbean-Saga gelegt wurde, die Idee, dass Elizabeth Swann in die Situation gelangen könnte, dass sie Jack Sparrow töten muss, um ihren geliebten Will Turner zu retten. Rossio und Elliott, die große Fans von Keira Knightleys Performance waren, waren davon überzeugt, dass die Mimin den schweren Spagat absolvieren kann, ihre Figur zu so harten Mitteln greifen zu lassen, ohne dass sie dabei die Publikumssympathie verliert. Zudem erachteten sie es als konsequente Fortführung der komplexen Moral in der Fluch der Karibik-Welt, in der es ruchlose und verständliche Piraten sowie abscheuliche und freundliche Vertreter des Bürgerlichen gibt. Die von Abenteuern träumende Elizabeth zur Mörderin zu machen und den amüsanten Jack Sparrow zu opfern, schien ihnen so reizvoll, dass sie sich geschworen haben, den zweiten Teil nur dann zu verfassen, wenn sie diesen Plan durchgedrückt bekommen.

Daher haben sie für Die Truhe des Todes erst unterschrieben, als Keira Knightley zugesagt hatte. Zudem erläuterten sie Regisseur Gore Verbinski, Produzent Jerry Bruckheimer und den Ausführenden Produzenten Mike Stenson und Chad Oman ihren Plan beim allerersten Meeting, in dem es um die Ideen für Teil zwei ging. Dort stieß er zunächst auf Zweifel. Es soll Verbinski gewesen sein, der wenige Wochen später Bruckheimer davon überzeugte, welcher wiederum diesen Plan Disney schmackhaft gemacht hat.

Selbst wenn dies schon etwas Überzeugungsarbeit benötigte, so war es eine andere Szene, die dem Studio geradezu Sorgesfalten in die Stirn getrieben hat: Die allerletzte Szene des Films, in der sich der wieder zum Leben gebrachte Barbossa präsentiert und nach dem Verbleib seines Schiffes fragt.

Barbossas einzige Textzeile in Die Truhe des Todes, die zugleich den Abschluss des Films darstellt, war die erste Dialogzeile, die Elliott und Rossio geschrieben haben. Sie holten Barbossa zurück, weil sie unbedingt erneut Geoffrey Rush an Bord haben und einen interessanten Kontrast zu Jack Sparrows Tod kreieren wollten: Der Tod des Trickster-Piraten sollte zwar dramatisch sein, aber nicht erschütternd (da Elizabeths Motive nachvollziehbar ausfielen), zum Ausgleich sollte als Schlusspointe des Films der Schurke des Vorgängerfilms wieder auferstehen, was jedoch nicht als schockierender Twist verstanden werden sollte - sondern eher als freudiger Rausschmeißer aus dem Film. Denn Barbossa entpuppte sich bereits relativ kurz nach Kinostart, während die groben Ideen für Die Truhe des Todes abseits des zuvor ersonnenen Jack/Elizabeth-Moments geschmiedet wurden, als einer der Favoriten der innigen Fanbase. Die sollte durch Barbossas Rückkehr mit einem verdatterten Grinsen in den Abspann entlassen werden.

Am Erfolg dieses Vorhabens hatte Disney jedoch seine Zweifel, weshalb Verbinski, Bruckheimer, Rossio und Elliott sehr für diesen Moment kämpfen mussten - sogar, nachdem Rushs Rückkehr für Teil drei von Disney abgesegnet wurde. Es war der Gedanke, einen Film mit dem Comeback eines Fieslings zu beenden, der bei der Studioführung für Unbehagen sorgte. Letztlich wurde Disney dazu gebracht, sich da durchzubeißen, indem die Filmemacher für Alternativlosigkeit sorgten: Ohne Barbossas Rückkehr gab es überhaupt kein Ende für Teil zwei.

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