Freitag, 24. Oktober 2008

(Ab)Gebildet: Vererbte, ikonographische Disney-Traditionen

Es gibt so manche Disney-Traditionen, vor allem in den "großen" Disney-Filmen: Da gibt es den sehnsüchtigen "Ich will..."-Song, die Halbwaisen oder den in den Tod stürzenden Bösewicht.

Vor kurzem stellte ich ja die Behauptung auf, dass derzeit eine Generation an Disney-Verehrern heranwächst, für die Captain Jack Sparrow und Troy Bolton die größten Disney-Ikonen sind. Mit der nachfolgenden Fotoreihe möchte ich meine Theorie weiter untermauern, indem sie aufzeigt, in was für einer langen und sauber gepflegten Tradition sie stehen. Denn beide von ihnen haben jeweils einen berühmten, für Disney fast schon kennzeichnenden Moment wieder aufgegriffen. Sie brachten bildliche Disney-Signaturen neuen Scharen von Zuschauern nahe.
Gepaart mit dem Erfolg ihrer Filme wirkt sich dies verstärkend auf ihren Status als neue Disney-Ikonen aus. So erübrigen sich wohl sämtliche Fragen, ob sie als Disney-Botschafter die legendäre und komplexe Vergangenheit Disneys neu repräsentieren, oder nicht.
Es stellt sich höchstens die Frage nach deren Halbwertszeit, aber das ist ein ganz anderes Thema.

Das Engel-Teufel-Syndrom (aka "Die manifestierten inneren Stimmen")

1938 entdeckte Donald seinen inneren Teufel...

...der gegen seinen inneren Engel kämpfte...

...und der Engel gewann, wenn auch nur diese Schlacht.

Der Cartoon Donald's Better Self legte den Grundstein für nicht enden wollende Kämpfe zwischen dem Guten und dem Bösen im Manne... äh... Erpel

Auch Pluto hatte immer wieder mit seinen inneren Stimmen zu tun, wie etwa hier im Oscar-prämierten Cartoon Der herzlose Retter von 1941.

Engelchen und Teufelchen nisteten sich seither immer wieder auf den Schultern von Unentschlossenen ein. Nicht nur in Cartoons, wie gerade Jay aus Jay und Silent Bob schlagen zurück (2001) erfahren muss.

Selbstverständlich durfte ein Zwiegespräch zwischen Engelchen und Teufelchen auch nicht im extrem witzigen, cartoonhaften Disney-Meisterwerk Ein Königreich für ein Lama (2001) fehlen.

Wirbelwind Stitch muss natürlich aus der Reihe fallen, und sich gleich zwei Teufel gönnen.


Übertrumpfen konnte das nur einer: Captain Jack Sparrow...

...dessen sprechenden Schulter-Halluzinationen gar nicht mehr einzuordnen sind. Gut, böse? Nein, einfach nur... Sparrow!

Da in Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt (2007) alles größer, lauter und bombastischer sein musste (und Sparrow eh schon eine komplexe Persönlichkeit ist), beließ man es nicht bei kleinen Schulter-Versionen des Piratenfürsten. Womit sich der Kreis schließt und wieder an Donald Duck angeschlossen wird.

Das Entlein-Erbe (aka "Der nach seiner Selbst suchende Blick ins Wasser")


In einem der schönsten Trick-Kurzfilme aller Zeiten blickte das hässliche Entlein auf der Suche nach sich selbst ins Wasser. 1939 konnte wohl keiner ahnen, welche Wellen dieses Bild schlagen wird.

Die wohl bekannteste Neuinterpretierung dieses Moments berührte 1994 Millionen von Zuschauern, als Simba, Der König der Löwen, auf Anraten des weisen Rafiki ganz genau ins dunkle Wasser schaute.

Auch die Titelheldin von Mulan (1997) erhoffte sich neue Erkenntnisse von ihrem Spiegelbild.

Der Dschungelheld Tarzan tat es ihr 1999 gleich, auch wenn er sich im Anschluss an den Blick ins Wasser weiter beschmierte, während Mulan ihr wahres Ich unter der Schminke fand.


Lilo & Stitch (2002) zollte ambitioniert und rührend dem Ursprung dieser Tradition seinen Tribut, indem das Wasser durch ein Bilderbuch mit der Entlein-Geschichte ausgetauscht wurde.

Doch auch eine etwas klassischere Parallele ist zu erkennen, wenn auch der Kontext etwas anders war.

Im Laufe von High School Musical 2 (2007) geriet Troy Bolton zur Freude sämtlicher Anhänger exzentrischer Ausdruckstänze in ungeahnte Selbstzweifel. Gekrönt wurde dieser Selbstfindungsprozess mit der wohl kitschigsten und am dicksten aufgetragenen Neuinterpretierung der Wasser-Spiegelbild-Szene. Sowie mit einer zweifelhaften Ehre, die Troy zuteil kommt: Er darf mit seiner eigenen Wasser-Reflektion ein Liedelein anstimmen. Womit der schauspielernde Basketballspieler ergänzend zu seiner geistigen Verwandschaft mit dem hässlichen Entlein auch mit Schneewittchen Bande knüpft. Was seine Teamkollegen wohl dazu sagen werden?

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