Samstag, 19. November 2011
Arthur Weihnachtsmann
Vergangenes Jahr präsentierte ich euch im Rahmen einer Blogparade die Hitliste meiner liebsten Weihnachtsfilme. Diese enthielt auffälligerweise keinen Film, der nach 1999 in die Kinos kam. Da wäre sicherlich die Frage angebracht, ob das Weihnachtskino so schlecht geworden ist, oder ich einfach aus diesem Setting rausgewachsen bin und mir meine alten Favoriten bloß der Tradition zu Liebe jährlich anschaue.
Arthur Weihnachtsmann, der erste CGI-Kinofilm der Aardman Studios nach dem gefloppten Flutsch und weg, liefert die Antwort. Der Film wird in den meisten Kinos wie ein reiner Kinderfilm behandelt: Keine Vorstellungen nach 16 Uhr. Denn, hey, es ist animiert, bunt, weihnachtlich und obendrein erstaunlich arm an Zynik. Sowas kann ja schwer jemanden jenseits von zwölf Jahren ansprechen. Oder?
Kann es wohl, verdammich! Arthur Weihnachtsmann steht nun fest auf meiner Liste der Filme, mit denen man bei der Verkündung der Trick-Nominierungen rechnen muss. Denn auch wenn die Macher das Weihnachtsfest recht frei von Zynismus anpacken, ist ihnen noch immer ein generationenübergreifendes, charmantes und fantasievolles Stück Feiertagsunterhaltung gelungen, das Weihnachten sehr modern behandelt und trotzdem die traditionellen Werte (unaufdrindlich!) aufrecht hält.
Arthur Weihnachtsmann enthüllt die Arbeit des Kamine hinunterrutschenden Flauschebarts als ein Familienunternehmen. Mittlerweile leitet der militärisch veranlagte und technologisch versierte Steve die Operation Geschenkeausgabe vom Nordpol aus, während der amtierende Weihnachtsmann in einem gigantischen Raumgleiter mit seinen Horden von Elfen die Gaben überbringt. Derweil zetert der pensionierte Opa, dass der Weihnachtsmann zu seiner Zeit viel mehr gefordert wurde. Ohne technischen Klimbim war alles viel gefährlicher, schwieriger, spannender ... und auch herzlicher. Der jüngste Spross der Familie, der tollpatschige Jugendliche Arthur, ist derweil für die postale Kommunikation zwischen dem Weihnachtsmann und den Kindern dieser Welt zuständig. Als einziger hat er sich eine kindliche, überbordende Freude am Weihnachtsfest bewahrt. Deshalb ist er es auch, der sich allen Gefahren zum Trotz, dafür ausspricht, ein vergessenes Geschenk ans Kind zu bringen.
Der Generationenkonflikt und der Zwist zwischen Pragmatik und Begeisterungsfähigkeit werden in Arthur Weihnachtsmann sehr charmant und vor allem pointiert behandelt. Die Wortgefechte zwischen den Mitgliedern der Weihnachtsmann-Familie sind sehr komisch, und die vielen kleinen Randgags der kernigen Briten vergrößern den Sehspaß enorm. Immer wieder gibt es tolle Albernheiten zu entdecken, etwa bei "Weihnachten - Das Brettspiel!" oder wenn die zahllosen Elfen im Actionmodus die Geschenke ausliefern.
Star des Films ist die Verpackungselfe Byrony. Sie ist zwar leider nicht so ausdrucksstark animiert, wie die Weihnachtsmänner, aber rein akustisch macht die aufgeweckte, kesse Dame alles wieder wett. Sie kann jedes Geschenk mit maximal drei Streifen Klebeband verpacken! JEDES! Mit nur DREI Streifen!
Schade ist nur, dass der Film länger ist, als er sein müsste. Irgendwann verirrt sich Arthur bei seiner Mission, und auch wenn die ganzen Stationen einige tolle Gags bieten, wird der Irrlauf bald lästig und raubt dem so energetisch startenden Film sein Tempo. Im Finale wird's aber wieder besser. Ich habe also einen neuen Traditionsfilm für die Dezembertage gefunden!
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Freitag, 18. November 2011
Oscar 2012: Die erste Prognose für den Besten Film
Mittlerweile gab die Academy bekannt, welche Filme sich für die Kategorie "Bester Animationsfilm" qualifizierten. Und sofern keine Disqualifizierungen in letzter Sekunde abgehandelt werden, kann ich meine erste Trickfilm-Prognose sonstwo hinkloppen. Soviel also zu all den ach-so-vertrauenswürdigen Berichten, Motion Capturing wäre für diese Kategorie tabu.
Aber bevor ich meine Trickfilm-Prognose aufbessere, möchte ich den Blick auf die Hauptkategorie lenken: Bester Film! Dies erweist sich dieses Jahr wieder als besonders schwierig, denn erneut änderte die Academy die Regeln. Statt eines festen Nominierungsfeldes von zehn Filmen (wie in den zwei letzten Jahren), können 2012 zwischen fünf und zehn Filmen diese große Ehre erhalten. Im Rahmen dieser Prognose bleibe ich aber erstmal stur bei einem 10-Filme-Feld. Ist ja noch etwas hin, bis zum Oscar. Bis nächstes Jahr kann ich also immer noch daran feilen.
Also, ohne größeres Gerede: Hier sind meine zehn Kandidaten für eine Nominierung in der Kategorie Bester Film!
The Help
Studio: DreamWorks Pictures / Touchstone Pictures
Oscar-Slot: Publikumstaugliches Rassendrama
Pro Nominierung:
- Starke, weibliche Darstellerriege
- Kommerziell genug, um nicht anzuecken, mutig genug, um nicht zu seicht zu sein
- Basiert auf einem Bestseller
- Gute Behandlung der Rassenthematik
- "Period Piece"
- Schneidet zudem das Thema der Emanzipation an
- Sommer-Starts haben es immer schlechter als Winter-Starts
- Regisseur Tate Taylor ist bislang ein Niemand in Hollywood
- Werden sich Liebhaber des Films sich auf die Darsteller-Kategorien stürzen?
- Sind die komödiantischen Atempausen im letzten Viertel zu derb für die Academy?
Studio: Sony Pictures Classics
Oscar-Slot: Anspruchsvolle Autoren-Komödie
Pro Nominierung:
- Die Academy mag Woody Allen, und hier ist er in Hochform
- Der Film thematisiert Kunst und Nostalgie, universell ansprechende Themen
- Es ist eine stille, intellektuelle Komödie
- Tolles Ensemble
- Der Film steht sehr gut auf eigenen Beinen, lädt aber auch zur Analyse und Interpretation ein
- Es ist eine ideale Gelegenheit, Woody Allen groß zu Ehren
- Kunstkino, das beim Publikum ankam
Contra Nominierung:
The Artist
Studio: The Weinstein Company
Oscar-Slot: Verneigung vor der Filmkunst
Pro Nominierung:
Oscar-Slot: Verneigung vor der Filmkunst
Pro Nominierung:
- Der Weinstein-Faktor
- Großartige Reviews von den Filmfestivals
- Old School Hollywood-Flair
- Thematisiert die Filmkunst
- Ein mutiges Projekt, ohne prätentiös zu sein
Contra Nominierung:
Studio: Sony
Oscar-Slot: Der alle Jubeljahre beachtete Thriller
Pro Nominierung:
- David Fincher allein sorgt bereits für Aufmerksamkeit
- Es ist die Möglichkeit, einen das Publikum reizenden Film zu beachten, ohne wirklich ins Mainstream-Fach abzugleiten
- Verblendung reißt gesellschaftskritische Themen an
- Eine Regie-Nominierung ist bereits zu erwarten
Contra Nominierung:
Studio: Warner Bros.
Oscar-Slot: Der Herr der Ringe reloaded?
Pro Nominierung:
The Descandants
Pro Nominierung:
Moneyball
Pro Nominierung:
- Warner bemüht sich um eine Top-Oscarkampagne
- Es ist die letzte Chance, eine erfolgreiche und angesehene Filmreihe zu berücksichtigen
- Für viele Fans und Kritiker ist es der beste Teil der Filmreihe
- Wenn man Avatar nominieren kann, wieso nicht Harry Potter?
Contra Nominierung:
- Fantasy
- Hätte die Academy was für Harry Potter übrig, wäre er gewiss schon zuvor häufiger nominiert worden
- Es ist nur ein "halber Film" ...
- ... und obendrein eine Fortsetzung
- Zu action- und effektreich
Hugo
Studio: Paramount
Oscar-Slot: Traumkino / Martin Scorsese
Pro Nominierung:
- Martin Scorsese
- Großartige Reaktionen auf dem New York Film Festival
- Ein unschuldiger, träumerischer Film schafft es gerne Mal ins Oscar-Feld. Hugo könnte es dieses Jahr sein
- Kunstvolles 3D
- Es ist eine Ode an die Filmkunst
Contra Nominierung:
- Fantasy-Elemente
- Könnte von manchen als Kinderfilm aufgefasst werden, was abseits vom Schweinchen namens Babe ein Problem in Sachen Oscar ist
- Academy-Mitglieder, die ihre Liebe zum Thema Film sprechen lassen, weichen vielleicht auf The Artist aus
- 3D
Gefährten
Studio: DreamWorks Pictures / Touchstone Pictures
Oscar-Slot: Eine inspirierende Geschichte über Freundschaft
Pro Nominierung:
Pro Nominierung:
- Steven Spielberg
- Weltkrieg (wenngleich "nur" der weniger Oscar-attraktive erste)
- Basiert (unter anderem) auf einem angesehenen Theaterstück
- Toller Cast an talentierten, aber nicht übermäßig berühmten Darstellern
Contra Nominierung:
- Basiert auch auf einem Kinderbuch
- Könnte (gerade unter Spielberg) enorm kitschig werden
- "Ein Mann und sein treues Pferd" - Könnte genauso gut ein Disney-Fernsehfilm sein, nur dass Spielberg mehr Geld reinpumpt
- So viele Vorschusslorbeeren, und kaum einer hat ihn bisher gesehen? Ob das gut geht?
- Kinostart zu spät?
Studio: Focus Features
Oscar-Slot: Der ruhige Thriller
- Sehr gute Kritiken
- Super Oscar-Buzz
- Großartiges Ensemble
- Beliebte Vorlage
Contra Nominierung:
- Zu kühl für die Oscars?
- Das übliche Genreproblem
The Descandants
Studio: Fox Searchlight
Oscar-Slot: Das komödiantische Drama
- George Clooney in einer charismatischen Krisenrolle (Up in the Air grüßt)
- Fantastische Reaktionen seitens der Oscar-Blogger
- Sehr gute Kritiken
- Die Mischung aus Drama und Komödie, die bei den Academy Awards zieht
- Kultregisseur Alexander Payne
Contra Nominierung:
- Öhm?
Moneyball
Studio: Sony
Oscar-Slot: Menschelndes Sportdrama, Biopic
- Brad Pitt
- Berühmte Vorlage ...
- ... die warmherziger umgesetzt wurde
- Biopic
- Sehr gute Kritiken
- Ebenfalls beim Publikum beliebt, diese gefährliche Grauzone zwischen Kunst und Kommerz also mal wieder
Contra Nominierung:
- Die Academy bevorzugt Boxen in ihren Sportfilmen
- Früh gestartet
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