Mittwoch, 29. Februar 2012

Romy und Michele


Nach der erneuten Sichtung von Grosse Pointe Blank und dem Kinobesuch von Young Adult stand mir der Sinn nach einer oberflächlichen, dummen Komödie, die sich mit dem Blick zurück auf die Schulzeit beschäftigt. Einfach so, um die Qualität dieser beiden Streifen noch weiter hervorzuheben. An die Touchstone-Komödie Romy und Michele hatte ich nur noch schwammige Erinnerungen, aber dafür war mir die weitestgehend abfällige Rezeption dieses US-Überaschungserfolgs bekannt. Also habe ich mich als jemand, der im zweiten Jahrzehnt nach der Jahrtausendwende lebt und vergangene Dekade seinen Schulabsturz gemacht hat, freudig zurück in die 90er gestürzt, um zwei quietschig gekleideten Blondinen dabei zuzusehen, wie sie an die 80er zurückdenken. Krasse Sache, hm?

Die engen Freundinnen Romy (Mirs Sorvino) und Michele (Lisa Kudrow) kennen sich seit der High School, und da es weder im Berufsleben, noch im Arbeitsleben der schrillen Partymäuschen so richtig rund laufen will, leben sie auch mit 28 Jahren in einer Zweier-WG. Das bekümmert die zwei unzertrennlichen Blondinen auch überhaupt nicht - jedenfalls bis sie von ihrer ehemaligen Mitschülerin Heather (Janeane Garofalo) erfahren, dass ein Treffen ihrer Abschlussklasse kurz bevorsteht. Während Romy und Michele den Fragebogen über die vergangenen zehn Jahre ihres Lebens ausfüllen, dämmert es ihnen: Sie werden niemanden beeindrucken können. Versuche, innerhalb einer Woche massiv Gewicht zu verlieren, einen reichen Lebenspartner zu angeln und einen profilträchtigen Beruf zu ergattern scheitern klaglos. Also bleibt ihnen nur noch eins: Sie lügen! Die glaubwürdigste Lüge, die ihnen in den Sinn kommt: Zu behaupten, sie wären erfolgreiche Geschäftsfrauen, die Post-Its erfunden haben ...

Direkt zu Beginn dieser Komödie von 1997 ereilten mich kurz hintereinander zwei, wenn man das Wort sehr weiträumig definiert, Kulturschocks. In den ersten paar Sekunden war ich völlig baff, dass ich mich gar nicht daran erinnern konnte, was für oberflächliche Tussen die beiden Hauptfiguren sind. Sie leben nur für Drinks, Disco und gemeinsames Pretty Woman-Anschauen, tun so, als wären sie was besseres und haben eine anstrengende Sprache. Ordinär, aber mit einer unverdaulichen Arroganz. Halt dieses stereotypische "Valley Girl"-Gehabe, nur pleite, eine unheilige Kreuzung aus Ke$ha, Paris Hilton und einer Überdosis Beverly Hills 90210.

Nach wenigen Minuten dann der zweite Schrecken: Als sich langsam abzeichnet, welche Tonart Sorvino und Kudrow mit ihren Darbietungen anschlagen, und Rückblenden aufzeigen, in welchen Situationen sich Romy & Michele in der High School befanden, kommt mir der Film tatsächlich viel bissiger und mehrdimensionaler vor. Die Erzählweise ist was dahingeschludert (Romy & Michele graben ihr Jahrbuch aus und sinnieren über die soziale Hackordnung ihrer Jahrgangsstufe), aber was innerhalb der Rückblenden mit den beiden Figuren gemacht wird, hat mich fast schon begeistert: Je nach High-School-Serie oder -Film könnten die jede Mode verfolgenden Blondinen mit ihrer schrillen Attitüde die Antagonistinnen oder die Heldinnen sein. Sie sind oberflächlich, dumm, halten sich für super-mega-cool ... und werden für ihre Abneigung gegen Cliquenbildung und aufgrund ihrer eigenwilligen Macken schickaniert. Romy und Michele sind gleichermaßen Unsympathen wie Karikaturen mit Identifikationspotential, und die High-School-Rückblenden drücken das mit einem knalligen 80er/90er-Charme sowie feinem Sarkasmus aus.

Ist das Jahrbuch erst bei Seite gelegt, folgt ein amüsanter, aber wieder eindimensionaler Übergang, in dem man sich als Zuschauer darüber beömmeln kann, wie Romy und Michele mit ihrer begrenzten, aber ehrlichen Weltsicht versuchen, ihre Lebenssituation zu verbessern. Auch ihr Auftritt als ach-so-geschäftige Geschäftsfrauen in einem Raststätten-Imbiss ist dank des genialen komödiantischen Timings der beiden Hauptdarstellerinnen überzeugend. Ab dann verlieren aber die Inszenierung von David Mirkin (Die Simpsons) und Robin Schiffs zusammengewürfeltes Drehbuch den bisherigen Fokus aus den Augen. Aus dem Nichts wird ein Freundschaften zerstörender Konflikt herbeigezaubert, gleich zwei Mal wird vom Jahrgangstreffen berichtet, und beide Male verkommt er nur noch zu einem geistlosen, sehr oberflächlichen "Rachefeldzug" an jene, die Romy und Michele zur Schulzeit nicht mochten. Romy und Michele werden blamiert, beweisen dass sie überlegen sind, alle feiern sie. Über Logikprobleme mag ich mich gar nicht erst auslassen, aber die Grundstimmung des Films verkommt von der vergleichsweise bissigen und schrillen Komödie zu einem miesen Sitcom-Schulabschlussfilm inklusive saudämlich choreographierter Tanzsequenz, quäkigen Nebenrollen und vermasselten, in die Länge gezogenen Gags.

Sorvino und Kudrow sind fantastisch in ihren Rollen, auch Garofalo ist als biestige Außenseiterin unterhaltsam, aber inhaltlich entgleist Romy und Michele nach einem zusammengeschusterten, aber höchst witzigen Einstieg völlig. Ab der Mitte ist es nur noch eine mittelschwere Katastrophe, die allein vom toll ausgewählten Soundtrack und den Titelheldinnen davor gerettet wird, den Intellekt des Zuschauers zu beleidigen.

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Dienstag, 28. Februar 2012

(500) Days of Summer


Geschichten, in denen ein Junge einem Mädchen begegnet, kennen wir zu genüge. Sie alle sind Liebesgeschichten. Bis auf diese. In (500) Days of Summer lernt ein an die Liebe glaubender, junger Mann eine quirlige, süße junge Frau ... Und erlebt den reinsten Beziehungsalbtraum. Klingt nicht sonderlich ungewöhnlich? Ist es aber, denn Regisseur Marc Webb inszeniert Scott Neustadters unter Hilfestellung von Michael H. Weber verfasste, semi-autobiografische Antiromanze mit schrägem Einfallsreichtum und emotional verkaterter Nachdenklichkeit. (500) Days of Summer gibt vor, eine dieser Garden State imitierenden Indie-Romanzen zu sein, nur um dann den Traum der schrägen, selbsttherapeutischen Liebe zu dekonstruieren. Nicht, dass Garden State von einem Sockel gestoßen werden muss, Zach Braffs Regiedebüt ist ein Meisterwerk. Aber die in seinem Fahrwasser entstandenen Coming-of-Age-Indie-Romcoms für "Ich bin nicht Mainstream!"-Kids? Nun, die schon eher, denn sie sind emotional viel eindimensionaler, als sie sich geben. (500) Days of Summer dagegen könnte auch im Scrubs-Universum spielen, ist aber, wie auch Garden State, weniger schrill. Und nunmal längst nicht so optimistisch. Dass er einen trotzdem mit positivem Lebensgefühl zurücklässt, gehört zu seinen größten Stärken. Aber schön der Reihe nach ...

Der junge Grußkartendesigner Tom (Joseph Gordon-Levitt) wäre lieber ein Architekt, der das Erscheinungsbild von Los Angeles perfektioniert. Aber Tom ist keiner, der groß die Initiative ergreift. Deshalb hält er sich auch zurück, als er erstmals seine neue Kollegin Summer (Zooey Deschanel) erblickt, in die er sich Hals über Kopf verliebt. Eine Reihe von Zufällen führt die beiden aber etwas näher, selbst wenn es nicht zur großen, überglücklichen Beziehung reicht. Denn Summer ist felsenfest davon überzeugt, dass es die Liebe nicht gibt, weshalb sie mit Tom nur befreundet sein möchte. Und dennoch führen sich die beiden wie ein junges Pärchen auf. Mit den unvermeidlichen Höhen und Tiefen. Am absoluten Tiefpunkt angelangt, überdenkt Tom nochmal seine Beziehung mit Summer: War sie stets ehrlich und er war es, der sich unentwegt schön redete? Oder ist Summer tatsächlich eine eiskalt berechnende Schlampe, die Tom in ihre Falle lockte?

Eine Antwort ist so leicht nicht zu finden. (500) Days of Summer erzählt in unchronologischer Reihenfolge (leicht goutierbar durch einen Countdown gekennzeichnet) von unterschiedlichen Punkten in Toms 500 Tagen Gefühlschaos. Berichtet wird zweifelsohne aus der stark eingefärbten Perspektive Toms - was ihn zu einem unzuverlässigen Erzähler macht und dem Film viel seines genüsslichen Humors verleiht. Dieser dient wiederum dazu, um die sehr lebensnahen Beobachtungen über das Liebesleben junger Heranwachsender dieser Generation leichtfüßig distanziert darzustellen. (500) Days of Summer weiß nämlich wo es wehtut, und drück auch sehr gerne auf diese wunden Punkte - umso erheiternder sind dann aber auch die sonnigen Momente dieser ungewöhnlichen "Romantikkomödie ohne Liebe".

Die eingefärbte Erzählweise beeinflusst insbesondere Zooey Deschanels Darstellung der Summer, die in sich schlüssig, aber auch verteufelt ambivalent ist. Nicht umsonst beschrieben die Filmemacher Summer nicht als eine Figur, sondern "eine Phase": Mal gibt Deschanel ihre typische "Manic Pixie Dream Girl"-Masche zum Besten, die sie auch in Der Ja-Sager und New Girl abspulte, dann ist sie plötzlich distanziert, emotionslos, fast schon boshaft. Denn in der Erinnerung überzieht Tom Summers Art je nachdem, wie er die jeweilige Situation empfand. Wodurch Summer zur Meisterin der widersprüchlichen Signale macht. Sie sagt, sie wolle keine Beziehung, und gibt ihm dann nonverbal das Zeichen, sie nicht aufzugeben, dass seine Gefühle erwidert werden. Auch wenn Tom zum Ende des Films wohl seine Antwort gefunden hat, wie Summer so tickt, überlässt Marc Webb die Wertung dem einzelnen Betrachter.

Die meisten Punkte sammelt (500) Days of Summer mit den einfallsreichen Kernsegmenten, die fröhlich mit der Form dieses Films und den Genrekonventionen spielen. So unterstreicht eine liebevolle Parodie fröhlicher Musical-Tanzeinlagen in sonnenumschmeichelten Parks einen von Toms Höhepunkten in diesen 500 verqueren Tagen emotionaler Bindung, während der Tiefpunkt europäische Kunstfilme (unter anderem der Marke Ingmar Bergman) imitiert. Eine der handwerklich beeindruckendsten und die wohl emotional mitreißendste Szene stellt die herbe Divergenz zwischen Erwartungshaltung und Realität via Splitscreen dar - wohl jeder hat einen solchen eigentlich hinnehmbaren Abend durchgemacht, der aufgrund der träumerischen Hoffnungen zur Tortur wurde und (500) Days of Summer macht diese Qualen sichtbar.

Wenn mich etwas an (500) Days of Summer stört, dann dass Gordon-Levitts Rolle zu sehr davon lebt, dass der (männliche?) Betrachter unentwegt seine eigenen schlechten Erfahrungen in ihre Leidensgeschichte hinein projiziert. Auf dem Papier ist Toms Handeln nur bedingt nachvollziehbar, und es sind allein die Lücken in der Charakterisierung von Toms und Summers Beziehung, die es dem Publikum ermöglichen, sich einfach selbst in diese Handlung einzufügen - und so mitzuleiden. Selbstverständlich ist es für eine künstlerisch einfallsreiche, vor allem aber unterhaltsame Romantikkomödie eine große Leistung, dass man beim Betrachten als Zuschauer seine eigene Vergangenheit einhergehend reflektiert, jedoch verlässt sich diese ein Stück zu sehr darauf. Mehr eigene Persönlichkeit hätte Tom in meinen Augen nicht geschadet.

Dennoch: Viele geniale Einfälle, ein bewegender Soundtrack und eine leichtfüßige, wie ambivalente Gesamtstimmung. Die Indie-Antiromanze für jeden, der endlich Sommer haben will. (*10 Euro in die Wortspielkasse*)

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Montag, 27. Februar 2012

Oscar 2012: Das Live-Blogging


5.44: Bis bald!

5.41: Das war also die Oscar-Nacht. Zum Ende hin verschwanden die Show-Elemente, aber es war eine kurzweilige Nacht mit einigen verdienten und auch überraschenden Siegern. Meine Oscar-Prognose war deshalb für den Eimer, aber ich kann damit leben. In ein paar Tagen erinnert sich an diese gescheiterte Vorhersage eh niemand mehr. Ich hoffe, ihr hattet Spaß heute Nacht. Wer eine Reflektion des Abends haben möchtet, schaltet in den Quotenmeter-Podcast dieser Woche. Das Kinojahr 2011 begraben wir danach hier im Blog feierlich mit meiner lang hinausgezögerten Filmhitliste!

5.36: The Artist ist der beste Film. Nie zuvor gelang es einem Film ohne US-Finanzierung, nur einmal einem Stummfilm!

5.33: Da George Lucas gerade Geld zählt (Star Wars Episode I hat die Milliarde geknackt) und Scorsese sowie Spielberg Filme im Rennen haben, muss dieses Jahr Tom Cruise den letzten Oscar verleihen.

5.32: Obwohl Streep ja direkt nach Davis die zweite Favoritin war, bin ich baff ... Nach so vielen Jahren wieder ein Oscar ...

5.30: Die Moral der Geschichte: Egal wie sehr euer Film verrissen wird ... So lange ihr gut seid und 17 mal nominiert wurdet, könnt auch ihr einen Oscar gewinnen!

5.29: Und die beste Hauptdarstellerin ist ... Meryl Streep!

5.26: Reaktionen sind ja gespalten. "Mara ist psychotischer als Rapace" vs. "Mara ist verletzlicher als Rapace". Was sagt ihr?

5.23: Übergibt King George nun den Oscar an Thatcher oder eine Haushälterin?


5.22: @ Dr-Lucius: Uggie gewann schon in Cannes den Preis für den besten Hundedarsteller.

5.20: Hoffentlich war das nicht das letzte Mal, dass wir Dujardin auf dem internationalen Parkett sehen. Und nun schmeißt uns der Komponist von Slumdog Millionär in die Werbepause (WATT?!).

5.16: Jean Dujardin. Bester Hauptdarsteller. The Artist - weniger hat noch kein Oscar-Gewinner in seinem Film gesagt.

5.15: Portman spoilert für The Artist, während Dujardin mit aller Macht sein Sean-Connery-als-Bond-Gesicht beibehält. Und der Academy-Clip spoilert fröhlich weiter.

5.13: Natalie Portman sieht nun noch jünger aus, als während der Preshow. Ich freue mich schon auf ihre weibliche Antwort auf Der seltsame Fall des Benjamin Button. Und so sehr ich den Modetalk hasse: Süßes Erdbeerkleidchen! So, wann macht sie endlich ihre nächste Kooperation mit Keira Knightley? Wie wäre es mit unerwarteten Auftritten in Pirates of the Caribbean V?

4.53: Sämtliche europäischen Komödienregisseure sitzen nun vor'm Fernseher und denken: "Ich sollte ebenfalls mit meinen Parodien aufhören!" Freut euch schon auf Bullys Holocaustdrama und Tom Gerhardts Biopic über Helmut Kohl.

4.52: Michael Hazanavicius für The Artist. Sein gepresstes "Y(!)es!" klang schon ein wenig erleichtert/ungeduldig. Bislang ging der Mann heute Abend leer aus, nun hat er die Statuette. Und sein Film wohl auch die Hauptkategorie in der Tasche. Glückwunsch!

4.50:  Beste Regie. Nun entscheidet sich, ob Hugo Cabret oder The Artist den Abend gewinnt.


4.46: Hans Zimmer ist kurz im Bild. Ich liebe den Mann ja, aber die Showmusik dieses Jahr ist nichts besonderes. Da hat Giacchino vor ein paar Jahren besseres geschafft.

4.46: Sehr entspannte Dankesrede. Die zwei Typen holen gleich die Zigarren und 'nen Cocktail raus.

4.44: Bester animierter Kurzfilm: Fantastic Flying Books of Mr. Morris Lesmore

4.41: Beste Kurzdoku: Saving Face. (And Destroying Sir D's Oscar Forecast)

4.41: Nagut, habe zu früh gemeckert.

4.40: Bester Kurzfilm: The Shore. (Sehr nett, alle Damen aus Brautalarm auf die Bühne zu holen, aber nur zwei Sprechen zu lassen).

4.37: Der weibliche Cast von Brautalarm. Peniswitze für die Kurzfilmkategorien.

4.30: Adam Sandler weiß nicht, ob er je Oscar-Material schafft. Glaubt aber, langsam reifer zu werden und sich dem zu nähern. Das sagt der Mann, der dieses Jahr den Rekord für die meisten Razzie-Nominierungen aufstellte.

4.28: Und nun wird Midnight in Paris mit einem nichtssagenden Clip gestraft. Dennoch gewinnt Woody Allen für bestes Original-Drehbuch.

4.27: Bestes adaptiertes Drehbuch: The Descendants. Der Pfeifton, den ihr gerade hört, ist der Sinkflug von Hugo Cabrets Chancen in der Hauptkategorie. (Ich bin erleichtert).

4.25: Neun Moderations-Gigs beim Oscar, und Billy verhaspelt sich. Süß. Und seit wann hat der Joker so langes Haar ... und so lange, unbehaarte Beine?


4.20: Es wird Popcorn verteilt. Und als Vorschau auf Angelina Jolies Auftritt gibt's einen Ausschnitt aus ... The Tourist?! Wottthefahk? Falsches Jahr UND falsche Preisverleihung. Die Razzies sind erst am 1. April!

4.16: Bester Song: Bret McKenzie für Man or Muppet. Aus... ratet Mal. ;-) Ich = glücklich!!!!!!!

4.14: Vollkommen verdient: The Artist gewinnt für witzige, emotionale und den Dialog perfekt ersetztende Melodien. Kim Novak geht gerade in eine Ecke und schimpft. Mir egal.

4.13: Bester Score. Braucht längere Ausschnitte aus den Kompositionen. DAZU hätte man ja eine Performance machen können. Wäre AWESOME, selbst wenn Rango fehlt. Und Ides of March.

4.11: Ah, die Musikkategorien. Wo einer der potentiellen, verdienten Gewinner sich nicht zur Wahl gestellt hat. Und nur zwei Lieder nominiert wurden. Weil die Academy neue Regeln braucht.

4.06: Viola Davis wird in Deutschland von Bart Simpson, äh, Sandra Schwittau synchronisiert? Was für 'ne Fehlbesetzung!

4.00: Bester Nebendarsteller: Christopher Plummer, Beginners. Er ist der älteste Schauspieler, der gewinnt. (Danke, Triva-Voice!). Beruhigend, dass nun langsam die "Frontrunner" gewinnen. Rettet meine Prognose und bald auch meine Nerven. The Artist verdient es in meinen Augen, alles noch ausstehende zu gewinnen.

3.57: Hat man gerade wirklich afrikanische Kriegstrommel benutzt, um Melissa LEO auf die Bühne zu bitten?!

3.56: Beste Effekte: Hugo Cabret. Ich weiß, es ist unfair, dass ich diese Kategorie ZWEIMAL vorhergesagt habe, aber ...: Bei Quotenmeter habe ich das prognostiziert! "Bester Film"-Nominee vs. Effektspektakel ...

3.53: Ich liebe ihre rauchige, dennoch süße Stimme. Und wie überzeugend sie die Rolle der hyper-euphorischen Laudatorin spielt, die unbedingt was verrücktes machen will. Fast so, als wäre das ganze NICHT abgesprochen. Davon können sich selbst manche frühere Oscar-Gewinner was von abschneiden. (Wenn sie jetzt noch wirklich was gemacht hätte, wäre es noch witziger ... Naja, man kann nicht alles haben)

3.54: Ist Stone wirklich einen Kopf größer, oder hat sie nur sehr, sehr hohe Hacken an?

3.53: Emma Stone und Ben Stiller präsentieren den Oscar für die besten Spezialeffekte. Öhm ... stimmige Wahl?

3.51: Werbung für Kung Fu Panda 2. Sehr toll platziert. "Nachdem ihr gesehen habt, dass er keinen Oscar erhielt ... Wollt ihr ihn vielleicht auf DVD?"

3.48: Mein erster Jubelschrei heute Nacht. Herzlichen Glückwunsch, Gore Verbinski. Als nächstes The Lone Ranger! (Hey, die Academy mag neuerdings Western. :-p)

3.47: Richtig beobachtet: Der Regisseur von Fluch der Karibik, The Ring und Mäusejagd darf sich ab nun Oscar-Preisträger nennen. Im Gegensatz zu Peter Weir, Stephen Daldry, David Lynch, Ridley Scott, David Fincher oder Jason Reitman die allesamt noch auf ihren ersten Academy Award warten müssen.

3.47: Bester Animationsfilm: Rango!

3.45: Chris ... Die zwei kleinen Dinger vor dir sind Mikros. Und eingeschaltet. Du musst nicht brüllen.

3.43: Die Football-Doku Undefeated setzt sich gegen Öko-Dokus, einen Film über einen unschuldigen Todeszelleninsassen, "Irakkrieg war mies" und Pina durch. Wer steckt da hinter? Die Jungs verraten es euch: Harvey Weinstein. Wer sonst?!

3.42: Ich würde es Downey junior sogar wirklich abkaufen, dass er The Decandents absagt, um eine Dokumentation über seine Laudatio drehen zu können. *g*

3.40: Robert Downey junior ist mal wieder saucool. Paltrow und er haben eine tolle Chemie, auch auf der Oscarbühne. "BOOORING" :-D

3.37: Verbiegen können die Leutchen sich ja, aber von den Kinosesseln auf der Bühne abgesehen fehlt mir der thematische Zusammenhang. Da hätte ich lieber das Big Bang Theory/How I Met Your Mother/Muppets-Crossover gesehen. Und brasillianischen Karneval (also: eine Darbietung der nominierten Songs).

3.34: Cirque du Soleil zu Musik von Danny Elfman in: Wie es ist, im Kino zu sein.

3.33: YAAAAAAAAAAAAY! MUPPETS!

3.31: Werbung für die Oscar-Filme. Dame, König, As, Spion war der bislang anstrengendste Kinobesuch des Jahres. Der Saal war voller Deppen, die einen Actionfilm erwarteten und auch bei aller Macht haben wollten. Sie waren laut, genervt, verwirrt und zu bockig, entweder zu gehen (okay, 6 Personen gingen, Saal war aber voll) oder sich auf den Film einzulassen.

3.30: Schon so viele Kategorien durchgeprügelt, einen lauten Jubelschrei hab' ich aber noch nicht ausgestoßen. Aber ich musste auch nicht fluchen ... Damit kann ich leben. Und ihr so?

3.28: Und "Bester Ton" geht an: Hugo Cabret für "Stimmiges Klanggesamtbild" und setzt sich so gegen "Wie kann man künstlerisch wertvoll, geschmackvoll und dennoch extrem verstörend eine Vergewaltigung umsetzen. Akustisch!"* durch.

*Auch bekannt als Verblendung.

3.26: Bester Tonschnitt: Hugo Cabret. Leute, ihr versaut mir meine Prognose. Aber sorgt für einen kurzweiligeren Abend.

3.24: Wohl die größte Überraschung des Jahres: Zum zweite Mal in Folge gewinnen David-Finchers Stammcutter den Oscar für den besten Schnitt. Glückwunsch an die Macher von Verblendung! Das Gesamttempo ist etwas problematisch, aber die einzelnen Szenen sind hervorragend geschnitten. Und verzichten auf abrupte Enden wie diese Dankesrede (nach dem Motto : "FUCK, wir haben echt nichst vorbereitet!")

3.22: "Der Regisseur und der Cutter führen soetwas wie eine Ehe." -"Und wie in der Ehe verbringen sie ihre Zeit in einem kleinen, dunklen, fensterlosen Raum, wo sie sich Bilder anderer Leute anschauen." Tina Fey, liefert Gags in Award-Laudationen. Wann immer sie gebraucht werden.

3.21: Was relevanteres hätte es trotzdem sein dürfen. *nuuur am meckern!*

3.18: Billy Crystal zeigt exklusiv die Ergebnisse der Testvorführung von Wizard of Oz. Nur halbwegs aktuell (Academy erwarb die Rubinschuhe aus dem Film vor wenigen Tagen), aber noch immer ein amüsantes Statement über idiotisches Publikum. Hoffentlich lacht das Saalpublikum nicht nur, sondern lernt auch daraus: Nicht immer sollte man Filme auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zuschustern.

3.14: Christian Bale ruft Octavia Spencer als beste Nebendarstellerin aus. Sie gewinnt für ihre Rolle der "Sassy Black Woman" in The Help. Oder anders ausgedrückt: Wären da nicht vier, fünf gute Szenen, wäre ihre Rolle für die Aussage des Films kontraproduktiv. Ihre gerührte, aufgeregte und dennoch witzige Dankesrede ist schon jetzt mehrschichtiger als ihre solide, aber nicht hervorragende Leistung im Film.

3.10: Auch der tatsächliche Nominee-Clip für Chastain lässt ihre Rolle nach Paris Hilton und oberflächlicher als die eigentliche Comedy-Rolle des Jahres aussehen.

3.08: Nader und Simin – Eine Trennung gewinnt. Der erste iranische Film, dem es gelingt.

3.05: Und nun präsentiert Sandra Bullock den Oscar für den fremdsprachigen Film in "Mandarin", welches sehr gutes Deutsch ist. Steven Gätjen hat so eben eine Wette gewonnen.

3.01: Jedes Jahr wählt die Academy viele repräsentative Filmausschnitte und einen, der die Rolle eines Nominierten (ob männlich oder weiblich) vollkommen simpel, dumm und nicht Oscar-würdig aussehen lässt. "Gewinner" dieses Jahres: Jessica Chastain, in den Augen Uninformierter ab jetzt nominiert für "Grinsen und einen Beutel schütteln".

2.57: Makeup bekommt die selbe Behandlung. Wenn zum Ausgleich nä. Jahr diese Kategorien abgehetzt werden und dafür Szenenbild und Kamera mehr Aufmerksamkeit bekommen, könnte die Academy mit etwas Geduld die "kleinen Kategorien" groß machen. Die eiserne Lady gewinnt für "Alters-Makeup". Und schlägt so "Fantasygestalten erschaffen" und " 'Geschlechtsumwandlung' ".

2.55: Gut, diese Montage führte zu nichts, die Aussage "Große Gefühle im Kino statt auf dem iPad" kam nicht richtig rüber. Aber ich applaudiere, dass man sich mehr Zeit für die Kostümkategorie nimmt, um ihren Wert zu unterstreichen. The Artist gewinnt ( im Gegensatz zu einem der "Mehr ist mehr"-Filme. Ungewöhnlich!)

2.51: Eine Liebesmontage .. Wo das wohl jetzt hinführt? Okay, zu einem Umschnitt auf Horror und Comedy und Action und ... Hm?

2.45: Bestes Szenenbild: Hugo Cabret. Ich kenne meine Vorhersage nicht auswendig, aber ich glaube, ich stehe derzeit so lala. Aber mit den vielen, vielen Details hat es Hugo Cabret definitiv verdient.

2.43: Beste Kamera: Robert Richardson - Hugo Cabret. Somit ist eine der spannendsten Kategorien schon vorbei - und weder gewinnt der Favorit in dieser Sparte, noch der Hauptfavorit.

2.41: Tom Hanks verleiht im Turbo schon optische Kategorien.

2.41: Lieblingszitate aus Crystals Gesangsnummer: "There's no killing, no mob ... just Hugo ..." Und über Tree of Life: "I heard it even freaked out god ... Explain it, Malick!"

2.34: Ich habe jetzt schon mehr gelacht, als während der gesamten Franco/Hathaway-Show. "Motioncapture THIS!" könnte ein neuer Catchphrase werden.

2.30: Morgan Freeman die Anmoderation zu geben ist eine Idee, auf die man schon längst hätte kommen können. Und, YES, Crystal parodiert wieder die Filme in einem amüsanten Clip - der direkt gegen die "Keine Werbung!"-Regel verstößt. Auch wenn Crystal nichts sagt. ;-)

2.30: Los geht's!

2.26: Sorry. US-Preshow-Schwachsinn ist zu Ende. ;-)

2.26: Preshow-Schwachsinn zu Ende. Es gibt einen Filmgott!

2.22: Während wir darauf warten, dass was passiert, hier eine kleine Randnotiz für Stammleser. Ich habe ja über meine Filmhitliste 2011 geschrieben, dass ich zufrieden bin, so lange ich sie vor den Oscarsfertigstelle. Ich bin zufrieden! Fertig ist sie, nur wusste ich nicht, in welcher Form ich sie veröffentlichen soll. Werde sie nun zum Monatsausklang hier im Blog veröffentlichen. Verzeiht mir bitte die Verzögerungen ...

2.19: Natalie Portman! Keira Knightleys nicht nur Kostümdramen drehende Schwester wird leider nichts tolles gefragt, aber sie macht den Abend automatisch schöner. Wie Jason Segel. Anders als er ist sie aber auch auf jeden Fall gleich auf der Bühne zu sehen.


2.12: Pitt mit siffigem beinahe-Vokuhila. Jeder andere Mann würde bei dieser Frisur "Meine Fresse, echt jetzt?" Zu hören bekommen, aber Brad Pitt wird vom Moderator angebaggert. Der Name und der Ruhm allein bestimmen die Attraktivität. So ist die Welt gestrickt. Traurig, nicht wahr?


2.06: ABC zeigt die Notare mitsamt den Gewinnerumschlägen. Wenn diese zwei Kofferträger nun explodieren, was machen dann die zahlreichen Oscar-TV-Sender heute Nacht?

2.00: Cameron Diaz sieht auf dem Roten Teppich jünger aus, als in The Green Hornet, aber älter als in Bad Teacher. Fragt mich nicht, ob das irgendein Indikator für die Qualität des Abends ist. Und Jason Segel macht den Abend bereits sehenswert. Als großes Musical wäre sein Die Muppets mit einem 9-Filme-Feld vor zwölf, fünfzehn Jahren garantiert in der Hauptkategorie nominiert. *seltsame Oscar-Halbwahrheiten*

1.53: Nick Nolte hört entweder nicht zu, oder er veräppelt genüsslich die ABC-Moderatorenpraktikanten. So oder so, geile Sache von unserem stark gealterten Papa Hulk.

1.47: Feiert da dieser Celine-Dion-Klon gerade jemanden dafür, pinke Krokodillederschuhe zu tragen? Kann ein militaner Tierschützer kurz etwas Gewalt anwenden, bitte?

1.43: Oh cool "Hey du" aus Die Muppets guckt sich mit seiner Mutti alle Oscar-Filme an (angeblich). Naja, wenigstens parodiert er uninformierte Leutchen ("Wer soll heute gewinnen?" -"Avatar!"). Ich kenne Leute, die denken, Avatar wäre der am meisten prämierte Film aller Zeiten.

1.41: Wiig und Fey wollen eine Gesangsdarbietung von Billy Crystal. Das unterschreibe ich!

1.40: Du hast eine Oscar-nominierte Autorin vor der Nase, die mit ihrer Schauspielkollegin gleich einen Oscar übergeben wird. Und du fragst "Was trägst du?!" (Wie bitte, ich reite hier ein totgeprügeltes Pferd? Mir egal, es nervt ...)

1.38: Da ProSieben sagt, dass Pina in den USA die Massen anzieht: Bislang nahm er in USA + Kanada 2,6 Millionen Dollar ein.

1.36: Oh, ProSieben überbrückt die ABC-Preshow-Werbung mit eigenem Material. Nun werden Amis gefragt, was sie von Pina 3D halten. Hm, besser als nervige Werbung und Modefragen! :-)

1.34: Melissa McCarthy hat ihre Mutter auf den roten Teppich gezerrt. Und sie weinen ... Äh ... Ich komm mir gerade hartherzig vor. (Und alle, die auf "Who are you wearing?" trinken, dürfen schlucken ...)

1.32: Mensch, hatte Steven heute wenig zu tun. Wir "dürfen" schon die ABC-Show sehen. Inklusive Modefragen und den "Mominees" - Reaktionen der Mütter von Nominierten. Könnte gut sein (letzteres!), ist aber wieder sooooo rührselig ...

1.27: The Help, wieso ist er in den USA der erfolgreichste der neun nominierten Filme? Das fragt Gätjen auf dem Teppich, aber hier findet er die Antwort: Die Marketing-Experten der Branche wissen, dass er großartiges Marketing hatte.

1.25: Rooney Mara (yay!) ist wieder was dürrer geworden (mrmpf!) und Steven Gätjen schaut ihr, während sie weg geht, auf den Arsch. Das lass ich mal so stehen.

1.24: Hat Steven Gätjen mit seiner Frau mal gewettet, beim Oscar jedes Jahr darauf hinzuweisen, dass Sandra Bullock Deutsch kann? Denn er hat's wieder mal getan ...

1.19: Oha, sogar mit Erklärung: Gätjen spricht davon, Sacha Baron Cohen als Diktator zu sehen ... "Ich hoffe, wir konnten das zeigen, denn die Academy ist sehr streng, was die Werbung für andere Filme angeht." (Erinnert euch daran, sobald nachher Comedy-Laudatoren mit den Worten angelündigt "Vom demnächst startenden Film Gewinnt 2013 garantiert keine Academy Awards")

1.18: Wim Wenders ist nett, erzählt aber nichts spannedes. Deshalb bittet Steven ihn, bei Michelle Williams für ProSieben ein gutes Wort einzulegen, damit sie vorbeikommt. Und ZACK, Bild- und Tonausfall.

1.15: Und nun übernimmt Steven Gätjen die Berichterstattung. Mit George Clooney, der über einen amüsanten Film über Künstler zu Zeiten des Dritten Reichs spricht. Das nennt man Interview mit Gehalt. Erinnert euch daran, sobald ABC über den Hersteller von Clooneys Fliege spricht.

1.12: Ich möchte mich für diese Zweideutigkeit so früh in der Oscar-Nacht entschuldigen. Die Kollegen der TV-Preshow werden das Niveau nachher an meiner Statt für euch senken.

1.11: Ich mein das mit dem "Finger im Gewinner" übrigens im übertragenen Sinne. Nicht im Sinne von "Harvey Weinstein hat seine Grabschfinger in Michelle Williams gesteckt".

1.10: Trinkspiel-Vorschlag: Wann immer Harvey Weinstein seine Finger in einem der heutigen Oscar-Gewinner hatte, ein Glas Alkohol nach Wahl.

1.04: Und wieder einmal annektiert eine deutsche Moderatorin Österreich, um behaupten zu können, dass "wir" Deutsche mit Christoph Waltz einen Oscar erhalten haben. (Jada, jada, Staatsbürgerschaft ... die stellen es immer so dar, als wäre er gebürtiger Deutscher ...)

1.02: Mit dabei heute Nacht, zumindest für alle ProSieben-Zuschauer: Der Volkswagen CC, das erste Autor für die Internet-Generation. Sobald es als Gebrauchtwagen vertickt wird, nennt sich das Modell übrigens Volkswagen Fwd.

1.01: Und damit: Herzlich willkommen zur großen Oscar-Nacht 2012! Unter anderem halt auch hier, bei Sir Donnerbolds Bagatellen! Es werden Stunden voller Stars, Sternchen, nervig platzierter Werbeblöcke und hoffentlich auch unterhaltsamer Laudatoren!

1.00: Alright then. Two of 'em. Both had my father in 'em . It's peculiar. I'm older now then he ever was by twenty years. So in a sense he's the younger man. Anyway, first one I don't remember too well but it was about meeting him in town somewhere, he's gonna give me some money. I think I lost it. The second one, it was like we was both back in older times and I was on horseback goin' through the mountains of a night. Goin' through this pass in the mountains. It was cold and there was snow on the ground and he rode past me and kept on goin'. Never said nothin' goin' by. He just rode on past... and he had his blanket wrapped around him and his head down and when he rode past I seen he was carryin' fire in a horn the way people used to do and I could see the horn from the light inside of it. 'Bout the color of the moon. And in the dream I knew that he was goin' on ahead and he was fixin' to make a fire somewhere out there in all that dark and all that cold, and I knew that whenever I got there he would be there. And then I woke up...

Samstag, 25. Februar 2012

Tree of Life

In einer Rezension zu Terence Malicks fünfter Regiearbeit kann man sich dem die Geister scheidenden Film auf zahlreiche Weisen nähern. Man kann sich an eine Interpretation wagen, ihn vor Hintergrund seiner Produktionsgeschichte messen oder mit ähnlichen Filmen vergleichen. Es wäre auch denkbar, den diskutierbaren Inhalt bei Seite zu schieben, um sich allein der handwerklichen Qualität zu nähern. Langsam habe ich es allerdings satt, darüber nazudenken, wie ich Tree of Life behandeln soll, und folge nach zweiter Betrachtung einfach meinem Bauchgefühl – und haue ich meine Meinung um die Ohren. Wenn ihr was anderes erwartet habt, tja, angeschmiert!

Ich verabscheue Tree of Life. Terence Malick ist selbst beim besten Willen kein guter Geschichtenerzähler. Es besteht ein gravierender Unterschied zwischen kunstvollen, intellektuellen Filmen und Geschichten, die man in den eigenen, hochtrabenden Ideen ersäuft. Und Malick rutscht mit Tree of Life als Erzähler ohne jede Hoffnung in die zweite Sparte ab. Es ist ja lobenswert, dass er auf übliche Erzählstränge verzichtet, sich von alltäglicher Dramaturgie loslöst, doch wenn man die Regeln des Drehbuchschreibens verletzt, dann bitte, weil man es besser kann. Diese Geschichte einer Familie aus Texas in den 50er-Jahren, die nach dem Tod eines ihrer Mitglieder aus ihrer emotionalen Idylle gerissen wird, ist aber träge, mit religiösem Kitsch überfrachtet und hat noch dazu flache Pappkameraden von Figuren aufzuzweisen. Viele der angerissenen Gedankengänge lassen einer klaren Stellungnahme missen, so dass es stellenweise so wirkt, als würde Malick intelligente Fragen in den Raum werfen, einfach um sie gestellt zu haben.

Einige der konventionelleren Sequenzen dieses mit experimentelleren, abstrakteren Elementen versetzten Dramas sind denkbar schlecht geschnitten. Innerhalb einer Aufnahme fehlen mehre Sekunden, ohne jeden Wechsel der Kameraeinstellung. Wenn man nicht Terence Malick ist und es auch nicht so konsequent tut, dass es als Stilmittel aufgefasst werden kann, wird man dafür von Kritikern gesteinigt.

Eine der größten Dreistigkeiten ist, mit welchem Schneid die am Film beteiligten Personen behaupten, Terence Malick wolle in Tree of Life auf die offensichtlichen visuellen Metaphern verzichten. Ich muss zugestehen, dass Bäume nicht so in Szene gesetzt werden, wie schon in X-Tausend Kunstfilmen zuvor, dennoch gibt es, wie auch schon in Melancholia, allerhand ausgereizte, uninspirierte Bildmetaphern. Spätestens wenn Jessica Chastain zum wiederholten Einsatz ennervierender, dick aufgetragener, viel zu laut eingespielter, religiösen Chorälen wie eine Heilige aus christlichen Ikonographien die Hände gen Himmel öffnet, verliert dieser Film seinen Anspruch auf Subtilität. Und zumindest partiell seinen Anspruch auf Mehrschichtigkeit.

Zugleich schert sich Terence Malick hier noch weniger um sein Publikum, als Stanley Kubrick beim Finale von 2001. Obschon ich Kubricks Sci-Fi-Meisterwerk aufgrund seines Schlussaktes für leicht überbewertet halte und ihn nicht in mein filmliebendes Herz schließen kann, so halte ich es zweifelsfrei für einen sehr guten Film. Nicht zuletzt, weil Kubrick die großen Themen des Stücks, die Symbolik und den im Kern verborgenen Handlungsfaden gut miteinander verbindet. Im Falle von Tree of Life kommt es mir deutlich weniger organisch vor, zudem führt Malick zwischenzeitlich Bilder ein, die danach nicht weiter thematisiert werden. In einem Film, der sich auch mit der großen Verbundenheit allem rühmt absolut losgelöste Symbole einzustreuen, die weder thematisch noch inhaltlich mit etwas verbunden sind, ist entweder dreist oder inkonsequent.

Aber nein, das stört mich nicht so enorm. Am meisten stört mich, dass Malick viel zu viel Zeit mit der depressiv-aggressiven Phase seines "Protagonisten", dem jungen Jack verschwendet. Nach einer Serie von Schicksalsschlägen rennt Jack mit einer angepissten "Fick mich nicht, du Spast, oder ich verpügel dir deine Scheißfresse!"-Laune durch die Weltgeschichte und stellt Unsinn an. Da die Figur zuvor nicht charakterlich ausgebaut wurde und der Kinderdarsteller Hunter McCracken eine derart unsympathische, verärgerte Ausstrahlung hat, ist diese Phase des Films nervig, nervig, nervig. Sie dauert viel zu lang (okay, Jack wurde böse ... ich hab's verstanden ... ich hab's geschnallt! JAAAAA!), fügt thematisch nach zwanzig Minuten auch nichts neues mehr hinzu und die Atmosphäre des Films verdüstert sie ab einem gewissen Punkt auch nicht mehr. Andere Leute stören sich an den Mindfuck-Elementen, aber mir geht dieser verzogene, übel gelaunte Junge auf den Sack, der sich wie der letzte Arsch benimmt und mit mir einfach nicht resonieren möchte. Hier hätte dringend die Schere angesetzt werden müssen, weil es sich einfach nur noch zieht. Es soll wohl traurig sein, da es auch vom Zerfall der Familie erzählt - da Malick aber keine Figuren, sondern thematische Verkörperungen schafft, muss man schon ein echter Familienmensch zu sein, um hier bewegt zu sein. Denn es ist ein rein prinzipielles "Joah, sowas ist ja schon doof"-Denken, das in diesem Segment wachgerüttelt wird.

Das Ergebnis ist ein schwerfällig aufgebauter, verkopft erzählter und wild mit bedeutungsschwangeren Versatzstücken um sich werfender Experimentalfilm, der sich wichtiger anfühlt, als er letztlich ist. Denn Malick übermittelt seine zweifelsohne klugen, nicht jedoch weltbewegenden Erkenntnisse in eine kaum aufzubrechende Aufmachung. Kein Wunder, dass nach der Uraufführung in Cannes laute Buhrufe den Saal erfüllten!


Ich wertschätze Tree of Life. Der mutige Visionär Terence Malick vermittelt in Form einer poetischen Bildsprache seine spürbar persönlichen Überlegungen zum Zwiespalt zwischen Unnachgiebigkeit und der Fähigkeit zu Verzeihen, Mensch und Natur, Wissenschaft und Religion. Die Erzählung einer auseinanderbrechenden Familie (eine liebevolle, ätherische Mutter, ein strenger, rationaler Vater und ihre Kinder) dient als weltlicher Bezugspunkt, je nach Sichtweise auch als angewendetes Exempel, dieses in filmischer Form umgesetzten philosophischen Essays. Malicks Abhandlung orientiert sich dabei nicht nur an den wissenschaftlichen Theorien zur Entstehung des Universums und den Befunden zur Entwicklung der Arten, sondern gleichermaßen an alttestamentarischen Geschichten und Lehren. Diese Widersprüchlichkeit vereint Malick zu einer reizvollen Text- und Bildschere und entwickelt daraus zudem einem emotionalen Konflikt. Seine Antwort, inwieweit Logik und Gefühl, Glaube und Wissen vereinbar sind, ist Tree of Life anzuspüren, allerdings gelingt es dem Auteur meisterlich, sein Magnum Opus dazu zu nutzen, den Betrachtern ein Sprungbrett für eigene Gedanken zu bieten, sogar Malicks Intention widerstrebende Auslegungen zu finden.

Die von vielen geäußerte Kritik, Tree of Life wäre ein Haufen hübscher Bilder ohne jegliche Kohärenz, kann ich keinesfalls nachvollziehen. Die Symbolik des Films ist zu großen Teilen entweder eine eigene, aber selbsterklärerische, oder biblischen Ursorungs. Vor allem die Hiobsgeschichte (die schon wieder) ist ein wiederkehrendes Element dieses non-linear gehaltenen Kunstwerks. Ich denke, jeder der nur ein bisschen Aufmerksamkeit aufbringen kann, mitdenkt und angemessene theologische Grundkenntnisse mitbringt, sollte deutlichen einen roten Faden erkennen und Malicks Überlegungen folgen können.

Selbst Zuschauer, die sich zwischenzeitlich in Malicks Gedankensplitter verloren fühlen, müssen anerkennen, welche visuelle Macht er und die lebende Kameralegende Emmanuel Lubezki (Sleepy Hollow, Y Tu Mamá También, Children of Men) entfesseln. Tree of Life dürfte der bildgewaltigste, prächtigste Realfilm seit der Jahrhundertwende sein, und durch Malicks emotional aufgeladene Nachahmung eines sich während Trauerarbeit ereignenden Stream-of-Consciousness erhebt sich dieses Machtwerk über die Wirkung einer prächtig fotografierten Naturdokumnetation. Es sind nicht nur hübsche Bilder, sie vermitteln auch eine komplexe Stimmung, welche sich wiederum um denkenswerte, thematische Überlegungen rankt. Malick schafft eine "intelektuelle Emotionalität", eine sich von surrealen Traumwelten unterscheidende, emotional verzerrte "Erinnerungswelt" wie es sie noch nie im Kino zu sehen gab. Gestützt wird diese von den so gegensätzlichen, dennoch einander harmonierenden Darbietungen Jessica Chastains als engelsgleicher Mutter und eines facettenreichen Brad Pitt, als die emotional distanziert wahrgenommene Vaterfigur, in der der seine Jugend reflektierende Protagonist Jack in jedem Lebensabschnitt etwas anderes zu erkennen scheint.

Andere Regisseure wären daran gescheitert, die Komplementarität des Makrokosmus dieses Universums und des Mikrokosmos einer Familie aufzuzeigen, die Entstehung des Universums gegen eine Familientragödie zu setzen. Aber Terence Malick vereint das Große und das Kleine, das Natürliche und das Gütige, das Sakrale wie das Profane zu einem allumfassenden Gesamtkonzept. Kein Wunder, dass Malick die Goldene Palme der Filmfestspiele in Cannes entgegennehmen durfte!

Weitere empfehlenswerte Filmkritiken:

Fantasia - Elemente eines Meisterwerks: Eine Nacht auf dem kahlen Berg - Ave Maria

Fantasia is timeless. It may run 10, 20 or 30 years. It may run after I'm gone. Fantasia is an idea in itself. I can never build another Fantasia. I can improve. I can elaborate. That's all.“ - „We all make mistakes. Fantasia was one, but it was an honest mistake. I shall now rededicate myself to my old ideals.
- Walt Disney


Ganz im Sinne dieser geradlinigen Beurteilung seines Schöpfers möchte ich in dieser Artikelreihe Im Schatten der Maus Walt Disneys zeitlosen Fehler näher beleuchten:

Fantasia – Die Elemente eines Meisterwerks
Das Ende von Fantasia ist durch die Kombination zweier entgegengesetzter Kompositionen so zerrissen und gleichzeitig so perfekt arrangiert wie der ganze Film: Eine Nacht auf dem kahlen Berg und Ave Maria

Das Finale bezieht einen Großteil seiner Kraft natürlich gerade aus seiner Gegenüberstellung von profan und heilig; von Hexensabbat und Angelus-Gebet. Doch die Kombination der beiden Werke ist nicht so revolutionär, wie sie auf den ersten Blick erscheinen mag. Im Gegenteil ist es sogar nicht einfach, in Fantasia genau herauszuhören, wo die Nacht endet und das Morgengebet beginnt, denn der Übergang von Nacht zu Tag steckt schon in Mussorgskis Stück selbst. Nach dem infernalischen Höhepunkt endet die Nacht auf dem kahlen Berg mit dem Angelus-Läuten und einem erst melancholischen, dann hoffnungsvollen Schlussklang, der nahtlos in das zarte Ave Maria übergehen kann. 


Die sinfonische Dichtung Eine Nacht auf dem kahlen Berg (Ночь на лысой горе) von Modest Mussorgski beschreibt den Tanz der Hexen in der Johannisnacht, der Nacht vom 23. auf den 24. Juni. Das Stück kann auf eine lange und verwickelte Geschichte zurückblicken und wurde zu Lebzeiten des Komponisten niemals aufgeführt.
Eine Notiz von Mussorgski zeigt, dass er schon 1858 vorhatte, eine Oper über Gogols Kurzgeschichte Die Johannisnacht zu schreiben und 1860 schrieb er in einem Brief davon, eine Oper über Die Hexe von Baron Georgy Mengden in Angriff zu nehmen. Auch wenn beide Projekte ergebnislos blieben, ist anzunehmen, dass hier die erste Idee für die Nacht auf dem kahlen Berg entstand.

1867 wandte sich Mussorgski dem Thema erneut zu und schrieb das Stück unter dem Projektnamen Die Hexen, den er später zugunsten des Titels Johannisnacht auf dem kahlen Berg aufgab. Das Werk, das in dieser Form für Klavier und Orchester komponiert war, wurde am 23. Juni 1867, dem Johannisabend, fertiggestellt.
Eine erste Überarbeitung entstand 1872 mit Chor und Orchester für das Opernballett Mlada, eine Zusammenarbeit verschiedener Komponisten, die allerdings nie aufgeführt wurde. Diese Version ist heute verschollen und überliefert ist nur der Titel, unter dem Mussorgskis Beitrag lief: Die Glorifizierung des Chornobog. Die dritte Version mit großem Chor entstand einige Jahre später für die unvollendete Oper Der Jahrmarkt von Sorotschinzy (1874–80).
Aufgeführt wurde das Stück erst 1886 in einer Neukomposition von Nikolai Rimski-Korsakow, die unter dem Titel Eine Nacht auf dem kahlen Berg lief. Korsakow benutzte für seine Überarbeitung ein unvollendetes Fragment von Mussorgskis Werk, da ihm dessen fertige Komposition offensichtlich nicht vorlag. Diese Komposition stellt die gängigste und am häufigsten aufgeführte Version des Stückes dar.

Wenn viele Quellen behaupten, dass dies auch die in Fantasia verwendete Bearbeitung sei, so stimmt das nur teilweise. Stokowski musste mit der Version von Korsakow vorlieb nehmen, da auch ihm Mussorgskis Original nicht vorlag, doch er versuchte mit Hilfe von Originalfragmenten, das Stück so weit wie möglich an die ursprüngliche Intention anzupassen.
Erst in der digitalen Neuaufnahme von 1982 wurde schließlich Mussorgskis Komposition selbst verwendet, und diese Version des Segmentes hat wirklich einen eigenen Charakter inne. Mit größerem Becken-Einsatz und donnernden Effekten wirkt das Original um einiges wilder als die von Stokowski verwendete Bearbeitung. Darin liegt allerdings auch der Schwachpunkt: Im Vergleich der beiden Fantasia-Versionen ist deutlich spürbar, auf welches Stück die Zeichnungen ausgerichtet sind. In der Aufnahme von 1982 gibt es einige zusätzliche „Höhepunkte“, die von den Bildern nicht angemessen unterstützt werden und so den Anschein von verlorenem Potenzial erwecken. Dennoch lohnt es sich allemal, auch diese Version der Nacht auf dem kahlen Berg einmal anzuschauen.

Von seiner ersten Ausarbeitung an beschrieb das Stück einen teuflischen Hexensabbat auf dem Tiglaf-Berg in Südrussland, auf dem sich der Sage nach die Hexen alljährlich zur Walpurgisnacht versammeln. Es ist gegliedert in die Zusammenkunft der Hexen, das Erscheinen Satans, die Schwarze Messe und den Sabbat. Allein mit diesem Programm bietet sich die Nacht auf dem kahlen Berg ideal für den infernalischen Teil des Finales an.
Auch war die Grundmelodie des Werkes zur Entstehungszeit von Fantasia schon für Kinder hinreichend mit dem Motiv des Bösen assoziiert - erst ein Jahr zuvor hatte es als eines der Themen für die böse Hexe des Westens im Zauberer von Oz fungiert.
Die Konzeptarbeit für das Segment wurde durchgängig von Kay Nielsen angefertigt, der als Illustrator bekannt war für die Verbildlichung mythischer Gestalten und Märchen. So hat gerade der Anfang des Stückes einen höchst „Disney-untypischen“, gemäldeartigen Charakter, in dem die Geister, die dem ungeweihten Boden entsteigen und die sich versammelnden Hexen eigentlich nur aus Effektarbeit bestehen. 
Für die aufsteigenden Skelette wurden Spiegelungen des Bildes in einer gebogenen Zinnscheibe fotografiert; über die fliegenden Dämonen wurde geriffeltes Glas gelegt. Das Ergebnis ist ein Hexenritt, der in seinen Bewegungen eher der Wirkung eines Alptraumes entspricht. Besonders anschaulich wird dies im Vergleich zu der beinahe melancholischen Rückkehr am Ende der Nacht, wo die Geister und Dämonen im gewöhnlichen Zeichentrick-Stil wieder zur Erde zurückkehren.

 Auch wenn das christlich-abergläubische Thema der Walpurgisnacht nur zu deutlich erkennbar ist und Walt Disney ihn als „Satan himself“ beschrieb, so trägt der dunkle Dämon, der den Hexensabbat anführt, offiziell den Namen Chernabog („Dunkler Gott“), ein slawischer Gott des Schattens und der Nacht. Er wurde animiert von Bill Tytla, einer Zeichentrick-Legende, die berühmt ist für machtvoll-böse Geschöpfe wie Stromboli und den Riesen, doch auch für so ruhige Figuren wie Dumbo, deren Animation wirkliches Gefühl erforderte. Das ursprüngliche Vorbild für Chernabog war Dracula-Darsteller Bela Lugosi, doch Tytla wies die Inspirations-Bilder zurück und hielt sich stattdessen lieber an den Regisseur des Segments, Wilfred Jackson, der mit nacktem Oberkörper für ihn posieren musste. 
Die besondere Begabung Tytlas, auch dem finstersten Ungeheuer Empfindungen zu geben, zeigt sich besonders am Ende des Stückes, als der Dämon gequält vor den Kirchenglocken zurückschreckt. Viele der damaligen Zuschauer sagten, dass der reine Bleistifttest dieser Szene für sie den Höhepunkt der Zeichentrick-Kunst überhaupt darstellte. 

Marc Davis meinte später, Tytlas Animation sei eines der großartigsten Dinge, die er je gesehen habe und Frank Thomas hielt ihn im Zeichentrick-Gebiet für mächtiger als irgendjemanden sonst. Auf die Frage, wie er es geschafft habe, Chernabog Leben einzuhauchen, antwortete Tytla später: „Ich stellte mir vor, ich wäre groß wie ein Berg und aus Stein und doch würde ich fühlen und mich bewegen.“ Darin bestand wohl seine Magie; er konnte wahre Gefühle übermitteln - selbst wenn es die des Teufels waren.

Eine Folge von Tytlas Genie ist die, dass in der Gegenüberstellung der beiden Werke es wie so oft die böse Seite ist, die die dramatischen Höhepunkte innehat, eine Crux, an der sich bis heute wenig geändert hat. Und obwohl die Nacht auf dem kahlen Berge von vielen schaurigen und mitreißenden Bösewicht-Auftritten gefolgt wurde, ist das Stück sicher der Hauptanwärter auf den Platz der verstörendsten Disney-Szene geblieben.

 
Neben Chernabogs Darstellung ist die unheimliche Wirkung des Stückes sicher der unkonventionellen, und doch überzeugenden Darstellung des Hexentanzes zu verdanken. Es handelt sich um eine geschickte Gratwanderung: Weder wird die höllische Zusammenkunft zur reinen Folterdarstellung, noch macht sich das Gefühl eines fröhlichen Festes breit. Das Resultat ist ein grauenhaft-fröhlicher Tanz, in dem sich die Kreaturen in erzwungener Heiterkeit und munterer Agonie drehen. 
Eine Nacht auf dem kahlen Berg ist nicht das erste Mal, dass bei Disney Friedhofsbewohner ihre Feiern abhalten konnten; solche Bilder waren seit der Silly Symphonie Skeleton Dance nichts Ungewöhnliches mehr. Disney meinte dazu, auch wenn sie solche Tänze schon gemacht hätten, böte sich ihnen hier die Möglichkeit, etwas Größeres, Gewaltiges zu schaffen - „beyond the obvious, more than just pictures“. Aus dem gleichen Grund verbot er auch so offensichtliche Boten des Bösen wie eine schwarze Katze.

Ganz auf dieser Linie liegt die Szene, die für mich persönlich die unheimlichste Szene des Werkes darstellt: der Tanz der drei Grazien und ihre erbarmungslose Verdammung. Diese Verwandlung der flehenden Mädchen in unförmige Tiere und schließlich in Dämonen ist so verstörend, weil sie gegen das fundamentale christliche Konzept von Gnade und Vergebung verstößt; es stellt damit einen gewissen endgültigen Triumph von Dunkel über Licht dar. 
Unter all den komplizierten Feuereffekten mit ihren Farbwechseln, bewegenden Schatten und Formveränderungen, die in dem Segment angewandt wurden, ist dieser sicher einer der künstlerisch anspruchsvollsten. Für die beeindruckende Animation, mit der die brennenden Verdammten zum Leben erweckt wurden, erhielt Daniel McManus den aufschlussreichen Auftrag: „Sie sollten den Eindruck weiblicher Formen erwecken. Aber wenn sie wie Frauen aussehen, sind sie nichts wert. Und wenn sie nicht wie Frauen aussehen, sind sie nichts wert.“
Es steht wohl außer Frage, dass er seine Arbeit auf so sublime wie geniale Weise vollendet hat.
 
Auch wenn in den anderen Segmenten von Fantasia schon einige Fabelwesen in ihrer reinsten Form zu sehen waren, so zeigen sich die nackten Tänzerinnen von einer Freizügigkeit, die nur noch von den Harpyien übertroffen wird. Natürlich ist dies eine Freiheit, die man sich im Hause Disney heute nicht mehr leisten kann - Esmeraldas sinnlicher Feuertanz musste fünfzig Jahre später wieder und wieder überarbeitet werden, bis wirklich zweifellos zu sehen war, dass sie angemessen bekleidet war.

Der Hexensabbat gipfelt in einem infernalischen Chaos, das schließlich mit einer gewaltigen Klanglawine im Feuer hinabfährt. Die starke Abwärtsbewegung der Streicher und Holzbläser erzielt eine Wirkung, die im Konzertsaal so nicht möglich ist; da die Instrumente ihre tieferen Töne immer leiser spielen müssen als die höheren muss der Klang bei einer Live-Aufführung im Decrescendo versiegen. Anders hier: Durch die technischen Optionen einer Soundtrack-Aufnahme ist es möglich, dass die Abwärtsbewegung mit einer Steigerung der Lautstärke einhergeht und schließlich in einem gewaltigen Akkord den höllischen Tanz beendet. 
Was folgt, ist das Läuten der Angelus-Glocken und die beinahe zärtlich begleitete Rückkehr der Verdammten in ihre Gräber. Die Konklusion des Stückes ist gekürzt, so dass die letzten Klänge nahtlos in die Eröffnung des Ave Marias und die stumme Wanderung übergehen können. Diese Prozession, die an die Zusammenkunft einer Osternacht erinnert, lässt daran denken, dass einer der früheren Termine für die Walpurgisnacht die Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag war - gut möglich, dass dieser alternative Zeitpunkt bei der Planung des Segmentes eine Rolle spielte.

Doch auch ohne diesen Zusammenhang ist das letzte Stück vom Beginn des Glockenläutens bis zum Finale in den Bögen der Kirche eindeutig christlich motiviert. Eine Zeit lang erhob sich die Frage, wie religiös man mit dem Ende wirklich werden sollte, doch Disney schob die Bedenken mit der Erklärung fort, dass das Stück schließlich nur vier Minuten des Films ausmache - eine mehr als erträgliche Zeitspanne.


Bei der Frage, welches Werk den Kontrast zu Mussorgskis Nacht auf dem kahlen Berg bilden sollte, lag die Auswahl eines Ave Marias nahe, schließlich ist das Ave Maria seit jeher Teil des Angelus-Gebetes. Dass Franz Schuberts Version eine der berühmtesten Vertonungen ist, ist dabei ironisch, bedenkt man, dass er das Lied 1825 gar nicht zu dem christlichen Text schrieb.
Schuberts Kunstlied Ellens dritter Gesang aus dem Liederzyklus Das Fräulein vom See ist eine Vertonung von Walter Scotts Hymn to the Virgin, in der deutschen Übersetzung von Adam Storck:


Ave Maria! Jungfrau mild,
Erhöre einer Jungfrau Flehen,
Aus diesem Felsen starr und wild
Soll mein Gebet zu dir hinwehen.
Wir schlafen sicher bis zum Morgen,
Ob Menschen noch so grausam sind.
O Jungfrau, sieh der Jungfrau Sorgen,
O Mutter, hör ein bittend Kind!
Ave Maria!

Nur die Tatsache, dass das Lied ein an die Jungfrau gerichtetes Gebet darstellt und mit den Worten „Ave Maria“ beginnt, führte dazu, dass es heute vor allem als Schuberts Ave Maria bekannt ist und auf die Melodie praktisch nur noch der lateinische Text gesungen wird. 
Für Fantasia fertigte Rachel Field eine neue englische Übersetzung an, die wie Schuberts Originaltext drei Strophen hat:

Ave Maria!
Now your ageless bell
so sweetly sounds for listening ears,
from heights of Heaven to brink of Hell
in tender notes have echoed through the years.
Aloft from earth's far boundaries
Each poor petition, every prayer,
the hopes of foolish ones and wise
must mount in thanks or grim despair.
Ave Maria!

Ave Maria!
You were not spared one pang of flesh, or mortal tear;
So rough the paths your feet have shared,
So great the bitter burden of your fear.
Your heart has bled with every beat.
In dust you laid your weary head,
the hopeless vigil of defeat was yours
and flinty stone for bread
Ave Maria!

Ave Maria! Heaven's Bride.
The bells ring out in solemn praise,
for you, the anguish and the pride.
The living glory of our nights,
of our nights and days.
The Prince of Peace your arms embrace,
while hosts of darkness fade and cower.
Oh save us, mother full of grace,
In life and in our dying hour,
Ave Maria!

Im Film ist nur die letzte Strophe zu hören, erst von einem Chor gesungen und dann von der Solosängerin Julietta Novis. Die Bearbeitung für Chor und Streichorchester wurde wiederum von Stokowski angefertigt.
So unterschiedlich die Darstellungen der Nacht auf dem kahlen Berg und des Ave Marias auch sind, so ist doch ein gemeinsam zugrundeliegender Stil zu spüren. Dafür sorgte unter anderem, dass beide Stücke von demselben Konzeptzeichner geplant wurden und wie im ersten Teil, so folgen die fertigen Bilder auch hier seinen Entwürfen mit erstaunlicher Genauigkeit. Allein die Kerzen, die in den Konzeptbildern wie echte flackernde Lichter aussahen, erwiesen sich als unmöglich zu animieren und wurden durch simplere Lampions ersetzt.
Die Prozession zieht sich durch Bäume, die mehr und mehr an die Bögen einer gotischen Kathedrale erinnern - eine subtile Erinnerung an das Ende der Toccata und Fuge, das erste Segment des Films. Schließlich geht der Wald selbst überganslos in das Dunkel der Kathedrale über, und es folgt ein Meilenstein der Animationskunst; eine Szene, die aus 217 Fuß (oder über 66 Metern) Bildmaterial bestand und somit die längste Zeichentrickszene überhaupt darstellt. 
Die Bewegung der Pilger während dieser Sequenz ist so langsam, dass schon die Dicke eines Bleistiftes die Figuren zittern lassen kann. So entschied Walt Disney drei Monate vor Premiere des Films, dass die ganze Szene in ihrer Ausführung unbrauchbar war und von Grund auf neu gezeichnet werden musste. Um das Finale noch rechtzeitig zu drehen, wurde buchstäblich Wochen vor der Premiere die ganze Sound-Stage zu einer neuen Riesen-Multiplane-Kamera umgebaut, auf der das Effekt-Team in 24-Stunden-Schichten arbeitete. Es wurde ein neuer Kamera-Kran gebaut, der über viele Meter hinweg die Bilder von Bäumen auf sich bewegenden Glasplatten fotografierte. So arbeitete man sechs Tage und Nächte lang, ehe nach Entwicklung des Filmes klar wurde, dass sie die ganze Zeit mit der falschen Linse gearbeitet hatten und die Arbeiter im Hintergrund zu sehen waren. Also wurde der Dreh unter höchstem Zeitdruck wiederholt - und nach drei Tagen brach ein kleineres Erdbeben los.
Zum Glück war keine der Glasplatten gebrochen, doch es war unmöglich festzustellen, ob sich das Glas bewegt hatte, und so blieb ihnen nichts übrig, als zum dritten Mal von vorne anzufangen. Diesmal ging der Dreh ohne Probleme vonstatten; einen Tag vor Ende der Deadline wurde der Film entwickelt und traf vier Stunden vor Beginn der Premiere im New Yorker Kino ein.
Charlie Chaplin sagte einmal zu Disney: „Man sollte keine Angst haben, das Publikum etwas warten zu lassen“ - ein Rat, von dem Disney später meinte, er hätte ihn schon bei Schneewittchen anwenden sollen. So baut sich das Ave Maria gewollt ruhig auf, durch eine langsame Steigerung, die gerade Kindern leicht zäh vorkommen kann. Doch lässt man sich auf diesen Aufbau ein, so wird man durch ein Finale belohnt, das einen erschauern lässt. Gerade im originalen Fantasound oder heutigem Dolby-Surround-Klang bewegt sich die Prozession langsam von hinten nach vorne, um schließlich in einem grandiosen allumfassenden Klang zu enden.
Nach einer anfänglichen Idee hatte man vorgehabt, diesen Effekt mit im Theater verbreiteten Weihrauchdüften noch zu steigern und ein frühes Konzept sah vor, die Jungfrau Maria selbst am Ende des Stückes im Himmel erscheinen zu lassen - ein heiliges Gegenbild zur Darstellung von Chernabog. Doch schließlich wurde klar, dass ein einfacher Sonnenaufgang das Segment sublimer und passender beenden würde, als jede Art von Effekthascherei.
Disney bezeichnete das Ave Maria als eine emotionale Erleichterung, die dem Rest des Filmes folgen sollte; gemeinsam mit dem schließlich herausgeschnittenen Clair de Lune war es für ihn eine wunderbare Möglichkeit des Kontrastes. Somit ist der Gegensatz zwischen Nacht und Tag, der das Finale von Fantasia regiert, gleichsam sinnbildlich für die Struktur des ganzen Films.


Walt Disney war immer interessiert an der grundlegenden Mythenstruktur von Gut gegen Böse und profan gegen heilig. Dieses Grundthema zieht sich durch alle Disney-Filme und ist wohl ein Grund, warum er das Konzept der einfachen Märchen so oft benutzte.
Mit dem Gedanken im Hinterkopf, was könnte da ein besseres Finale für Fantasia sein, als dieser fundamentale Widerstreit in seiner reinsten Form - sowohl musikalisch als auch künstlerisch? Die Nacht auf dem kahlen Berg und das Ave Maria bilden gemeinsam den perfekten Abschluss eines monumentalen Films
.


Mehr von mir gibt es auf www.AnankeRo.com.

Donnerstag, 23. Februar 2012

Hans Zimmer: Der Sound für Hollywood

Bildquelle & Copyright: Ken Hively / Los Angeles Times

Amazon hat sich mit seinen Kaufempfehlungen eine verführerische Sache geschaffen, die zwar ab und zu lachhafte Tipps abliefert, im Großen und Ganzen aber seinen Kunden gerissen das Geld aus den Taschen zieht. Diese Woche wurde auch ich Opfer von Amazons Vorschlägen:

Hans Zimmer ist, sollte dieser Blog irgendwelche StammleserInnen haben, die das noch nicht wissen, mein absoluter Lieblingskomponist. Und ich wollte mich Anfang der Woche endlich mal wieder selbst belohnen, und mich bei Amazon mit ein paar seiner Soundtracks eindecken. So weit, so gut. Doch kaum wollte ich meine Bestellung abgeben, springt mir diese verfluchte Kaufempfehlung ins Auge. Welche anderen Artikel kaufen Kunden, nachdem sie diesen Artikel angesehen haben?: Hans Zimmer - Der Sound für Hollywood. Eine DVD mit einer Dokumentation über den Werdegang und die Arbeitsmethoden des Mannes, der die genialen Filmmusiken zu Rain Man, Der König der Löwen, Fluch der Karibik, Inception, etc. geschrieben hat ... Nach kurzer Überlegung wurde ich schwach. Mein armer Geldbeutel ...

Der Kauf hat sich aber, meiner Meinung nach, durchaus gelohnt. Die Dokumentation selbst ist mit weniger als einer Stunde Laufzeit etwas kurz ausgefallen, dahingehend entschädigen allerdings die Bonus-Interviews im Bonusmaterial, die mit rund zwei Stunden sehr ausführlich sind.

Die Doku selbst steigt kurz damit in die Materie ein, einige Filmemacher über ihre Erfahrungen mit Hans Zimmer sprechen zu lassen, bevor am Exempel von The Dark Knight Zimmers experimentellere Seite vorgeführt wird. Es geht um die Entstehung des Joker-Themas im Speziellen und Zimmers perfektionistische und dennoch auch lässige Weise im Allgemeinen. Nachdem etabliert wurde, wie Zimmer so tickt, macht das Porträt von Ariane Rieker & Dirk Schneider einen Sprung zurück in Zimmers Kindheit. Da ich mich bislang eher mit dem Hörgenuss sowie bei manchen Scores auch mit der Analyse seiner Arbeit beschäftigte, und weniger mit dem Privatmenschen, habe ich in diesem Abschnitt der Doku sehr viel lernen können: Hans Zimmer stammt zwar aus einer gut situierten Familie (er wuchs in einer 36-Zimmer-Villa auf), war jedoch aufgrund des frühen Tod seines Vaters und seiner emotional belasteten Mutter (ein Jugendfreund erklärt, dass nur zwei Räume der Villa genutzt wurden und man vorsichtig sein musste, wann man eintritt) ein Problemkind in der Schule. Nach zahlreichen Schulwechseln fand er in einer Londoner Reformschule endlich eine Institution, wo er sich mit seinen Mentoren verstand. Vor allem, weil sie musikalisch sehr offen waren und Zimmer freien Lauf ließen, seiner Leidenschaft nachzugehen.

Es folgt ein Segment über Zimmers Zeit bei den Buggles und ihren Erfolg mit Video Killed the Radio Star, in dem auch erklärt wird, dass Zimmer unter anderem aus dem Popgeschäft floh, dass man dort von Musikern den immer gleiche Sound erwartet. Deshalb zog es ihn zur Filmmusik, da dort viel mehr Möglichkeiten existieren, Genres und somit auch musikalische Stilrichtungen zu wechseln oder zu kombinieren. In England kooperierte er zunächst mit Stanley Myers (Mein wunderbarer Waschsalon, Homo faber), der für den künftigen Oscar-Gewinner eine schützende Mentorenrolle übernahm. Mit Rain Man erhielt Zimmer erstmals ein Angebot aus Hollywood - und erhielt prompt eine Oscar-Nominierung. Interessanter Fakt am Rande: Zimmer ist mit seiner Musik zu diesem mehrfach Academy-Award-gekrönten Drama vollkommen unzufrieden, weil er seine noch unfertigen Melodien aus Nervosität gegenüber den Hollywood-Filmemachern nicht behühtete, sondern bei Gefallen schon im inkompletten Zustand abgab. Deshalb ist er sich auch sicher, dass ihm die Oscar-Nominierung für seinen Einstand in Hollywood nur zuteil kam, weil die Academy beim Namen Hans Zimmer dachte "das klingt deutsch und alt, der hat sicher schon viel geleistet, lasst uns das belohnen!"

Mit Zimmers Durchbruch verlässt die Dokumentation wieder den chronologischen Pfad und öffnet sich nacheinander mehreren Themen. Erneut wird Zimmers Arbeitsmethode behandelt, unter anderem berichtet Rango- und Fluch der Karibik-Regisseur Gore Verbinski davon, dass Zimmer die Filmemacher zunächst über die Beweggründe hinter dem Film ausquetscht. Auch der von mancher Seite aus harsch kritisierte Hang Zimmers zu Massenkollaborationen mit seinen Komponisten aus der Musikwerkstatt Remote Control Productions wird thematisiert. Gerade hier zeigt sich die Dokumentation eher sachlich und distanziert, statt Zimmer entweder als Visionär darzustellen, oder wie seine Gegner als Strippenzieher hinter einer Fließbandproduktion. Es wird erklärt, wie die Vorgänge und Arbeitsverhältnisse in Zimmers Studio aussehen, und das Urteil bleibt dem Betrachter überlassen. Dieser Part setzt allerdings auch eine gewisse Grundkenntnis  mit der Thematik Filmmusik bzw. erweitertes Interesse voraus, wer sich mit der Sache nie auseinandergesetzt hat, dürfte schnell verloren sein. Wohl auch deshalb ist dieser Abschnitt sehr kurz, so dass der unkundige Zuschauer nicht völlig ausgeschlossen wird. Jedoch ist dieser Part für Filmmusikfreunde einer der spannenderen, so dass die Dokumentation an diesem Punkt etwas seicht herüberkommt.

Zum Ende hin wird Zimmers Selbstverständnis beleuchtet und scherzende Kommentare von James L. Brooks und Jeffey Katzenberg sowie amüsante Anekdoten aus den Arbeiten an Fluch der Karibik und Inception sorgen für einen runden, unterhaltsamen Abschlus.

Das sehr empfehlenswerte Bonusmaterial zeigt noch längere Interviewpassagen der bereits in der Dokumentation vorkommenden Filmemacher und Musiker. Mit Jeffrey Katzenberg, Gore Verbinski, Werner Herzog (Fun Fact: Herzog und Terence Malick lieben den Film König der Löwen!), Mitgliedern von Remote Control und vielen anderen ist die Palette an Meinungsgebern sehr groß, und in den Interviews werden auch Dinge näher erläutert, die in der Doku zu kurz kamen, darunter auch die Methoden von Remote Control. In rund 40 Minuten kommt auch Zimmer selbst zu Wort, der sich auch selbstkritisch über die deutliche Inspiration durch klassischer Musik äußert und nachdenkliche Beobachtungen bezüglich des Untergangs der Orchesterkultur macht. Über den Vorwurf des Selbstklaus sagt er wiederum, dass er ungern zweimal das gleiche tut und stets versucht, neue Facetten an seiner Musik zu entdecken. Er habe aber, wie auch viele Regisseure und Autoren, seine ganz eigene Stimme, weshalb er manche Musikpassagen nunmal gerne mit der einen oder anderen Notenfolge beendet oder bestimmten Projekten eine ähnliche Klangfarbe gibt.

Fans von Hans Zimmer und Leuten, die sehr an Filmmusik generell interessiert sind, kann ich die kurze, aber informative Dokumentation dank der ausführlichen Extras nur ans Herz legen. Wer sich aber unsicher ist, ob ihn diese Sache reizt, sollte sich das Geld lieber für ein paar Soundtrack-CDs aufheben.