Mittwoch, 29. Januar 2020

Meine Lieblingsfilme 2019 (Teil I)

Jahr für Jahr dieselbe Leier: Ich musste und wollte das vergangene Filmjahr erst einmal ein wenig sacken lassen, bevor ich es mir anmaße, seine feinsten Produktionen in eine Hitliste zu zwängen. Nun aber ist es endlich so weit: Ich wage mich einmal mehr in das Abenteuer namens Rangliste. Womöglich wisst ihr schon, was nun folgt. Denn meine Lieblingsfilme 2019 sind nicht zwingend die Filme, die ich in einen allgemeingültigen, für alle filmverrückten empfohlenen Kanon wählen würde, der die Glanzleistungen 2019 würdigt. Hier wähle ich mit meinem Filmherzen. Die Frage ist also: Welche Filme haben 2019 mein Herzen höher schlagen lassen, mich am meisten darin erfreut, wie sie ihr Ding durchziehen?

Immerhin: Wie schon 2018 präsentiere ich euch 50 Ränge, statt der 45 aus den Jahren 2015 und 2016 oder der 35 Stück aus dem Jahr 2017. Denn wieder einmal gab es zu viele Filme, die ich unbedingt noch einmal an dieser Stelle loben und feiern wollte. So viel also zum ständigen "Es läuft ja nichts mehr" ...

Platz 50: Vice - Der zweite Mann (Regie: Adam McKay)

sowie: Official Secrets (Regie: Gavin Hood)

Das letzte Unentschieden in meinen Jahrescharts ist schon ein paar Jahre her, doch beim Rückblick auf 2019 kam ich nicht umhin, den letzten Platz doppelt zu vergeben. Aber dieses Mal passen die beiden Filme wenigstens zusammen: Sowohl Vice als auch Official Secrets blicken zurück auf ein politisches Thema, das die Welt (und auch mich) in den frühen 2000er-Jahren extrem bewegt hat, nämlich auf den Angriffskrieg der USA auf den Irak. Adam McKay wiederholt seinen The Big Short-Mix aus Drama und Satire, um mit Wut und Witz vorzuführen, wie Dick Cheney zum mächtigsten und gefährlichsten Mann der Welt aufsteigen konnte. Official Secrets dagegen blickt aus europäischer Sicht auf den Irakkrieg und zeigt Keira Knightley (wieder einmal großartig aufspielend) als Frau, die über politische Mauscheleien stolpert, mit denen die USA Unterstützung für den Kriegseintritt erzwingen wollen. Wo Vice knallig gespielt ist und argumentiert, ist Official Secrets ein ruhiges Thrillerdrama über den inneren Tumult einer Whistleblowerin und die weiten Strecken, die eine Zeitung geht, um ihre Informationen zu verifizieren. Der eine Film hat Style, der andere Emotion. Das ergibt ein kurzweiliges, spannendes Double Feature.


Platz 49: Ich habe meinen Körper verloren (Regie: Jérémy Clapin)

Jérémy Clapins Ich habe meinen Körper verloren verquickt Zeichnungen und 3D-Elemente zu einer nachdenklichen, feinfühligen  Geschichte über eine abgeschnittene Hand, die sich ihren Weg zurück zum Rest "ihres" Körpers macht. Verschränkt wird dies mit Rückblenden über die Geschichte des Jungen, der seine Hand verloren hat. So entsteht eine zärtliche, kleine Romanze, die in Wahrheit aber vor allem eine Erzählung über das Verarbeiten von Schuld und das Finden von Mut ist. Das Ende gerät mir eine Spur zu zügig, so dass die Emotionen, die der Film sachte, aber stetig aufbaut, in den letzten Minuten geradezu zu einem Abschluss geprescht werden, aber der Look und der trockene, teils makabre Humor gleichen das weitestgehend wieder aus.

Platz 48: Ready or Not (Regie: Matt Bettinelli-Olpin & Tyler Gillett)

Aus dem neuen Trend-Genre "Reiche, wa?!" präsentiert euch Fox "Ich heiße nur noch Searchlight Pictures" Searchlight Pictures diese flotte, blutige, böse Horror-Komödie über eine Braut, die an einem blutigen Ritual ihrer Schwiegerfamilie teilnehmen muss. Das Regie-Duo Bettinelli-Olpin & Gillett hüllt sein pointiertes Jagdspiel in einen edlen, schattigen Look, Samara Weaving ist einfach wie für Horrorkomödien gemacht (siehe auch: Netflix' The Babysitter und den Horror-Comedy-Actioner Mayhem) und selbst wenn ich das Ende thematisch inkonsequent finde, sorgt es im vollen Kinosaal einfach für massig Stimmung, so dass ich es dem Film nur ein bisschen übel nehme. Die launigen Kills und feinen Spannungsschübe bleiben ja dennoch.

Platz 47: The Art of Self-Defense (Regie: Riley Stearns)

Jesse Eisenberg zum Ersten: Im dezent skurrilen Stil eines The Double gehalten, erzählt The Art of Self-Defense von einem Niemand, der von allen runtergebuttert und eines Nachts überfallen sowie verprügelt wird. Daraufhin meldet er sich in einem Selbstverteidigungskurs an und hält sich plötzlich für den größten Macker von allen. So beginnt eine intellektuelle, nicht aber borniert-verkopfte Komödie über das toxische Selbstbild von Männern und die wohl noch giftigere Erwartung an sich selbst, die sie aufbauen. Garniert wird das mit staubtrockenem, hintersinnig-bescheuertem Situationswitz, wunderbar treffenden Parodien kantiger Chauvis und einer grandiosen Imogen Poots als die einzige Frau in einer Gruppe verschwitzter Typen. Und dann ist da natürlich die Schlusspointe!

Platz 46: Gemini Man (Regie: Ang Lee)

Old-School-Bruckheimer-Action trifft auf Ang Lee, der filmtechnische Fingerübungen macht: Gemini Man ist ein Sci-Fi-Actionthriller mit flotten Actionsequenzen (Stichwort: Motorradkampf!), einem hervorragend digital verjüngtem Will Smith in einer Doppelrolle, einer sympathisch-schnippischen Mary Elizabeth Winstead und dem ersten Einsatz von High Frame Rate, der mich überzeugt. Flüssiges 3D und gestochen scharfe Bilder machen das Geschehen von Gemini Man förmlich greifbar und so ergibt sich eine Mischung aus Bruckheimer-Rücksturz und Ang-Lee-Filmfuturismus, der leider nur sehr wenige Kritiker überzeugte und auch an den Kinokassen enttäuschte. Aber ich hab das Gefühl, genau die Zielgruppe des Films zu sein: Ich fand's gut, ich weiß nicht, was ihr alle hattet.

Platz 45: Shazam! (Regie: David F. Sandberg)

Na endlich! Ich mag Man of Steel, hatte Batman v Superman: Dawn of Justice in meinen Flops, fand Suicide Squad schwach, aber anschaubar, Wonder Woman und Justice League waren wieder Flop-Kandidaten und auch den Hype um Aquaman konnte ich absolut nicht verstehen. Aber mit Shazam! kam für mich endlich die Rettung des DC-Filmuniversums daher: David F. Sandberg kreiert eine überaus vergnügliche, energiegeladene Superheldengeschichte mit ein paar Verweisen auf seine Horrorwurzeln und einer überraschend rührenden Familien-Hintergrundgeschichte. Zachary Levi hat ansteckend viel Spaß, Jack Dylan Grazer gefällt als Beinahe-Rüpel mit Herz und die Gags sitzen. Runder, quirliger Comicspaß!

Platz 44: Dumbo (Regie: Tim Burton)

Das beste (und einzige gute) Disney-Remake des Jahres 2019 erzählt von einem kleinen Zirkus mit einer Star-Attraktion, der von einem riesigen Entertainment-Zirkus aufgekauft und daraufhin massiv beschnitten wird. Anders gesagt: Tim Burton macht in Dumbo einen auf Die Dinos und nimmt Disney-Geld, um unter dem Disney-Markennamen wirtschaftliche Entscheidungen des Disney-Konzerns zu kritisieren. Diesen Schneid muss ich einfach belohnen, und dann kommt noch hinzu, dass ich den Film sehr liebenswert finde. Selbstredend reicht er nicht an das Original heran, doch Burton erzählt Dumbo mit einer großäugig-verzauberten Erzählhaltung, das Produktionsdesign ist nostalgisch-verschnörkelt, die Titelfigur ist knuffig animiert und es gibt jede Menge kleine Einfälle und Dialogfetzen, die mir einfach ein lang anhaltendes Grinsen ins Gesicht zaubern.

Platz 43: Zombieland: Doppelt hält besser (Regie: Ruben Fleischer)

Satte zehn Jahre nach dem Original stand sie auf einmal an: Die Rückkehr nach Zombieland. Ich müsste lügen, würde ich sagen, dass ich die Fortsetzung heiß erwartet habe. Aber umso überraschter war ich dann, als ich sie gesehen habe: Die alte Gang ist zurück, wird ergänzt um spaßige Neuzugänge und schon geht er ab, der Spaß. Flott erzählt, mit immenser Gag-Frequenz und stattlicher Trefferquote ist Zombieland: Doppelt hält besser eine schmissige Zombie-Action-Komödie, die mich bestens unterhalten und extrem positiv überrascht zurückgelassen hat.

Platz 42: Gloria - Das Leben wartet nicht (Regie: Sebastián Lelio)

Sebastián Lelio liefert mit Gloria - Das Leben wartet nicht das Remake seines 2013 veröffentlichten Films Gloria ab, und führt formidabel vor, wie Eigen-Remakes auszusehen haben: Diese Dramödie mit einer toll aufspielenden Julianne Moore erzählt von einer geschiedenen Frau mittleren Alters und ihrem tragikomischen, zwischen Banalitäten, Freude und Rückschlägen schwankendem Leben. Ohne stringenten Plot, sondern nur mit ein paar wiederkehrenden, lose verbundenen Handlungsfäden versehen, lernen wir in diesem "Slice of Life"-Film die Titelheldin kennen, leiden mit, wenn sie versetzt wird, freuen uns, wenn sie ihr Leben in die Hand nimmt und lachen/schimpfen/schimpflachen über John Turturro als schwer einzuschätzenden Flirt. Etwas munterer als das Original und dennoch (oder gerade daher) sogar noch einfühlsamer ist Gloria ein festlicher Film über unfestliche Lebensjahre. Wunderbar.

Platz 41: Riot Girl (Regie: Jovanka Vuckovic)

Aus der Kategorie "Filme, deren Zielgruppe ein kleiner Fleck auf einem Venn-Diagramm darstellt, und ich bin stolzer Teil dieses Flecks" präsentierte uns das Fantasy Filmfest 2019 Riot Girls, einen postapokalyptischen Nostalgietrip, der in einem alternativen 1995 spielt. Ein mysteriöser Virus hat alle Erwachsenen ausgelöscht und nun haben Teenager die Welt an sich gerissen. Und wie es mit Teenagern so ist, haben sich prompt Grüppchen gebildet. Dort stromern die Punks durch die Ruinen der zurückgelassenen, alten Welt. Drüben leben die reichen, sportlichen Kids in einem feucht-autoritären Traum eines strengen Schulregimes, inklusive mit Stolz getragener Varsity-Jacken. Wir folgen der relativ vernünftigen Nat (Madison Iseman) und der aufmüpfigeren Scratch (Paloma Kwiatkowski) bei einem riskanten Manöver hinter feindlichen Linien, und erleben dabei einen von Jovanka Vuckovic genüsslich orchestrierten Whiplash an tonalen Schwankungen:
In der einen Minute Punkerinnen-Flick, dann Amblin-eske Kinderfantasie, dann wird im feinsten Disney-Channel-Original-Movie-Camp über den Erhalt des Status Quo und das Ehren der Schulkleidung gejammert - und dann werden Köpfe in kleine Bröckchen zerschossen. Jovanka Vuckovic feiert diese pubertären Stimmungsschwankungen mit süffisant überspitzten Klischees, die sie wahlweise so sehr überzieht, dass es herrlich-lustig wird, oder aber mit Vehemenz konterkariert. Die haptischen Effekte rocken, der Mix aus bunter, heiler Welt und dreckig-unangepasster 80er-Attitüde sowie motziger 90er-Revoluzzerstimmung ist einmalig und die beiden Hauptdarstellerinnen sind einfach bombig! Voll. Mein. Ding!

Montag, 20. Januar 2020

Musikalisches Immergrün – Die besten Disney-Songs der Dekade (Teil V)

zurück zu Teil IV


Platz 55: Bin Nummer eins, du Nummer zwei ("I'm Number One") aus Muppets Most Wanted
Musik und Text: Bret McKenzie (dt. Version: Christine Roche & Klaus-Rüdiger Paulus)

Musikalisch nicht so raffiniert wie der Herzschmerz-Song im Celine-Dion-Stil Wieso fühlt es sich so falsch an? respektive Something So Right, der gegen Ende von Muppets Most Wanted läuft, doch ich habe einfach diebische Freude an dieser Schurken-Nummer mit einem grinsend-gedemütigten Ricky Gervais und Kermits dick auftragendem, bösen Doppelgänger Constantine: Behämmerte Reime, eine scheppernd-spaßige Melodie und all das passt so gut zu diesen gemeinen Figuren. Ich hab meinen Spaß!


Platz 54: Fired Up aus Zombies - Das Musical
Musik und Text: Mitch Allan & Nikki Leonti Edgar

Und an Fired Up habe ich noch mehr Spaß: Der Disney Channel Original Movie Z-O-M-B-I-E-S (oder Zombies - Das Musical) spielt in einer quietschig-farbenfrohen Comicwelt, in der Zombies aussehen wie freundliche Clowns im Joker-Kostüm und Menschen in 50er-Jahre-Pastellton-Heiteiteiwelt-Lebensräumen gefangen sind. Cheerleading ist hier der wichtigste Sport von allen, und so überrascht es nicht, dass ein treibender, wiederkehrender Song in diesem Film eine Uptempo-Cheerleading-Nummer ist, in der ein Grinskopf mit Strahlemann-Lächeln und Mistkerl-Gestus (als befänden sich Sharpay und Ryan aus der High School Musical-Trilogie in einem Körper) die Anwärter fertig macht und unsere Heldin Addison die Moral hebt. Zuckrig, klebrig, lieb ich.


Platz 53: Surf Crazy aus Teen Beach Movie
Musik und Text: David Lawrence & Faye Greenberg

Noch einmal der Disney Channel: In Teen Beach Movie wird sich mit verschmitztem Grinsen und persiflierender Passion, doch auch voller Hingabe vor den Strand-Musikfilmen der 1950er- und 1960er-Jahre verneigt. Und dazu gehört natürlich auch ein froher, locker-leichter Song, in dem der ganze Cast darüber trällert, wie sehr er das Surfen liebt.


Platz 52: Twist Your Frown Upside Down aus Teen Beach 2
Musik und Text: Jeannie Lurie, Aris Archontis & Chen Neeman

In Teen Beach 2 werden Figuren aus dem fiktiven Surfer-gegen-Rocker-Teeniefilm Wet Side Story in die reale Welt transportiert. Naja, in die reale Welt eines normalen Disney Channel Original Movies jedenfalls. Und dort wundern sich zwei lebenslustige, dauerlächelnde Strandfilm-Leutchen, wieso sich auf dem Pausenhof die Leute in Grüppchen verziehen und eine miese Fluppe ziehend Trübsal blasen, lästern und andere necken. Daraufhin brechen sie in einen mitreißenden Ohrwurmsong darüber aus, wie leicht und toll es ist, zu lächeln. Twist Your Frown Upside Down ist quasi der Schwesternsong zu Stick to the Status Quo aus High School Musical und die Abfolge an verschiedenen Grüppchen, die sich plötzlich breit lächelnd Komplimente haben und angraben, ist einfach Gute-Laune-Garantie.


Platz 51: The Forest of Enchantment aus The Forest of Enchantment: A Disney Musical Adventure
Musik und Text: Gordon Goodwin & Lisa Goodwin

Meine liebste "Jukebox-Bühnenshow" des Disney-Themenpark-Jahrzehnts: Grammy-Preisräger Gordon Goodwin, der unter anderem schon für Ray Charles, Christina Aguilera, Johnny Mathis, Toni Braxton, John Williams, Michael Giacchino und Trevor Rabin arrangierte, kreierte für diese liebevoll gestaltete Show herrliche, lebhafte Versionen altbekannter Disney-Lieder. Vor der Kulisse eines bildhüschen, stilisierten Waldes und bevölkert mit fantasievoll zugespitzten Chos-Charakteren, lädt uns diese Show in einen Zauberwald ein. Als Klammer zu Beginn und Ende der Show dient ein neues Lied von ihm und seiner Gattin, das die rhythmische, fidele Klangwelt dieser Show etabliert sowie die Stimmung des Stücks toll zusammenfasst.

Samstag, 11. Januar 2020

Oscars 2020: Meine Prognose der Nominierungen für die 92. Academy Awards


Am Montag ist es mal wieder so weit: Die Academy of Motion Picture Arts & Sciences gibt die Oscar-Nominierungen bekannt. Und auch wenn diese Saison in Sachen Schmierenkampagnen und galligen Diskussionen bislang angenehm wenig zu bieten hatte, ist es eine etwas ernüchternde Saison. Denn sehr früh hat sich das Rennen auf eine Handvoll Filme verdichtet, deren momentane Popularität bunt durchgemischt wird – während einige bessere und zudem trotzdem Oscar-taugliche Filme außen vor geblieben sind. Hier dennoch mein Prognosenversuch:

Bester Film
1917
Le Mans 66
The Irishman
Jojo Rabbit
Joker
Knives Out
Little Women
Marriage Story
Once Upon a Time in Hollywood
Parasite

Oder etwa Die zwei Päpste, Leid und Herrlichkeit, The Farewell, Bombshell, Rocketman, Wir, Avengers || Endgame, Hustlers, Uncut Gems

Beste Regie
Greta Gerwig, Little Women
Bong Joon-Ho, Parasite
Sam Mendes, 1917
Martin Scorsese, The Irishman
Quentin Tarantino, Once Upon a Time in Hollywood

Schwere Kategorie, denn auch Noah Baumbach für Marriage Story, Todd Phillips für Joker, Taika Waititi für Jojo Rabbit, Pedro Almodóvar für Leid und Herrlichkeit, die Safdie Brothers für Uncut Gems und Rian Johnson für Knives Out rechne ich Chancen ein, und ginge es nach Verdienst, müssten unter anderem auch Celine Sciamma für Porträt einer jungen Frau in Flammen und Lorene Scafaria für Hustlers im Rennen sein, aber der Verdienst allein hievt einen nicht ins Oscar-Rennen, man braucht leider auch Momentum …

Beste Hauptdarstellerin
Cynthia Erivo, Harriet
Scarlett Johansson, Marriage Story
Lupita Nyong'o, Wir
Charlize Theron, Bombshell
Renée Zellweger, Judy

Die kniffligste Kategorie des Jahres, denn da sind ja unter anderem noch Saoirse Ronan für Little Women, Alfre Woodard für Clemency, Awkwafina für The Farewell, Elizabeth Moss für Her Smell und Ana de Armas für Knives Out


Bester Hauptdarsteller
Antonio Banderas, Leid und Herrlichkeit
Leonardo DiCaprio, Once Upon a Time in Hollywood
Adam Driver, Marriage Story
Taron Egerton, Rocketman
Joaquin Phoenix, Joker

Sollten Adam Sandler für Uncut Gems, Robert De Niro für The Irishman oder Eddie Murphy für Dolemite is My Name nominiert werden, würde es mich ebenfalls null überraschen. Jonathan Pryce für Die zwei Päpste und Christian Bale für Le Mans 66 wären Nominierungen aus der Sparte "War denkbar, aber zu diesem Zeitpunkt habe ich sie wieder abgeschrieben". Wenn George MacKay für 1917 im Rennen ist, zementiert sich der Film als Frontrunner, und Roman Griffin Davis würde für Jojo Rabbit nominiert werden, hätte der Film mehr Fahrt aufgenommen.

Bester Nebendarsteller
Willem Dafoe, Der Leuchtturm
Song Kang Ho, Parasite
Al Pacino, The Irishman
Joe Pesci, The Irishman
Brad Pitt, Once Upon a Time in Hollywood

Mit Dafoe lehne ich mich angesichts der Oscar-Untauglichkeit des Films ziemlich aus dem Fenster, aber ich wüsste nicht, wer aus dem folgenden Pool mehr Aufmerksamkeit gewonnen haben könnte: Tom Hanks für A Beautiful Day in the Neighborhood, Alan Alda für Marriage Story, Anthony Hopkins für Die zwei Päpste und John Lithgow für Bombshell.

Beste Nebendarstellerin
Laura Dern, Marriage Story
Jennifer Lopez, Hustlers
Scarlett Johansson, Jojo Rabbit
Florence Pugh, Little Women
Margot Robbie, Bombshell

Diese Fünf halte ich für ziemlich gesetzt.

Bestes Original-Drehbuch
Booksmart
Knives Out
Marriage Story
Once Upon a Time in Hollywood
Parasite

Oder vielleicht: 1917, Leid und Herrlichkeit, The Farewell, Uncut Gems

Bestes adaptiertes Drehbuch
Hustlers
The Irishman
Joker
Jojo Rabbit
Little Women

Oder vielleicht: A Beautiful Day in the Neighborhood, Die zwei Päpste

Bester Schnitt
1917
Le Mans 66
The Irishman
Once Upon a Time in Hollywood
Parasite

Ich habe in dieser Kategorie auch Marriage Story auf dem Schirm, wusste aber nicht so ganz, welchen Film ich für ihn kicken soll. Am wackeligsten sehe ich eigentlich Le Mans 66, aber ein temporeicher Film schafft's eigentlich schon stets rein …

Beste Kamera
1917
The Irishman
Joker
Der Leuchtturm
Once Upon a Time in Hollywood

Rechnet aber auch mit Parasite, Porträt einer jungen Frau in Flammen, Ad Astra und Le Mans 66

Beste Kostüme
Dolemite Is My Name
Downton Abbey
Little Women
Once Upon a Time in Hollywood
Rocketman

Ebenfalls im Rennen: Aladdin, Jojo Rabbit, Hustlers, Joker, The Irishman und Maleficent: Mächte der Finsternis.

Bestes Produktionsdesign
1917
The Irishman
Little Women
Once Upon a Time in Hollywood
Parasite

Mögliche Prognosenspielverderber sind Jojo Rabbit Knives Out, Joker und Le Mans 66.


Bester Animationsfilm
Die Eiskönigin II
Ich habe meinen Körper verloren
Klaus
Mister Link – Ein fellig verrücktes Abenteuer
A Toy Story – Alles hört auf kein Kommando

Und um das schwächste Glied in dieser Prognose kreist Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime Welt

Beste Filmmusik
1917
Avengers || Endgame
Joker
Little Women
Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers

Aber man darf auch Marriage Story, Jojo Rabbit, Motherless Brooklyn und Le Mans 66 nicht vergessen …

Bester Song
Speechless aus Aladdin
Into The Unknown aus Die Eiskönigin II
Stand Up aus Harriet
(I’m Gonna) Love Me Again aus Rocketman
Glasgow aus Wild Rose

Aber ich könnte mir auch I’m Standing With You aus Breakthrough, Stand Up aus Harriet und Spirit aus Der König der Löwen vorstellen.

Beste Effekte
1917
Avengers || Endgame
The Irishman
Der König der Löwen
Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers

Eigentlich hat Captain Marvel ein deutlich besseres digitales Verjüngerungsspiel drauf als The Irishman, aber … Seufz.

Bestes Make-up und Hairstyling
Bombshell
Joker
Once Upon a Time in Hollywood
Maleficent: Mächte der Finsternis
Rocketman

Aber auch die Frisuren in Dolemite Is My Name und die Verletzungen in 1917 könnten sich rein kämpfen.

Bester Ton
1917
Avengers || Endgame
Le Mans 66
Once Upon a Time in Hollywood
Rocketman

Aber vielleicht schaffen es auch Ad Astra, Joker undStar Wars: Der Aufstieg Skywalkers rein.

Bester Tonschnitt
1917
Avengers || Endgame
Le Mans 66
Once Upon a Time in Hollywood
Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers

Doch Rocketman,Ad Astra und Joker sind mögliche Prognosenspielverderber.

Bester internationaler Film
Senegal, Atlantics
Polen, Corpus Christi
Spanien, Leid und Herrlichkeit
Südkorea, Parasite
Frankreich, Die Wütenden – Les Misérables

Beste Dokumentation
American Factory
Apollo 11
The Cave
Honeyland
One Child Nation

Bester Animationskurzfilm
Dcera (Daughter)
Hair Love
Kitbull
The Physics of Sorrow
Sister

Beste Kurz-Dokumentation
After Maria
Fire in Paradise
Learning to Skateboard in a Warzone (If You’re a Girl)
Stay Close
St. Louis Superman

Bester Kurzfilm
Brotherhood
Little Hands
Refugee
A Sister
The Neighbors’ Window

Mittwoch, 8. Januar 2020

Musikalisches Immergrün – Die besten Disney-Songs der Dekade (Teil IV)



Platz 60: Ein Schnabeltier hat die Kontrolle hier ("There's a Platypus Controlling Me") aus Phineas & Ferb
Musik und Text: Dan Povenmire, Martin Olson & Jeff "Swampy" Marsh (dt. Text von Christine Roche, Ursula von Langen & Thomas Amper)

Eines der erzählerischen Kunststücke in Phineas & Ferb, die einem erst so wirklich bewusst werden, wenn man kurz einen Moment Abstand nimmt und darüber nachdenkt, wie sich das Format im Laufe der Zeit gewandelt hat: Povemire und Marsh haben nicht einfach eine bloße Gagparade entwickelt (obwohl Phineas & Ferb als solche hervorragend funktioniert), und nicht einfach nur eine immer komplexer, größer und verworrener werdende Abfolge von Insidern, Running Gags und Erwartungsbrechungen konstruiert. Hinter all dem steckt auch eine sehr beiläufige, sehr konsequente Figurenentwicklung. Aus "Der Nerd und der Bully" werden zwei enge Freunde, und aus "Der böse, seltsame Wissenschaftler und der tierische Geheimagent, der ihn immer wieder bezwingt" wird eine komplizierte Hassliebe. Ein frühes Signal, wie sich Agent P und Dr. Doofenschmirtz wandeln, ist dieses Lied, bei dem Schnabeltier Perry seinem Erzfeind mit Witz und Rhythmus aus einer misslichen Lage hilft.


Platz 59: Im Irrgarten kannst du dich schnell verirren ("Not Knowing Where You're Going") aus Phineas & Ferb
Musik und Text: Martin Olson, Bobby Gaylor, Jon Colton Barry & Jeff "Swampy" Marsh (dt. Text von Christine Roche, Ursula von Langen & Thomas Amper)

Dieser Genremischmasch, der während Überstunden vom Phineas & Ferb-Team kreiert wurde, hat einige stilistische Verweise auf Donovans Hurdy Gurdy Man, während die dazugehörige Szene unter anderem den berühmt-berüchtigten, schwebenden Riesenbabykopf aufweist, der in hoher Taktung durch die Serie geistert. Und auch eine Indiana Jones-Referenz hat sich hier versteckt. Im Irrgarten kannst du dich schnell verirren ist somit eine ideale Gelegenheit, Novizen Phineas & Ferb zu erklären: (Für die Kernzielgruppe) obskure Hommagen, leicht verständliche Popkulturverweise und unsterbliche Insider wuseln amüsant und faszinierend umher. Ein schönes Lied, das sehr eingängig ist.


Platz 58: Mit mir allein ("Me Party") aus Die Muppets
Musik und Text: Bret McKenzie & Paul Roemen (dt. Text von Christine Roche & Klaus-Rüdiger Paulus)

Aus der Kategorie "Lasst mich, ich mag's!" präsentiere ich: Mit mir allein, den "Endgegner" der Muppet-Fans. Denn in den fast zehn Jahren, die seit dem Kinostart von Die Muppets vergangen sind, hat sich dieser peppige, harmlose, alberne, kleine discoeske Song zum Prügelknappen in manchen Ecken der Disney- und Muppet-Fandoms entwickelt. Der Grund dafür: Fast alle haben eine geschnittene Szene aus dem Film, die sie lieber in Die Muppets sehen würden als diese Nummer. Aber ich sage: Lasst die Szene doch in Ruhe, lasst mich, ich mag den Song.


Platz 57: Vuelie aus Die Eiskönigin
Musik und Text: Christophe Beck und Frode Fjellheim

Jaja, jaja, ich habe die vergangenen Jahre viel Zeit darin investiert, über Die Eiskönigin zu meckern, aber Vuelie, der folkloristische Eröffnungssong des Films, ist nicht nur überaus einprägsam, sondern auch sehr atmosphärisch und setzt die Erwartungen für den Rest direkt ein ordentliches Stück nach oben. Inspiriert von traditioneller Musik der Samen, bedient sich das Stück am rituellen Joik sowie an einem dänischen Kirchenlied namens Dejlig er jorden. Somit ist Vuelie das letzte nennenswerte, verbleibende Element aus der Zeit, als der Film noch stärker auf christliche Symbole verweisen sollte: In einer frühen Entwicklungsphase waren auch Verweise auf Jeanne d’Arc eingeplant sowie christliche Elemente im Königreich Arendelle.


Platz 56: Touch the Sky aus Merida - Legende der Highlands
Musik: Alex Mandel, Text: Alex Mandel & Mark Andrews


Was Pixars erster Film von einer Regisseurin werden sollte, die noch dazu sehr persönliche Elemente einbringen wollte und die Beziehung zwischen Merida und ihrer Mutter auf ihre eigene Dynamik mit ihrer Tochter basieren ließ, wurde letztlich etwas ganz anderes: Brenda Chapmans Vision eines feinfühligen Abenteuers wurde zu einer schnellen, cartoonigen Komödie von Mark Andrews. Der Regisseur, der einst Schlagzeilen damit geschrieben hat, dass er in einem Interview verkündete, man müsste bei Pixar schneller arbeiten (wenige Jahre, nachdem Andrew Stanton die besonnene Entwicklungszeit von Pixar-Filmen lobte), hat außerdem an diesem Song mitgewirkt. Und ich muss sagen: Touch the Sky ist mir über die Jahre ans Herz gewachsen - was das Lied wohl auch seinem wunderschönen Arrangement in der Disneyland-Paris-Liveshow Forest of Enchantment zu verdanken hat.