Montag, 30. November 2009

Musikalisches Immergrün - Meine 333 liebsten Disney-Lieder (Teil XIII)

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Platz 259: Bop Bop Bopbop Bop (Ich lieb dich so) ("Bop Bop Bopbop Bop (I Love You, Too)") aus Elliot, das Schmunzelmonster
Musik & Text von Al Kasha & Joel Hirschhorn (dt. Fassung von Heinrich Riethmüller)

Die ihm von Pete unterstellte Engelsstimme mag Elliot zwar nicht haben, liebenswert ist das süße, fröhliche Duett zwischen dem knuddeligen Drachen und seinem menschlichen Freund trotzdem. Die einfache Komposition und der glückliche Gesang von Pete zaubern einem schlichtweg ein Lächeln auf's Gesicht, und Elliots unverständliches, niedliches Gemurmel und Gebrabbel ist wie Sahne mit Kirschspitze auf dem Eisbecher. Bei zu hoher Dosierung mag es zu harmonisch und kindlich-glückselig sein und im Ohr festsetzen kann sich Bop Bop Bopbop Bop (Ich lieb dich so) bei mir selbst mit Willen nicht, aber das sei dem Lied verziehen, denn gerade mit der dazugehörigen Szene in der Don Bluth Elliot schüchtern, jedoch ausgelassen mit und um Pete tanzen lässt ist wirklich goldig.
Erschreckend, dass Disneys Konzernführung Elliot ursprünglich für nahezu den kompletten Film unsichtbar lassen wollte.

Platz 258: Ja, die Liebe siegt ("Love Led Us Here") aus Muppets - Die Schatzinsel
Musik von Barry Mann, Text von Cynthia Weil (dt. Fassung von Eberhard Storeck)

Mensch, was hat mich dieses Lied dauernd gestört! Die Muppets Schatzinsel ist pointiert, irrsinnig und wahnwitzig - hinzu noch mehrere gelungene Songs, kurum: Alles, was ich von einem Muppet-Film erwarte. Durch Jims quengelige "Ich will..."-Nummer nach dem grandiosen Intro habe ich mich stets tapfer durchgekämpft, daraufhin wurde der Film immer wilder - und dann hält alles an für eine langatmige Liebesballade, gesungen von Kermit dem Frosch und Miss Piggy. Lahmes Lied, zäh wie Leder, und dann noch nervige Gesangsstimmen. Da helfen auch die Gegenschnitte zu den ihren Schatz findenden Piraten rund um Long John Silver nicht viel, selbst in der englischen Originalfassung wo diese Bilder dank dem Songtext "Love led us here" wenigstens eine gewisse Mehrdeutigkeit verliehen bekommen.
Als ich die Muppet Schatzinsel dann eines Tages endlich auf Video mein Eigen nennen durfte, begegnete mir Ja, die Liebe siegt im Abspann des Films erstmals als englische Popballade. Klar, das war ja eine feine Disneytradition in den 90ern. Bei den Disney-Meisterwerken geriet das Popduett stets unausstehlich schmalzig (da bevorzugte ich die Filmversionen), doch in diesem Fall schlägt die Popversion (gesungen von John Berry und Helen Darling zart-romantisch und deutlich angenehmer als die Filmversion. Kein Lied für die Ewigkeit, jedoch schön zum "nach-dem-vielen-laut-lachen-schön-ins-warme-Bett-kuscheln".


Platz 257: Der Titelsong von Wochenend-Kids
Musik & Text von Roger Neill und Wayne Brady (dt. Fassung von ?)

Auweh, auweh. Ich wäre erstaunt (und freudig überrascht), wenn ich aufgrund dieser Platzierung nicht massenweise böse Kommentare ernte. Die Wochenend-Kids ein gutes Stück über Die Gummibärenbande (Platz 290)?
Ja.
Der Titelsong von Wochenend-Kids ist energiereich, schnell und fetzt mit einer rockig-poppigen Instrumentierung - einfach genau die Mischung, die einen mit Freude ins Wochenende kickt.
Die deutsche Fassung des Titelsongs gefällt mir übrigens um ein vielfaches mehr als das englische Original. Der deutsche Sänger hat zwar keine sonderlich schöne Stimme, entscheidend ist allerdings, dass er die Freude, die Kinder verspüren, wenn sich endlich das Wochenende nähert, viel besser wiedergibt als der Komiker Wayne Brady in der englischsprachigen Version des Songs.
Die Serie selbst, die in den USA bei der Erstausstrahlung übrigens der Pokémon-Zeichentrickserie gehörig die Zuschauer streitig machte, wird von älteren Zuschauern zu unrecht schief angeguckt. Die Gestaltung der vier Hauptcharaktere finde ich ebenfalls eher suboptimal, aber der Einfallsreichtum der Serie und die gelungene Abkehrung des kindischen Wochenendalltags ins Absurde sind klare Pluspunkte, die Wochenend-Kids zu einer Art Geheimtipp machen.

Platz 256: Du bist kein Zufall ("Out of thin Air") aus Aladdin und der König der Diebe
Musik und Text von David Friedman (dt. Fassung von Frank Lenart)

Die mit nichtmal zwei Minuten Laufzeit sehr kompakte Gefühlsnummer aus dem überraschend starken DTV Aladdin und der König der Diebe in der Aladdin über seine unglückliche Kindheit singt und Jasmin ihm ihre Liebe zu ihm erläutert ist romantisch, rührend und kriegt von einem leicht bedrückendem Anfang ganz leicht die Kurve zu einem ermutigendem Abschluss. Jasmins Erklärung, dass Aladdin ein toller Mensch sei und dies nicht von irgendwoher käme, weshalb Aladdin ruhig die gemeinsame Hochzeit verschieben soll um nach seinem Vater zu suchen ist in all ihrer Kürze gefühlvoll genug ohne die kurze Laufzeit durch Übertreibungen ausgleichen zu wollen.
Obwohl der englische Text dank des Ausdrucks "People like you don't come out of thin air" etwas lyrischer ist als das plattere, deutsche "Du bist kein Zufall" gefällt mir Frank Lenarts feinfühlige, sinnübertragende Eindeutschung insgesamt mehr als die englische Variante des Lieds. Unter'm Strich wirkt sie auf mich nochmal deutlich runder.

Platz 255: Wie schön, dass es das Weihnachtsfest gibt ("The Best Christmas Of All") aus Mickys großes Weihnachtsfest - Eingeschneit im Haus der Maus
Musik und Text von Randy Petersen und Kevin Quinn (dt. Fassung von ?)

Jeder, der diese Weihnachts-DVD zur Serie Mickys Clubhaus gesehen hat, wird jetzt mit großer Sicherheit aufspringen: Wie kann es sein, dass ich die Disney-Abspannpopballaden als mir zu schmalzig bezeichne, gleichzeitig jedoch die ultimative, übertrieben groß angelegte, an 80er-Charitysongs erinnernde Weihnachtskitschoffensive Wie schön, dass es das Weihnachtsfest gibt zu meinen liebsten Disneyliedern zähle? Hat da etwa der Donald-Duck-Bonus zugeschlagen?
Nein. Viel mehr drücke ich bei Weihnachtskitsch ein oder mitunter auch zwei Augen zu, was mir bei den schmierigen Abspannpopnummern nicht gelingt (erst recht nicht, so lange es die selben Songs in wesentlich besserer Ausführung gibt). Ganz besonders gilt dies für Weihnachtskitsch mit gewaltigem Chor, der mit kristallenen Stimmen die gesamte Wärmegefühl-Tonleiter rauf und runter singt. Ja, Menschen sollen sich bei diesem Lied böse Zahnschmerzen geholt haben, doch es ist sehr solide produziert, sehr gut abgemischt und bleibt bei allen gezielten Angriffen auf's weihnachtliche Gemeinschaftsgefühl ehrlich charismatisch.

Sonntag, 29. November 2009

Gerüchteküche: Christopher Lloyd über "Roger Rabbit 2"

Robert Zemeckis spielt mit meinen Gefühlen! Erst sorgt er mit einer Ankündigung eines Roger Rabbit-Sequels mit gezeichneten Toons und einem Skript aus der Feder des Original-Autorenteams für Euphorie, dann zerschmettert er mein Gemüt am Boden, indem er die Verwendung von Motion Capturing für Non-Toons bestätigt.

Wie es mit Roger Rabbit 2 weitergeht steht in den Sternen. Ginge es nach Christopher Lloyd, so bekämen wir erneut Richter Doom zu Gesicht, den unheimlichen Bösewicht des Originals von 1988. Zumindest behauptet das Digitalspy. Laut der Webseite möchte Lloyd in der Fortsetzung unbedingt seine Rolle aus Falsches Spiel mit Roger Rabbit wiederholen. Nur fragt ihn niemand.

Ich denke, dass Kenner des ersten Teils sich denken können, weshalb. Andererseits... so als Motion-Capture-Figur direkt aus den Untiefen der Uncanny Valley wäre Richter Doom durchaus eine gern gesehene Schreckfigur, oder was denkt ihr? Natürlich nur, wenn er allein mit dieser Technik verwirklicht wird...

Hör mal, wer da hämmert - Staffel 4

Um dauerhaft erfolgreich zu bleiben, müssen Sitcoms in unregelmäßigen Abständen frisches Blut verabreicht bekommen. Im Falle von Hör mal, wer da hämmert stieß es hinter den Kulissen pünktlich zur dritten Staffel in Form eines neuen Tool-Time-Girls sowie eines neuen ausführenden Produzenten und neuer, zusätzlicher Autoren hinzu, in Staffel 4 durch zwei neue, feste Personenkreise rund um Familie Taylor. Bereits in vorherigen Staffeln versuchten die Autoren neue Freunde in Tims und Jills Leben zu etablieren, von Bestand waren sie jedoch nicht.

In Staffel 4 dagegen bekam das Publikum neue Charaktere vorgestellt, die zu einem ergiebigen Bestandteil von Hör mal, wer da hämmert werden sollten. Zum einen wären da der Eisenwarenhändler Harry und seine Dauerkundschaft, die Tim einen männlichen Zufluchtsort und Platz für Männertratsch sowie Ratschläge (wenngleich wesentlich schlechtere, als Wilson sie verteilt) darstellt, zum anderen die Erweiterung der Taylorfamilie um Tims Bruder Marty, seine Frau Nancy und ihre Zwillingstöchter. Vor allem in späteren Staffeln sollte Marty zu einem regelmäßigen Gast in der Serie werden, aber bereits in Staffel 4 bringt er frischen Wind mit.

Von der Personalerweiterung abgesehen, lassen sich kaum Unterschiede zwischen der gelungenen dritten und der vierten Staffel feststellen. Für meinen Geschmack waren die absoluten Highlights der dritten Staffel etwas zeitloser und bemerkenswerter, dafür hat die vierte Staffel weniger Durchhänger, weshalb ich beide Jahresstaffeln vom Gesamtniveau her auf die selbe Stufe stellen würde.
Zu meinen favorisierten Episoden der vierten Staffel gehören, neben der allseits bekannten Folge, in der Tim einen T-Träger auf Jills Auto fallen lässt, die Episoden "No, No, Godot" (Tim und Al landen im Gefängnis, während Jill und Als Freundin Ilene in einer Vorführung von Warten auf Godot sitzen und sie warten), die Episode, in der die Talyors mit Heidi und Al das Haus von Bennys Tante neu aufbauen (großartige Bau-Montage!), "The Naked Truth" (Tim witzelt über seine gut aussehende Schwägerin und begegnet ihr daraufhin nackt in der Dusche) - eine Episode, die überraschend geistreich über den Humor und die "Sehgewohnheiten" von Männern herzieht, und die Folge, in der Al zum begehrtesten Junggesellen gewählt wird. Richard Karn darf in dieser Folge wieder richtig aufspielen und seine Machoseite raushängen lassen.

Ebenfalls gut wie eh und je gelang dem Team die Weihnachtsfolge, welche neben dem alljährlichen Lichterwettstreit eine ihre Psychologiekenntnisse überschätzende Jill und jede Menge herrlich gespieltes Familienchaos zu bieten hat. Die Halloween-Episode der vierten Staffel fällt leider aus der Reihe und bietet keinerlei Gruseleien. Das Fest dient nur als Hintergrund für eine weitere, gelungene Al-Folge: Al wird Teilhaber von Harrys Eisenwarenladen und überschätzt sich in dieser Rolle gehörig.

Einziger nennenswerter Tiefpunkt der Staffel ist eine (unnötige) zweiteilige Clipshow, die wohl aus der Not entstand, weil einige Gaststars und die berühmte T-Träger-Episode ordentlich Budget abnagten. Bestätitgen kann ich diese Vermutung nicht, aber da es bei vielen anderen Serien ebenso lief, bin ich von dieser These sehr überzeugt.

Glücklicherweise ist es leicht, über diese verschenkte Doppelfolge hinwegzusehen, da die restliche Staffel ein konstant hohes Niveau hält und dank des talentierten Casts an Nebencharakteren rund um Tim und Jill viel Abwechslung bietet.

Siehe auch:

Uuuuuuund das sind die Kurzlinks des Tages!

Da hat sich wieder was zusammengesammelt... Und damit meine Lesezeichenliste wieder übersichtlicher wird, schmeiß ich euch an dieser Stelle einige Links entgegen. Duckt euch!
  • Kevin Smith gibt immer wieder lesenswerte Interviews. Zum Beispiel für AICN. Bringt viel Zeit zum Lesen mit. Obwohl... da ihr auf diesem blog gelandet seid, habt ihr sie eh. Oder?

  • Jim Hill mag zwar nicht mehr so viele Insiderinformationen zu haben wie zu seiner Blütezeit, doch er hat weiterhin einen guten Überblick über kommende Disney-Druckerzeugnisse. Diese Woche stellte er einen interessanten Schmuckband vor, in dem wir die Disney-Prinzessinnen durch die Augen vieler verschiedener Künstler bewundern dürfen. Wie sähe Schneewittchen in der Haunted Mansion aus? Hatte Cinderella auf dem Prinzenball Bedenken? Dieses Buch gibt die Antworten...

  • Tron Legacy ist dazu prädistiniert einen ordentlichen Videospielableger zu erhalten. Dieser heißt (weshalb auch immer) lediglich Tron und der Teaser sieht schonmal ganz schmuck aus. Wenn man eine hohe Konzentrationsfähigkeit hat (oder schnell auf die Pause-Taste drückt):


  • Quentin Tarantino war ein Meister im Bereich der filmischen Gerüchte- und Ankündigungsküche. In den letzten Monaten versuchten aber Robert Rodriguez und Gore Verbinski ihm den Rang abzulaufen. Was für ein Glück, dass jetzt andere für ihn die Arbeit übernehmen und von neuen Tarantino-Projekten sprechen. Die französische Ikone Johnny Hallyday behauptete vor kurzem in einem Interview, dass Tarantino ihm ein Skript auf den Leib schneiderte. Gelesen habe er es noch nicht, er wüsste nichtmal, worum es geht, aber es exzistiert. Sagt er. Und morgen erscheint Kill Bill - The Whole Bloody Affair. Schwör! (Quelle: /Film)

  • Oben: Freelancer Paul Conrad postete in seinem Blog haufenweise Konzeptzeichnungen zum Pixar-Meisterwerk. Schöööön.

Samstag, 28. November 2009

Nine! Nine! Nine! Nine!

Rob Marshalls Musical Nine wirft seine Schatten voraus. Die Premiere des ersten Trailers liegt bereits einige Zeit zurück, eine sehr gut aussehende Montage von den Tanzproben heizte uns bereits ein und der recht junge zweite Trailer lässt meine Vorfreude Funken sprühen.

Vergangene Woche veröffentlichte The Weinstein Company vier Poster zur heißen Oscarhoffnung, und vor allem das erste und letzte hier abgebildete Poster haben es mir angetan:




Der deutsche Kinostart soll am 28. Januar 2010 stattfinden. Ich freu bereits jetzt ungeheuerlich. Sollten irgendwelche Kinokettenbesitzer mitlesen: Macht Double-Features mit Chicago!

Freitag, 27. November 2009

Musikalisches Immergrün - Meine 333 liebsten Disney-Lieder (Teil XII)

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Nach einer kurzen Phase mit etwas bekannteren Liedern folgt nun wieder eine mehrere Blöcke umfassende Phase mit Disneyliedern, die für viele einen nicht ganz so hohen Wiedererkennungswert haben sollten. Manche populäre Nummer werden sich in den kommenden Blöcken daruntermischen, aber größtenteils dominieren die etwas rareren Lieder.

Freut euch also schonmal auf ein Wiedersehen mit Annette Funicello, Filmen aus Disneys "dunkler Periode" und Titeln aus Direct-to-Video-Produktionen, gewürzt mit einigen Meisterwerk-Liedern.
Keine Sorge - Disneys musikalisches Allgemeingut wird im Rahmen dieser Hitliste ebenfalls wieder besprochen. Es stehen ja weiterhin viele freie Ränge zur Verfügung...

Platz 265: Mr. Piano Man, Please! aus The Golden Horseshoe Revue
Musik & Text von Robert B. & Richard M. Sherman

Der Golden Horseshoe Saloon im kalifornischen Disneyland war im Laufe seiner Existenz die Spielstätte zahlreicher Aufführungen. Den Anfang machte die sehr zum Western-Saloon-Thema passende The Golden Horseshoe Revue, die von 1955 bis 1982 lief und sich rund um die Saloonbesitzerin Slue Foot Sue und ihre Tänzerinnen dreht. Kleine Sketche über einen Handelsvertreter und ein ins Geschehen platzender, über sich selbst singender Pecos Bill rundeten das Vergnügen ab.
1962 drehte Ron Miller (Walt Disneys Schwiegersohn und späterer Präsident des Disney-Konzerns) für die Fernsehshow Walt Disney's Wonderful World of Color einen gleichnamigen Film, in dem neben Ed Wynn (siehe auch Platz 280) auch Walt Disney höchstpersönlich und "Everybody's Darling" Annette Funicello mitspielten. Funicello spielte eine neue Showdame im berühmten Saloon, die zunächst züchtig gekleidet ein behäbig-gesittenes Liedelein anstimmt. Adie ersten Gäste androhen zu gehen, fordert die Besitzerin Funicello auf, ein aufregenderes, heiteres Lied zu singen. Schwupps, reißt sich Funicello eine Lage Klamotten vom Leib und steht nur noch im Wild-West-Korsettkleidchen dar und tanzt ausgelassen zur frohgestimmten, im Ragtime-Style gehaltenen, Nummer Mr. Piano Man, Please!, in welcher die Sherman-Brüder so einige Doppeldeutigkeiten einbrachten. Oder will mir hier jemand wirklich erklären, dass eine (für Disneyverhältnisse) so offenherzig gekleidete Frau, die den Herren Pianomann darum bittet das "zu tun, was keiner tun kann" und "diese Elfenbeintasten kitzeln" soll, einzig und allein vom Klavierspielen trällert?
Aber auch völlig unabhängig vom sexuellen Subtext ist Mr. Piano Man, Please ein toll geschriebener, von Funicello sehr gut umgesetzter Song, der von Mal zu Mal mehr gefällt und einen in die richtige Frontierland-Laune versetzt. Der nächste Disneyland-Besuch darf kommen!

Platz 264: Uncle Remus Said aus Onkel Remus' Wunderland
Musik & Text von Eliot Daniel, Hy Heath und Johnny Lange

Zu wirklicher Bekanntheit schafften es aus dem Mischfilm von 1946 bloß die Zeichentricksequenzen rund um den gewitzten Meister Lampe, der mit viel Köpfchen immer aus den Klauen von Patzich, dem Fuchs, und Brumm, dem Bären, entwischen kann. Vor allem die munteren Gesangseinlagen aus den Trick- und Mischsequenzen konnten sich zu kleinen Dauerbrennern unter Disneyfans raufarbeiten. Der Rest des Films ist schlichtweg unbekannt und hat - zumindest in den USA - den traurigen Ruf eines rassistischsten Machwerkes an seinen Fersen heften. Kurioswerweise erlebte der Film noch im Januar 1972 eine außerordentlich erfolgreiche Wiederaufführung und selbst 1986 lief er noch verhältnismäßig einträglich in den Kinos, während bloß einige, wenige, leise Kritikerstimmen zu vernehmen waren, dass der Film als "unsensibel" gegenüber den Afro-Amerikanern aufgefasst werden könne. Den überaus negativen Ruf von Onkel Remus' Wunderland hat sich Disney also mit seinem strikten, selbst auferlegten Veröffentlichungsverbot selbst zuzuschreiben. Weil sich kaum jemand in den USA selbst ein Bild vom Film machen kann, erhält er nunmal diese Aura des unheimlichen. In Europa steht der Film nicht so schlecht dar. Oft genug wurde er im Free-TV gezeigt (zuletzt am 9.9. 2001 auf RTL), bislang sind mir keine Beschwerden über diese Ausstrahlungen bekannt, ebenso wenig wie über die VHS-Veröffentlichung in den 90ern.
Hinter all dieser Thematik fallen die weniger heiteren Lieder aus dem Film vollkommen zurück und geraten schnell in Vergessenheit. Da sie keine elementaren Teile des Seherlebnisses sind, ist das auch nicht weiter drastisch. Das eingängige und sehr urbane Lied Uncle Remus Said ist trotzdem sehr gut hörbar, zumindest so lange man Onkel Remus' Wunderland als ein nach dem Ende der Sklaverei angesiedeltes, zuckriges "Musical-Dramödchen" sieht, in dem die einfachen, zufriedenen Menschen als positiv gezeichnet werden, während reiche, eingebildete Fatzkes ihr Fett wegkriegen. Und da ein reicher Schwarzer kurz nach dem Bürgerkrieg sehr unrealistisch ist, nimmt die nervige Mutter eines weißen Kindes die Rolle der reichen Tussi ein. Sieht man den Film so, dann ist an Uncle Remus Said, einer Folklore-Nummer, in der sich Farmarbeiter kurze Fabelgeschichten des stadtbekannten Märchenonkel Remus vorsingen um sich von der Arbeit abzulenken, überhaupt nichts schlimmes zu erkennen.

Platz 264: Winnie der Puuh aus Winnie Puuh und der Honigbaum
Musik & Text von Robert B. & Richard M. Sherman (dt. Fassung von Eberhard Cronshagen)

Ich habe nichts gegen Winne Puuh... an sich. Aber ich hasse den Grütze-klebrig-süßen-debilen Kinderknuddelwuddelbärenpups, den Disney im Laufe der 90er erschuf und in dieser Dekade zusehends hochstilisierte. Der Winnie Puuh, den wir aus den klassischen Kurzfilmen sowie dem Kompilationsfilm Die vielen Abenteuer von Winnie Puuh kennen, finde ich dagegen ganz gut. Aber selbst da haben es mir der Erzählstil sowie Puuhs Freunde I-Ah und Tigger mehr angetan als der recht fahle Teddybär. Winnie Puuhs Titellied aus der Feder der Sherman-Brüder hat es mir dennoch angetan. Es trifft Puuhs Charakter perfekt: Leicht, simpel, unbeschwert. In Liedform viel eher meine Kragenweite als in Figurenform.

Platz 262: Wir malen die Rosen rot ("Painting the Roses Red") aus Alice im Wunderland
Musik & Text von Bob Hilliard & Sammy Fain (dt. Fassung von ?)

Laufende Spielkarten, die darüber singen, dass sie weiße Rosen rot malen, um ihrer (menschlichen) Königin zu gefallen und dem Tod durch Enthauptung zu entkommen - willkommen in Disneys völlig verrücktem, vor lauter Fantasie fast zerberstendem Meisterwerk Alice im Wunderland von 1951. Wir malen die Rosen rot ist kein emotionaler Song, nichtmal ein sonderlich verrückter. Es ist einfach nur eine musikalische Begleitung für eine kuriose Szene. Aber das Lied hat etwas, das es in meiner Gunst nach oben schmuggelt. Es erfreut mich einfach, die Karten arbeitsam, leich eingeschüchtert, von ihrer Arbeit singen zu hören.

Platz 261: Portobello Road aus Die tollkühne Hexe in ihrem fliegenden Bett
Musik & Text von Robert B. & Richard M. Sherman (dt. Fassung von Eberhard Cronshagen)

Die überlangen Familienmusicals Die tollkühne Hexe in ihrem fliegenden Bett und Elliot, das Schmunzelmonster fielen sowohl in den USA, als auch in Deutschland einem Kürzungswahn zum Opfer. Irgendwer muss den Verantwortlichen wohl das Märchen aufgetischt haben, dass Familien allergisch auf Filme mit über 100 Minuten Laufzeit reagieren, und so wurden rigoros Szenen und Lieder rausgeschnitten. Im Zuge dessen wurde Die tollkühne Hexe in ihrem fliegenden Bett auch von sämtlichen Anleihen an den zweiten Weltkrieg befreit, die bei der deutschen Erstaufführung gar kein so großes Problem darstellten.
Eines der wenigen Lieder, das zumindest stückchenweise zu einer deutschen Heimkino-Veröffentlichungüberlebte, ist die mit außerordentlich viel britischem Flair aufwartende, zynische Hymne an die Portobello Road. Eine nobel unterkühlte und etwas geheimnisvolle Komposition, hervorragend gesungen von David Tomlinson bzw. seinem deutschen Sprecher Friedrich Schoenfelder, der als sarkastischer Prof. Brown all seine Verachtung auf eine so ehrvolle Weise zum Ausdruck bringt, dass man ob seines Talents fast neidisch werden könnte.
Die ausführliche Tanzsequenz während des Songs, die in Deutschland mittlerweile aus oben genannten Gründen stückchenweise auf dem Flur des Schneideraums verstaubt, stört meiner Meinung nach übrigens die einmalige Stimmung des Liedes, weshalb ich ausnahmsweise Mal gar nicht so traurig über die Kürzung bin. Es bleibt ein Sakrileg, in diesem Fall ist es aber verschmerbar.
Die reale Portobello Road im Londoner Stadteil Notting Hill gleicht dem im Film gezeigten Studioset übrigens kein bisschen und zeigt sich nur samstags als "größter Antiquitätenmarkt der Welt". Montags bis freitags findet dort ein großer Lebensmittelmarkt statt.

Platz 260: Der Wahnsinn von König Scar ("The Madness of King Scar") aus Der König der Löwen - Das Broadway Musical
Musik von Elton John, Text von Tim Rice (dt. Fassung von Michael Kunze)

Mittlerweile wird Der König der Löwen von Kritikern, Musicalfreunden und Disneyfans gleichermaßen als eines der größten und besten Bühnenmusicals unserer Zeit akzeptiert und gefeiert. Dennoch sollte es ein leichtes sein, sich in die Zeit kurz nach dem Kinostart des unvergleichlichen Disneymeisterwerkes von 1994 zurückzuversetzen. Die Regisseure Roger Allers und Rob Minkoff scherzten angesichts der Bühnenfassung von Die Schöne & das Biest bereits intern, dass es ihnen gelang einen Film zu erschaffen, der trotz enormen Erfolgs niemals für die Bühne umgesetzt würde. Wie sähe denn bitte die Bühnenfassung aus? Disney würde doch kein zweites Cats auf die Welt loslassen wollen, oder?
Allers und Minkoff machten die Rechnung ohne einen mächtigen Verrückten, den Mann, der es ebenfalls für eine gute Idee hielt eine Wildwasserbahn auf der Basis eines Mischfilms bauen zu lassen, den Disney vor der Öffentlichkeit verstecken möchte. Sie dachten nicht an den Mann, der sich dafür einsetzte die heiligen Disney-Zeichentrickfilme auf Video zu veröffentlichen, an den Mann, der einen Themenpark über Kalifornien auf den Parkplatz des kalifornischen Disneylands bauen ließ: Michael Eisner. Dieser setzte es sich in den Kopf, aus Der König der Löwen eine Bühnenshow zu machen. Er bekniete die begnadete Regisseurin Julie Taymor - und überzeugte sie. Dennoch hatte sie einige Startschwierigkeiten. So mangelte es ihr an starken Frauenpersönlichkeiten im Zeichentrickfilm (weshalb sie Rafiki einer schnellen Geschlechtsumwandlung unterzog) und für das Musical mussten unbedingt neue Lieder geschaffen werden. Zu diesem Zwecke entlieh sie einige Lieder aus dem Album Rhythm of the Pride Lands und sie beauftragte Elton John und Tim Rice damit, drei weitere Songs zu verfassen. Einer davon ist der "Szenensong" Der Wahnsinn von König Scar, der im Gegensatz zum Großteil des Musicals nicht als klassischer alleinstehender Song (entweder Pop oder afrikanische Folklore - oder eine Mischung aus beidem) verstanden werden kann, sondern aus gesungenem Dialog besteht. Die Musik wandelt sich im Laufe der Szene mit Scars steigendem Wahnsinn und erreicht ihren Höhepunkt in einem kurzen schizophrenen Anfall und Scars anschließender Fantasie Nala zu seiner Königin machen zu können, was mit einem flotten Tango untermalt wird.
Das Lied verleiht dem sowie so großartigem Bösewicht Scar mehr Persönlichkeit und gibt dem Publikum eine weitere Gelegenheit den genussvoll durchtriebenen "bösen Onkel" in größenwahnsinnigen, selbstverliebten Tönen über sich selbst singen zu hören. Kein Wunder, dass dies einer meiner favorisierten Disney-Szenensongs ist. Denn während mir Szenensongs in anderen Musicals gar nichts ausmachen, so finde ich es bei Disney irgendwie schade, wenn die Lieder nicht für sich selbst stehen können / sollen. Gerade Disneylieder stehen für mich ja eigentlich für einen hohen "Wiederholt-Anhörfaktor" - und bei Szenenliedern ist das für mich manchmal was schwierig...

Mittwoch, 25. November 2009

Andere Musik, anderer Schnitt, andere Wirkung: "Toy Story 3" wirkt witziger - Dank neuem Teaser

Der Teaser Trailer zu Toy Story 3 erweckt den Eindruck, dass Pixar weiter auf der gefühlvollen Welle von Wall•E und Oben schwimmen wird. Dagegen ist auch absolut nichts auszusetzen.

So mancher Kinogänger soll aber angeblich Spaß pur erwarten, wenn er sich einen Animationsfilm ansieht. Extra für diese Leutchen gibt es diesen umgeschnittenen, neuen offiziellen Teaser Trailer zur kommenden Pixar-Fortsetzung:

Miramax braucht keine Filmpreise

Miramax - Disneys vergangene Preismaschine. Jahr für Jahr schaffte es das Semi-Independentstudio einen Film ins Oscarrennen um den besten Film zu schicken, zahlreiche andere Filmpreise und -nominierungen sidelten sich drum herum an. Aber das war einmal.

Finanziell befindet sich das Studio auf dem absteigenden Ast und nach No Country for Old Men kam keine große Oscarhoffnung mehr zu Stande. Dass sich Hollywood mittlerweile generell von seinen Semi-Independetstudios trennt und der Wind wieder aus einer anderen Richtung weht, hilft da kein Stück weiter.
Jetzt steckt das Studio den Kopf endgültig in den Sand: Während Disney dieses Jahr wieder ordentliche Geschütze auffährt um seine Animationsfilme in der kommenden Award-Saison gut zu platzieren, bleibt für Miramax keine Liebe mehr übrig. Wie Cinema Blend erfuhr, wird Miramax dieses Jahr keine Anzeigen schalten oder besondere Vorführungen für Academymitglieder veranstalten. Lediglich ein paar DVDs werden verschickt, darunter Kopien der Teenie-Tragikömodie Adventureland (nicht verwand oder verschwägert mit der bekannten Sektion des Disneylands).
Ein Semi-Independentstudio, das sich nicht darum bemüht Auszeichnungen zu erhalten? Ohweh, ich sehe schon, wie der Totengräber die Maße des erst vor kurzem geschrumpften Studios nimmt...

Weiterführende Artikel:

Musikalisches Immergrün - Meine 333 liebsten Disney-Lieder (Teil XI)

zurück zu Teil X

Fragezeichen im Film- oder Songtitel sollen angeblich Unglück bringen. Who Framed Roger Rabbit verzichtete deshalb zum Beispiel darauf, obwohl der englische Titel eine Frage ist.
In Deutschland ist dieser US-amerikanische Aberglaube nicht wirklich verbreitet - deshalb werden wir in diesem Block gleich zwei gesungene Fragen finden können, ohne Angst vor drohendem Pech haben zu müssen. Aber nicht nur Fragen werden dieses Mal gesungen, sondern auch Ratschläge, Aussagesätze (in denen die Aussage des vorangegangenen Films zusammengefasst wird), Zauberformeln und innere Gedankengänge.

Platz 271: We're All in This Together aus High School Musical
Musk & Text von Matthew Gerrard & Robbie Nevil

Die alles abschließende, die Gemeinschaft feiernde und überaus eingängige Finalnummer aus High School Musical wird im dritten Teil nochmal kurz als langsames Chorlied angestimmt und soll in dieser Form den frisch gebackenen High-School-Absolventen einen wohlig ergriffenen Schauer über den Rücken jagen. Doch an die fröhlichere, nicht minder zuckrige, Version aus Teil 1 reicht sie einfach nicht heran. We're All in This Together ist zugleich die große Tanznummer des Films, komplett mit einstudier- und nachtanzbarer Choreographie. Und da wir uns während des Songs in einer Turnhalle befinden, wird hie und da Cheerleader-Anfeuerungsgebrüll in das Lied eingebaut. Die sind es auch, die diesen "So, das war's dann für heute, die Show ist zu Ende, Leute, und wir hoffen es hat euch Spaß gemacht, wir wiederholen euch nun nochmal die Lektion des heutigen Abends, und dann ist Schluss! Fahrt vorsichtig und kommt gut nach Hause"-Song etwas auflockern und für etwas mehr Spaß sorgen. Ohne sie wäre die (wenngleich spaßige) Zuckernummer doch etwas schwer zu verdauen.

Platz 270: Du brauchst nur zu pfeifen ("Give A Little Whistle") aus Pinocchio
Musik von Leigh Harline, Text von Ned Washington (dt. Fassung von Heinrich Riethmüller)

Richtig klassisches Disneymaterial kam in diesem Countdown bislang ja eher kurz. Das liegt unter anderem auch daran, dass selbst ich mit meinem etwas eigenwilligeren Disney-Geschmack dem Charme solcher Klassiker nicht widerstehen kann. Du brauchst nur zu pfeifen hat natürlich nicht die Single-Qualitäten einer Menken-Komposition, sorgt aber dennoch jedes Mal wenn ich es höre für ein riesiges Lächeln auf meinem Gesicht. Überhaupt sind die Songs in Pinocchio nicht nur große Stimmungsgaranten, sondern unglaublich gut in die Erzählung des Films eingebaut. So gut, dass einem gar nicht auffällt, wie frontlastig sie auf den kompletten Film verteilt wurden.
Du brauchst nur zu pfeifen führt die Dynamik zwischen Pinocchio und seinem "Auftragsgewissen" Jiminy Grille aufs treffendste ein und ist dank der eingängigen Melodie und der gelungenen sinfonischen Orchestrierung äußerst einprägsam. Das Timing der dazugehörigen Szene ist perfekt, anders als bei Schneewittchen und die sieben Zwerge wird sich nicht zu lange in Gesang verzettelt und statt sitzender, singender Köpfe (wie bei Schneewittchens Gesangseinlagen im Wald) gibt es kleine, muntere Späßchen mit Pinocchio und Jiminy zu sehen, welche die Charakterisierung der beiden nochmal unterstreichen. Eine in sich rundum gelungene kleine Gesangsnummer, deren größter "Fehler" ist, dass sie außerhalb ihres angestammten Platzes keine sonderlichen Spuren hinterließ.

Platz 269: Sallys Lied ("Sally's Song") aus Nightmare before Christmas
Musik & Text von Danny Elfman (dt. Fassung von Frank Lenart)

Die poetischen, ruhigen Lieder in Tim Burtons und Henry Selicks ideenreicher und lyrisch-grotesker Puppen-Grusical-Operette verbinden sich perfekt mit den Dialogen und Danny Elfmans fantasie- und gefühlvollem Score. Deshalb sind diese stilleren Gesangseinlagen wesentlich schwieriger zu identifizieren als ihre prominenteren "Geschwister" Hier in Halloween oder Nanu?. So setzte sich mir Sallys Lied vornehmlich als instrumentaler Teil der Musikuntermalung von Nightmare before Christmas in meinem Gedächtnis fest und weniger als "vollwertiger" Song. Dabei ist es ein großartiger musikalischer Monolog, in dem Sally ihre Gefühle für Jack Skellington und ihre schlechten Vorahnungen ausdrückt.
Die deutsche Fassung gefällt mir übrigens wesentlich besser als das englische Original. Die schrille Nina Hagen überrascht mit viel Gefühl und einer schaurig-mystischen Note in ihrer Darstellung von Sally und wirft die Fragen auf, wieso sie nicht immer ein paar Gänge von ihrer wilden und aufgesetzten Selbstdarstellung zurückschaltet.

Platz 268: Higitus Figitus aus Die Hexe und der Zauberer
Musik & Text von Robert B. & Richard M. Sherman (dt. Fassung von Dr. Hermann Gressieker)

Disney und Schwachsinnstexte / Fantasiewörter. Das geht ebenso gut zusammen wie Disney und Zauberei. Und wenn alles zusammenfällt, dann haben wir einen automatischen Klassiker. Was wäre schon eine kleine Zauberei in einem (animierten) Disneyfilm so ganz ohne mysteriöse Wortschöpfungen, die spaßig dahergesungen werden? Ganz sicher nicht so unvergesslich wie mit gesungenem Zauberspruch!
Higitus Figitus ist selbstverständlich nicht das beste Disney-Zauberlied, Charme kann man ihm jedoch keinesfalls absprechen. Insofern ähnelt das wahrscheinlich bekannteste Lied aus Die Hexe und der Zauberer ganz dem von Wolfgang Reitherman geleiteten Meisterwerk, welches pünktlich zum Weihnachtsfest 1963 in die Kinos kam. Es ist kein sonderlich denkwürdiger, aber ein liebenswerter kleiner Film, der zwar nicht das Zeug zum universell gefeierten, unsterblichen Klassiker hat, jedoch sehr ansehnlich ist und sich mit der Zeit seine kleine Kultgemeinde um sich herum versammeln konnte. Diese scheint außerhalb der USA größer zu sein als in seinem Herkunftsland. Vor allem britische Kritiker und das deutsche Publikum scheinen ihn besonders zu mögen. Erstes wird wohl an der Geschichte liegen - und letzteres? Naja, möglicherweise hatte Reitherman ein Gespür für das deutsche Publikum (Das Dschungelbuch war hier ja bemerkenswert erfolgreich), vielleicht verhalfen die zahlreichen Ausstrahlungen im Fernsehen diesem Film zu seiner Anhängerschaft? Wer weiß das schon?

Platz 267: Geh'n wir zusammen? ("Let's Get Together") aus Die Vermählung ihrer Eltern geben bekannt...
Musik & Text von Robert B. & Richard M. Sherman (dt. Fassung von ?)

Die Vermählung ihrer Eltern geben bekannt..., Disneys muntere, freie Adaption der Erich-Kästner-Geschichte Das doppelte Lottchen, erreicht ihren musikalischen und tricktechnischen Höhepunkt in einem gemeinsamen Duett der getrennt aufgewachsenen Zwillinge Hedi und Susi, die mit ihrer Gesangseinlage Geh'n wir zusammen? ihre Eltern wieder zusammenführen wollen. Zugleich führen sie in diesem Lied ihre unterschiedlichen gesellschaftlichen Herkünfte zusammen. Die etwas freier aufgewachsene Schwester spielt in lässigen Klamotten Gitarre, während die gut situierte Hälfte dieses Zwillingspärchens im züchtigen Kleidchen am Piano sitzt. Gemeinsam ergänzen sie sich perfekt und geben ein harmonisches Duo ab. Gesungen wird der Song von der Darstellerin beider Schwestern, der Disneyikone Hayley Mills. Ihr Duett mit sich selbst wurde nicht bloß als solches beworben, sondern auch ein großer Erfolg und somit zum Namenspatent ihres Albums "Let's Get Together with Hayley Mills".
Ein noch größerer Erfolg als dieser Song wurde der dazugehörige Film. Die Vermählung ihrer Eltern geben bekannt... wurde für zwei Oscars nominiert (in den Kategorien "Bester Ton" und "Bester Schnitt") und begründete eine der frühsten Disney-Spielfilmreihen. In den 80er-Jahren folgten gleich drei (!) Fernsehfortsetzungen (allesamt mit Hayley Mills), namentlich The Parent Trap II (auf Deutsch: Nikki und Mary - Die 5-Minuten-Ehe), The Parent Trap III (bzw. Ein Zwilling kommt selten allein), sowie, und jetzt haltet euch fest, The Parent Trap IV: Hawaiian Honeymoon (hierzulande unbekannt unter dem Namen Flitterwochen auf Hawaii) - denn jede abgenutzte Fernsehreihe muss ja Mal nach Hawaii. 1998 folgte dann ein Remake mit Lindsay Lohan. In den USA wurde der Titel des Originals übernommen, in Deutschland dagegen wurde der unzeitgemäß stelzige Titel durch Ein Zwilling kommt selten allein ersetzt, denn das kam ja schon bei Teil 3 der Reihe so gut an, und Dopplungen sind bei einem Franchise über Zwillinge ja richtig clever. Durchaus clever war auch, Lohans Charaktere im Film das Lied kurz anstimmen zu lassen - und die Synchro hat die Anspielung sogar richtig erkannt und keinen neuen Text zusammengeschwurbelt. Durchaus eine beachtenswerte Leistung!

Platz 266: Guten Tag, wie geht's denn? ("How d'ye do and shake hands") aus Alice im Wunderland
Musik und Text von Oliver Wallace und Cy Coben (dt. Fassung von ?)

In der Kürze liegt wohl die Würze, ganz besonders im Meisterwerk Alice im Wunderland, dessen Lieder kaum in gewohnte Laufzeitengefilde aufbrechen und dennoch hartknäckig im Ohr feststecken bleiben. Guten Tag, wie geht's denn? ist ein ganz besonders langlebiger Vertreter dieser Kategorie und kann einen tagelang dazu verführen albern herumzusummen. Dieses Lied kommt mir immer sehr früh in den Sinn, wenn ich an Alice im Wunderland denke, mehr noch assoziiere ich es aber mit einem Disney-Sing mit uns-Video, genauer gesagt mit dem, welches bereits Geh'n wir auf den Kriegspfad (Platz 304) in diese Hitliste hievte. Dort gab es eine etwas längere Fassung von Guten Tag, wie geht's denn? zu hören, die mich seither in schöner Regelmäßigkeit verfolgt.

Dienstag, 24. November 2009

Vom Flaming Moe zu Joe Jump

Neues aus den Walt Disney Animation Studios. Die Neugestaltung von King of the Elves wird umfangreicher als anfangs gedacht, weshalb bei Disney alle Hebel in Bewegung gesetzt wurden, um für das Kinojahr 2012 einen anderen Animationsfilm in petto zu haben, sollte die Adaption der Kurzgeschichte von Philip K. Dick nicht rechtzeitig beendet werden. Aaron Blaise wird den Film nun ohne seinen Bärenbrüder-Kollegen Robert Walker beenden müssen, der vom Projekt zurückgezogen wurde. Ein Ersatz für ihn wird derzeit gesucht.

Der Disney-Blog Blue Sky Disney schreibt, dass John Lasseter diese Änderungen im Projekt anforderte, weil sich die Geschichte des Films in eine zuvor unerwartete Richtung entwickelte. Dies ist keineswegs neu im Disney-Kanon, in den letzten Jahren unter Michael Eisner wurden diese Storyverbesserungen lediglich wesentlich später in der Produktion vollzogen.

Als möglicher Lückenfüller wird derzeit Joe Jump vorbereitet, der seit Oktober aus der Development Hell zurückkehrte. Der ursprünglich von Sam Levine (hier geht's zu seinem Blog) konzipierte Film über eine 8bit-Videospielfigur, die sich plötzlich in der modernen Videospielwelt wiederfindet wurde vor einiger Zeit eingestellt, weil seine Storyboards zu "un-disneyhaft" aussahen. Ich sehe in John Lasseter einen großartigen kreativen Berater und Produzenten, aber diese Begründung finde ich schockierend schwach.

Joe Jump behält in seiner Reinkarnation, die 2012 ins Kino kommt, sollte alles glatt laufen, einen starken Einfluss der Levine-Konzepte, wird aber dennoch als völlig neuer, eigenständiger Film beschrieben. Es wäre also eher mit der Änderung von Pinkavas zu Brad Birds Ratatouille zu vergleichen, als mit der Metamorphose des American Dog von Chris Sanders zu Bolt.
Der Regisseur von Joe Jump ist von nun an Disney-Neuling Rich Moore. Und spätestens hier beginnt es Optimismus zu wecken:

Rich Moore war der Regisseur mehrerer meiner absoluten Lieblingsfolgen der Simpsons. Er war für die Folge Die Geburtstagsüberraschung ("Stark Raving Dad") mit Gaststar Michael Jackson verantwortlich, die Episode Der Wettkönig ("Lisa The Greek"), die Homers Wettsucht nutzt um eine gelungene Vater-Tochter-Geschichte zu erzählen sowie die unter Fans zu den absoluten Serienhighlights zählende Episode Am Kap der Angst ("Cape Feare"), die urkomische und spannende Hommage an Martin Scorseses Kap der Angst. Neben dieser Folge, in der Sideshow Bob zu absoluter Höchstform aufläuft war Moore außerdem der Regisseur meiner heimlichen Lieblingsfolge Flaming Moe, in der Homer mit einigen Getränkeresten und Krusty-Kinderhustensaft den ultimativen Szenedrink entwickelt. Die darauf folgende Aufstiegsgeschichte von Moes Taverne, die den Drink exklusiv anbietet, und dank seiner neu gewonnenen Popularität sogar Aerosmith auf die Bühne holen kann, während Homer als verstoßenes Phantom der Oper Taverne den übergeschnappten Moe bedroht ist einfach fantastisch und ich könnte mir diese Episode deshalb immer wieder ansehen.

Mit der Monorail-Folge, Verbrechen lohnt sich nicht und Bart wird bestraft ("Itchy & Scratchy - The Movie") leitete er drei weitere beliebte Folgen aus der besten Periode der langlebigen Zeichentrickserie.
Moores Lebenslauf als Regisseur weißt außerdem fünf Futurama-Folgen (darunter die Pilotepisode sowie die viel geliebte Zeitreiseepisode Roswell That Ends Well) und zwei Drawn Together-Episoden (die schreiend-komische, bitterböse Clum Babies-Folge über Matsurbation und Krankheiten heilendes Cartoonfiguren Sperma sowie die nicht minder fiese Folge Alzheimer's That Ends Well) auf. Als Supervising Director zog er außerdem bei sämtlichen Futurama-Folgen die Fäden und bei der kurzlebigen Serie The Critic entwarf er das visuelle Konzept.

Wow... Eine ansehnliche Liste an Referenzen! Dazu ein untypisches Grundkonzept und die für seine Neuentwicklung von Joe Jump entfachte Bestätigung Lasseters... Ich muss sagen, ich bin richtig scharf auf weitere Meldungen zum Film.

Und was geschieht sonst so bei Disney? Naja, da sind die nicht enden wollenden Gerüchte rund um die Schneekönigin, Chris Buck (Tarzan, Könige der Wellen) hat etwas handgezeichnetes in Arbeit und laut Blue Sky Disney erwartet uns mit Chris Williams' (Bolt) nächsten Film etwas besonderes, das bald offiziell angekündigt wird.

Wuhu, ich bin gespannt!

Weiterführende Artikel:

Wie Rich Ross' Umstrukturierung der Disney-Studios die ganze Filmindustrie beeinflussen könnte

Rich Ross (l.) hat gut grinsen: Von den Antipathien, die für ihn stellenweise geherrscht haben sollen, ist nichts mehr zu hören

Seit Rich Ross den Posten des Vorsitzenden der Walt Disney Studios von Dick Cook übernahm, gab es kaum eine Woche, in der es nicht irgendeine kleine oder große Änderung in der Führungsstruktur dieses Hollywoodstudios zu berichten gab. Ständig besetzt er irgendwelche Posten neu, immer wieder wird gemeldet, dass Disney unter Ross neue Wege gehen möchte.

Wie bedeutsam die von Ross durchgesetzten Änderungen tatsächlich sind, wird mir dennoch erst jetzt bewusst: In einem aktuellen Artikel der LA Times wird beleuchtet, wie die von Rich Ross erneuerten Walt Disney Studios die gesamte Filmindsutrie Hollywoods verändern könnten.
Die LA Times betont, dass Rich Ross (der zuvor den Disney Channel zu einer Multi-Millionen-Dollar-Druckmaschine für den Konzern verwandelte) radikal die eingefahrenen Wege der Filmindustrie in Frage stellt und mit Hochdruck nach einer vollumfänglichen Modernisierung drängt.

Im Marketingbereich fordert Ross, damit aufzuhören mehrere Dutzend Millionen für Fernseh-Blitzkampagnen zu verschwenden. Stattdessen sollen gezielte, ausgeklügelte Kampagnen auf kommende Filme hinweisen, im Idealfall durch Rückgriff auf soziale Netzwerke und das Internet allgemein. Eine meiner Meinung nach gute und überaus notwendige Idee, da Fernsehspots schon lange nicht mehr die Kernzielgruppe vieler Hollywoodfilme erreichen. Und für uns als Konsumenten sind originelle Kampagnen eh viel informativer und unterhaltsamer, ganz davon zu schweigen, dass die Studios (vielleicht, vielleicht, möglicherweise) das gesparte Geld in mehr gute Filme investieren könnten...

Ross ist zudem ein lautstarker Befürworter der "digitalen Wolke". Disney solle sein gesamtes Filmarchiv digital zur Verfügung stellen. Selbstverständlich nur gegen Bezahlung. Fans obskurer oder längst vergessener Filme, bei denen sich eine Veröffentlichung als Disc nicht lohnt, kämen so endlich in den Genuss ihrer unterschätzten Lieblinge.

Kritischer sehe ich Ross' und Igers Wunsch, das Zeitfenster zwischen Kinostart und Heimkinoveröffentlichung zu kürzen. Zahlreiche Insider gaben nämlich Disneys vorhersagbarer Veröffentlichungspolitik eine nicht zu unterschätzende Mitschuld am Misserfolg der späteren Zeichentrickfilme wie Der Schatzplanet oder Bärenbrüder. Und auch ich sehe es ähnlich: Wenn ein Film zu kurz nach Kinostart auf DVD erscheint, dann gehen nur noch die ungeduldigsten Leute ins Kino, und selbst dann lohnt es sich nur noch bei großen Augenschmaus-Epen.

Während Ross weiterhin einen Vorsitzenden für die Marketingabteilung der Disneystudios sucht und an der geschäftlichen Struktur arbeitet, lassen Stimmen aus Hollywood endlich erste Anzeichen erkennen, welche inhaltliche Richtung Ross für Disney vorbestimmt hat. So gaben Disneysprecher nach dem Produktionsstopp von McGs 20.000 Meilen unter dem Meer bekannt, dass die bereits in den letzten Jahren unter Cook eingeschlagene Richtung hin zu mehr Eventfilmen weiterhin beibehalten wird. Große, Aufsehen erregende Produktionen wie Pirates of the Caribbean, Das Vermächtnis der Tempelritter, Alice im Wunderland und Tron Legacy sind die Hauptdevise, nach der Disney in den kommenden Jahren operieren möchte. Generell soll ein größeres Augenmerk auf Franchises gelegt werden, Filme sollen mehr sein als eine Einzelproduktion. Mögliche Fortsetzungen und ein großer Wiedererkennungswert gehören dazu. Bleibt nur zu hoffen, dass Disney dabei nicht den Blick für Kleinode verliert. Denn so sehr ich Pirates of the Caribbean und Co. liebe, unscheinbare Filme gehörten für mich seit jeher ebenso sehr zum Disney-Erlebnis dazu.
Sofern diese weiterexistieren, steht ich jedoch hinter dem Plan, sich stärker hinter seine Franchises zu stellen, denn wann immer Disney eine eigene Marke schafft ist das Studio in seiner Komfortzone und bringt gerne Topleistungen zu Stande. Wir dürfen nicht vergessen, dass der Meisterwerke-Kanon so gesehen eines der erfolgreichsten Franchises aller Zeiten ist...

Überhaupt möchte der Konzern sich stärker auf bestimmte Topmarken konzentrieren. Disney, Pixar und Marvel sollen, stets mit ihrer eigenen, ausgeprägten Identität, mit Topfilmen und durchdachter Weiterverwertung im Fernsehen und den Parks das Geschehen des Konzerns bestimmen. Ich bange jetzt schon um die Zukunft von Miramax und Touchstone Pictures. Mir wäre es am liebsten, wenn beide Marken weiter bestehen würden. Man könnte ihnen doch ebenfalls eine stärkere Ausprägung geben und als wiedererkennbare Qualitätsmarken einführen. Wieso hört bei Disney niemand auf mich?

Zumindest einen Trost bezüglich dessen gönnt mir Disney: Rich Ross soll offen dafür sein, das Verständnis dessen, was ein Disneyfilm ist auszuweiten. Solche Filme wie Pirates of the Caribbean oder demnächst Prince of Persia könnten also eines Tages unabhängig von Jerry Bruckheimers Narrenfreiheit entstehen. Generell sei Ross für eine größere Abwechslung sowie eine stärkere Umsetzung im Filmbereich. Disneys Erwachsenenlabels rettet diese Einstellung zwar nicht gerade, aber sie könnte der Disney-Marke ungeheuer gut tun. Mehr Abwechslung schadet selten - ich war stets ein Verteidiger der vielfältigeren Phasen von Walt Disney Pictures. Dramen, Abenteuerfilme, Komödien mit unterschiedlichsten Schwerpunkten, Actionfilme, Musicals,...
Disney kann so vieles bedeuten, wieso immer in bestimmten Gefilden einkerkern?

Sollten Rich Ross' Strategien aufgehen, so rechnet die LA Times mit einer gewaltigen Wechselstimmung in Hollywood. Der Disneyweg wäre dann das große Vorbild der anderen Studios.

Zu guter letzt muss noch betont werden, dass Ross fleißig dabei ist, die von seinem Vorgänger Dick Cook geschaffenen Kontakte zu pflegen. Als Cook das Studio verließ, ging ein Ruck durch Hollywood und Größen wie Spielberg, Burton und Johnny Depp äußerten ihren Unmut. Die LA Times zitiert nun Steven Spielberg und seine Dreamworks-Partnerin Stacey Snider und erweckt den Eindruck, dass Ross Cooks Fußstapfen folgen kann: "Wir waren sehr traurig, dass Cook nicht mehr da ist, aber nun sind wir völlig auf [Ross'] Seite." Auch mit Jerry Bruckheimer versteht sich Ross sehr gut, der Erfolgsproduzent schreibt ihm eine hohe Moral zu. Tja, und selbst ein Treffen mit Tim Burton soll sehr enthusiastisch verlaufen sein.

Alles eitel Sonnenschein in Disneyland? Ich würd' mich freuen...

Siehe auch:

Volle Ladung Muppets!

In den letzten Wochen und Tagen wurden zahlreiche neue virale Muppet-Videos online gestellt, die beweisen, dass die kultige Chaotentruppe noch immer witzig sein kann. Hoffnungen auf einen qualitativ hochwertigen Muppetfilm sind also berechtigt:









Vor allem das Bohemian Rhapsody-Video gefällt mir ungeheuerlich und sollte unbedingt (wenn möglich) in HD bestaunt werden. Es ist einfach ein Genuss, wie man sämtliche Fasern der charakteristischen Puppen erkennen kann. Da sage mir noch Mal jemand, dass die Zeit der Filzpuppen im Angesicht der Computeranimation vorbei sei...

Mehr Muppets:

"Tron Legacy" kommt bei der Disney-Geschäftsführung gut an

Tron Legacy - schon seit der ersten Ankündigung einer Tron-Fortsetzung freue ich mich wie bescheuert auf diesen Film. Das kultige Original aus dem Jahr 1982 gefällt mir sehr und ich traute dem Konzept mit etwas mehr Bemühungen bezüglich der Story und den modernen Errungenschaften der Computertechnik schon immer ordentliches Verbesserungspotential zu.

Die Promorolle von der San Diego Comic Con überzeugte mich letztlich völlig von der verspäteten Fortsetzung.

Disneys Geschäftsführer stimmen neuerdings ebenfalls in meine Euphorie mit hinein, wie man dem Blog Blue Sky Disney entnehmen kann. Die jüngsten Vorführungen von Tron Legacy sollen in Burbank sehr gut angekommen sein, selbst wenn das Budget dieses Films ein wenig Kniezittern auslöste. Dabei waren die Gerüchte, er würde 300 Millionen Dollar kosten nichts weiteres als exakt das... Gerüchte!

Von der Preisangst abgesehen lassen die Flüsterstimmen aus dem Disney-Hauptquartier jedoch etwas wirklich herausragendes erhoffen. Angeblich sollen sich Disneys wichtigsten Anzugträger darin einig sein, dass Tron Legacy für die nächste Dekade die Position einnehmen, die Matrix für die 90er hatte. In bester Hollywood-Manier wurden deshalb bereits die Weichen für zwei Fortsetzungen gelegt.

Ob die Welt von Tron wirklich genug Platz für zwei weitere Filme hat, kann ich jetzt noch nicht beurteilen - aber dass Disney wirklich Vertrauen in Tron Legacy hat, ist schonmal eine gute Sache. Hoffentlich überträgt sich diese Euphorie auf das Publikum... Und bitte, bitte lasst sie begründet sein!

Weiterführende Artikel:

Wilde Kerle, die Nazis töten und die Mittelschicht ausbeuten - Oscaranzeigen 2010

Ich liebe die Oscarsaison. Über die letzten paar Jahre hinweg habe ich ein richtiges kleines Faible für "For Your Consideration"-Anzeigen entwickelt, diese gerne auch Mal Kinoposter in den Schatten stellenden Parts großer Oscarkampagnen, die ein bestimmtes Element eines Films herausstellen oder die Essenz der Produktion beeindruckend wiedergeben sollen, nur in der Hoffnung Stimmberechtigte für sich zu gewinnen.

In den kommenden Wochen (und Monaten) werdet ihr hier im Blog noch einige entdecken dürfen. Die Zeichentrickfilme machten ja bereits den Anfang, und nun ziehen die Spielfilme wieder nach.


Wo die wilden Kerle wohnen hätte gerne eine Nominierung für den besten Film (ginge es nach den Kritikern, wäre das möglich), das beste adaptierte Drehbuch (durchaus denkbar), die beste Regie (schon schwieriger) sowie...

... den besten Hauptdarsteller. Hier sehe ich die geringsten Chancen von Wo die wilden Kerle wohnen. Kinder werden recht selten nominiert, allerdings kommt es hin und wieder in absoluten Ausnahmefilmen vor. So wurde beispielsweise Haley Joel Osment für The Sixth Sense nominiert, ebenso wie Abigail Breslin für Little Miss Sunshine. Von daher darf man die Hoffnung nicht aufgeben. Die jüngste Oscargewinnerin war immerhin erst zehn Jahre alt (Tatum O'Neal für Paper Moon im Jahr 1973), wenn man Sonderoscars wie die für Shirley Temple und Co. ausblendet.
Unter allen Oscaranzeigen finde ich die der Marke "Schaut mal, wie viel wir eingespielt haben" irgendwie am putzigsten. Ganz und gar unterschwellig wollen sie den zahlreichen Stimmberechtigten der unterschiedlichsten Filmpreise unter die Nase reiben, dass hier ein ganz besonderer und vom Publikum geliebter Film auf Anerkennung wartet. Und so gratulieren die Weinstein Company und Universal Pictures Quentin Tarantino nicht etwa persönlich, sondern öffentlich zu seinem bislang erfolgreichstem Film, Inglourious Basterds. Das ist ein BINGO!

Kein Bingo geht dafür an diejenigen, die diese "Beste Dokumentation"-Anzeige für Michael Moores Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte schalteten. Die werden sich wohl schwarz geärgert haben, als die fünfzehn Filme umfassende "Shortlist" der Oscar-Academy veröffentlicht wurde. Unter den 15 potentiellen Nominierten für die beste Doku ist das neuste Werk des Oscar-Gewinners Moore nämlich nicht zu finden. Doch es gibt ja noch viele andere Filmpreise, bei denen Moore nominiert werden kann, und die Kategorie des besten Films ist ebenfalls vorhanden. Dafür wird es zwar sicherlich nicht reichen (Moore zielte schon mit Fahrenheit 9/11 auf diese Kategorie, als sein Film wegen früher Fernsehausstrahlung für die Doku-Kategorie disqualifiziert wurde, nicht jedoch für die Hauptkategorie), aber wen juckt das schon?

Weiterführende Artikel:

Montag, 23. November 2009

TinkerBell - Die Suche nach dem verlorenen Schatz

Erwartungen können bei der Rezeption eines Films ein starker Stolperstein sein. Als vergangenes Jahr Disneys Direct-to-Video-Produktion TinkerBell erschien, war ich mir zuvor sicher, damit einen qualvollen, schlecht animierten und grauenhaft geschriebenen Werbefilm für die Disney Fairies-Produktreihe erworben zu haben. Stattedessen war TinkerBell, erst Recht für eine Videoproduktion, gut gemacht und magisch, wenngleich stellenweise ärgerlich dümmlich im Umgang mit seinem Publikum.

Dem entsprechend ging ich dieses Jahr mit durchaus erfreulicher Erwartungshaltung an die Fortsetzung TinkerBell - Die Suche nach dem verlorenen Schatz heran.
Diese sollte Tinkerbell auf eine abenteuerliche Suche nach einem magischen Gegenstand suchen und durch dieses Handlungselement verstärkt Jungs und erwachsene Zuschauer ansprechen, die vom etwas "mädchenhafteren" ersten Teil möglicherweise abgeschreckt wurden.
Die sich auf den Abenteueraspekt konzentrierenden Trailer haben mir dann auch richtig gut gefallen.
Um es kurz zu machen: Dieses Mal wurde ich enttäuscht.

Die Story ist schnell erzählt: Der Herbst naht und Tinkerbell wurde auserwählt das diesjährige Herbstzepter zu gestalten, welches den Feen beim herbstlichen Blue Moon hilft den für das Leben im Tal der Feen unerlässlichen blauen Feenglanz zu erhalten. Ihr guter Freund Terence bietet Tinkerbell an, ihr beim Gestalten des Zepters zu helfen, dabei kommt es jedoch zu einem erbitterten Streit. Als dann auch noch der magische blaue Mondstein kaputt geht, muss Tinkerbell, ganz auf sich allein gestellt, auf die Suche nach einem Wunschspiegel gehen, von dem sie sich erhofft, dass er ihr dabei hilft den Stein zu reparieren.

Tinkerbells abenteuerliche Reise kommt viel zu kurz, es dauert über zwanzig Minuten bis sie aufbricht. Da TinkerBell - Die Suche nach dem verlorenen Schatz bloß 77 Minuten dauert, wobei sieben davon für den Abspann draufgehen, und das an die Schatzsuche anschließende Finale ebenfalls einige Zeit für sich veranschlagt bleibt enttäuschend wenig Luft für das versprochene Abenteuer übrig. Dies ist nicht bloß zu kurz, sondern obendrein zu unaufregend geraten.
Selbstverständlich erwarte ich bei einer vornehmlich an junge Mädchen und erst zweitrangig an den Rest der Familie gerichteten Videopremiere keine hochspannenden und überaus dramatischen Actionsequenzen voller Nervenkitzel und mit einer ordentlichen Prise exotischem Gruselflair, doch von Disney erwarte ich durchaus, dass es ihnen gelingt einen für Kinder geeigneten Film selbst für ältere Semester spannend zu gestalten. Bei Kinoproduktionen wie Aladdin oder sogar DuckTales - Jäger der verlorenen Lampe gelang es immer wieder - wieso also nicht auch hier?

Ein Blick ins Bonusmaterial verärgerte mich noch mehr: Eine aufwändige und in vollendeter Animation sicherlich beeindruckend aussehende Actionszene wurde geschnitten, weil sie angeblich zu lang geworden wäre und die Dramaturgie des Films gestört hätte. Für mich schreit diese Entscheidung jedoch viel mehr nach Kostenersparnis.
Ob Christian Tramitz' Ausscheiden als Stimme von Bobbles aus Kosten- oder Zeitgründen beschlossen wurde, ist mir leider unbekannt, jedenfalls ist es eine kleine Unschönheit in der deutschen Synchronfassung, die aufgrund der kurzen Screentime der Figur glücklicherweise nicht zu stark auffällt. Eine weitere Besetzungsentscheidung wirkt dank Bullys Lissi und der wilde Kaiser schon ein wenig abgegriffen: Mundstuhl sprechen zwei sich streitende Brückentrolle. Sie fallen nicht negativ auf, bessere Besetzungen hätte es allerdings mit Sicherheit gegeben.

Vom zu kurz und zu handzahm geratenen Abenteuerpart (der zu allem Überfluss noch einige himmelschreiende Klischees abhakt) abgesehen störte mich auch der bemühte Zwist zwischen Tinkerbell und Terence, den Regisseur Klay Hall zu sehr aufbläst. Die hölzerne, pseudo-emotionale Inszenierung lässt diesen Subplot fast wie eine "Telenovela im Feenland" wirken.

Doch es gibt nicht nur Kritikpunkte. Einzelne kleine Episoden zwischen den vielen sympatischen Figuren des Films sind sehr amüsant geraten und die Autoren von TinkerBell - Die Suche nach dem verlorenen Schatz verkaufen ihr kindliches Publikum nicht mehr für so dumm, wie es im Vorgängerfilm der Fall war. Die Songs gefielen mir dieses Mal etwas besser als noch in TinkerBell, an die instrumentalen Kompositionen von Joel McNeely reichen sie dennoch bei weitem nicht heran. McNeely zauberte wieder einen lebhaften, irisch angehauchten Score zusammen, der eine wahre Freude ist.
Visuell ist die Qualität von TinkerBell - Die Suche nach dem verlorenen Schatz wesentlich konstanter als sein Vorgänger. Die Hintergründe sind malerisch, einfallsreich und farbenfroh, die tierischen Charaktere erfreuen mit einem liebevollen, bilderbuchhaften Design und zumindest Vögel und Nagetieren erfreuen zudem mit einer realistisch-knuffigen Fell- bzw. Federanimation voller Details. Die Darstellung der Feen ist dieses Mal durchgehend gelungen, Ausrutscher auf Plastikpuppenqualität sind nicht mehr auszumachen.

Wie es sich für einen Feenfilm natürlich gehört, sind die Momente voller Zauber und Glitzer die gelungensten. Der digitale Feenstaub wird für große Kinderaugen sorgen und auch als Erwachsener muss man ihm eine gewisse Schönheit anerkennen. Durch die großartige Arbeit der Spezialeffektcrew und McNeelys gelungenem Score lässt sich in TinkerBell - Die Suche nach dem verlorenen Schatz ganz schnell die beste Sequenz ausfindig machen, nämlich eine feenhafte Märchenstunde, in der die Effektabteilung zu Hochform aufläuft, während ein atmosphärischer Score die schönen Bilder stimmungsvoll verpackt.
Ein weiterer Sehtipp sind die putzigen "Pannen vom Dreh" in bester Das große Krabbeln-Manier.

Fazit: TinkerBell - Die Suche nach dem verlorenen Schatz ist deutlich schlechter als Teil 1. Hinter der wunderschönen Oberfläche wartet ein nett anzusehendes, harmloses Stück Kinderunterhaltung, das weder weh tut, noch sonderlich denkwürdig ist.
Ist es möglich, dass John Lasseter, der den Vorgängerfilm noch mit einem scharfen Auge überwachte, dieses Mal weniger Aufmerksamkeit auf das TinkerBell-Franchise richtete und die Qualität deshalb so nachließ?

Empfehlenswerte Rezensionen: