Endlich war es wieder so weit: Der Disney-Konzern hielt die nunmehr vierte D23 Expo ab. In Anaheim kam es daher zum Schaulaufen der Disney-Fans, die sich durch meterlange Warteschlangen kämpften, um teures Merchandising zu kaufen, sich einige der zahlreichen Ausstellungen anzuschauen ... und natürlich auch um an einigen der Panels teilzunehmen. Manche Panels auf der D23-Expo sind informativer Natur. So gab es dieses Jahr einen ausführlichen Rückblick auf Aladdin und die Produktionsgeschichte dieses Meisterwerks. Andere Panels dienten der Unterhaltung, wie das Kostümevent Mousequerade. Andere gaben den anwesenden Fans die Gelegenheit, zahllose Disney-Größen live in Aktion zu erleben. Wie etwa die Kür neuer Disney Legends. Und was eine Popkultur-Convention ist, ist natürlich auch nicht komplett ohne News!
Die Newsdichte der D23 Expo 2015 ist allerdings schwer einzuschätzen. Gerade im Filmbereich wurden vor allem Gerüchte und offene Geheimnisse bestätigt, nur vereinzelte Ankündigungen erwischten die gut unterrichteten Filmportale und Disney-Fans völlig auf dem kalten Fuß. Auch im Themenparkbereich blieben die ganz großen, welterschütternden Ankündigungen aus. Jedoch: Die D23 Expo bescherte das Disney-Fandom mit einer Flut an neuen Bildern, und den anwesenden Fans wurden auch extrem gute Shows geboten. Dass einige der spannendsten Panels (etwa: Auszeichnung der neuen Disney-Legenden und der Ausblick auf die neue Muppet-Serie) gleichzeitig stattfanden, ist gerade daher natürlich bedauerlich. Und dass die D23 Expo auf einen offiziellen Livestream verzichtete, nachdem Disney mit der Star Wars Celebration bewies, wegweisende Expo-Berichterstattung zu ermöglichen, ist fast schon schockierend. Dennoch: Wo 2015 jede Menge los ist, da ist ein weg, an Bilder und Fakten zu kommen. Dieser Weg ist allerdings so überwältigend lang, verzweigt und breit, dass ich für diesen Artikel nur eine sehr selektive Auswahl getroffen habe. Würde ich alles abdecken wollen, so säßen wir noch übermorgen hier ...
Pirates of the Caribbean: Dead Men Tell No Tales
Quelle: Offizielle Facebook-Seite Ich kann natürlich nicht aus meiner Haut. Der wichtigste Moment der D23 Expo war für mich natürlich das Segment rund um Pirates of the Caribbean: Dead Men Tell No Tales während des Realfilm-Panels. Johnny Depp torkelte als Käpt'n Jack Sparrow über die Bühne und persiflierte John Lasseter, der bei einem früheren Panel Hawaiishirts ins Publikum schoss. Sparrows Antwort? Trauben. "Traube? Will jemand eine Traube? Traube!", brüllte er, während er seine Ware nicht sonderlich überzeugt angepriesen hat: "Ich hasse diese verrotteten kleinen Dinger!" Außerdem bot er an, mit dem Saalpublikum ein Lied zu singen, wurde dann aber von Sean Bailey, dem Präsident für Filmproduktion bei den Walt Disney Studios, von der Bühne eskortiert. "Ich wollte sowieso kein Lied singen!", grätzte Sparrow.
Generell wiederholte Bailey auf der Bühne hauptsächlich das, was bei der Drehstartankündigung mitgeteilt wurde: Geoffrey Rush kehrt als Barbossa zurück, Brenton Thwaites und Kaya Scodelario sowie Javier Bardem sind neu an Bord. Darüber hinaus wurde jedoch ein bislang von Studioseite aus unbestätigtes Gerücht zum Fakt emporgehoben: Orlando Bloom segelt wieder durch die Karibik. Über Will Turners Rückkehr habe ich mir bislang kein klares Urteil bilden können. Einerseits bin ich Bloom gegenüber seit einigen Jahren enorm aufgetaut, und zudem ergibt es bei einem Abenteuer über ein die Gezeiten steuerndes Artefakt Sinn, Will Turner zu involvieren. Jedoch fehlt einfach etwas, nicht "Will und Elizabeth" sagen zu können, und was es über Teil vier aussagt, wenn er als einziger ohne Turner auskommt, muss sich auch noch zeigen. Ich will nicht, dass Fremde Gezeiten einen Außenseiterstatus erhält.
Darüber hinaus wurde endlich das Logo zum Film enthüllt. Und ich finde es ja immer extrem spannend, das Debüt des neuen Totenkopfs abzuwarten. Jeder Teil der Saga hat sein eigenes Symbol, und nachdem die Original-Trilogie dem immer gleichen Totenkopf neue Schmuckstücke sowie ein neues Hintergrundsymbol verpasste, änderte Teil vier den Schädel selbst. Teil fünf setzt diese neue Tradition fort, und heiliges Kanonenrohr, sieht der Kopf großartig aus. Und einzigartig!
Wer sich das Bild in Originalgröße anschaut (einfach anklicken), wird einen Dreizack entdecken, der in den Schädel eingraviert ist. Und dann hätten wir die originelle Form, die Farbgebung, die verschiedenen Details, diese Goldgravur, der kernige Vibe dieses Kopfs ... Ich kann es nicht abwarten, ein Shirt dieses Logos zu erwerben. Und rauszufinden, wie sehr das Logo die Stimmung des Films wiederspiegelt ...
Moana
Quelle: Inside the MagicDisneys nächstjähriges Meisterwerk Moana ist in zweierlei Hinsicht ein besonderer Film: Zunächst, weil aufgrund dieses Projekts zum ersten Mal seit 2002 nicht eine, sondern gleich zwei neue Langfilm-Produktionen aus den Walt Disney Animation Studios in die Kinos stürmen. Zum anderen, weil es das Computeranimationsdebüt zweier besonders wichtiger Disney-Regisseure darstellt. Ron Clements und John Musker, die Köpfe hinter Basil, der Mäusedetektiv, Arielle, die Meerjungfrau, Aladdin, Hercules, Der Schatzplanet und Küss den Frosch! Interessanterweise lieferten sie mit Der Schatzplanet schon 2002 ein Meisterwerk ab, dass in einem Jahr mit interner Konkurrenz startete. Diese war Lilo & Stitch, der mit Moana das sommerliche Inselstaat-Feeling teilt. Während Lilo & Stitch aber in Hawaii spielt, ist Moana in Polynesien angesiedelt, dem kulturellen und geografischen Dreieck nahe Australien, dem unter anderem die Cook-Inseln angehören.
In Moana begibt sich das titelgebende Teenager-Mädchen gemeinsam mit dem Halbgott Maui (gesprochen von Dwayne Johnson) auf eine Reise quer durch den Ozean begibt, um eine unerfüllte Aufgabe ihrer Ahnen endlich abzuhaken. Maui bricht eines der Tabus der Disney-Trickstudios: Er ist tätowiert. Nicht falsch verstehen: Er ist nicht die erste Disney-Figur, die auf Körperbemalung setzt, und Tattoos verstoßen auch nicht gegen irgendeinen Moralkodex der Disney-Studios. Jedoch haben sich die Künstler bei Disney nach Atlantis geschworen, nie wieder Figuren mit prominent platzierten Tätowierungen zu erschaffen, weil sie im Produktionsprozess die reinste Hölle darstellen würden. Schließlich muss stete Kontinuität gewahrt werden. Die Fortschritte in der Digitaltricktechnik ermöglichen nun aber nicht nur, dass Maui Tattoos hat, sondern dass diese sich sogar verwandeln können. Wir dürfen gespannt sein, wie es in Bewegung aussieht!
Das Setting, welches das Produktionsteam disney-typisch zu einigen Recherchereisen in den Südpazifik inspirierte, ermöglicht natürlich, dass Moana ein exotisches Flair aufweist, das aus den restlichen Disney-Filmen heraussticht. Man schaue sich nur die Lava-Dame auf einem der obigen Konzeptbilder an! Auch musikalisch geht Moana eigene Wege und stellt dem Komponisten Mark Mancina (Tarzan, Bärenbrüder, Arrangements für Der König der Löwen als Film sowie Bühnenmusical) zwei außergewöhnliche Künstler zur Seite: Den Komponisten Lin-Manuel Miranda, der auf dem Broadway gerade für seine Latino-Klänge gefeiert wird, sowie den Singer/Songwriter Opetaia Foa’i aus Samoa.
Untenstehender Clip führt einen der Filmsongs vor. Und zeigt einmal mehr, was für eine Charmegranate Dwayne Johnson ist!
Gigantic
Quelle: DisneyGlasklar die größte Überraschung auf der D23 Expo, was Filme der Marke Disney anbelangt: Nathan Grenos seit 2013 dem Fandom bekanntes Projekt Giants lebt! Seit nunmehr zwei Jahren wird in Kennerkreisen über die nächste Regiearbeit des Rapunzel-Ko-Regisseurs diskutiert. Einerseits, weil natürlich jeder neuer Trickfilm von Interesse ist, an dem sich jemand aus dem Team hinter der Prinzessin mit dem güldenen, magischen Haar beteiligt. Allerdings waren die vergangenen Jahre auch regelmäßig kritische Stimmen zu vernehmen: Darf sich der Meisterwerke-Kanon Disneys nach nicht einmal 60 Filmen einfach schon wiederholen? Da Greno eine Neuadaption von Jack and the Beanstalk plant, greift er immerhin eine Episode aus Fröhlich, frei, Spaß dabei auf.
Die Debatten werden zwar gewiss nicht verstummen, allerdings bin ich zuversichtlich, dass die sehr hübschen Konzeptbilder sowie die ersten inhaltlichen Details zum nun als Gigantic aus der Versenkung zurückkehrenden Films die Zahl der Kritiker dezimieren wird. Denn seit wir zuletzt vom zwischenzeitlich totgeglaubten Werks hörten, hat sich einiges getan. Die Geschichte spielt nun in England zu Zeiten solcher Entdecker wie Christoph Columbus. Jack eifert ihnen nach und begibt sich in die Welt der Riesen - wo ihm nicht etwa ein furchteinflössender, männlicher Riese begegnet. Sondern die gerade einmal elfjährige Riesin Imma, die zwar einen sehr selbstbewussten Charakter hat, jedoch verloren ist. Jack versucht daraufhin, sie nach Hause zurückzubringen ...
Der für 2018 vorgesehene Film wird ein Musical und setzt auf neue Songs von Kristen Anderson-Lopez und Robert Lopez (Die Eiskönigin), welche sich der schweren Aufgabe annehmen, der Welt ein neues Lass jetzt los zu bescheren. Statt eines halben Dutzends neuer Steintroll-Lieder.
Coco
Quelle: Inside the MagicWas Disney kann, kann Pixar auch: Ähnlich wie Gigantic ist Coco nämlich die Rückkehr eines totgeglaubten Projekts. Auf der CinemaCon 2012 hieß es, dass Lee Unkrich, der Regisseur von Toy Story 3 einen Film über den mexikanischen Tag der Toten plant. Bezüglich The Untitled Pixar Movie About Dia de los Muertos wurde es allerdings alsbald sehr ruhig. Nun ist das Projekt zurück, hat mit Coco einen Titel verpasst bekommen und visiert einen Start im Herbst 2017 an.
Die Story zum Film, den John Lasseter auf der Bühne als "atemberaubend, schön, lustig und emotional" beschrieben hat, dreht sich um den 12-jährigen Miguel, der sich einem Jahrhunderte alten Mysterium annimmt. Dadurch gelingt es ihm, ein Wiedersehen mit verstorbenen Familienmitgliedern herbeizuführen. Da ich Animationsfilme mit mexikanischem Flair liebe (siehe: Drei Caballeros und Manolo und das Buch des Lebens) kann ich Unkrichs neusten Film kaum abwarten!
Zoomania
Der im Original Zootopia betitelte neue Film von Byron Howard (Rapunzel) und Rich Moore (Ralph reicht's) war natürlich ebenfalls auf der D23 Expo vertreten. Und auch wenn sich die News darauf beschränkten, dass Shakira eine laszive Gazelle sprechen wird, so zählt diese Kriminalkomödie für mich zu den Höhepunkten der Convention. Einfach deshalb, weil sämtliche Bilder aus Zootopia verflixt gut aussehen. Ich kann es kaum abwarten, in diese irre Großstadt abzutauchen!
Star Wars
Quelle: DisneySelbstredend spielte auch Star Wars eine große Rolle auf der D23 Expo, und dies sowohl in Sachen Kino als auch in Sachen Themenparks. Beginnen wir mit den Filmnews: Der Regisseur von Episode IX steht fest! Nach J. J. Abrams, der Das Erwachen der Macht inszeniert, und Looper-Regisseur Rian Johnson, der Teil acht der Sternensaga dreht, folgt ... Jurassic World-Macher Colin Trevorrow. Außerdem wurden die Star Wars Anthology-Filme umbenannt. Die kleinen Anekdoten aus dem riesigen Star Wars-Universum hören nun auf die Bezeichnung A Star Wars Story. Die erste dieser Geschichten, Rogue One, hat obendrein ein neues Ensemblemitglied! Und dies ist niemand Geringeres als Mads Mikkelsen, der dänische Schauspielgott aus Casino Royale und Die Jagd!
In Sachen Themenparks wurden zwei Star Wars-Themenbereiche offiziell angekündigt. Sowohl Disneyland Kalifornien als auch der in Orlando beheimatete Park Disney's Hollywood Studios bekommen über 56.000 Quadratmeter große Bereiche rund um die von Lucasfilm erschaffene Welt. Beides werden die bislang größten Themenparkerweiterung in der Disney-Geschichte darstellen und die Besucher in einen überdimensionalen, von Humanoiden, schrillen Aliens und Droiden bevölkerten Raumhafen entführen. Selbstredend wird es eine Cantina geben (Ohrwurmalarm!), außerdem versprach Disney-CEO Bob Iger, dass wirklich alles in diesen Themenbereichen "in character" sein wird. Schon einmal im Discoveryland oder Tomorrowland einen Shop betreten? Dort wird man von Verkäuferinnen und Verkäuferin in Kleidung bedient, die zum Themening des Bereichs passt. Die Shops in den Star Wars-Bereichen dagegen sind von Cast Membern bevölkert, die die Rolle Einheimischer spielen - teils humanoid, teils Alien. Manche sollen auch Droiden spielen. Zwei Attraktionen wurden auch enthüllt: Eine lässt die Besucher den legendären Millennium Falken steuern, eine andere versetzt sie mitten in einen Kampf zwischen der imperialen First Order und den Rebellen.
Marvel
Der heiß herbeigesehnte Ausblick auf Captain America: Civil War blieb leider den Anwesenden in der Halle vorenthalten. Aber die ungeheuerlich charmanten und kecken Grußworte von Benedict Cumberbatch alias Doctor Strange und das wunderbare Geplänkel zwischen Chris Evans und Anthony Mackie ist auch sehenswert:
Shanghai Disneyland
Disney-Kenner waren enttäuscht: Über Shanghai Disneyland gab es keine wirklichen Neuigkeiten. Aber jede Menge Bildmaterial und hörbar ambitionierte Stimmen. Daher verweise ich auf dieses Video, solltet ihr ein Gespür bekommen wollen, was uns mit dem ersten Disneypark auf chinesischem Festland erwartet:
Avatar in Walt Disney World
Quelle: Themepark Insider
Endlich hat der Avatar-Themenbereich in Disney's Animal Kingdom in Orlando einen Namen! Er ist Pandora: The World of Avatar betitelt und wird, glaubt man den veröffentlichten Konzeptzeichnungen und den Modellen, die auf der Expo ausgestellt wurden, ein unvergleichlich immersives Erlebnis. Mit Audio-Animatronics, 3D-Hologrammen, schwebenden Felsen, dichten Bäumen sowie hohen Wasserfällen möchten die Imagineers die Besucher völlig in der Welt des Riesenblockbusters verschwinden lassen. Herzstück des Themenbereichs wird ein aufwändiger Flugsimulator, der die Besucher auf dem Rücken eines Banshees durch die bunte Fauna führt. Außerdem wird es eine Wasserbahn geben, die einen quer durch Pandora führt.
Geht man von der Präsentation aus, wird der Avatar-Bereich auf Storytelling und Atmosphäre setzen, statt sich auf dem Namen des Franchises auszuruhen. Da die Nachhaltigkeit von Avatar als populäre Marke noch nicht bewiesen ist, eine sehr willkommene Erkenntnis!
Weitere nennenswerte Dinge im Schnelldurchlauf
Alice Through the Looking Glass tauscht Tim Burton gegen Die Muppets-Regisseur James Bobin aus, der aus der Vorlage eine Zeitreisegeschichte macht, deren Produktions- und Kostümdesign wesentlich ansprechender aussieht als das, was der magere Milliarden-Hit geboten hat:
Pete's Dragon sieht, schenkt man den Beschreibungen derjenigen Glauben, die den auf der Expo gezeigten Ausschnitt kennen, sehr melancholisch, nachdenklich und zauberhaft aus. Und Bryce Dallas Howard (nicht Jessica Chastain!) wirkt sehr überzeugt von ihrem Film:
Auf Jon Favreaus Das Dschungelbuch habe ich bislang nichts gegeben. Doch die Präsentation auf der D23 Expo wurde von Standing Ovations empfangen. Nun bin ich neugierig ...
Die Schöne und das Biest setzt auf zwei neue Lieder von Alan Menken und Tim Rice. Und Emma Watson hat den Belle-Charme drauf. Ich freu mich!
James Monroe (Broadways Dschinni) singt den Oogie Boogie Song:
Toy Story 4 wird eine Liebesgeschichte und handelt davon, wie Buzz versucht, seinem Kumpel Woody Bo Peep zurückzufinden. Außerdem: Lasseter lässt auf der Bühne die Puppen tanzen!
Ne-Yo verneigt sich vor Robin Williams:
Außerdem gab es Neues zu Finding Dory und Der gute Dinosaurier, jedoch muss ich zugeben, dass ich diese beiden Präsentationen eher enttäuschend fand, selbst wenn ich natürlich noch immer gespannt bin, wie die beiden Filme werden. Das Spinatmädchen hat viele weitere Infos zur Expo. Schaut doch einfach mal vorbei!
Und zum Abschluss, noch mein Lieblingsschnappschuss des Wochenendes:
Quelle: Alberto E. Rodriguez/Disney
Käpt'n Sparrow und Han Solo, sich verwundernd dreinblickend vereint. Sowas kann nur Disney!
2 Kommentare:
Toller Artikel - Danke für die spannende Zusammenfassung :-)
Liebend gern!
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