Freitag, 30. September 2011

Future Shorts: When I Move

Vier Menschen erzählen, was ihnen Bewegung bedeutet, und was mit ihnen pyhsisch wie psychisch geschieht, wenn sie anhalten.


Finnland 2009. Regie & Kamera: Ville Salminen

Future Shorts: Mariachi!

Ein nervöser Herr ringt mit sich selbst, wie er seiner Traumfrau den Heiratsantrag stellen soll. Als alles schief geht, bleibt nur noch eins: Improvisieren auf Teufel komm raus!


UK 2009. Regie & Drehbuch: Phil Sansom & Olly Williams. Kamera: Florian Hoffmeister Choreographie: Pat Cesar Mit: Quinn Patrick, Naomi Reynolds, Salvador Jimenez Hernandez, Jerome Franc

I'm on a Boat

Die Überraschungen, die sich in den Packungen für Frühstücksflocken befinden, sind normalerweise recht lahm. Plastik-Sheriffsterne, Bastel-Actionfiguren, die nach dreimaligem Benutzen wieder kaputt gehen... Aber manchmal sind die Überraschungen schlichtweg umwerfend, atemberaubend, unvergleichlich und einmalig. So wie eben jene in diesem kleinen Filmchen...


USA 2008. Regie: Akiva Scaffer Musik & Text: Andy Samberg, Akiva Schaffer, Jorma Taccone, Wyshmaster, T-Pain Produzent: Wyshmaster Mit: Andy Samberg, Akiva Schaffer, Jorma Taccone und als Special Guest: T-Pain

Klar, ich weiß - das Filmchen ist einigen sicherlich längst altbekannt. Aber ich weiß auch, dass manche Leserinnen und Leser dieses Blogs nicht all zu bewandert in solchen US-Popkulturnummern sind, also soll diese Wissenslücke endlich geschlossen werden. Und wer dieses Video/diesen Song schon kennt, wird mir garantiert zustimmen, dass man nicht genug davon bekommen kann. Es ist zwar etwas schräg, dies im Rahmen des Kurzfilmtags zu posten, aber irgendeine Ausrede brauch ich ja, um die alte Kiste hier mal rauszuholen. Anlässlich des DVD- und Blu-ray-Starts von Fremde Gezeiten auch gar kein soooo mieses Timing... Zudem sehen fast alle Kurzfilmverleiher Musikvideos mit Handlung und/oder künstlerischem Anspruch auch als Kurzfilme an. Eins von beidem trifft auf dieses Video zu... *g*

I'm on a Boat ist einer der größten Erfolge der Comedytruppe The Lonley Island und wurde unter anderem für einen Grammy in der Kategorie Beste Rap-Kollaboration nominiert. Die Single erreichte in den USA Platin-Status.

Future Shorts: What's Virgin Mean?

Manchmal überraschen Kinder ihre Mütter mit kleinen Fragen, die große Antworten erfordern.


UK 2008: Regie & Drehbuch: Michael Davies. Mit: Kate Isitt und Rebecca Duffy

Siehe auch:

Tick Tock


UK 2011. Regie & Drehbuch: Ien Chi. Mit: Morgan Ayres, Maurice Wensell, Valee Gallant

Dieser aufwändige Studentenfilm gewann die Auszeichnungen für Beste Regie und Besten Film auf dem Campus MovieFest, dem weltgrößten Studentenfilm-Festival. Der Siegeszug zog sich fort: Er wurde auf mehreren Filmfestivals aufgeführt, war Teil der offiziellen Kurzfilmauswahl in Cannes und wurde im britischen Fernsehen ausgestrahlt. Ziemlich stolze Entlohnung für harte Arbeit: Tick Tock wurde in einem einzigen Take gedreht. Hut ab!

Fliegenpflicht für Quadratköpfe

Krude Trickanimation und nervige, amateurhafte Soundeffekte? Ja - die ersten paar Sekunden von Fliegenpflicht für Quadratköpfe siedeln die Zuschauererwartungen sehr weit unten an. Aber dann entfaltet sich unbeschwerter, frecher Einfallsreichtum.


Deutschland 2004. Regie, Drehbuch, Kamera & Schnitt: Stephan Müller. Musik: Bettie Serveert

When the Day Breaks

Walt Disney beherrscht(e) zwar die Oscar-Kategorie für den Besten animierten Kurzfilm, aber wenn es um Produktionen außerhalb der USA geht, hat das National Film Board of Canada mit sechs Siegen die Nase vorn. When the Day Breaks wurde zwar nur nominiert, hat dafür aber in Cannes den Kurzfilmpreis gewonnen. Ob die feinen Herren in Cannes guten Geschmack beweisen, oder mal wieder nur einen auf artsy-party gemacht haben... dürft ihr nun selbst entscheiden:


Kanada 1999. Regie & Schnitt: Amanda Forbis & Wendy Tilby. Geschichte: Wendy Tilby. Musik: Judith Gruber-Stitzer

When the Day Breaks imitiert mittels Fotos, die mit Bleistift und Farbe verfremdet wurden, die Visualität alter Lithographien und Wochenschauen, um einen optischen Fingerzeig zu geben, welch metaphysischen Blick auf die übersehenen Elemente des Alltags dieser Kurzfilm wirft. Denn wie die Künstler Forbis & Tilby pointiert referieren, sind es die ungeachteten Ordinaritäten unserer Gesellschaft, die uns alle miteinander verbinden - und so, wie viele simple Objekte dieses urbanen Lebens voneinander abhängig sind, sind auch die Individuen unserer Gesellschaft abhängig voneinander. Im erfreulichen, wie im unerfreulichen; Beeinflussung besteht durchwegs und ist so undurchschaubar, wie der einzelne Tag -welcher kraftvoll oder zerbrechlich enden kann.

Naja, oder es ist doch nur eine öde Stilübung mit Standardhandlung, in die sich alles hineininterpretieren lässt. Wasauchimmer...

Future Shorts: "Days Like This - Washing Hands"

Eine weiße Südafrikanerin besucht eine schwarze Messe.


Nordirland 2008. Regie: Joel Simon. Geschichte: Sara Templer. Animation: Kris Kelly.

Balance


Deutschland 1989. Regie & Animation: Christoph & Wolfgang Lauenstein

Als bester animierter Kurzfilm 1989 mit dem Oscar prämiert. Balance diente auf Anraten von Ted Elliott & Terry Rossio auch als Inspiration für das Finale von Das Vermächtnis des geheimen Buches. In einer etwas weniger nachdenklichen Spielweise, natürlich.

This Guy is Falling

Dieser surrealistisch angehauchte, zum Teil animierte Kurzfilm ist ein Studienprojekt von Michael Horowitz und Gareth Smith, die mittlerweile ihren Weg nach Hollywood gemacht haben. Horowitz schrieb 22 Episoden der viel gelobten TV-Serie Burn Notice, während Gareth Smith die rar gewordene Kunst origineller Titelsequenzen aufrecht erhält und unter anderem an Thank You For Smoking, Juno und Up in the Air (*Interview zu diesem Thema*) mitwirkte.

Smith selbst bezeichnet den auf zahlreichen Festival aufgeführten Kurzfilm This Guy Is Falling als "indie romantic-comedy-adventure-action-disaster short movie". Das allein ist schon Grund genug, ihn sich einmal anzuschauen!


USA 2000. Regie: Michael Horowitz & Gareth Smith. Drehbuch: Michael Horowitz. Mit: Tobb Giebenhain, Maria-Elena Laas

Die schiefe Bahn

Drei ehemalige Bahnbeamte planen einen Eisenbahnüberfall, um sich ihre mickrige Pension aufzustocken. Es entwickelt sich eine sarkastisch-liebevolle Geschichte über die Tücken der Deutschen Bahn - und die Zeiten, als verklärte Zugnostalgie noch der Wahrheit entsprach.


Deutschland 2008. Regie: Kathrin Albers & Jim Lacy. Drehbuch, Kulissenanimation & Kamera: Jim Lacy. Figurenanimation: Kathrin Albers

Tango for Jansö

Wenn euch der folgende Kurzfilm an Luxo jr. erinnert, dann kommt das nicht von ungefähr: Der Macher dieses Stop-Motion-Tricks ist Carlo Vogele, und er arbeitet seit 2008 für das Animationsstudio mit der hüpfenden Lampe im Logo. Er animierte große Teile des Toy Story-Kurzfilms Urlaub auf Hawaii und war auch an Toy Story 3 beteiligt.


Tango for Jansjo from Carlo Vogele on Vimeo.

USA 2011. Regie, Skript & Animation: Carlo Vogele. Stimmen von: Mava Cárdenas, Cédric Kennel. Song: Hernando's Hideway von Richard Adler & Jerry Ross

Grocery Day

Gefunden via Cartoon Brew: Der Student Tom Rainford lässt sich über den großen Wocheneinkauf aus - und beweist somit, dass wirklich alles durch stylische Animationen ungleich interessanter wird.


UK 2011. Regie, Skript & Animation: Tom Rainford

Siehe auch:

Future Shorts: "Tales of Mere Existence - How To Break Up With Your Girlfriend"

Der zeichnende Hobbyphilosoph Lev ist wieder zurück. Drei Filmchen meines letzten Kurzfilmtags entstammten seinem Stift, und auch heute mag ich nicht auf seine pointierten Beobachtungen verzichten. Viel Spaß!



Siehe auch:

One Minute Puberty

Vom kleinen Buben ohne Erfahrung zum haarigen Mann mit sexueller Vergangenheit: Die männliche Pubertät im Super-Zeitraffer.


Deutschland 2011. Regie, Skript & Animation: Alexander Gellner. Musik & Sound Design: Niklas Kröger.

One Minute Puberty ist (Teil) eine(r) Abschlussarbeit an der HTW Berlin. Gellner setzte seine Idee durch, obwohl Tricktechnik gar nicht an seiner Universität angeboten wird, weshalb er seinen Professoren versprechen musste, nicht auch noch um Ratschläge für die Animation zu betteln. Offensichtlich waren sie auch gar nicht nötig.

Siehe auch:

Future Shorts: Jojo In The Stars

Zeit für eine Trickfilm-Strecke am heutigen Kurzfilmtag, hier bei "Sir Donnerbolds Bagatellen". Den folgenden Kurzfilm habe ich durch das Projekt Future Shorts kennengelernt, als es vor einigen Jahren seinen ersten Halt in der Kaiserstadt Aachen machte.

Dieser britische Kurzfilm wurde durch den Song The Carny der Band Nick Cave and the Bad Seeds inspiriert der für den Regisseur von Jojo In The Stars "Zirkusmusik aus der Hölle mit einer wunderbaren Geschichte über Freaks, ihren sadistischen Besitzer und ein altes Pferd namens Kummer" verbindet


UK 2004. Regie & Drehbuch: Marc Craste

7:35 de la Mañana

Eine junge Frau betritt ein Café, nur um von allen Anwesenden ignoriert zu werden. Abgesehen von einem kuriosen Mann... Ein origineller, sehr amüsanter und schräger Kurzfilm mit einer Prise schwarzem Humor aus Spanien.


Spanien 2003. Regie & Drehbuch: Nacho Vigalondo. Musik: Fernando Velázquez. Mit: Marta Belenguer, Nacho Vigalondo

Two Cars, One Night



Neuseeland 2003. Regie & Drehbuch: Taika Waititi. Mit: Rangi Ngamoki & Hutini Waikato

Diese kurzen Momente, wenn man als Kind vollkommen unerwartet jemanden trifft, und in kurzer Zeit aus diesem Fremden jemand wird, den man nicht mehr vergisst. Sie sind magisch, und zurückblickend zeigt sich eine bittersüße Qualität an ihnen - gerade weil sie so flüchtig sind. Two Cars, One Night bildet so eine Begegnung ab und wurde 2005 als Bester Kurzfilm für einen Oscar nominiert. 2010 brach Regisseur & Autor Taika Waititi mit seinem Coming-of-Age-Drama Boy zahllose Rekorde. Mit über 7 Mio. Dollar Einspielergebnis ist er derzeit Neuseelands kommerziell erfolgreichster Kinofilm.

Quentin Tarantinos "My Best Friend's Birthday"

Mickey hat Geburtstag und wäre deswegen gerne bester Laune. Doch vor kurzem hat ihn seine Freundin verlassen, weshalb es an seinem besten Freund Clarence liegt, ihm einen unvergesslichen Geburtstag zu bereiten.
Das Regiedebüt eines gewissen Mannes namens Quentin Tarantino; ursprünglich als 70-minütiger Film geplant, jedoch ging der letzte Akt in einem Feuer während des Schneideprozess verloren.


USA 1987. Regie & Schnitt: Quentin Tarantino. Drehbuch: Quentin Tarantino & Craig Hamann. Kamera: Roger Avery u.a. Mit: Quentin Tarantino, Craig Hamann, Crystal Shaw

My Best Friend's Birthday basiert auf einem 1984 entworfenen, 30-40 Seiten umfassenden Drehbuch von Craig Hamann. Durch Tarantinos Involvement expandierte das Drehbuch auf 80 Seiten und wurde mit einem Budget von 5.000 Dollar sowie der Mithilfe einiger Arbeitskollegen verfilmt. Unter den helfenden Händen befand sich auch Roger Avery, damals gemeinsam mit Tarantino als Videothekar tätig und mittlerweile als Autor und Produzent in Hollywood tätig.

Tarantino selbst gesteht ein, dass dieser Film schlecht inszeniert ist, betrachtet ihn allerdings als seinen persönlichen Ersatz für den Besuch einer Filmschule. Teile des Dialogs adaptierte Tarantino in True Romance.

Future Shorts: Dermo Sluchaetsa

Eine kurze Vignette aus dem Leben eines russischen Soldaten zur Zeit des Zweiten Weltkriegs.


UK 2007. Regie: Rob Brown. Drehbuch: Justin Brown. Mit: Alberto Bona

The Lunch Date


USA 1990. Regie & Drehbuch: Adam Davidson Mit: Scotty Bloch, Clebert Ford, Paul Sarnoff.

Das Regiedebüt von Adam Davidson (Grey's Anatomy, Fringe) wurde mit der Goldenen Palme und dem Oscar für den besten Kurzfilm ausgezeichnet und ist Standardstoff für Filmunterricht in den USA.

The S From Hell

Es gibt viele schöne Filmstudio-Logos. Aber es gibt auch missratene Vertreter dieser kleinen Kunstform. Die Logos, die Kinder vom Fernseher verscheuchten. Ein Logo, das insbesondere in den USA berühmt-berüchtigt ist, Kinder zu verängstigen, ist das alte Screen Gems-Logo. Hiervon handelt diese Kurzdokumentation.


USA 2007. Regie: Robert Ascher

Modern Times


USA 2010. Regie & Drehbuch: Ben Craig. Kamera: Richard Mountney

Ben Craigs Modern Times löste in Hollywood zu Beginn dieses Jahres gewaltigen Tumult aus: Der Kurzfilm, den der schottische Werbedesigner von einem Artikel über das British Film Institute inspiriert im Studio des mit ihm befreundeten Kameramanns Richard Mountney drehte, begeisterte mit seiner professionellen Umsetzung zahlreiche Studiobosse. Nur eine Woche, nachdem Craig das Video online stellte, stapelten sich bei ihm plötzlich Angebote von Produktionshäusern und Studios wie Warner Bros., Fox und Paramount. Craigs Hollywood-Debüt soll manchen Brachenblättern zu Folge nicht lange auf sich warten lassen.

Future Shorts: Right Place

Die Geschichte eines Supermarktangestellten in Japan, der besessen davon ist, alles an den rechten Platz zu bringen.


Japan 2005. Regie: Kosai Sekine
2006 in Cannes als Bester Kurzfilm eines Nachwuchs-Regisseurs ausgezeichnet

Mittwoch, 28. September 2011

Gore Verbinski reist mit dem Dschungelbuch in die Zukunft


Frisch von Deadline Hollywood: Das Autorenduo Burk Sharpless & Matt Sazama, die das Drehbuch zur (neulich von Universal fallen gelassenen) Kino-Neuverfilmung von Cluedo mit Regisseur Gore Verbinski verfassten, haben erfolgreich ein neues Skript verkauft. Dabei handelt es sich um eine futuristische Neuerzählung des Klasskers Das Dschungelbuch und wird von Gore Verbinski produziert. Ob er auch die Regie übernimmt, ist bislang unbekannt.

Umgesetzt wird die kuriose Idee bei Chernin Entertainment, dem Produktionshaus hinter Terra Nova. Dieses überbot in einem heißen Rechtepoker die Disney-Studios, die ebenfalls Interesse an diesem Projekt hatten.

Seit Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt die Kinos verlassen hat, kündigte dessen Regisseur Gore Verbinski munter rund ein Dutzend an Projekten an. Bisher setzte er nur eines davon um - den Animationsfilm Rango. Ob diese Idee in die Sparte Rango fällt oder den selben Weg wie Cluedo, BioShock und Co. geht... tja, das weiß nur der Geier. Naja, vielleicht singt er uns mit seinen Freunden ein kleines Barbershop-Ständchen...

Montag, 26. September 2011

Der Gestiefelte Kater ist: The Cat Your Cat Could Act Like

Manche Werbespots sollten dringend den Weg nach Deutschland finden. Etwa der den Verstand verdrehende Versuch von Old Spice, das eklige Altherren-Image loszuwerden. Der neue Old Spice-Kerl ist nämlich The Man Your Man Could Smell Like:



Der Spot prämierte vor einigen Jahren während einer Ausstrahlung von Lost, und wurde vom Fandom überaus euphorisch (und auch mit einer tüchtigen Dosis Ironie) als Teil des Inselkanons aufgenommen. Irgendwie passt der Irrsinn schon zur Serie... *nick*

Während die Muppets einen Film nach dem anderen parodieren, um auf ihren neusten Kinoausflug aufmerksam zu machen, nimmt sich der Gestiefelte Kater (modernen US-)Werbeklassikern an. Nun auch dem obigen Spot rund um den berühmten, kernigen Männerduft. Viel Spaß mit der schnurrenden Dreamworks-Parodie:



Edit:

Die Sesamstraße war übrigens schneller als Dreamworks...

Neues zu "The Green Hornet 2"


Im kühlen Januar überraschte die wilde Superheldenkomödie The Green Hornet mit Seth Rogen in der Hauptrolle und dem Cineasten-Liebling Michel Gondry auf dem Regiestuhl mit Einfallsreichtum, Selbstironie und spielerischer Inszenierung. Einige fanden ihn zu albern, doch ich fand es eine tolle Verquickung aus Seth Rogen, dem klassischen Motiv der maskierten Helden und französischer Komödienkunst. Von einer möglichen Fortsetzung war schon vor Kinostart die Rede, die Grundlage zum Drehbuch hätten Seth Rogen und sein Schreibpartner bereits in der Hinterhand.

Aber wie Collider neulich im Gespräch mit Seth Rogen erfuhr, sollten Fans von The Green Hornet keinesfalls vor lauter Vorfreude die Luft anhalten. In absehbarer Zeit werde es keine Fortsetzung geben, da Rogen momentan nicht an einem solchen Projekt interessiert ist. "Es macht viel mehr Spaß, günstigere, deutlich schmutzigere Filme zu machen", erklärte Rogen. Wie dem überraschend ehrlichen Audiokommentar auf der DVD/Blu-ray des Films zu entnehmen ist, waren die Dreharbeiten zu The Green Hornet sehr stressig, und das weltweite Einspielergebnis war, wenngleich keine Katastrophe, auch nicht denkwürdig. Kurzum: Auch wenn Seth Rogen kein definitives Ende seiner Green Hornet-Interpretation verkündete - praktisch gesehen ist dieses Kapitel bereits abgeschlossen. 

Schade - ich hätte gern einen zweiten Teil gesehen...

Samstag, 24. September 2011

Good Scouts

War Micky Maus das "Über-Ich" des ewigen Träumers Walt Disney, lässt sich der ungeduldige, vom Pech verfolgte und cholerische Donald Duck als sein "Es" betrachten. Mit seinen zahllosen Abenteuern in bewegten Bildern und in den Comics unterhält Donald sei 1934 ungebrochen Kinder und Erwachsene gleichermaßen - ihm gelang es, er trat aus dem Schatten der Maus.

In dieser Artikelreihe seien die Cartoons vorgestellt, die Donald aus Sicht der Academy of Motion Picture Arts & Sciences in den Film-Olymp aufsteigen ließen. Dies sind die Filme, die dem Erpel eine Oscar-Nominierung einbrachten.
Dies ist Entengold.

Bleistift-Vorzeichnung zum Good Scouts-Kinoplakat (Bildquelle: Heritage Auctions)

1938 war Donald mit Abstand der unbestrittene Star der Walt Disney Studios. Micky Maus wurde längst zu einer zahmeren Persönlichkeit und benötigte in den meisten seiner Cartoons die Anwesenheit von Goofy und/oder Donald, um noch immer verwegene, komödiantische Abenteuer zu erleben. Weder Pluto, noch Goofy (beide vor Donald ins Disney-Universum eingeführt) verfügten über eine eigene, kontinuierliche Cartoon-Reihe und Disneys Kanon an abendfüllenden Zeichentrickfilmen beinhaltete zu diesem Zeitpunkt einen einzelnen Eintrag. Nicht so wie heute, wo Disney insbesondere für seine vielen abendfüllenden Meisterwerke bekannt ist.
Der Erpel befand sich also auf einem Popularitätshoch - aber das bedeutete nicht, dass sich die Disney-Künstler ausruhten. Zu dieser Zeit begehrte man studiointern einen Platz im Duck-Team, denn die Zeichner und Autoren rechneten den Cartoons Donald viel weitreichendere Möglichkeiten ein, als denen mit der Maus. Eine feste Formel für die Kurzfilme mit Donald gab es nicht. Mal war er der Störenfried, mal das zu bemitleidende Opfer, und wieder andere Male erfüllte er beide Rollen zugleich.

Einer der Männer, die versuchten, die Möglichkeiten Donalds auszureizen, war der erfahrene Trickzeichner Jack King. 1920 leitete er die damals populäre, nunmehr vergessene Stummfilm-Cartoonreihe Judge Rummy und fand am 17. Juni 1929 den Weg zu Disney, wo er zunächst als Zeichner (u.a. an Die drei kleinen Schweinchen) tätig war. 1933 folgte ein Intermezzo bei Warner Bros., King übernahm Verantwortung für die Filme um die Trick-Katze Beans und Schweinchen Dick - aber im April 1936 kehrte er zu Disney zurück. Er wurde als einer der Stamm-Regisseure für Donald Duck engagiert und startete seine Disney-Regiekarriere mit Modern Inventions, einem Cartoon, der von einer weiteren wichtigen Person in Donalds Karriere beeinflusst wurde: Carl Barks. Ursprünglich als Hintergrundzeichner zu Disney gekommen, fiel er schnell durch seine gelungenen Gag-Vorschläge auf (er erfand zum Beispiel den sprechenden Friseurstuhl aus Jack Kings Donald-Debüt) und wurde in die Story-Abteilung befördert, wo er hauptsächlich für Donald-Cartoons schrieb. Gemeinsam mit Jack King arbeitete Barks an Tick, Trick und Tracks Filmdebüt Donald's Nephews. Dieser zeigte Donald erstmals in der Rolle des vollkommen hilflosen und unschuldigen Opfers reinster Zerstörung, frei von seinem sprichwörtlichen Pech oder leicht reißendem Geduldsfaden. Donald war nur vier Jahre nach seinem Debüt in eine Erwachsenenrolle gewachsen und tauschte die Position mit jenen, die in seinen ersten Auftritten unter seinem Schabernack zu leiden hatten...


...aber Jack King und Carl Barks bewiesen noch im gleichen Jahr mit dem am 8. Juli erstveröffentlichten, zweiten Leinwandabenteuer von Donalds Neffen, wie flexibel ihr schnatternder Schützling ist:

Familie Duck wandert in einen Nationalpark, und Donald möchte seinen tüchtigen Pfadfinder-Neffen zeigen, wie sich ein waschechter Erpel beim Zelten im Wald zu schlagen hat. Der Unterricht beginnt mit der Lektion "Holz hacken", und da einer der Neffen einen mickrigen Strauch von einem Baum in Angriff nimmt, schiebt der eifrige Lehrmeister das Küken weg, um vorzuführen, wie er einen gewaltiger Baum fällt. Anders als sein Neffe übersieht Donald, dass das gewählte Exemplar versteinert ist - und belehren lässt sich Donald auch nicht. Schließlich hat der Anfänger zu schweigen, wenn der Meister handelt. Dies ist der Beginn einer Reihe von Trubel für Donald: Auch beim Zeltbauen feiert er sein Können voreilig, und als er daraufhin seinen Neffen einen Streich spielen will indem er eine Verletzung vortäuscht, wird er von den fürsorglichen Jung-Pfadfindern vollbandagiert. Blind durch die Natur stolpernd, ist Donald ganz seinem üblichen Glück ausgeliefert. Oder anders gesagt: Sein Pech liefert ihn der rauen Wildnis aus.

Für den Pechvogel und Choleriker vom Dienst bedeutete der so unscheinbare Cartoon einen unerwartet großen Schritt: In Good Scouts steigt Donald vom überforderten Kurzzeit-Aufpasser Tick, Trick und Tracks zu einer Autoritätsfigur auf: Als Anführer eines aus seinen Neffen bestehenden Pfadfinder-Trupps zeigt sich Donald in einer gänzlich neuen Position, und dieses Mal hat er nicht mit dem Widerstand seiner Schützlinge zu kämpfen. Dies gibt Donald eine ihm zuvor fremde Fallhöhe, denn auch wenn er als Figur gewachsen ist, knallt noch immer (im Gegensatz zu Donald's Nephews) voll und ganz sein klassischer Charakter durch. Er überschätzt seine Fähigkeiten gewaltig, ist furchtbar störrisch und das Glück ist ihm auch nicht gerade hold, wie gesamte Schlusspassage mit dem Geysir vorführt. Die Missgeschicke Donalds beruhen also sowohl auf eine ihm widrige Umgebung, als auch auf den Schwächen seiner selbst. Damit bedient er ein breites komödiantisches Feld, zeigt aber einen definierten Charakter, der sich gegenüber früheren Auftritten entwickelte, ohne ihn zu zähmen. Etwas, das den Disney-Machern mit Micky Maus nicht gelang.


Ich wäre gewiss überrascht, wenn die Academy of Motion Picture Arts & Sciences aus den genannten Gründen Good Scouts als ersten Donald-Cartoon in der Kategorie "Bester animierter Trickfilm" nominiert hat. Es ist letztlich doch sehr unwahrscheinlich, dass sich die Verantwortlichen jeweils hingesetzt haben und dachten: "Also, dieser Donald... Der macht sich seit vier Jahren so gut - und ist seither kein bisschen langweilig geworden. Und jetzt haben die bei Disney was ganz neues mit ihm gemacht. Aber anders, als bei anderen Cartoonfiguren üblich, fühlt es sich noch immer echt nach Donald an! So - ich nominier Good Scouts für den Oscar, das mach ich!"

Was exakt ausschlaggebend für die Oscar-Nominierung war, lässt sich selbstverständlich nur mutmaßen - schließlich veröffentlicht Academy keine umfassenden, offiziellen Statements zu jeder vereinzelten Nominierung. Meine Mutmaßung ist wohl, dass Good Scouts schlichtweg durch die rundum charmante und gelungene Umsetzung bestsach - und noch heute damit zu unterhalten weiß. Die Gags selbst waren schon damals keine Revolution, und rückblickend sind es fast schon Standardeinfälle. Donald will prahlen, scheitert aber anhand Unachtsamkeiten. Donald will sich durch einen Scherz Aufmerksamkeit ergaunern, wird danach überfürsorglich verartztet. Und auch mein Lieblings-Witz in Good Scouts ist dank Sitcoms und Sketch-Shows zu einer Konvention geworden: Mit lieblichem Blick und (für seine Verhältnisse) säuselnder Stimme versucht er, mit Schmeichelein einen übel gelaunten Bären zu besänftigen (schon im Folgejahr versucht Micky ähnliches - und es sieht nur halb so knuffig und witzig aus). Als wäre das Tier für schöne Augen empfänglich. Nun, wie abgegriffen diese Pointen heute sind, ist ja nicht die Schuld dieses Cartoons - aber weshalb er noch immer unterhält, zeigt auf, wie stark seine damaligen Qualitäten waren.

Zunächst stimmt einfach immer das Timing: Nie wird ein Gag zu lange hinausgezögert oder überreizt, nie kommt die Kette an Missgeschicken zu einem zähen Halt, zugleich wird das Geschehen auch nicht absurd schnell runtergehechelt. Es kommt alles in einem realistischen Tempo - Good Scouts ist im wahren Leben schwer denkbar, aber das Timing lässt ihn sehr echt wirken. Würden die Physik, die Biologie und der Zufall mitspielen, wäre es auf einmal genau so denkbar. Das macht den Cartoon, oder eher Donald, so echt und so menschlich. Die wohl prägendste Eigenschaft von Good Scouts ist eng damit verknüpft: Nicht nur die Fehltritte Donalds (einen versteinerten Baum fällen wollen, eine strunzdämliche Zeltkonstruktion bauen, in einem Geysir stecken bleiben...) sollen witzig sein, sondern auch die Reaktionen darauf.

Durch den gesamten, sehr gut gezeichneten Cartoon hinweg zeigen Donald und die Neffe in Mimik und Gestik unverzögert, wie sich das Geschehene auf sie auswirkt - und darin liegt die Güte dieses Cartoons. Eine solche Kette an Unfällen könnten sich viele Zeichenstudios ausmalen, doch das Donald-Team der späten 30er wusste, sie ansprechend umzusetzen. Nicht zu seicht und auch nicht mean spirited - sondern im perfekten Mittelfeld, so dass man unseren angeberischen Protagonisten weder verurteilt, noch Gewissensbisse vekommt, über ihn zu lachen. Auffällig ist, in dieser Beziehung, wohl auch, dass der Choleriker in Good Scouts kein einziges Mal vor Wut überkocht.

Stattdessen gaben die Zeichner ihm mit spitzem Bleistift viele andere, pointierte Mienenzüge mit: Donalds Gesichtsausdrücke, wenn er sich wieder einmal selbst überschätzt, einen Bären zu bezierzen versucht (und ganz genau weiß, wie absurd die Idee ist) oder wenn er realisiert, in welch großer Patsche er nun sitzt, sind einfach Gold wert. Oder nunmal eine Oscar-Nominierung.


Das Oscar-Feld für den besten animierten Kurzfilm 1938 war ein bis dahin beispielloser Triumphzug für die Walt Disney Studios: Erstmals wurden fünf statt drei Cartoons nominiert, und prompt füllte Disney vier dieser Slots. Good Scouts trat zum einen ironischerweise gegen Brave Little Tailor an, einer ambitionierten und kostspieligen Nacherzählung des Märchens Das tapfere Schneiderlein. Während Donald in Good Scouts eher subtil in eine neue Position geführt wurde, war Brave Little Tailor der engagierte Versuch, den nunmehr an den Rand gedrängten Micky wieder relevant zu gestalten. Der Zahn der Zeit war äußerst freundlich zu diesem Kurzfilm: 1994 wurde er in einer durch den Animations-Historiker Jerry Beck geleiteten Umfrage von Trickexperten auf Platz 26 der großartigsten Cartoons gewählt.

Außerdem nominiert wurde Mother Goose Goes Hollywood, in welchem Donald einen kurzen Cameo-Auftritt hat. Die Parodie auf die Mother Goose-Kinderreime ist mit Karikaturen damaliger Hollywood-Berümtheiten gespickt und nimmt sogar den MGM-Löwen auf's Korn. Regie führte Wilfried Jackson, der zuvor schon The Tortoise and the Hare und The Old Mill verantwortete und später das finale Segment von Fantasia auf die Leinwand brachte.

Der letzte nominierte Disney-Cartoon war Ferdinand the Bull, der überaus beliebte Kurzfilm über einen friedfertigen Stier, der sich zu kämpfen weigert. Dieser Klassiker des Zeichentrickmediums war es auch, der mit dem Oscar prämiert wurde. Und - wenn ich es an dieser Stelle anmerken darf - auch gänzlich zu recht.

Der einzige nominierte Non-Disney-Cartoon war Hunky and Spunky, produziert von Disneys altem Rivalen Max Fleischer, dessen jüngerer Bruder Dave Regie führte. Der im Wilden Westen angesiedelte Cartoon handelt von einer Eselsmutter und ihrem Sohn Spunky, den Mama Hunky davor zu bewahren versucht, als Arbeitstier zu enden. Der Cartoon war der Beginn einer sechs weitere Filme umfassenden Reihe über das Mutter-Sohn-Gespann.


Welche weiterreichende Relevanz hat Good Scouts denn für seinen Star? Zunächst ist es offensichtlich, dass die Köpfe hinter Good Scouts erkannten, mit diesem Cartoon etwas richtig gemacht zu haben. Die Dynamik zwischen Donald und Tick, Trick & Track sollte von nun an viel eher Good Scouts ähneln, als dem Debüt der Neffen - auch wenn sie sich in späteren Filmen durchaus wieder kleine Frechheiten erlauben, sind sie nicht mehr solch schlimme Finger wie in Donald's Nephews. Außerdem erhielt Good Scouts so etwas wie eine thematische Fortsetzung: Den maritimen Kurzfilm Sea Scouts, in welchem sich Donald als Kommodor statt Pfadfinder-Gruppenleiter versucht. Als Oscar-nominierter Cartoon schaffte es Good Scouts (zusammen mit seinem geistigen Nachfolger) 1984 auch in die Reihe der Sonder-Briefmarken, die in Bhutan zu Ehren von Donalds 50. Geburtstag herausgegeben wurden.

Und man kommt wohl nicht drumherum, an dieser Stelle auch darauf einzugehen, dass dies nicht Tick, Trick und Tracks einziges Auftreten als Pfadfinder ist. 1951 griff Carl Barks, mittlerweile erfahrener Comic-Zeichner/-Autor und in dieser Funktion der geistige Vater des einzigartigen Entenhausen-Kosmos, die Idee erneut auf, indem er das Fähnlein Fieselschweif erfand, zu dessen fleißigen Mitglieder auch Tick, Trick & Track gehören. Ihr pfadfinderisches Können zeichnete sich (zweifelsohne eher zufällig) schon in Good Scouts ab - kaum ist es Donald nicht weiter möglich, sie mit seinen Lektionen aufzuhalten, sieht das Camp der Ducks überaus vorbildlich aus. Aber auch auf anderem Wege schaffte es Good Scouts in die Comic-Welt: Der niederländische Donald-Zeichner Jules Coenen setzte die Geschichte 1979 als Comic um (die dt. Veröffentlichung folgte 1995 in Super Sommer Spaß #1). Als Hinweis auf den Ursprung zeigte er das Pfadfinder-Abenteuer als Urlaubsfilm, den sich Donald un die Neffen anschauen.

Bis zu Donalds zweiter Oscar-Nominierung sollten wiederum noch drei Jahre vergehen. Dann fand er mit Truant Officer Donald, seinem achten gemeinsamen Cartoon mit Tick, Trick und Track (Mini-Auftritte in Micky-Filmen nicht mitgezählt), erneute Anerkennung von der Academy. Mehr dazu gibt es in der nächsten Ausgabe von Entengold.

Freitag, 23. September 2011

Trailer für "Being Elmo: A Puppeteer's Journey"

In den vergangenen Monaten begeisterte eine Dokumentation die Zuschauer zahlreicher Filmfestivals -  Being Elmo: A Puppeteer's Journey. Die Dokumentation erzählt den Werdegang von Kevin Clash, der von Jim Hensons Arbeit inspiriert den Traum verfolgte, ein Puppenspieler zu werden. Anfänglichen Startschwierigkeiten zum Trotz wurde er schließlich zu einem der besten Vertreter, die diese Kunst heute zu bieten hat. Er war unter anderem Baby Sinclair aus Die Dinos, und dürfte Kennern am besten als Elmo aus der Sesamstraße bekannt sein.



Einen deutschen Kinostart gibt es, natürlich mal wieder, nicht.

The Lone Ranger: Drehtstart steht fest

Jungs, es kann losgehen! Und denkt dran: Erst in der Post-Produktion das Budget überziehen, sonst wird Disney stinkig!

Uuuund... Schluss! Wie bereits Sonntag geflüstert wurde, ist The Lone Ranger wieder eine gesicherte Sache! Im August wurden die Vorbereitungen am von Jerry Bruckheimer produzierten Disney-Westerns mit Johnny Depp eingestellt, weil Gore Verbinskis exzessive Budget-Vorstellungen (275 Mio. Dollar) nicht von Disney gedeckt wurden.

Seither wurde an allen Ecken und Enden gefeilt, um die epochale Bandbreite des Westerns zu bewahren und dennoch ein gutes Stück an Geld zu sparen.Wie Deadline meldet, steht für Disney nun die Aufgabe bevor, Cast und Crew wieder zusammenzutrommeln und wieder einzustellen, damit im Januar/Februar 2012 die Dreharbeiten beginnen können. Sicher ist, dass Johnny Depp (als Indianer Tonto), Armie Hammer (in der Titelrolle) und Ruth Wilson (in der weiblichen Hauptrolle) zurückkehren werden.

Das Budget von The Lone Ranger beträgt nun 215 Millionen Dollar - die 60 Millionen Kostenersparnis resultieren aus neuen, günstigeren Verträgen mit Depp, Bruckheimer und Verbinski sowie einer Kürzung der veranschlagten Drehtage. Ein neuer Starttermin wurde bislang nicht bekannt gegeben, jedoch sollten Western-Fans damit rechnen, etwas länger warten zu müssen. Der 21. Dezember 2012 ist für ein so großes Projekt recht nahe am Drehschluss, und Überstunden für die Effekt-Teams würden erneut zusätzliche Kosten bedeuten. Zudem ist The Lone Ranger zwischen anderen großen Projekten (u.a. dem Hobbit) eingepfercht, was sehr riskant ist. Ein Januar-Start wäre allerdings ebenfalls unüblich - dort startet in den USA normalerweise nur Independent-Oscarmaterial und Restware der großen Studios...

Donnerstag, 22. September 2011

Neuer US-Trailer zu David Finchers "Verblendung"

Fast vier Minuten dauert er, der neue Trailer zu Verblendung von David Fincher. Auf eine weitere Muppet-Parodie braucht man wohl nicht zu setzen...



Würde ich weder Buch, noch die schwedische Verfilmung kennen, wäre mir dieser XL-Trailer wohl definitiv zu viel. Da dem aber nicht so ist, sehe ich ihn als viel versprechenden Ausblick auf David Finchers atmosphärisch äußerst dicht erscheinende Adaption an, die mit einem weiteren albtraumartigen Soundtrack aufwarten wird. Daniel Craig hat mich auch bereits überzeugt, bei Rooney Mara ist es noch immer schwer, Noomi Rapace zu vergessen. Doch sie scheint ihre Sache gut zu machen. Der Feel Bad Movie der Winter-Saison kann kommen!

Hell - Die Sonne wird euch verbrennen


Das deutsche Kino bietet hauptsächlich seichte Komödien (mal blödelnd, mal kitschig), schwermütige, selbstgeißelnde Dramen über die dunkelsten Kapitel in der Geschichte des Landes und kaum beachtete Kunststreifen. Andere Genres scheinen nicht zu existieren. Nur ab und zu blinkt leise ein Lichtlein auf.

Eines dieser Lichtlein ist Tim Fehlbaums Langfilmdebüt Hell. Der Filmstudent wollte aus dem deutschen Stereotypenkino ausbrechen und seinen Einstieg in die große echte Kinowelt mit einem Endzeitthriller begehen. Und für einen Filmerstling ist Hell außerordentlich versiert und professionell inszeniert. Leider kränkelt es in der Charakterzeichnung und dem letzten Akt (der zwar eine bedrückende Atmosphäre aufweist, aber inhaltlich sehr konventionell ist und nach dem sensationellen Anfang störend auffällt), sonst hätte es vielleicht zu einem Independent-Paukenschlag der Marke Lola rennt gereicht.

Stattdessen ist Hell "nur" ein dringender Geheimtipp für Genrefans des Endzeitszenarios. Natürlich ist die Vision einer 2016 verdörrten Erde unrealistisch, aber wie Fehlbaum die gleißende Sonne nutzt, um packende, kahle Bilder zu zeigen und seine Figuren in Extremsituationen zu manövrieren, sollte bestenfalls im Kino erlebt werden. So schwach die letzten "Twists" auch sind - einen inhaltlich überdurchschnittlichen, gut umgesetzten Endzeitthriller sollte man unterstützen. Vielleicht findet die hiesige Kinolandschaft dann auch öfter Mut, aus ihren engen Grenzen auszubrechen.

Dienstag, 20. September 2011

Avatar - Aufbruch nach Disney World

Vor einigen Jahren kämpfte Disney darum, die Welt von Hogwarts in seine Themenparks einzubetten. Bekanntlich kam diese Einigung mit J. K. Rowling nie zur Fruchtung, und stattdessen schnappte sich Universal die Parkrechte, um Harry Potters Zauberwelt umzusetzen. Seither sucht Disney verbissen nach Lizenzen, die eine weite Publikumsgruppe anlocken und spektakuläre Attraktionen ermöglichen kann.

Sie wurde gefunden: Erst heute Abend kam das Gerücht auf, nun wird es schon offiziell bestätigt: James Camerons Welt der Na'vi aus Avatar wird Einzug in die Disney-Themenparks erhalten. Als erster Schritt wird Pandora Platz im Animal Kingdom in Walt Disney World einnehmen. Dazu werden Walt Disney Imagineering eng mit James Cameron und seinem Produktionspartner Jon Landau zusammenarbeiten, bereits 2013 soll der Bau eines Avatar-Themenlands innerhalb des Parks beginnen. Dass Animal Kingdom als "Heimat" der Pandora-Attraktionen gewählt wurde, ist in dem naturverbundenen Thema des Parks verbunden, welches laut Disney und Cameron perfekt zur Botschaft von Avatar passt.

Eine Pressekonferenz soll in Kürze folge. Sollten weitere Details bekanntgegeben werden, so erfahrt ihr sie an dieser Stelle.

Weitere Artikel zu den Disney-Themenparks:

Montag, 19. September 2011

Disneys moderner Swashbuckler aus der zweiten Reihe

Dies könnte der bislang populärste Film sein, den ich im Rahmen dieser Artikelreihe präsentiere. Zumindest landläufig ist diese Produktion aus den 90er-Jahren recht bekannt, und einige Leute hegen ganz gute Erinnerungen an ihn. Allerdings dreschen Kritiker liebend gern auf ihn ein, selbst beinahe zwanzig Jahre nach seiner Erstveröffentlichung. Bei puristischen Liebhabern der Vorlage bekommt er so viel Prügel, wie deutlich losere Adaptionen dieses Stoffs und unter Disney-Fans wird ihm auch viel zu wenig Beachtung geschenkt. In Retrospektiven auf die Realfilme des Studios steht er regelmäßig im Schatten solcher Filme wie Newsies (wenn es ein US-Rückblick ist) oder der Realverfilmung von 101 Dalmatiner (der, wie mir scheint, insbesondere hierzulande einige Anhänger hat).

Ich finde aber, dass diesem Film mehr zusteht, als nur ein gelegentliches "Ach ja, der war nett" von hie und da.

Meine Damen und Herren, ich erbitte mir mehr Respekt für...

 Die drei Musketiere

Oder sollte ich eher verkünden: "Verneigt euch vor Disneys mit zehn Jahren Vorlauf gestartete Beta-Version von Fluch der Karibik!"?

Nun gut, Die drei Musketiere von 1993 ist nicht hundertpro der kleine Bruder von Fluch der Karibik, aber ich fühle mich durchaus wohl zu sagen, dass Stephen Hereks Abenteuerfilm mit Kiefer Sutherland, Oliver Platt und Charlie Sheen so sehr Fluch der Karibik ist, wie man es 1993 unter der Disney-Flagge sein konnte.
Käme der Film heute raus, wäre jedenfalls der (gewiss sehr gehässig gezischte) Kritikerkonsens "Disney versucht, die Piraten-Formel zu wiederholen, nur in light" garantiert. Hauptargument für diese These wäre der von Oliver Platt verkörperte Porthos.

Der stämmigste der drei legendären Musketiere ist in dieser 90er-Disney-Version ein in stylischer Bandana und lässiger Schärpe gekleideter, den Alkohol wertschätzender, die Anwesenheit (käuflicher?) Frauenzimmer genießender, listiger Tunichtgut, der mit verworrenen Lügenkonstrukten ("Diese Schärpe ist ein Geschenk der Königin von Amerika!") und saucoolen Sprüchen ("Klar soweit?!") sämtlichen anderen Musketieren die Schau stiehlt. Oh, und natürlich ist er schockiert, wenn man ihn nicht erkennt, und stolpert mit verkniffenem Blick durch die Weltgeschichte. Das alles, und dass er einen ganz und gar anderen Kampfstil hat, als man es von stocksteifen, klassischen Swashbuckler-Helden kennt, machte Porthos durch diesen Film zu meinem Lieblings-Musketier. Als noch nicht bekannt war, in welche (nahezu sämtliches Potential verschenkende) Richtung Micky•Donald•Goofy: Die drei Musketiere geht, hatte ich mir vom ganzen Herzen gewünscht, dass Donald Porthos "spielt" und in auf vergleichbare Weise interpretiert. Jaja, manchmal sind die Filme, die wir uns ausmalen, zigtausendfach besser als das, was wir wirklich erhalten...

Oliver Platt als Porthos ist praktisch schon im Alleingang wert, sich die Disney-Realfilmversion des Musketier-Stoffes anzuschauen. Aber das toll aufgelegte Ensemble aus Stars und Sternchen der 90er bietet noch viele weitere Gründe, sich dieser Adaption anzunehmen. Ganz vorne dabei wäre Tim Curry in der wie für ihn gemachten Rolle des intriganten Kardinal Richelieu. Curry grinst sich gewohnt liebenswert fies durch den Film und schafft es, seine Zeilen auf eine wunderbar perfide Art rauszuschleimen. Sein Richelieu ist so hinterlistig, selbstverliebt und Currys Darbietung zeigt auch ein wenig Selbstironie - für mich ist es eine von Currys besten Rollen und zweifelsfrei der beste Kino-Richelieu. Vor allem ist Curry nicht nur einfach richtig unterhaltsam in der Bösewichtrolle (so sehr, wie ich es mir auch von Waltz in der 2011er-Version erhoffte), sondern kann (gerade für jüngere Zuschauer) auch wirklich einschüchternd wirken. Das gesamte Intro, mit einem fast schon höllengleichen Kerker, ist eine einzige, ausführliche Sequenz, die ihn als unbarmherzigen Schuft etabliert - und auch später im Film erreichen die Kerkersequenzen eine viel größere Düsternis, als Miramax' The Musketeer. Der Film wollte zwischen seinen modern-spaßigen Phasen ja oh-so-düster sein, und war stattdessen einfach nur (in jeglicher Bedeutung des Wortes) unterbelichtet.

Ebenfalls mit ansteckender guter Laune, aber längst nicht so ikonisch in ihren Rollen, sind die weiteren Musketiere Kiefer Sutherland als Athos und Charlie Sheen als Aramis. Sheen hat nicht viel zu tun, außer lustig zu sein und ein paar Stichworte zu geben, während Sutherland als der desillusionierte Romantiker etwas Dramatik zu tragen hat. Dies gelingt ihm auf einem soliden Niveau, trotzdem muss ich bemängeln, dass schlichtweg mehr drin gewesen wäre. Sowohl die Dialoge, als auch Sutherlands Schauspiel kratzen nur an der Oberfläche dessen, was diese dynamisch-abenteuerhafte Neuerzählung von Die drei Musketiere an romantischer Tragik hätte tragen können. Dennoch, für einen Disney-Blockbuster der 90er-Jahre, noch dazu einem, der so oft als Beispiel für fahle Literaturverfilmungen herangezogen wird, ist Aramis' Subplot schon recht ausgefeilt.

Wen ich ebenfalls loben muss, ist Rebecca De Mornay, die als Lady DeWinter zwar viel zu wenig zu sehen ist, aber dafür eine fantastische Performance abgibt. Sie ist verrucht, sinnlich, innerlich zerrüttet und überaus gefährlich. Manchen wird sie vielleicht etwas zu zu viel mit gepresster Stimme sprechen, wodurch sie DeWinter etwas steif gibt, aber wenn man ihre Darstellung des fatalen Weibsbildes insgesamt betrachtet, dann passt diese unnatürlich erotisch-garstige Stimme für meinen Geschmack perfekt. Und ihre letzte Szene ist sowieso ein vollkommen übersehener Disney-Moment. Wundervolle Landschaftsaufnahmen (von denen dieser Film eh einige zu bieten hat), eine kühle Stimmung und makelloses Timing - eigentlich gehört diese Sequenz wenigstens als eine ehrenvolle Randbemerkung in jede Auflistung der außergewöhnlichsten Momente in der Disney-Realfilmgeschichte.

Was Die drei Musketiere in den Augen vieler wohl von einem Abenteuerfilm-Kleinod und vergessenen Disney-Juwel zur dümmlichen 90er-Version degradiert, ist allen anderen Elementen voran Chris O'Donnell als D’Artagnan. O'Donnell, so manchem als Robin aus Joel Schumachers Batman-Filmen weiterhin in schrecklicker Erinnerung, spielt seine Dialogszenen sehr hölzern und mit einem so falschen, aufgesetzten Strahelächeln, dass man wirklich schwer umhin kommt, seine Anwesenheit mit "naja, es waren die frühen 90er" zu erklären. Glücklicherweise stimmt seine Chemie mit den Musketier-Darstellern und er ist ein guter Fechter, weshalb er Die drei Musketiere nicht  im Alleingang runterzieht. Dennoch hat der Sehspaß zwischen dem Intro mit Richelieu und der Einführung der Musketiere einen enormen Durchhänger.
Ebenfalls vergleichsweise unterwältigend ist die Filmmusik. Halt, halt, halt - liebe Fans der Zusammenarbeit zwischen Rod Stewart, Bryan Adams und Sting, ich meine nicht den kultig-pathetischen Song All for Love, sondern den Score. Der ist nicht schlecht, aber weder Fisch, noch Fleisch. Er ist zu modern und poppig für einen klassischen Swashbuckler-Soundtrack, aber zu gediegen für eine flotte Neuinterpretation. Unter anderem deshalb wäre er heutzutage für Kritiker in dieser Form "Fluch der Karibik light" - es fehlt die rockig-moderne Attitüde in der Filmmusik.

Trotzdem muss ich einfach hervorheben, wie gut Regisseur Stephen Herek die einzelnen Zutaten der Musketier-Geschichte abwägt und zu einem feschen 90er-Abenteuer zusammenmischt. Die ernsteren Untertöne über zerstörte Liebeshoffnungen und politische Intrigen, die sich ernstnehmenden Abenteuer- und Actionpassagen sowie ihre komödiantischeren Gegenparts ergeben ein ausgeglichenes, stimmiges Ganzes, statt in Einzelteile mehrerer, inkompletter Filme zu zerfallen. Dazu tragen auch die Änderungen an der Geschichte bei - mal ehrlich, die ganze "Juwelen der Königin stehlen und den König denken lassen, sie hätte eine Affäre"-Sache wirkt für ein modernes Publikum schon was albern. Darum passte es auch so gut in die Version von Paul W. S. Anderson, aber in die Disney-Fassung passte sie nicht. Nein, nicht etwa, weil es für Disney zu gewagt wäre. Hier wird unehelich rumgeschnackselt, gesoffen und ermordet, Menschenskinder, der Kardinal plant ein Attentat auf den König. Nein, es wurde zu einem Mordkomplott umgeschrieben, um den Abenteueranteil etwas ernster zu verwurzeln, so dass er die humoristischen Sperenzien besser verkraftet.

Appropos 90er, düster, Disney und alles: Die drei Musketiere erhielt in der ungekürzten Schnittfassung seinerzeit eine FSK ab 16 Jahren. Unglaublich, oder? Also, ich bin tatsächlich erstaunt, dass es in den USA für ein PG reichte (ein PG-13 war garantiert nicht weit entfernt), aber eine FSK ab 12 (die er heute sicherlich bekäme) ist problemlos drin. Was mir allerdings Hoffnung macht: Auch die ungekürzte Fassung wird in Deutschland als Disneyfilm verkauft. Auf dem DVD-Cover steht zwar Touchstone, aber anders als etwa bei The Rocketeer wurde im Vorspann kein "Touchstone Pictures" über die Disney-Einblendung gepflastert.

Wie dem auch sei: Mit einfallsreichen Actioneinlagen von Herr der Ringe-Kampfchoreograph Bob Anderson, einem wunderbar aufgelegten Ensemble und einem gelungenen Popcorn-Drehbuch ist die 1993er Auflage der Musketiere ein toller Abenteuerspaß, der auch bald zwei Jahrzehnte später sehr frisch wirkt.
Diese Version ist exakt so fesch, wie ein modernisierter Musketier-Film sein darf, um nicht amüsanter Camp (wie bei Paul W. S. Anderson) oder reiner Schund zu werden (wie The Musketeer). Es ist einfach rundum gelungene Unterhaltung.

Und deshalb hat Die drei Musketiere mehr Respekt verdient.

Weitere Artikel dieser Reihe:

Sonntag, 18. September 2011

The Lone Ranger: Fortführung des Budget-Krimis

Von links nach rechts: Megaproduzent Jerry Bruckheimer, Jack Sparrows Vater Keith Richards, das unterschätzte Regietalent mit den spendablen Budget-Händen Gore Verbinski und... irgendso 'n Welpe.

Die derzeit spannendste Sage aus dem Wilden Westen geht weiter: The Lone Ranger der seit Jahren in Planung befindliche Western von Jerry Bruckheimer und Walt Disney Pictures zeigt wieder leise Lebenszeichen. Nachdem die Disney-Geschäftsführung der für ein Budget von 275 Millionen Dollar (!!!) beanschlagten Regiearbeit von Gore Verbinski wurde Mitte August aufgrund der drohenden, horrenden Produktionskosten Mitte August ein Riegel vorgeschoben. Seither versuchen Bruckheimer, Verbinski und der in einer prominenten Nebenrolle gecastete Johnny Depp, das Budget zu drücken, ohne die künstlerische Integrität... oder die zu erwartende Wucht des Films zu verraten.

Möglicherweise hat es endlich geklappt: Deadline berichtet von "verhaltenem Optimismus" in den Disney-Studios bezüglich des kostspieligen Westerns. Weitere Details werden nicht genannt, doch man solle sich darauf gefasst machen, den Lone Ranger wieder reiten zu sehen, und zwar zu einem etwas gesünderem Preis, und dennoch mit all dem Spektakel, mit dem man einen Disney/Bruckheimer-Western überhaupt erst zu einem für die Popcorn-Kinogänger attraktiv machen kann.

Puuuuh - eine kleine, aber sehr erleichternde Meldung! Und zur Feier bekommt The Lone Ranger endlich seine eigene Kategorie hier im Blog. Weil... naja, darum!

Samstag, 17. September 2011

Fantasia - Elemente eines Meisterwerks: Toccata und Fuge in d-Moll

Fantasia is timeless. It may run 10, 20 or 30 years. It may run after I'm gone. Fantasia is an idea in itself. I can never build another Fantasia. I can improve. I can elaborate. That's all.“ - „We all make mistakes. Fantasia was one, but it was an honest mistake. I shall now rededicate myself to my old ideals.
- Walt Disney


Ganz im Sinne dieser geradlinigen Beurteilung seines Schöpfers möchte ich in dieser Artikelreihe Im Schatten der Maus Walt Disneys zeitlosen Fehler näher beleuchten:

Fantasia – Die Elemente eines Meisterwerks
Das erste Segment von Fantasia ist eines der berühmtesten Stücke klassischer Musik und das wohl bekannteste Orgelwerk überhaupt: Toccata und Fuge in d-Moll
Nach allgemeiner Annahme stammt das Werk von Johann Sebastian Bach und stellt wohl ein frühes Jugendwerk dar - allerdings kommen seit den 80er Jahren immer wieder Zweifel an der wahren Urheberschaft Bachs auf.
Die Konstruktion der Komposition erscheint, zum Beispiel in vielen Parallelbewegungen und einhändiger Melodieführung, relativ simpel, und der Aufbau der Fuge ist für Bach-Verhältnisse sehr frei gehalten. Insgesamt unterscheidet sich die Toccata und Fuge stilistisch so sehr von vergleichbaren Kompositionen Bachs, dass es Spekulationen gibt, wonach es sich eventuell um eine Abschrift oder Improvisationsarbeit gehandelt haben könnte. Dazu kommt, dass für die Toccata und Fuge, wie bei anderen Werken dieser Zeit auch, kein eigenhändiges Manuskript Bachs vorliegt, sondern nur die Abschrift seines als unzuverlässig geltenden Schülers Johannes Ringk.
Was auch immer Wahres an derartigen Spekulationen ist, es scheint bemerkenswert, dass dieses „untypische“ Werk eines der mit Abstand beliebtesten von Bach ist - nicht zuletzt wohl wegen seiner gefälligen Struktur und einer für den Komponisten ungewöhnlichen Exzentrik.

Obwohl es nicht unwahrscheinlich scheint, dass das Stück ursprünglich für Violine geschrieben wurde, ist die Toccata und Fuge in ihrer überlieferten Form ein reines Orgelwerk und findet als solches in vielen Filmen wie zum Beispiel Sunset Boulevard Verwendung, wo sie mit wenigen Takten sofort eine markante, düstere Stimmung erzeugt.
Auch Disney wusste sich dieser Wirkung der Orgel zu bedienen: In 20.000 Meilen unter dem Meer macht Kapitän Nemo mit der Toccata und Fuge seiner Schwermut auf grandiose Weise Luft, und nicht zuletzt bot Bachs Komposition die Inspiration für das martialische Krakenthema, das Davy Jones‘ Haustier begleitet. Der ikonische Einstieg der Toccata ist wohl nur mit den Anfangstakten von Beethovens Fünfter vergleichbar - passenderweise das erste Segment von Fantasia 2000 ...

In Fantasia dürfen wir dieses Stück in vollem Orchesterklang genießen, in einer wunderbaren Bearbeitung des Dirigenten Leopold Stokowski selbst. Abgesehen davon, dass sich diese Verwendung damit angenehm von dem sonstigen Grusel-Image des Orgelwerks abhebt, eignet sich die Orchesterversion meiner Meinung nach weit besser für das Konzept von Fantasia. Schließlich geht es darum, die Töne und Klänge bildlich zu verarbeiten, und das große Klangspektrum des Orchesters bietet dem Tanz der Farben einfach mehr Raum, als es ein reiner Orgelklang getan hätte.

Die Toccata und Fuge stellt den Einstieg in Fantasia dar und somit kommt ihr die Aufgabe zu, dem ahnungslosen Zuschauer die Idee des Films nahezubringen. Bewerkstelligt wird dies durch ein langsames Hinübergleiten ins Reich der Animationskunst: Während die Toccata noch als halbwegs konventioneller Konzertfilm mit leicht stilisierten Darstellungen der einzelnen Musiker beginnt, richtet die Fuge den Fokus nur noch auf die fließende Bewegung der Instrumente, bis sich die Vorstellung schließlich ganz in therischen Formen und Farben verliert.

Damit ist die Toccata und Fuge der einzige Teil in beiden Fantasia-Filmen, der wirklich auf einer rein abstrakten Ebene funktioniert und dem Zuschauer das Gefühl gibt, die wirkliche Musikwahrnehmung widerzuspiegeln, statt „nur“ eine zu der Musik passende Geschichte zu komponieren.

Dieser ungewöhnliche Stil ist nicht verwunderlich, betrachtet man die Entstehungsgeschichte des Segments.
Die Idee, Stokowskis Bearbeitung der Toccata und Fuge als Grundlage für einen animierten Kurzfilm zu verwenden ist älter, als sämtliche Pläne Walt Disneys für Fantasia.
Schon im Herbst 1936 hatte sich der Zeichner und Animator Oskar Fischinger mit Stokowski in Verbindung gesetzt, und schon erste Pläne für das Projekt beinhalteten einen Einstieg mit Aufnahmen des Dirigenten, die sich nach wenigen Takten von ihm abwenden, um im „endlosen Raum“ den Rest der Bilder zu entfalten.

Allerdings fehlten den beiden Künstlern die nötigen Ressourcen, und als Disney sich im September 1938 mit Stokowski zusammensetzte, um weitere Stücke für seinen „Konzertfilm“ auszuwählen, wurde beschlossen, auch die Toccata und Fuge in den Film zu übernehmen. Stokowski behielt seine maßgebliche Stellung, während Fischinger nur als einfacher Konzept-Zeichner weiteren Einfluss auf den Film hatte.
Obwohl sein abstrakter Stil mit Sicherheit richtungsweisend für das finale Werk war, wurde Fischinger mit der Ohnmacht seiner Stellung und den vielen Revisionen Walt Disneys bald so unzufrieden, dass er die Disney-Studios im Oktober 1939 verließ, und nichts mehr mit „seinem“ Projekt zu tun haben wollte.
(Bildquellen: Fischinger at Disney)

Trotz aller künstlerischer Differenzen handelt es sich bei der Toccata und Fuge wohl unbestritten um ein absolutes Meisterwerk und - auch wenn dieser Ausdruck schon zu abgedroschen klingt - um einen Meilenstein der Filmgeschichte. Dies ist der Teil des Filmes, wegen dem ich bei dem Gedanken aufjubele, Disney könnte irgendwann auch älteren Klassikern eine 3D-Konvertierung spendieren. Ich bin sicher, die Toccata und Fuge würde in 3D atemberaubend aussehen und auch den letzten Skeptiker besänftigen. Viele Szenen scheinen bewusst mit einer dreidimensionalen Ausstrahlung im Hinterkopf konzipiert zu sein, und so hat es mich kaum gewundert, zu erfahren, dass Disney eine Zeit lang wirklich geplant hatte, das Segment in 3D zu veröffentlichen.

Mir ist klar, dass gerade bei diesem effektbeladenen Stück der Aufwand einer Konvertierung geradezu unermesslich sein muss, aber die Toccata und Fuge ist es wert wie kein anderer Film - Fantasia auf der Kinoleinwand in 3D zu erleben, das wäre wirklich ein wahrgewordener Disney-Traum.




Mehr von mir gibt es auf www.AnankeRo.com.

Freitag, 16. September 2011

Kevin Costner festgekettet


Kevin Costner gehörte zu den überraschenden Ensemble-Mitgliedern, die sich Quentin Tarantino für seinen kommenden Western Django Unchained ausgesucht hat. Doch den mit Wölfen tanzenden Hollywood-Star werden wir nun wohl doch nicht als das neuste miese Arschloch aus Quentin Tarantinos Feder bestaunen dürfen: Wie Varietys Redakteur Justin Kroll meldet, musste Costner aus terminlichen Gründen absagen.

Schade, ich hätte mich gefreut, Costner als Schurken in dieser Sklaverei-Rachegeschichte zu sehen. Er war zwar nie einer meiner Lieblingsschauspieler, aber Costner gehört dennoch zu jenen, den ich eine Überraschungs-Topleistung zutraue.

Nun müssen sich Tarantino & Co. beeilen, denn schon im November sollen die Dreharbeiten beginnen. Mit an Bord sind Jamie Foxx in der Hauptrolle, Christoph Waltz, Samuel L. Jackson und Leonardo DiCaprio.

Donnerstag, 15. September 2011

Muppet-Macher neidisch auf David Finchers "Verblendung"

Die Macher des kommenden Muppet-Films sind letzten Endes auch nur Filmkonsumenten. Und als solche sind sie verflucht neidisch auf den genialen Trailer zu David Finchers Verblendung aka The Girl with the Dragon Tattoo. Diesen Neid versuchten sie filmisch auszudrücken:



Nach einem Romatikkomödien-Fake-Trailer, einer Parodie des Hangover 2-Trailers und einer sich anfangs als Green Lantern-Trailer ausgebenden dritten Parodie ist dies also der nunmehr vierte Parodie-Trailer zum Muppet-Film. Von mir aus können noch mehr kommen - wer "normale" Trailer bevorzugt, klickt hier.

Mittwoch, 14. September 2011

Harald Schmidt ist zurück im Privatfernsehen


Und viel mehr gibt's nicht zu sagen. Das Studio sieht schöner aus, für die erste Sendung nach der "Sommerpause" zeigte sich Schmidt etwas enthusiastischer, sonst blieb es das gleiche in weniger blaugetönt und dafür mit Werbung. Ja, es war eine amüsante erste Sendung, aber ich möchte daran erinnern, dass die ersten Sendungen von Schmidt & Pocher unter dem Motto standen: "Hey, das war eigentlich ganz gut, die zwei müssen sich nur noch etwas besser einspielen."

Wir wissen ja alle, wo die Reise hinführte. Und die ARD-Phase ohne Pocher hat auch nur wenige begeistert. Was der Senderwechsel daran ändern soll, muss mir Schmidt erstmal zeigen.

Dienstag, 13. September 2011

"The Dark Knight": Analyse der Verfolgungsjagd

Bis der dunkle Ritter wieder aufsteigt, dauert es leider noch ein wenig. Glücklicherweise ist Christopher Nolans meisterliche Comicadaption The Dark Knight ein so reichhaltiger Film, dass auch Jahre nach dem Kinostart immer wieder neue, detallierte Blicke auf diesen Superheldenthriller möglich sind. So lässt sich die Wartezeit exquisit verkürzen.

Ausnahmsweise sei mal ein kritischer Blick auf The Dark Knight gegönnt. Filmkritiker Jim Emerson pflückt die große Verfolgungsjagd auseinander un erklärt, weshalb er sie nur passabel findet:


(gefunden via /Film)

Haarspalterei oder berechtigte Kritik? Ihr entscheidet...

Montag, 12. September 2011

Michael Giacchino über Kreativität, Teamwork und Filmmusik

Hans Zimmer ist zwar mein Komponisten-Gott, doch wenn ihm im Bereich der Filmmusik derzeit jemand beständig auf den Fersen ist, dann ist das Michael Giacchino. Er begann als Komponist für Videospiele (von Donald in Maui Mallard bis Call of Duty war alles mögliche dabei), bevor er zum musikalischen Mann des Vertrauens von Serienschöpfer JJ Abrams wurde. Mit Alias und Lost zupfte er an den Nerven und Herzen zahlloser Menschen, und seit einiger Zeit ist er auch ein festes Mitglied der Pixar-Familie geworden: Sei es der mit Blechbläsern lockende Retro-Sound von Die Unglaublichen, der französische Flair von Ratatouille oder Oscar-Gewinner Oben, Giacchino begeisterte immer wieder.

Auf der D23-Expo sprach er über sich, seine Einflüsse, die Arbeit an seinen Projekten und Filmmusik allgemein. Ich habe sein Panel bereits vor einigen Wochen per Twitter geteilt, aber ich dachte mir, hier im Blog erreicht es mehr Menschen... Also viel Spaß!


Samstag, 10. September 2011

Fred Moore

Another Nine widmet sich, in Anlehnung an Walt Disneys Nine Old Men, den über viele Jahrzehnte prägenden Trickfilmern des Studios, neun großartigen Künstlern, deren Einfluss bisher nur unzureichend erkannt und gewürdigt wurde. Vorgestellt werden Menschen, die ihre kreative Arbeit in völlig verschiedenen Bereichen verrichtet haben – Im Schatten der Maus.

Zum Beginn dieser Serie möchten wir einen fantastischen Zeichner vorstellen, der Mäusen, Schweinchen und Zwergen zu einem eigenen Universum verhalf: Fred Moore.

Fred Moore, seine erste Frau Virginia und eine der beiden Töchter des Paars (späte 1930er Jahre).

Es gibt Menschen, deren Leben man aus zwei Perspektiven erzählen kann. Der einen – und der anderen. Walt Disney ist ein gutes Beispiel für diese These, es gibt zahlreiche weitere: von Diana Spencer über John F. Kennedy bis Otto von Bismarck. Gemein ist ihnen, dass der überwiegende Teil der Menschen dem positiven Bild den Vorzug gibt. Vorbilder sind rar, die Gräueltaten der wahren Schurken allgegenwärtig. Einen anderen Ausgang würde die Wahl der Mehrheit haben, wenn es an ihnen fehlte. Wäre die „Weiße Weste“ Grundausstattung jeder Biographie und die Welt eine bessere, würde jeder Fleck negativ ins Auge fallen. Dem ist nicht so – könnte man meinen.
Eine solche Welt stellt das kreative Paradies der Walt Disney Studios dar – insbesondere das Golden Age der 1930er und frühen 1940er Jahre. Die künstlerische Vielfältigkeit überstrahlte alle und alles, so dass ein Schatten heraussticht – wie der des Fred Moore. Man könnte seine Leben daher auf zwei Arten erzählen. Die tragische Art und die durchaus nicht untragische Art, die sich jedoch darauf besinnt, was Fred Moore selbst am bedeutendsten war: seine Spuren in der Kunst. Dieser Artikel soll keine Schlagzeile sein, sondern Widmung – daher kommt nur letzteres in Frage.

Selbstkarikatur von Fred Moore (Quelle: blackwingdiaries.blogspot.com)

Robert Fred Moore wurde am 7. September 1911 in bescheidenen Verhältnissen in Los Angeles geboren. Seine Familie entschied sich jedoch gegen ein gewöhnliches, städtisches Leben in einem kleinen Bungalow und zog stattdessen in die sozialistische Kommune Llano del Rio in die Mojhave-Wüste. Gegründet von Job Harriman, einem „Spitzenpolitiker“ der Sozialistischen Partei, der es bei zwei Bürgermeisterwahlen in Los Angeles schaffte, eine beachtliche Zahl an Stimmen auf sich zu vereinen, konnte dort jede Familie, die in der Lage war, einige hundert Dollar zusammenzukratzen, ein Häuschen im Nirgendwo beziehen. Dieses Nirgendwo, keine zehn Quadratkilometer groß, aber immerhin mit ausreichend Grundwasser im Boden, lockte binnen weniger Monate tausend Menschen in die Wüste, die ab 1914 nach und nach eine Stadt aufbauten. Das Paradies nahm ein jähes Ende, als die Kommune von den örtlichen Farmern mit Klagen überzogen wurde, weil ihr Wasserverbauch zu hoch war. So kam es, dass Fred Moore und seine Familie, wie die meisten anderen, bereits 1918 nach Los Angeles zurückkehrten.
So kurz diese Episode letztendlich gewesen sein mag, schien die sozialistische Gesinnung seiner Eltern doch ihre Spuren in Moores Persönlichkeit hinterlassen zu haben. Davon kann man zumindest ausgehen, wenn man einer Anekdote glauben möchte, die Art Babbitt in seinen späten Jahren erzählte. Der Schöpfer Goofys hatte 1941 den ersten Streik der Studiogeschichte angeführt und später in zahlreichen Interviews berichtet, wie sich seine Kollegen in dieser Zeit verhielten – präziser gesagt, wer für und wer gegen ihn war. Nicht ganz schlau wurde er demnach aus Fred Moore, der generell unpolitisch war und weitestgehend für Beruf und Familie lebte. Moore sei „im Zwiespalt“ gewesen und habe lange darüber gegrübelt, ob er mit seinen Freunden und Kollegen vor den Toren des Geländes die Arbeit verweigern oder hineingehen solle. Gerade hinsichtlich der Tatsache, dass Moore eine Familie zu ernähren hatte, ein außergewöhnlich hohes Gehalt bezog und ein enges freundschaftliches Verhältnis zu Walt pflegte ist sein Verhalten bemerkenswert. Ausschlaggebend für seine Entscheidung, nach einigen Stunden zur Arbeit zurückzukehren, war sicher auch, dass Ward Kimball, gemeinhin als sein bester Freund bezeichnet, es ihm gleichtat.

Fred Moore, Art Babbitt und Larry Clemmons (von links, frühe 1930er Jahre). Die Aufnahme stammt von Babbitt (Quelle: blackwingdiaries.blogspot.com)

Fred Moores künstlerische Karriere begann bei der Los Angeles Times – genauer gesagt der Los Angeles Junior Times, die ihn für jede Zeichnung, die er einsendete und die veröffentlicht wurde, mit einer Anstecknadel belohnte. Während seiner Schulzeit an der Polytechnic High School sammelte er eine Menge davon – die knappen finanziellen Mittel der Familie führten dazu, dass er, abgesehen von unregelmäßigen Abendkursen am Chouinard Art Institute (seit 1961 Teil des CalArts), nur eine Möglichkeit hatte, sich künstlerisch fortzubilden: durch unermüdliches üben.
Dass er es schließlich schaffte, auch beruflich in der Kunst Fuß zu fassen, war ein Zufall. Eigentlich war es einem Freund von ihm gelungen, einen Bewerbungstermin den Disney Studios zu erhalten. Am entscheidenden Tag war dieser jedoch verhindert, so dass sich Moore entschloss, an seiner statt zur Hyperion Avenue aufzubrechen. So kam es, dass er – je nach Quellenlage – 1929 oder 1930, in jedem Falle aber keine zwanzig Jahre alt und nach Aussage mancher gerade siebzehnjährig, seine größte Leidenschaft zum Beruf machte. Ein Glücksfall, für beide Seiten. Für Fred Moore bedeutete die Anstellung weit mehr als die Möglichkeit, sich kreativ auszuleben – sie war eine sichere Arbeit in wirtschaftlich dramatischen Zeiten. Bis heute halten sich verschiedene Anekdoten, wie seine unerwartete Bewerbung aussah. Die populärste spricht von einer vollgekritzelten Papiertüte als einziges Dokument, dass er bei seinem Termin mit ins Studio brachte. Obgleich sie sich hartnäckig hält, darf das bezweifelt werden und eher von einer ansehnlichen Mappe ausgegangen werden, war doch bereits zu dieser Zeit Disneys Ruhm allgegenwärtig und Moore wohl kaum in der Situation, in der man eine solche Chance leichtfertig verspielt.

Zeichnung eines Schweinchens von Fred Moore, wahrscheinlich aus dem Nachfolgefilm Die drei kleinen Wölfchen (Quelle: animationguildblog.blogspot.com)

„Zum ersten Mal gelang es jemandem, Charaktere zum Leben zu erwecken“, sagte viele Jahre später Chuck Jones über Die drei kleinen Schweinchen, die im Mai 1933 in die Kinos kam und noch viele Monate dort verweilen sollten. Mag Schneewittchen und die sieben Zwerge auch der Beginn einer neuen Ära gewesen sein, dieser Cartoon war zweifelsohne der Startschuss dazu. Die kostenintensive, hohe künstlerische Qualität, sowohl in Dingen der Animation als auch der Musik, spülte immense Summen in die Kassen der Disney Studios und veränderte den Trickfilm grundlegend – tatsächlich gilt Die drei kleinen Schweinchen noch heute als finanziell erfolgreichster Cartoon. Das Konzept der schnell und simpel produzierten Kurzfilme mit niedrigen Produktionskosten war mit einem Mal ins Wanken geraten und öffnete Tür und Tor für neue Projekte. Ausschlaggebend für den großen Erfolg war mit Sicherheit das aufwändige Characterdesign aus den Hände von Albert Hurter, Art Babbitt, Norm Ferguson – und Fred Moore. Während Ferguson und Hurter den bösen Wolf perfektionierten, zeigte sich Fred Moore federführend bei den kleinen Schweinchen.
Nach drei Jahren bedeutete diese Arbeit seinen Durchbruch. Weshalb? Weil er erstmals die Möglichkeit hatte, die Gestaltung der Charaktere von Beginn an selbst zu bestimmen. Es gab keine Vorlage, in die er sich erst hineinzwängen musste. Immer, wenn dem so war, stieß er auf Probleme – er hatte nie gelernt, den Stil anderer zu kopieren, weil er selbst nie versucht hatte, sich einen persönlichen Stil zu eigen zu machen, der sich nicht aus sich selbst ergeben hatte. Er gewann an Feinfühligkeit, an Perfektion, aber sein Stil blieb. Das hatte sich früh gezeigt, so dass er gleich zu Beginn seiner Karriere bei Disney begann, Micky Maus so zu zeichnen, wie er es gerne tun würde – und nicht, wie er es tun musste, wenn er bei seiner tagtäglichen Arbeit dem Stil Ub Iwerks folgte. Das alles geschah lang, bevor er tatsächlich Hand an Micky Maus anlegen durfte. Zwar sind diese frühen Skizzen verloren gegangen, ihre Existenz aber durch einen Kollegen Moores bestätigt.
Die drei kleinen Schweinchen waren die Vorläufer der sieben Zwergen, die Moore im Anschluss gestalten sollte. Ihre charakterliche Individualität wurde nicht von der Erzählung getragen, sondern durch die Animation vermittelt. Was bereits für einen Stummfilmschauspieler schwer und nur die konsequente Folge von harter Arbeit war, gelang Fred Moore ohne professionelle Ausbildung ganz alleine mit einem Bleistift. Dieser Vergleich ist nicht untertrieben und tatsächlich sind Moores Bleistifte die wohl begehrtesten der gesamten Trickfilmbranche. Einer der grünen, abgewetzten Graphitschreiber befindet sich im Besitz des Warner-Bros.-Trickfilmzeichners James Tim Walker, ein zweites Exemplar, das Ollie Johnston gehörte, war viele Jahre an dessen Bürofenster mit einem Stück Klebeband an der Scheibe befestigt und fand nach seinem Tod bei Andreas Deja ein neues Zuhause.


Zeichnungen von Fred Moore für Schneewittchen (Quelle: andreasdeja.blogspot.com)

Für Walt Disney war Fred Moore nun der Mann der Stunde. Endlich erlaubten es die finanziellen Möglichkeiten des Studios, die Produktion eines abendfüllenden Zeichentrickfilms anzugehen. Einer der ersten jungen Künstler, die im Zuge dieses Plans neu ins Studio kamen, war Frank Thomas, der Fred Moore 1934 zur Seite gestellt wurde. Es dauerte ein halbes Jahr, bis sein Freund Ollie Johnston es ihm gleichtat. Es war nur die logische Konsequenz aus dem Erfolg der drei kleinen Schweinchen gewesen, Fred Moore die Verantwortung für die sieben Zwerge zu übergeben. Was er mit drei Charakteren begonnen hatte, perfektionierte er nun mit der Hilfe zweier talentierter und gut ausgebildeter Assistenten und übertrug es auf sieben neue Figuren. Eine neue Herausforderung war wohl weniger die größere Anzahl an Charakteren, sondern die Notwendigkeit, die einzelnen Zwerge naturgetreu interagieren zu lassen. Einerseits durfte ihre Einheit nicht zerstört werden, anderseits war es für die Lebendigkeit des Films wichtig, die Sieben einzeln herauszustellen.

Erneut sollten Walt Disney und Fred Moore einen überragenden Erfolg feiern. So sind die sieben kleinen Oscar-Statuen, die ersterer für die Zwerge erhielt, in Wahrheit mehr als nur ein kleiner Marketing-Gag. Sie symbolisieren die Begeisterung, mit der die Charaktere beim Publikum angekommen waren. Zweifelsohne sind sie die Stars des Films und stellen Schneewittchen selbst in den Schatten.

Für Walt Disneys großes Projekt durfte Fred Moore Micky Maus neu erfinden. Bereits in den Monaten zuvor war der Mäuserich behutsam der Zeit angepasst worden. In Fantasia trat Micky dann auf, wie man ihn bis heute kennt. Moore hatte die „Ära Ub Iwerks“ nach wenigen Jahren beendet und Walt überzeugt, ihm sein Allerheiligstes anzuvertrauen. Das Ergebnis muss ihn begeistert haben – so sehr, dass Micky Maus bis heute dem entspricht, was Fred Moore vor über 70 Jahre schuf.

In diesen Tagen war Fred Moore im Olymp der Trickfilmkunst angekommen. Er, ein junger, ambitionierter Künstler, der alleine von seinem Talent und dem Selbstbewusstsein, einen außergewöhnlichen Stil zu besitzen, lebte, hatte es geschafft, seine Art, Kunst auf Papier zu bringen, auf eine ganze Industrie zu übertragen. Die anderen Zeichner waren angewiesen worden, so zu zeichnen, wie Fred Moore es tat. Und herrschte im Studio bei einzelnen Figuren, Szenen oder Perspektiven Unklarheit, war er derjenige, an den man zuerst herantrat. Er hatte kein Handbuch, das er zücken konnte oder studiertes Wissen, sondern besaß die instinktive Fähigkeit, jeder Zeichnung und jedem Blatt den Geist des Trickfilms einzuverleiben. Man muss sich ins Gedächtnis rufen, dass Fred Moore erst 26 Jahre alt war, als er sich auf diesem Höhepunkt seiner Karriere befand. Ein Künstler, der schneller himmelhoch steigt, als er die Entwicklung selbst fassen kann – wird irgendwann von ihr eingeholt. Eingeholt von dem, was er überspringen musste, um diesen jungen Ruhm zu erlangen.

Bei Fred Moore kamen mehrere Dinge zusammen. Zunächst hatte er nie gelernt, sich an verschiedene Stile und Techniken anzupassen. Er konnte sich nicht darauf einstellen, einen anderen Charakter mit der selben Leidenschaft widerzugeben, wenn dieser nicht seinen eigenen Art zu zeichnen verkörperte. War das zu Beginn seiner Karriere noch nebensächlich, weil Micky Maus und andere Figuren relativ schlicht aufgebaut waren und sein Können vor keine Herausforderung stellten, machte es sich nun bemerkbar. Eine Riege junger, gut ausgebildeter Zeichner übernahm nun Verantwortung und begann, mit jedem neuen Film die Ansprüche des Studios zu verändern. Die Animation wurde perfektioniert, mit neuen Zeichenstilen gespielt, Bewegung sollte der Realität so nahe kommen, wie möglich, exakte Studien von Tieren wurden zum neuen Maßstab und man wollte erreichen, dass auf den ersten Blick zu sehen war: hierbei handelt es sich um Kunst in ihrer natürlichsten Form. Diese Entwicklung zu kritisieren, fällt schwer, denn die Resultate sind erstaunlich. Doch auf der Strecke blieb nicht nur die simple Idee von einfacher Unterhaltung, sondern auch Fred Moore.


Ward Kimball und Fred Moore 1941 in Der Drache wider Willen

Die Neugestaltung von Micky Maus sollte der letzte Meilenstein seines künstlerischen Lebens sein und bereits Ende der 1930er Jahren begann sein Stern zu sinken. Neue Zeichner, darunter, und das mag traurigste Ironie sein, seine einstigen Schüler Frank Thomas und Ollie Johnston, übernahmen das Ruder. Alkohol war zur damaligen Zeit ein weit verbreitetes Phänomen unter den Mitarbeitern Disneys, doch für Fred Moore wurde er zu einem Problem. Hinzu kam die Scheidung von seiner Frau Virginia und die Trennung von den gemeinsamen Kindern. Eine wichtige Rolle spielte auch die Krise, in die das Studio selbst rutschte. Die Situation erlaubte es nicht, den „schwächelnden“ Fred Moore „mitzuziehen“. In der ersten Hälfte der 1940er Jahre wurde es still um Fred Moore. Dann kam das Jahr 1946. Walt Disney, so heißt es, habe es gegenüber Fred Moore als das schwerste, das er je habe tun müssen, bezeichnet, als er seinen einstiegen Starzeichner entließ. Es sollte der größte Einschnitt in Moores Leben sein.

Was zunächst den Beginn einer noch tieferen, menschlichen Krise vermuten lässt, bewirkte tatsächlich das Gegenteil. Walter Lantz stellte ihn sofort ein und übetrug ihm eine bedeutende Aufgabe, die genau dem entsprach, was Fred Moore zu tun gedachte: er überarbeitete Woody Woodpecker, den Star des Studios. Was damit als künstlerischer Aufschwung begann, setzte sich im Privatleben fort. Moore heiratete erneut (seine zweite Frau hieß ebenfalls Virginia, was hie und da zu Komplikationen in Biographien über ihn führt) und bekam sein Alkoholproblem in den Griff. 1948 folgte seine Rückkehr zu Walt Disney. Die führenden Zeichner des Studios, allen voran Ollie Johnston, Frank Thomas und Ward Kimball, hatten sich persönlich für ihn eingesetzt.

Es folgten zahlreiche erfolgreiche Arbeiten für Disney, vor allem im Bereich des Characterdesign. Moore konnte frei arbeiten und damit alte Stärken wieder ausspielen. Am bekanntesten ist seine Arbeit an Peter Pan, in besonderer Erinnerung geblieben sind die von ihm gestalteten Meerjungfrauen, die eine jugendfreie Version der leichtbekleideten Damen darstellen, die er über viele Jahre hinweg zeichnete und bei seinen Kollegen als Freddie Moore Girls heiß begehrt waren.

Fred Moore erlebte die Premiere dieses Films nicht mehr. Er und seine Frau, die am Steuer des Wagens saß, verunglückten, als sie auf dem Heimweg von einem Tagesausflug, bei dem sie, zusammen mit Jack Kinney, ein Footballspiel besucht hatten, den Wagen auf der Straße wendete und dabei mit einem anderen Fahrzeug kollidierte. Beide wurden schwer verletzt ins St. Joseph's Hospital eingeliefert. Am nächsten Tag, dem 23. November 1952, starb Fred Moore an seinen inneren Verletzungen, gerade 41 Jahre alt.

Mehr über Fred Moores Arbeit für Schneewittchen, die Freddie Moore Girls und die Neugestaltung von Micky Maus finden alle interessierten Leser in unserem Artikel hier.