Donnerstag, 28. Februar 2008

Neues Poster von WALL•E

AICN präsentiert das neue Poster zu Pixars neustem Geniestreich:

Nette Farbgebung und die Abwandlung des üblichen "From the people who..." oder "from the creators of..." ist auch recht witzig. Vom Gesamtstil erinnert es mich irgendwie an Per Anhalter durch die Galaxis...

Trotzdem gefiel mir das Teaserposter viel besser, es hatte viel mehr Melancholie, größere Emotionen und war alles in allem einfach lyrischer:

Auch beim besten Marketing gibt es halt gute und weniger gute Vertreter. Solange kein schlechtes Poster dabei ist es ja in Ordnung. Und solange kein schlechtes Poster auf einen schlechten Trailer trifft, bin ich unbesorgt.

Das Rätsel ist gelöst: Darum ist die sechste Staffel "Scrubs" ab 16

Während ich immer noch darauf warte, dass Disney mir endlich schreibt, was in Deutschland mit dem Cartoon How to Hook up your Home Theatre passiert, zeigt sich die FSK wesentlich gnädiger mit mir.

Am 13. Februar erfuhr ich, dass die sechste Staffel von Scrubs - Die Anfänger eine FSK Freigabe ab 16 Jahren erhielt, im Gegensatz zu den fünf vorherigen Staffeln, die allesamt eine Freigabe ab zwölf erhielten. Meine Neugier war geweckt, vor allem weil die Staffel vor einigen Wochen komplett auf Pro7 lief und ich bei Scrubs kein Abdriften in weniger jugendfreie Gefilde bemerkte.

Also schrieb ich an die FSK und bat um eine Freigaben-Begründung.

Klar war mir nur, dass die Staffelbox höchst wahrscheinlich nur wegen einer Episode diese Freigabe erhielt - das sämtliche Folgen ab 16 sein sollten konnte ich mir nicht vorstellen.
Welche Folge nun weniger für Jugendliche geeignet sein könnte als der Rest, wollte mir aber nicht einfallen.

Erst kürzlich kam mir die Episode Meine kalte Dusche in den Sinn, der ich es zutrauen würde eine Freigabe ab 16 Jahren zu provozieren. Möglicherweise waren manche sexuell thematisierten Szenen zu explizit, vermutetete ich.

Heute erhielt ich dann tatsächlich eine Antwort von der FSK. Die E-Mail ist sehr ausführlich und freundlich gehalten.
Und ich lag gar nicht mal so falsch. Zumindest die richtige Episode habe ich getippt. Hier ein Zitat aus der E-Mail:

Die sechste Staffel der Serie „Scrubs – Die Anfänger“ erhielt die Freigabe „ab 16 Jahren“ auf Grund der Folge „Meine kalte Dusche“. Hier wurde im Prüfverfahren die Sprachebene für unter 16-Jährige als problematisch eingestuft. Das Prüfgremium war der Ansicht, sie sei sexistisch und gegenüber alten Menschen respektlos. Dies könne insbesondere für die sensiblen jüngeren Kinder der Altersgruppe zwischen 12 und 16 Jahren, die sich in der Phase der Pubertät befinden, irritierend oder erziehungsabträglich wirken.

Hierbei ist allerdings zu sagen, dass die FSK-Kennzeichnungen keine pädagogischen Empfehlungen sind sondern lediglich sicherstellen sollen, dass das körperliche, geistige oder seelische Wohl von Kindern und Jugendlichen einer bestimmten Altersgruppe nicht beeinträchtigt wird. [...] Eine letztlich "objektive richtige" Freigabe kann es nicht geben.


Waren also doch keine Sexszenen Schuld an der hohen Freigabe, sondern allein der Inhalt der Dialoge. Sexistisch, respektlos, altersdiskriminierend. Durchaus löblich, das von pubertären Bälgern fernzuhalten, allerdings bin ich trotzdem leicht verwundert. In meiner Erinnerung ist die Folge auch nicht krasser als andere Episoden. Aber dafür ist ja die DVD-Veröffentlichung da.

Jedenfalls möchte ich mich nochmal herzlich bei der FSK dafür bedanken, dass sie ihren "Kunden"service ernst nimmt und tatsächlich eine freundliche E-Mail verschickt hat, die auch meine Frage beantwortet. Das sollte zwar immer so sein, ist es aber nicht.
Vielen Dank für die Antwort, liebe FSK.

Disney, Telekom, Deutsche Bahn (eigentlich so ziemlich alle), nehmt euch daran ein Beispiel!

Mittwoch, 27. Februar 2008

Morgen ist es so weit...

... ein weiterer Nagel im Sarg der einstmals so stolzen Geschichte der Parodien startet in den deutschen Kinos: Meine Frau, die Spartaner und ich. Ein Kinotrailer bei dem niemand lacht, katastrophale Kritiken und das grausige Bewusstsein, dass aufgrund der erfolgreichen Kinoauswertung bald ein weiterer Film der Humorversager Jason Friedberg und Aaron Seltzer folgen wird.

Das... ist... schrecklich!
Wer auch fast ein Jahr nach 300 immer noch das Bedürfnis hat, sich eine Parodie auf den Zack-Snyder-Film anzusehen, darf sich aber freuen. Ihr müsst euch nicht in den grausigen Meine Frau, die Spartaner und ich schleifen. Guckt euch stattdessen einfach dieses Video an, das selbst nach so vielen Monaten weiterhin witzig ist:



Bin ich nicht nett zu euch? Dank mir habt ihr soeben 7 Euro und 75 Minuten eurer Lebenszeit gespart.
Ihr müsst euch übrigens nicht bedanken, ich habe das doch gern gemacht.

Dienstag, 26. Februar 2008

Fünfseitiger Artikel über WALL•E aufgetaucht

Das britische Filmmagazin Total Film gönnt seinen Lesern in der neusten Ausgabe einen fünfseitigen Artikel über WALL•E.
Jordan von Upcoming Pixar stellte Scans des Artikels zur Verfügung. Die fünf hochauflösenden Scans findet ihr hier.

Als kleinen Vorgeschmack gibt es hier schonmal ein weiteres Bild von der Figur, die Stitch den Titel meiner liebsten Trickfilmfigur, die keine Ente ist, streitig machen wird:

Süß. Süß. Süß. Und die überoffensichtliche 80er Jahre Referenz (liebe Kinder, das, was der Roboter auf dem mittleren Bild hochhält nennt man Rubik's Cube. Vor vielen, vielen Jahren raubte dieses kleine Teil vielen, vielen Leuten den letzten Rest ihres Verstandes) ist auch nett anzusehen. Ob wohl aus mehreren Jahrzehnten ein Spielzeug in WALL•Es Hände fallen wird?

Montag, 25. Februar 2008

Das waren die Oscars 2008...

25. Februar, 0:25 Uhr: Ich sitze vor meinem PC, den ich zur Feier des Tages umgestellt habe (genauso wie den Fernseher), damit ich fernsehen und gleichzeitig im Internet surfen kann. Zum zweiten Mal schreibe ich das Duckipedia Oscar Spezial 2008.

Knapp 5 Stunden und 2,5 Liter Süßgetränke später ist die Oscar-Nacht vorbei, das Spezial zu Ende geschrieben und ich bin hundemüde.
Nun, über elf weitere Stunden später, ist es also an der Zeit ein Fazit zu verfassen...

Wie jedes Jahr denke ich... "Das war's? Dafür bist du aufgestanden und hast deine Mult-Tasking-Fähigkeit wiedermal ausgeschöpft?!"
Irgendwie ist die Oscar-Nacht wie das Weihnachtsessen mit der Familie. Man wartet schon Monate vorher darauf, es ist lang, und wenn es vorbei ist, fragt man sich, was das denn nun gebracht hat. Aber im Jahr darauf macht man wieder mit.

Der Moderator hat einen soliden Job gemacht, mehr jedoch auch nicht. Mit Ratatouille gab es einen Gewinner, für den ich mich richtig mitgefreut habe, der Ausstattungs-Oscar und der Hauptdarsteller-Oscar gingen an Leute die es mehr als verdient haben, mit Johnny Depp ging wieder Mal einer meiner Lieblinge leer aus. Alan Menken hätte einen Oscar bekommen sollen, der ewige Pechvogel Kevin O'Connell bleibt ein ewiger Pechvogel. Wenn das so weiter geht, erhält er in 20 Jahren seinen Ehrenoscar. Und Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt war halt doch kein Oscar-Material... Schade...
Ansonsten: Richtig mutig ist die Acadamy immer noch nicht (sonst hätte Ratatouille alles abgeräumt, was nicht auf den Namen Doku oder Kurzfilm hört), auf No Country for Old Men freue ich mich jetzt noch mehr, als ich es vorher schon tat.

Und ProSieben hat "bloß" einen Film gespoilert, die Acadamy höchstpersönlich einen anderen. Da habe ich schlimmeres befürchtet.

Bis Ende März kommen nun einige Oscar-Movies in die deutschen Kinos, dann ist wieder Blockbuster-Saison, dann kommt der allwinterliche Familienfilm-, Drama- und Romanzenboom, dann starten wieder die ersten mutigen Oscar-Nominees und dann heißt es wieder And the Oscar goes to... einen Film, den der durchschnittliche deutsche Kinozuschauer eh nie sehen wird.

Freitag, 22. Februar 2008

Rezension: Fast Tracks - No Limits


Ich habe es bereits angedeutet: Pro7s große Hoffnung "Fast Track - No Limits" muss sich meinem knallharten Urteil unterziehen. Der Pilotfilm zur international gedrehten, deutschen Actionserie über illegale Autorennen stammt aus der Feder des Monk-Autoren Lee Goldberg, Regie führte Axel Sand ("Crazy Race 3"), Produzent ist Herman Joha ("Alarm für Cobra 11"). Im Hinblick auf die Crew scheint es dementsprechend so, als wäre die Story das beste am Film? Naja... bei einem 08/15-Actioner nicht wirklich eine viel versprechende Aussicht.
Aber geben wir dem Film seine Chance. Irgendwann muss doch endlich wieder eine gute Serie aus deutschen Landen kommen, die nicht "Pastewka", "Stromberg" oder "Switch reloaded" heißt. Die Hoffnung stirbt zuletzt...

Die Hoffnung auf eine gute Story stirbt bei diesem Film trotzdem sehr früh. Die Figuren (und die Figurenkonstellation) stammen aus dem ersten Kapitel des "Actionfilm 1x1". Da haben wir einen stets zu spät kommenden Pizzalieferanten mit dunkler Vergangenheit und Benzin im Blut, einen überehrgeizigen Polizisten und seinen übervorsichtigen Partner, einen düsteren Gangster aus dem Ausland, eine weibliche Mechanikerin deren Werkstatt vor dem Ruin steht und sich nur noch mittels Preisgelder aus illegalen Straßenrennen über Wasser halten kann und eine reiche, verwöhnte Blondine. Wie es der Zufall so will sind die Wege dieser Figuren natürlich auch eng ineinander verwoben: Der Pizzajunge wirft ein Auge auf die reiche Ehefrau, die Mechanikerin ist mit dem ehrgeizigen Polizisten im Bett und so weiter, und so weiter. Diese irren Verwebungen die dank der Selbstverständlichkeit, mit der sie präsentiert werden, ein Augenrollen nach dem anderen entlocken sind wegweisend für die Szenen zwischen den Actionsequenzen. Da treffen mittelmäßiges Schauspiel, schmalzige Musik und ach-so-betroffen machende Überkreuzungen, in denen die eine Figur der anderen im Weg steht aufeinander.

Der Pilotfilm-Aspekt is nicht zu übersehen: All diese Verwebungen von Figuren, die mehr oder weniger widerwillig den anderen ihr Ziel verbauen soll Konfliktstoff für eine Serie aufbauen. Das geschieht aber auf solch simple und durchschaubare Weise, dass man im ersten Drittel des Films den Gedanken nicht verliert, Lee Goldberg hätte das Skript in einer sehr, sehr schlechten Nacht geschrieben und danach nie wieder für eine Überarbeitung angefasst.

Irgendwann sind die Rollen jedoch verteilt und jede Figur wurde nach ihrer Einführung auch langsam aber sicher auf ihren Platz geschoben, der dem Film (und der Serie) Zündstoff verleihen soll. Ab diesem Moment gewinnt der Film an Spannung - zwar ist die Konstellation vorhersagbar und alles andere als neu, doch im Gegensatz zur vorhergegangenen Exposition weiß dieser Part, wie man den Zuschauer packen kann. Auch das Niveau der Dialoge bessert sich - die schmerzenden One-Liner zwischen pseudocool und pseudophilosophisch lassen langsam nach und man kann dem Film auf simplem Unterhaltungsniveau folgen, ohne weitere Beeinträchtigungen des Denkvermögens zu befürchten.

Die besten Szenen sind mit Abstand sämtliche autobezogenen. Egal ob Verfolgungsjagd, Probefahrt, Reparatur oder Autorennen - in diesen Szenen zeigt der Pilotfilm seine Stärke. Die Sequenzen sind sehr gut photographiert, die Regieführung ist dynamisch und die Musikauswahl ist sehr gelungen, auch der (rar gesäte) original Score weiß hier zu überzeugen.

Soll man nun daraus eine ganze Serie spinnen? Schwer zu sagen, denn der Film litt extrem an der Pilotfilm-Krankheit. Oftmals ist das Einführen der Figuren bemüht und langweilig, in diesem Falle zugleich auch noch haarsträubend und schmerzhaft geschrieben. Allerdings muss man sagen, dass der Film, kaum wurde dies erledigt, an Qualität zunahm und einfach nur unoriginell, aber trotzdem spannend war und genug Stoff für eine Serie bietet. Anspruch kann man zwar auch für die Serie völlig abschreiben, aber für die Serie besteht tatsächlich die Hoffnung auf Originalität. Um den Anfang der Geschichte zu erzählen wurde auf das abgenutzte "Fast and the Furious"-Prinzip zurückgegriffen, aber für eine Serie müsste neuer Stoff her. Und der Stand, an dem sich die Figuren am Ende des Films befanden bietet tatsächlich die Möglichkeit ganz unterhaltsame Geschichten zu erzählen, erst Recht wenn man den Figuren die Möglichkeit gibt sich zu entwickeln. Eine hervorragende Serie würde man immer noch nicht erhalten, dafür ist einiges dann doch zu uninspiriert, aber eine ganz gute deutsche Actionserie ist ja auch schonmal was.

Für den Film selbst gilt aber: Tatsächlich ist er nichts weiteres als absolutes Mittelmaß, er ist völlig gleichgültig. Nach dem Ansehen denkt man nicht, man habe seine Zeit verschwendet, aber man hätte auch absolut nichts verpasst, wenn man ihn auslässt. Der Anfang war grauenhaft, die Autoszenen gut bis sehr gut, der Rest erträglich bis annehmbar. Schauspielerisch sticht Pasquale Aleardi als sympathischer, leicht unheimlicher Strippenzieher Gregor Gargolov heraus, der Rest ist nicht weiter der Rede wert.

Pilotfilme werden aber selten der Serie gerecht. Und wären die Quoten nicht so mittelmäßig bis schlecht gewesen, könnte man auf eine ganz nette Serie hoffen. So aber wird man dieses Projekt wohl als gescheitert ansehen. Zwar nicht ärgerlich, aber auch kein Flopp, dem man dem Sender gönnt... Gleichgültig, halt.

Donnerstag, 21. Februar 2008

Monopoly - Der Film

Nach wahren Begebenheiten, Theaterstücken, Büchern, Comics, TV-Serien, Videospielen, Actionspielzeugen und Disneyland-Attraktionen erreicht Hollywood nun die nächste Vorlagen-Fundgrube: Brettspiele.
Universal und Hasbro machten einen Deal aus, laut dem mindestens vier von Hasbros Brettspielklassikern, darunter Monopoly, verfilmt werden. Der erste Film soll spätestens 2011 ins Kino kommen.
*klick*

Und ich dachte immer, Monopoly - Der Film würde erst nach Roland Emmerichs Tetris in die Kinos kommen...

Mittwoch, 20. Februar 2008

"Fast Track - No Limits": Der Pilotfilm zur deutschen US-Serie... oder sowas in der Art

Vor vielen Monaten sorgte Pro7 für Trubel in der deutschen Fernsehlandschaft: Man plane eine Serie auf internationalem Niveau. Mit internationalen Darstellern nach dem Drehbuch von Monk-Erfinder auf Englisch in Berlin gedreht und nachher auf Deutsch synchronisiert möchte man eine mit hohem Budget ausgestattete Serie fürs deutsche Fernsehen etablieren und danach gewinnbringend in alle Welt verkaufen. Fast Track soll der ganze Spaß heißen...

Februar 2008: Fast Track - No Limits, der Pilotfilm zur oben erwähnten Serie kommt ins deutsche Fernsehen. Die Trailer schreien es geradezu heraus, die Plotzusammenfassungen in den Fernsehzeitungen scheinen die Befürchtung zu bestätigen: Fast Track ist nichts anderes als die zigtausendste The Fast and the Furious-Nachgeburt. Ein Film über illegale Straßenrennen und nackige, knackige Frauen zwischen bunt lackierten Straßenflitzern.
Das soll also die revolutionäre Rettung der deutschen Serienlandschaft sein?

Nun, vielleicht schon, denn bei Quotenmeter.de sahnt der Pilotfilm eine Traumwertung von 97% ab, wird als Mischung aus klassischem Actionkino und Experimentalfilm bezeichnet, mit genügend Konfliktpotential für eine lang laufende Serie.
Moment, spricht man hier vom selben Film?

Ich wollte anfangs der Serie eine Chance geben (für's deutsche TV neuartige Ideen wie etwa das Drehen mit internationalen Standards müssen unterstützt werden), als ich dann Trailer und Plot mitbekam war die Sache für mich gestorben. Die herrausragende Kritik dagegen macht wieder Hoffnung.

Fast Track - No Limits (oder wie man ihn vor einigen Jahren noch genannt hätte: Flotte Flitzer ohne jede Regel, In den Tiefgaragen ist die Hölle los oder Rasante Rennen und heiße Hupen) läuft morgen um 20.45 Uhr auf ProSieben. Und danach sind wir endlich klüger.

Ich gönne dem deutschen Fernsehen das Beste, rechne mit dem Schlimmsten und am Ende wird das Ergebnis sicherlich Gleichgültigkeit pur lauten. Wir werden sehen.

Montag, 18. Februar 2008

There Will Be Film: Ein Blogeintrag in 3 Akten - Akt 2: There Will Be Blood



There Will Be Blood
- eine Drohung, ein Versprechen, eine Ankündigung, eine Metapher? Was hat der Titel der großen Oscarhoffnung zu bedeuten, wieso betitelt man ein Drama über einen mürrischen, meistens wortkargen "Ölmann" wie einen Horrorthriller? Das fragt sich der Zuschauer noch vor Beginn der ersten Szene, doch alsbald erledigt sich diese Frage von selbst.

There Will Be Blood beginnt rau, kalt, beeindruckend: Einsam gräbt sich ein Mann durch seine staubige Silbermine, haut mit aller Gewalt auf den harten Fels ein. Eher zufällig stößt er auf Öl. Der Film bleibt still - beunruhigende Musik und das Geräusch von schwerem Metall, welches auf hartes Gestein trifft. Mehr bekommt man nicht zu hören.
So beginnt die Geschichte des einstigen Silberminenbesitzers und nun erfolgreichen Ölbohrer Daniel Plainview, der zusammen mit Adoptivsohn H.W. auf Grundstückfang geht. Plainview ist der führende im Ölgeschäft, niemand anderes geht mit mehr Leidenschaft und Energie in dieses Geschäft, niemand ist gerissener und ehrgeiziger als Plainview. Und so findet dieser nur einen Gegenspieler: Eli Sunday, einen streng gläubigen Christen, der seine religiöse Macht genauso besessen verstärken möchte, wie Plainview seine Macht im Ölgewerbe.
Diese von Beginn an auf Konfrontation ausgerichtete Konstellation spiegelt sich auch in der Darstellung wider: There Will Be Blood ist eindeutig Daniel Day-Lewis' Film, er spielt mit Kraft, Würde, Charme aber auch einer unheimlichen Aura den stets jenseits von gut und böse befindlichen Daniel Plainview. Nicht nur äußerlich erinnert er an seine Figur "Bill the Butcher" aus Scorseses hervorragendem Epos Gangs of New York, denn auch die Wirkung der Figuren ist die selbe. Nur ist Day-Lewis' Figur dieses mal der zentrale Dreh- und Angelpunkt des Films. Einzig Paul Dano (bekannt aus Little Miss Sunshine) kann sich gegen ihn behaupten und spielt seinen wahnsinnigen Prediger ähnlich beängstigend glaubwürdig, wie es der Star des Films tut. Und so heben sich die gemeinsamen Szenen konsequenterweise zu den Sternstunden dieses Films ab. Zuweilen brüllend komische, stets dramatische und beeindruckende Kämpfe der Titanen - das Aufeinandertreffen des rauen kapitalistischen und des streng gläubigen Amerikas.

There Will Be Blood ist keine Geschichte eines Auf- oder Abstiegs, was man möglicherweise vermutet, sondern eine Charakterstudie. Jedoch keine, die eine Charakterentwicklung erläutert, sondern eine, die den bestetigen Charakter anhand Beispielen festmacht.
Dem Publikum präsentieren sich sorgsam ausgewählte Stützpfeiler im Leben Plainviews, Momente die ihn besonders gut beschreiben. Wie er seine Geschäftspartner bedroht, ein gesamtes Dorf um den Finger wickelt, wie er entnervt eine Versammlung verlässt oder neue Bohrmethoden entwickelt.
So ist There Will Be Blood ein Film, der nach hinten raus erst seine volle Wirkung entfaltet. Wartet man zu Beginn noch auf eine eintretende Veränderung Plainviews, bemerkt man erst im Laufe der Spielzeit, dass es nicht um Veränderung geht. Plainview ist ein gegebener Charakter, er ist, was er stets war, und er wird es auch stets bleiben. Es geht mehr darum, wie er sich durch sein Umfeld bewegt, wie er sein Werk vollbringt. Deshalb steigert sich die Wirkung von There Will Be Blood von Szene zu Szene. Immer stärker wird man an Plainviews Persönlichkeit gewöhnt, ist von seinem Dasein beeindruckt. Es ist einem egal, ob er für eine Gemeinheit bestraft wird, oder für seine charmantere Seite belohnt wird. Man wartet einfach ab, was Plainview als nächstes macht. Der Spannungsbogen bleibt somit dezent im Hintergrund - was einen Großteil des potentiellen Publikums abstoßen wird. Wer sich aber darauf einlässt, wird belohnt, denn die Beziehung zwischen Plainview und Sunday entfaltet sich für den geneigten Zuschauer zu einem sich auszahlenden Konflikt. Und beim Abspann realisiert man, dass alles daraufhin gearbeitet hat.

Dem Regisseur Paul Thomas Anderson ist so eine tief gehende Romanverfilmung gelungen, die sich in den Verstand bohrt und die volle Entfaltung erst später entwickelt. Mit prächtigen Kamerafahrten in karger Landschaft zieht er den Zuschauer ins staubtrockene Kalifornien, überlässt einem den Schicksal Plainviews. Partei ergreift der Regisseur zu keiner Zeit. Sowohl Kirche als auch Geldgier werden kritisiert, Plainviews Handeln bleibt in den kritischsten Punkten undurchsichtig. Und so bleibt der Zuschauer stets von der Figur fasziniert, wird nicht durch eigene Wünsche für den Ausgang der Geschichte abgelenkt. Der steht so oder so fest, ist unvermeidbar, fast schon vorbestimmt.
Dieser Schachzug kann nur hier funktionieren - in vielen Fällen wäre es eine Todsünde, wäre dem Zuschauer die Zukunft der Hauptfigur egal. Doch wundersamerweise ist es in diesem Falle das Geheimnis des Films. Bedrückend, beeindruckend, düster, aber zugleich nicht ohne Witz. Ein feiner Milchshake, den Anderson da für uns zusammen gemixt hat.

Vielfach verglichen US-Kritiker There Will Be Blood mit Wells' Klassiker Citizen Kane. Dem vermag ich jedoch nur stückweit zustimmen. Vom Innovationsgrad her bleibt Andersons Psychogramm eines Ölmanns naturgemäß zurück. Neuartige Kameraperspektiven und innovative Fokussierung gibt es nicht zu sehen. Inhaltlich bietet sich der Vergleich jedoch an, ohne aber so etwas wie Ideenarmut oder Plagiatismus zu vermuten. Gemeinsam haben die Filme einzig, dass sie in aller Breite die Geschichte eines Magnaten erzählen, eine einnehmende Persönlichkeit, die über alle Verurteilungen steht.
Wie die Filme diese Geschichte erzählen, und was auf der Reise der Hauptpersonen geschieht ist jedoch gänzlich anders.
Nur mit einer kurzen Kameraeinstellung, einem Moment scheint Anderson Citizen Kane Tribut zu zollen - direkt darauf steuert There Will Be Blood wieder unaufhaltsam seinen eigenen Kurs an.
There Will Be Blood ist kein Film, den man auf klassische Weise liebt. Man wird von ihm überrollt, geblendet, denkt lange über bestimmte Szenen nach. Das macht großartiges Kopfkino aus. Und so liebt man den Film dann doch...

Siehe auch:

Samstag, 16. Februar 2008

Ratatouille - 2-Disc Special Edition


Ratatouille - das ist mehr als nur ein neuer Pixar-Film. Ratatouille ist schlicht und ergreifend das mit Abstand beste, was das geniale Animationsstudio aus Emeryville bislang zu Stande gebracht hat. Und das will was bedeuten, schließlich stammen von Pixar auch solche Geniestreiche wie Die Monster AG, Findet Nemo und Die Unglaublichen.

Nun ist Ratatouille also endlich auf DVD erschienen, sowohl als spärlich ausgestattete Single-Disc mit putzig-schönem Cover, als auch in einer 2-Disc Special Edition im glatten Steelbook (mit eher mäßigem Cover).
Da ich aber keine Verpackungen sammle, sondern Filme (und ggf. auch gerne das Bonusmaterial), griff ich trotzdem zum Steelbook.

Nachfolgend meine Rezension. Der Part über den Film basiert auf meinem Review im Duckfilm-Forum, wurde aber nochmal im Detail überarbeitet. Der Rest (über die DVD, das Bonusmaterial und sonstwas) ist neu.

Der Hauptfilm

Kurze Inhaltsangabe: Die Landratte Remy liebt gutes Essen - doch dies stößt nur auf Unverständnis bei seiner Familie. Seine Sehnsucht nach guten Speisenkompositionen bringt ihm jedoch nicht nur Gespött ein, sie bringt ihn auch in Gefahr, schließlich sind die Menschen, bei denen gutes Essen leicht zu finden sind, nicht sehr froh über Nagetiere in der Küche. Doch die eher talentlose Küchenaushilfe Linguini befreundet sich mit Remy...

Wie ist die Story und Erzählweise?: Kurzum? Vorzüglich! Die simpel klingende Grundidee eines "Fish-out-of-Water" gepaart mit einer ungleichen Freundschaft lässt nichtmals ansatzweise vermuten, wie unglaublich feinsinnig "Ratatouille" in Wahrheit ist! Mit viel Gefühl und Verstand erzählt Brad Bird Remys und Linguinis Geschichte - das Tempo ist dabei bedächtig, aber bei weitem nicht langsam. Es ist exakt so schnell, wie es diese Art von Film einfordert. Denn Ratatouille ist keine wilde Komödie oder ein romantisches Musicalmärchen (was ja die zwei mit wohl großem Abstand populärsten Trickfilmgenres sind), sondern eine liebevolle, charmante Dramödie (nicht zu verwechseln mit der traurigeren Tragikomödie), eine Art Coming-of-Age-Story, ein modernes Märchen... "Ratatouille" ist vieles, aber nichts, das einen an die Unmengen an anderen CGI-Filmen erinnern könnte.

Das große Dilemma in das sich Remys Leben dirigierte ist klug erzählt und nachvollziehbar, Linguini ist kein dummer, menschlicher Sidekick sondern hat eine eigene Seele. Der Druck, der auf den Protagonisten dank Küchenchef Skinner und Kritiker Anton Ego liegt, ist hier nicht der Treibstoff der Geschichte, es sind die Figuren und ihre Stärken und Schwächen, die den Film zum Laufen bringen. Hier trifft schon ein bisschen europäisches Flair ein - der Film nimmt sich auch Zeit für kleine, liebevolle Vignetten und hetzt nicht von einem großen Schauwert und laut angekündigten Plottwist zum anderen. Und trotzdem vergehen die fast 2 Stunden wie im Fluge. Halt ganz großes Kino.

[spoiler]Besonders sei noch das ungewöhnliche, "graue" Ende zu erwähnen, dass einen lächelnd aus dem Film entlässt, aber trotzdem weit ab vom üblichen Happy-End Marke 08/15 entfernt ist.[/spoiler]
Animation und Design: "Ratatouille" wird noch zum Lehrfilm für Pixar-Neulinge: Alles, was die Pixar-Optik zu was besonderem macht ist in "Ratatouille" vorhanden - und noch das gewisse Etwas, das diesen Film von seinen "Vorgängern" abhebt. Die Sets zum Beispiel sind wirklich atemberaubend. Ob das rustikale Frankreich, das edle Restaurant Gusteau's, dessen hektische Küche oder die atemberaubende Stadt der Liebe bei Nacht: Die Bilder sehen so unwahrscheinlich echt aus, dass man vergisst einen Trickfilm zu sehen - zugleich ist alles jedoch so sehr stilisiert, dass es ein künstlerisches Gesamtbild abgibt. Am besten kann man es meiner Meinung nach am Beispiel von Paris erklären: Die französische Hauptstadt ist eine der schönsten Städte dieser Welt - aber die romantisierte Version aus den Augen der Pixar-Schöpfer ist noch viel beeindruckender:



Ähnlich wie es schon bei "Findet Nemo" der Fall war: Die faszinierende Unterwasserwelt des Great Barrier Reef ist in der Pixar-Welt einfach noch eine Klasse schöner...

Die menschlichen Figuren folgen dem Beispiel des Klassenprimus "Die Unglaublichen" - statt befremdlich-photorealistische Menschen oder künstliche Plastikpuppen auf die Leinwand zu bannen, entschlossen sich die Animatoren erneut Karikaturen zu kreieren. Dies hilft dem Film ungemein: Durch diesen plausiblen "Unrealismus" lässt sich Linguini Marionetten-artig durch den Film dirigieren, was herrlichen Slapstick mit sich bringt, aber nie aufgesetzt wirkt.
Auch die Größenunterschiede zwischen einzelnen Charakteren sind völlig unrealistisch und besondere Körpermerkmale sind überspitzt dargestellt - dabei bleiben die Figuren jedoch "plausibel" und menschlich und vorkommen äußerlich nicht zu Witzfiguren. Was ja auch ihrem Wesen entspricht. :-)

Die Ratten sind, wie sollte es auch anders sein, extrem putzig und liebenswürdig gehalten. Aber keine Sorge, sie sind keine bloßen Plüschfigur-Werbemaskottchen. Remy hat besonders ausdrucksstarke Augen und auch seine Körperbewegungen sind gute Beispiele für hervorragende Charakteranimation. Einen Bonuspunkt bekommt das Team um Brad Bird für seinen Einfallsreichtum:
[spoiler]
Remy erklärt, dass er lieber auf zwei Beinen laufen möchte um sein Essen nicht zu beschmutzen- dies macht die Figur designtechnisch menschlicher und ermöglicht eine stärkere Darstellung seiner Emotionen, da er nun menschenähnlich gestikulieren kann[/spoiler]

Der an Disney-Cartoons der späten 50er Jahre erinnernde, im Limited-Animation-Stil gehaltene Abspann ist dann noch ein letztes Sahnehäubchen.
Der Humor: Von ein paar guten und soliden Slapstickeinlagen abgesehen gewinnt der Film seine Lacher durch Wortwitz und optischen Einfallsreichtum. [spoiler]So hat das Arbeitszimmer des unheimlichen restaurantkritikers Ego die Form eines Sargs und seine Schreibmaschine erinnert an einen Totenkopf.[/spoiler]

In Massenszenen gibt es in jeder Ecke der Leinwand was zu entdecken und ab und an gibt es charmante Hommagen an Frankreich zu entdecken.
[spoiler]Als Remy aus der Kanalisation läuft und dabei unwissend einen Streifzug durch Paris unternimmt kann man z.B. sehen wie eine Frau ihren Liebhaber mit einem Revolver bedroht - nur um ihm kurz danach leidenschaftlich um den Hals zu fallen. Die französische Filmschaffenseriode des "poetischen Realismus" - und ihr Einfluss auf den Film noir - lässt grüßen.[/spoiler]

Die Synchro: Wie heißt es so schön im Anti-Raubkopie-Trailer von "Ratatouille"? Genau, auch der Klang ist entscheidend für den erstklassigen Genuss. Leider wird dieser ab und an jedoch von einer lieblosen, auf große Namen schielende Synchronisation zerstört.

Nicht so bei "Ratatouille": Die Stimme der Hauptfigur Remy, die Synchronregie und das -buch übernahm Axel Malzacher, bekannt als deutsche Stimme von Jack in "Will & Grace" und Lord Cutler Beckett in PotC 2 & 3 hat einen großartigen Job geleistet. Remy ist leicht verschroben, extrem sympathisch und kann seine Emotionen hervorragend ausdrücken.
So wurde Axel Malzacher auch zu meinem persönlichen Lieblingssynchronsprecher des Jahres 2007. Er war ein vorzüglicher kalt-ironischer Bösewicht in PotC:AWE, und als Remy überzeugte er mich sogar noch mehr. Dieser vielsichtigen Figur eine gute Stimme zu verleihen stelle ich mir unglaublich schwer vor, zumal man Remy knapp ein Jahr lang schon mit anderer Stimme hörte (nämlich im Teaser zum Film). Doch Malzacher, der außerdem für die deutsche Fassung von "Scrubs" verantwortlich ist (und dort wunderbar sämtliche vermeintlich unübersetzbaren Stellen problemos ins Deutsche übersetzt und in der 2007er Staffel vorzüglich ein Klo sprach), ließ Remys "alte" Stimme sofort in Vergenssenheit geraten.

Und auch die anderen Rollen wissen zu überzeugen, ganz besonders gefielen mir (neben Remy natürlich) Donald Arthur als liebevoller, gemütlicher Koch Gusteau und Michael Caines Stammsprecher Jürgen Thormann als unheimlicher Restaurantkritiker Anton Ego.
[Spoiler]Vor allem letzter liefert am Ende des Film seine hoffentlich in die Disney-Geschichte eingehende Sprecherleistung ab, als er seine Kritik vorliest. Diese "Rede" ist fantastisch geschrieben und so wunderbar gesprochen, dass mir jedes Mal richtig warm ums Herz wird, wenn ich diese Szene sehe. [/Spoiler]

Und die Promis? Nun, außer Tim Mälzer gibt es keine "echten" Promis. Und um ehrlich zu sein... Ich habe Mälzer im Kino nicht raushören können. Da ich mich auch nicht über dessen Rolle informiert hatte, musste ich erst zu Hause nachlesen, welche Figur von ihm gesprochen wurde.
Nun, entweder hatte ich was an den Ohren oder Mälzer hat einen wirklich guten Job hingelegt. Seine Figur hat zwar sehr wenig Text, aber gehörte trotzdem zu den witzigsten Nebenfiguren. Bleibt nur die Frage, weshalb man ihn dann engagierte, wenn man ihn doch eh nicht erkennt. Aber das ist im Grunde doch auch wieder egal, oder?

Die Zielgruppe: Hätte ich den Film damals in einem Kinosaal gesehen, in dem ich der jüngste gewesen wäre, ich wüsste nicht, ob er Kindern gefallen würde. Er erinnert in nahezu keiner Szene an einen Kinderfilm und die Storyline schien mir eher Leute anzusprechen, die schon Versuche gestartet hatten flügge zu werden oder sich selbst zu finden.
Doch ich habe Ratatouille mit Kindern gesehen, und so weit ich das sagen kann, waren sie begeistert. Remy eroberte schnell das Herz der Kinder, genauso wie sein verfressener Bruder. Der Slapstick zog wie immer bei allen Altersklassen und, was mich besonders überraschte, gerade die Szenen, die mein Animationsfan-Herz haben höher schlagen lassen begeisterten auch (hörbar) die jüngeren Kinogänger. Die beeindruckenden Kamerafahrten in manchen Szenen und die tolle Bildkomposition verfehlten ihre Wirkung keineswegs.
[spoiler]Und auch die zwei kurzen an Fantasia erinnernden Szenen, in denen Remy die Wirkung guten Geschmacks erklärte kamen sehr gut an, was mich positiv überraschte.[/spoiler]

Trotzdem ist der Film sichtbar mehr an ältere gerichtet. Erzählstil, Optik und Charakterzeichnung sprechen Leute über dem Alter des "Trickfilm-Klischeepublikums" überdeutlich an.

Aber, wie sagen die Leute bei Pixar doch so gerne, sie machen ja keine Filme für Kinder oder Erwachsene. Sie machen Filme für sich. Und das merkt man nicht nur, das freut einen. Bei Pixar scheint man einen exzellenten Geschmack zu haben.

Pixar-o-Meter: In meinen Augen steigerte man sich bei den Pixar Animation Studios ja von Film zu Film. Während mir Toy Story (rein perönlich gesehen) nicht mehr als ein "joah, okay" abgewinnen konnte, sehe ich "Die Unglaublichen" als großes Meisterwerk an. "Cars" verpasste dieser Statistik einen kleinen Blechschaden und reihte sich nur knapp über dem sehr guten "Toy Story 2" ein. Doch Ratatouille bügelt diesen Fehler wieder aus: Remy und seine Kumpane sind nochmal ein dickes Stück besser als die Superheldenfamilie um Bob Parr.

Und wenn WALL*E auch nur die Hälfte von dem hält, was ich mir von ihm verspreche, muss die französische Landratte die Pixar-Goldmedaille bald wieder abgeben...

Bis dahin sieht es bei mir also so aus:


Fazit: Rundherum gelungenes Kino für die ganze Familie, das in diesem Falle den Erwachsenen und Cineasten noch mehr gefallen wird als es den anderen eh schon tut. Ratatouille wird noch in Jahrzehnten als gutes Beispiel für großartiges Animationskino dastehen können.

Die DVD
Verpackung und all das: Das Steelbook glänzt ein wenig und ist im Gegensatz zum üblichen Standard-Steelbook nicht metallisch-rau, sondern glatt lackiert. Wenn man sich nun auch noch für ein schönes Cover entschieden hätte, wäre die Verpackung dem Film würdig.
Den DVDs liegt der neue Disney-Flyer bei, welcher dem halbwegs gut informierten DVD-Sammler allerdings auch keinerlei neue Informationen bietet. Außerdem liegt ein Flyer für ein Disney-Gewinnspiel bei.
Menüs, Trailer und Technik: Auf der ersten Disc begegnet dem Zuschauer das neue Disney-Home-Entertainment-Erkennungsvideo (Logo kann man dazu ja nicht mehr sagen). Schon erstaunlich, dass sich eine vermeintliche Schnapsidee wie eine Verfilmung einer Wildwasserbahn innerhalb so kurzer Zeit zu einem der größten Disney-Hits mausern kann, so dass diese das Video eröffnen darf.
Es folgen einige Trailer, darunter für die Platinum Edition von 101 Dalmatiner, Aristocats und Wall•E. Auf der zweiten Disc kann man über das Hauptmenü ebenfalls einige zusätzliche Trailer anwählen.
Die Menüs sind alle sehr liebevoll im Stil des Abspanns gehalten und auch zum Großteil animiert. Auf der zweiten Disc verstecken sich auch wieder ein paar Easter Eggs.
Zur Technik muss man nicht mehr viel sagen. Wie bei jedem neueren Pixar.Film ist auch hier das Bild glasklar, Fragmente frei und gestochen scharf, der Ton ist klasse abgemischt.

Die Extras:
Im Gegensatz zu den aktuellen Trickfilmen aus dem Hause Disney, wissen die Pixar-Streifen stets auch mit dem Bonusmaterial zu überzeugen. Sofern sie nicht von Autos handeln.
Die 2-Disc-Edition von Ratatouille hat mehrere sehr interessante Hintergrundberichte zu bieten, unter anderem über die Gestaltung des Essens, der Stromschnellen und von Paris. Insgesamt laufen diese Extras leider nur recht kurz und bieten nicht mehr als einen Überblick. Außerdem gibt es internationale Werbespots zu sehen, kurze Porträts der Charaktere und mehrere geschnittene Szenen inklusive Intros vom Filmteam. Pixar-typisch gibt es auch wieder ein paar Easter Eggs zu entdecken, darunter eins über das Wort "Yes!" und eins über das Problem, einen Titel für den Film zu finden.
Besonders herausragend sind aber mal wieder die Kurzfilme: Lifted (Gary Rydstroms Regiedebüt) wusste schon im Kino zu begeistern, und der exklusive Kurzfilm Dein Freund, die Ratte mit Remy und Emile ist ein waschechter Brüller, vor allem für Kenner der Disney-Educational-Shorts.

Alles in allem sind die Extras zwar vom Niveau der Unglaublichen, der Monster AG und Nemo entfernt (dafür kommt der Making-of-Part einfach zu kurz), aber unter den Pixar DVDs nimmt das Steelbook von Ratatouille einen sehr guten vierten Platz ein.

Doch schon der Film allein macht diese DVD zu einem absoluten Pflichtkauf!

Mittwoch, 13. Februar 2008

"Scrubs - Die Anfänger": Staffel 6 ab 16 Jahren freigegeben

Wie man auf der Webseite der FSK nachsehen kann, erhielt die 6. Staffel der absolut göttlichen Super-Serie Scrubs - Die Anfänger eine Freigabe ab 16 Jahren.
Die Fernsehausstrahlung der Staffel ist noch nicht sehr lange her, und ich kann mich auf Anhieb nicht daran erinnern, was denn nun an dieser Staffel "härter" oder "zotiger" war als an den bisherigen, mit FSK ab 12 freigegebenen Staffeln.

Leider wird anhand der Angaben auf der Seite auch nicht klar, welche Episoden nun ab 16 sind, es wird einfach pauschal die gesamte Staffel als "ab 16" angegeben. Als Lost letztes Jahr ab 18 freigegeben wurde, konnte man wenigstens nachlesen, dass die Episode "Einer von ihnen" diese hohe Freigabe erhielt (und die restlichen Episoden eine FSK ab 12 oder ab 16).

Damals antwortete die FSK auf eine E-Mail eines Lost-Fans, die sehr ausführliche Antwort geisterte kurz darauf durchs Internet. Ich bezweifle zwar, dass man sich bei der weniger populären Serie Scrubs ähnlich viel Mühe gibt, aber ich werde es trotzdem versuchen.

Peter Gabriel spricht über den möglicherweise besten Film 2008!

Das Genesis-Mitglied Peter Gabriel spricht auf seiner Webseite in einem Video über seine Zusammenarbeit mit Pixar.
Bisher arbeitete er u.a. an den Filmen Birdy und The Last Temptation of Christ mit, nun ist er also auch für Wall•E engagiert worden.
Besonders viel verrät er nicht, aber unter anderem erzählt er im Video, dass ihn der Film teils an Stanley Kubricks 2001 erinnert, er zugleich aber auch ganz in der Pixar-Tradition steht.

Andrew Stanton und Gabriel stehen angeblich seit 2005 wegen dieses Projekts in Kontakt. Inwiefern Gabriel am Film beteiligt ist, ist jedoch nicht bekannt.

Dienstag, 12. Februar 2008

Völlig verloren - Zusätzliche Episoden von "Lost"


So, das Staffelfinale der dritten Season von Lost ist jetzt zu Ende und so langsam, aber sicher habe ich es sogar verdaut. Bis die vierte Staffel auch in Deutschland läuft kann es noch ewig dauern, und aufgrund der miesen Quoten darf man nun anfangen zu beten. Dass Lost zu einer humanen Sendezeit laufen wird ist leider ziemlich unwahrscheinlich...

Die Wartezeit werde ich mir von nun an mit den "Missing Pieces" verkürzen. Dies sind fürs Internet produzierte Mini-Episoden, die dazu dienten den US-Zuschauern die Warterei auf die vierte Staffel erträglicher zu machen. In diesen kurzen Clips von zwei bis vier Minuten Länge werden kleinere Details des Lost-Mythos ausgeleuchtet. Große Antworten darf man aber nicht erwarten.
Zu sehen gibt es diese Episoden auf der offiziellen Seite von ABC, die allerdings ab und zu aufmuckt. Wenn das wieder passiert empfehle ich die altbekannten Seiten wie sevenload, YouTube und Co...

Wer bislang keinerlei Ahnung von Lost hat, darf sich gerne diesen Rückblick anschauen, der innerhalb von 8 Minuten und 15 Sekunden fast alle wichtigen Infos und obendrein noch einen herrlich trockenen Humor abliefert.

Nun beginnt also wieder die Lost-lose Zeit für mich. Doch zum Glück kommen ab Mittwoch wieder die Desperate Housewives!

Sonntag, 10. Februar 2008

Mr. Bill



In den 90er Jahren erreichte nicht nur der Ausstoß an musikalischem Müll neue Höhen, nein, auch der Ausstoß an Spielfilmen der Walt Disney Company sollte Mitte des Jahrzehnts neue Rekordhöhen erreichen, die bislang auch nicht mehr überboten wurden.

Denn nach einigen Rekordjahren Mitte der 90er, in denen mehrere Dutzend neue Spielfilme aus dem Disney-Hause ins Kino gelangten, sah man ein, dass mehr Filme nicht zwangsweise auch mehr Einnahmen bedeuteten.
Nun mag man denken, dass man neben den populären Spielfilmen aus den 90ern demnach wohl kaum mit erwähnenswerten Produktionen rechnen müsste. Doch weit gefehlt. Es wimmelt geradezu vor unentdeckten Filmen, die man gesehen haben sollte.

Einer dieser völlig vergessener Filme ist Mr. Bill, eine nachdenkliche, intelligente Komödie mit Danny DeVito in der Hauptrolle. Er spielt einen ehemals erfolgreichen Werbefachmann, der seinen Job verliert und vom Arbeitsamt einen Aushilfsjob als Lehrer in der Army zugeteilt bekommt. Dort soll er den dümmsten Rekruten das Denken beibringen. Jeder der acht Schützlinge (u.a. Marc Wahlberg in seinem Kinodebüt) hat seine eigenen Schicksalsschläge hinter sich und vergräbt sich in einfachsten Denkmustern. Doch ihr neuer Lehrer Bill Rago entstaubt ihre grauen Zellen. Auch wenn die strengen Regeln innerhalb der Army seinen Job nicht gerade erleichtern.

Wenn man die Handlung von Mr. Bill zusammenfasst, scheint es so, als würde der FIlm nur so von Klischees wimmeln und nichts anderes als eine unoriginelle weitere Fassung des altbekannten "Unkonventioneller Lehrer hilft sozial und geistig Minderbemittelten"-Musters abliefern.
Aber dem ist zum Glück nicht so. Die Schicksale der Schüler halten sich im Rahmen, sind nicht zu dick aufgetragen und drücken nicht zu sehr auf der Tränendüse. Und auch Bill Ragos Probleme mit dem System spielen nur eine untergeordnete Rolle, geben nur einen realistischen Rahmen. Viel mehr ist Mr. Bill ein heiterer und nachdenklicher Film über die Kraft des Wissens. Mittels Literaturwissenschaft und ausführlicher Gespräche über Interpretationsansätze (alles gelehrt am Beispiel von Shakespeares "Hamlet") bringt DeVitos Figur die Gehirne seiner anfangs recht dümmlichen Lehrlinge zum Laufen, bringt ihnen so neben gehobenem Englisch auch Selbstrespekt bei. Und das alles in realistischem Rahmen - von großen Übertreibungen, die die Aussage "Literatur begreifen kann euch helfen" unterstützen sollen, aber dann all zu sehr nach filmischer Theatralik schreien spürt man eher wenig. Sicherlich gibt es hier und da auch wieder Zugeständnis an die filmische Dramaturige, doch da sie den Sehspaß auch sichtlich fördern, möchte ich sie gar nicht angreifen.

Nach Kinostart wurde der Film von vielen Kritikern als gigantische Militärpropaganda verschrien. Diese Kritik kann ich zu keinem Zeitpunkt nachvollziehen - für die Protagonisten war die Army der allerletzte Ausweg, doch auch dort versagen sie, bis sie von "Mr. Bill" auf die Beine gebracht werden. Werbung für die Army wird hier definitiv nicht gemacht. Nur für Shakespeare.

Der Star des Films sind dann auch tatsächlich die Szenen, in denen es um Literatur und Theater geht. Man spürt diese Freude an der Thematik, die auch Lernfaulen glaubwürdig rübergebracht wird. Zum Großteil ist dies Danny DeVito zu verdanken, der mit viel Charme und einem Leuchten in den Augen aus Hamlet rezitiert und Drill Sargents veräppelt.

Die restlichen darstellerischen Leistungen sind sehr gut, aber nicht herausragend, das Skript bleibt stets auf hohem Level. Nur den einen oder anderen Subplot hätte man sich sparen können - so ist Bills Problem mit dem Berufswunsch seiner Tochter für den restlichen Film irrelevant und wird auch nur sehr oberflächlich behandelt.

Doch das trübt nur bei kritischem Auge den Blick auf diese Produktion. Und selbst dann nur ein klein wenig. Dass es nicht zum Klassenprimus heranreicht, liegt zum Großteil daran, dass es an Oscarreifen Darstellungen wie die von Robin Williams im "Club der toten Dichter" mangelt. Außerdem wäre Mr. Bill im Vergleich zum besagten Klassiker zu leichte Kost. Allerdings stört das beim Anschauen kein bisschen.

So wird dem "Schulfilm"-Genre ein schön anzusehender und eigenständiger Vertreter geschenkt, der sich tatsächlich zum Großteil auf den Unterricht konzentriert. Schade nur, dass Dramentheorie in Wirklichkeit nicht einmal halb so viel Spaß macht. ;-)

Die DVD zum Film (leider komplett ohne Extras) ist nun endlich im richtigen Bildformat in den Handel gekommen und auch zu Schnäppchenpreisen erhältlich. Uneingeschränkte Kaufempfehlung.

Freitag, 8. Februar 2008

Robot Chicken - Top 10

Was dem Deutschen sein Switch beziehungsweise Switch Reloaded und Kalkofes Mattscheibe, ist dem Amerikaner Robot Chicken: Eine respekt- und grenzenlose Parodiereihe mit zahllreichen kurzen Sketchen, in denen das Fernsehen und die Popkultur ordentlich auf die Schippe genommen werden.Der interessante Unterschied: Robot Chicken (vom Comedy-Spartensender adult swim) ist eine Stop-Motion-Trickserie.

Passend zum sich anbahnenden Valentinstag gibt es auf der offiziellen Seite des Fernsehsenders für all diejenigen, die diese Serie noch nicht kennen eine kleine Top Ten der besten Sex-Sketche. So zum reinschnuppern.

Achtung, Warnung! Die Videos auf der verlinkten Seite sind in absichtlich mieser Stop-Motion-Animation gedreht! Verwöhnte Augen könnten durchdrehen!

Achtung, Warnung! Die Videos auf der verlinkten Seite sind komplett in Englisch! Wer diese Sprache nicht versteht, könnte sich zu Tode langweilen!

Achja, sie haben übrigens mit Sex zu tun... Aber wen kümmert das schon...

Klick! MICH! AN!

Der Humor von Robot Chicken ist zugegebenermaßen sehr gewöhungsbedürftig. Wer sich während der 10 kurzen Clips noch nicht ganz eingewöhnen konnte, sollte sich dies vor Augen halten. 10 bis 12 weitere Clips später wäre es vielleicht lustiger gewesen... Oder auch nicht... Geschmackssache halt...

Edit: Kaum habe ich mein Posting verfasst, meldet adult swim, sie könnten keine Videos mehr an Internetanschlüsse außerhalb der USA versenden... Da es vorher aber Mal geklappt hat, empfehle ich allen interessierten später einfach nochmal nachzugucken...

Bis dahin: Mein Lieblingssketch aus Robot Chicken - Viel Spaß! (auf deutsch / auf englisch)

Mittwoch, 6. Februar 2008

Sarah Silverman gesteht

Der US-Late Night Talker Jimmy Kimmel, u.a. bekannt für seine ständigen Neckereien gegen den Schauspieler Matt Damon, ist nun seit fünf Jahren mit der Komikerin Sarah Silverman zusammen. Zum fünfjährigen Jubiläum der Beziehung (und Jimmys Show auf ABC) wurde sie in seine Show eingeladen, wo sie ihm unbedingt etwas beichten wollte:



Ich wage zu behaupten, dass sich dieses Video einen Spitzenplatz in der diesjährigen Hitliste der größten Internetphänomene erarbeiten wird. Immerhin berichten schon so manche deutsche Blogs von dem Video. Letztjährige Internetphänomene wie der Techno-Remix von "This is Sparta!" oder der dramatische Präriehund blieben ja den englischsprachigen Communitys vorbehalten.

Wir werden sehen, was dieses Jahr noch dagegen ankommt... Ohrwurmqualität hat diese Beichte nämlich auf jeden Fall... on the bed, on the floor, on a towel by the door, in a tub, in the car, up against the mini bar...

Dienstag, 5. Februar 2008

Passiert es tatsächlich? Gibt es einen "The Happening"-Trailer? Ja!

Der Trailer zum neuen Streifen von M. Night Shyamalan (Praying with Anger, Wide Awake, The Sixth Sense, Unbreakable, Signs, The Village und Lady in the Water) ist draußen:

*klick*
Ich bin gespannt, ob Shyamalan es schaffen wird, die Massen, die er mit The Village (trotz aller Schelte sein bislang bester Film) und Lady in the Water (öde) vergrault hat, wieder für sich zu gewinnen.
Zumindest mich hat dieser Trailer überzeugt.

Edit: Das Video funktionierte nicht mehr (deshalb ist es jetzt weg), aber auf der verlinkten Seite klappt's noch. :-)

Sonntag, 3. Februar 2008

Cloverfield

Cloverfield gehört zu der Art Film, die es einem so richtig schwer macht. Eine gute Kritik zu diesem Film zu schreiben ist eine wirkliche Herausforderung. Schließlich möchte man seinen Lesern nicht den Spaß am Film verderben.

Spoiler über das Ende oder unerwartete Wendungen machen natürlich jeden Film kaputt. Darüber muss man nicht reden. Bei vielen anderen Filmen ist es egal, ob man mal einen Trailer gesehen hat, oder ein Making of. Solange man sich aus 10 verschiedenen Trailern nicht den kompletten Film zusammenbasteln kann, ist das schon in Ordnung. Bei einigen wenigen Filmen ist es sogar förderlich, wenn man durch Trailer oder Artikel auf das zu erwartende vorbereitet wird (ich sage nur "Grindhouse und die ahnungslosen Kinozuschauer, die sich über die Farbprobleme und sonstige Schundkino-Mittel beschwerten").

Doch dann gibt es auch die Art von Film, bei der jede einzelne Information eine Information zuviel ist. Mein persönliches Paradebeispiel ist und bleibt The Village - Das Dorf, ein Film, bei dem man idealerweise gar nicht Mal von seiner Existenz wissen sollte, bevor man ihn sieht. Zwar verriet kein einziger Trailer oder TV-Werbespot eine der Wendungen oder verdarb auf sonstige, konventionelle Art den Spaß. Aber dennoch verdarb nahezu alles einen Teil des Spaßes am Film. Man sollte nichts über ihn wissen. Bereits die Genreangabe (egal ob die korrekte oder die falsche, durch den Trailer implizierte) ist zuviel Information. Eigentlich war sogar das Poster zuviel.

Cloverfield steht gewissermaßen ganz in der Tradition von The Village, wenn auch nicht ganz so drastisch.

Dennoch: Wenn ihr bislang gar nichts, absolut überhaupt nichts (!) von Cloverfield gehört habt, dann hört auf zu lesen und geht ins Kino. Schaut nicht auf das Plakat. Kauft einfach eine Kinokarte und setzt euch in den Saal.

Einzige Vorwarnung von mir: Wenn euch schnell schwindlig wird oder ihr zufälligerweise Epileptiker seid... dann vergisst am besten sofort wieder, was ich euch empfohlen habe. Der Film ist nichts für euch.

Wenn ihr bereits etwas über Cloverfield gehört habt (einen Artikel gelesen, einen Webespot gesehen oder etwa den Trailer... oder das Kinoplakat) und / oder zu denen gehört, die gerne wissen möchten, wofür sie fünf bis acht Euro ausgeben... Dann dürft ihr gerne weiterlesen...














So... Alle, die überhaupt nichts über den Film wissen weg? Sehr gut.
Dann kann ich nun mit meiner Rezension anfangen.
Cloverfield könnte man perfekt als "Blair Witch Lostzilla" bezeichnen. Zum einen ist er nämlich ein digitaler Nachfolger im Geiste des Überraschungserfolges Blair Witch Project: Der Film erscheint als das 1:1 übernommene Material eines gefundenen Videobandes. Der Inhalt des Videos zeigt die Erlebnisse einer Gruppe, die sich selbst bei einer ungewöhnlichen Situation gefilmt hat. Inklusive aller Mängel und Eigenheiten, die zu einem Homevideo dazugehören. Daumen im Bild, extrem wackelige Kameraführung, plötzliche Schnitte, Bildaussetzer, Kommentare "aus dem Off" vom Kameramann.

Zum anderen ist Cloverfield ein Monster-/Survivalmovie im Stile von Godzilla und Co: Ein Monster greift eine Großstadt an und die Menschen versuchen dem Ungetüm zu entkommen. Simples Konzept - funktioniert seit Jahrzehnten.
Und zu guter letzt merkt man dem Projekt auch an, dass es vom Erfinder der genialen Serie Lost stammt. Aber dazu später mehr.

Die Geschichte von Cloverfield ist schnell erzählt: Rob wurde befördert und wird deshalb für einige Zeit aus beruflichen Gründen nach Japan ziehen. Seine Freunde schmeißen deshalb eine Abschiedsparty für ihn. Zunächst soll sein Bruder das Homevideo von der Party drehen, doch schon sehr früh entscheidet sich dieser, dass ihm diese Arbeit lästig ist und drückt seinem Kumpel Hud die Digitalkamera in die Hand. Die Party beginnt, Hud geht seiner Aufgabe halbherzig nach, die Party eskaliert, da sich Rob und seine beste Freundin Beth zerstritten haben. Und als die Feier endgültig zu kippen droht greift ein Monster New York an. Völlig panisch flieht die Gruppe um Rob aus dem Apartment und versucht sich in Sicherheit zu bringen. Aufgrund der Hektik der Ereignisse vergisst Hud völlig die Kamera auszuschalten, später entscheidet er sich, alles so gut er kann aufzuzeichnen... Für die Nachwelt. Oder als Beweis, dass er diese Tragödie miterlebt hat. Je nachdem, was halt passiert...

Es ist die Form, die Cloverfield bestimmt. Der Film ist komplett im Handkamera-Stil gehalten. Ohne jegliche klassischen cineastischen Mittel zeigt uns der Film genau das, was Rob im Laufe des Abends aufzeichnet. Es wird kein Material einer anderen Kamera gezeigt, weder einer weiteren Kamera innerhalb dieses Films, noch von der "normalen" Filmkamera, die innerhalb der Welt des Films natürlich nicht existiert.

Dadurch wird Cloverfield zum realistischsten, was das Monsterfilm- bzw. Survival-Genre bieten kann: Wir bekommen ungefiltert den Überlebenskampf einer kleinen Menschengruppe mit. So als wäre es genauso passiert, als hätte jemand inmitten einer großen Tragödie alles gefilmt. Die Parallelen zum 11. September sind unübersehbar. Wir erinnern uns alle an die verwackelten Homevideos von Touristen und Passanten, die ihren Alltag oder ein besonderes Ereignis festhalten wollten... und dann auf die in die Tower einstürzenden Flugzeuge schwenken.
Genau so funktioniert Cloverfield, manche Bilder von zerstörten Häusern scheinen sogar durchaus mit der Parallele zu kokettieren. Das Ergebnis dessen ist, dass man erstmals bei einem Monsterfilm tatsächlich das Gefühl vermittelt bekommt, wie man es selbst erleben würde, wenn so etwas geschähe.

Die Dialoge und die Handlung sind dem Realismus des Films entsprechend simpel: Die Menschen wollen einfach nur überleben, unterhalten sich nur wenig, und wenn, dann sind es nur knappe Gespräche, in denen sie versuchen ihre Emotionen, ihre Angst auszudrücken oder zu überspielen.

Gerade dieser Punkt könnte die Zuschauer von Cloverfield abstoßen. Wer die enorm komplexe Werbekampagne im Internet verfolgt hat, vermutet vielleicht, dass auch Cloverfield ein komplexer Film voller Hinweise im Detail ist, mit kopfzerbrechenden Knobelaufgaben an jeder Ecke. Doch das ist Cloverfield keineswegs. Das Konzept ist genial, intelligent ausgearbeitet. Perfekt ausgeklügelt präsentiert sich hier ein Film, bei dem jede Kamerabewegung Huds und jedes technische Problem mit der Kamera die Wirkung und die Atmosphäre des Films unterstützt. Der Zuschauer soll auf dem Kinosessel herumrutschen, die Augen verkneifen um irgendwelche Details im verschwommenen zu erkennen. Die Macher von Cloverfield haben auf der Seite des Filmedrehens nichts dem Zufall überlassen.

Aber innerhalb der Handlung ist der Film simpel. Außerordentlich simpel. Überleben und mehr über die Geschehnisse herausfinden. Um mehr geht es nicht.
Oder anders gesagt: Cloverfield ist intelligent gemacht, aber selbst kein anspruchsvoller Film.
Es gibt keine Lost-ähnlichen Verschwörungen die aufgedeckt werden, Details die vom Zuschauer entschlüsselt werden wollen oder eng verzwirbelte Schicksale, die durchschaut werden müssen.

An Lost erinnert viel mehr die Werbekampagne für Cloverfield - auf zahlreichen im Netz versteckten Internetseiten kann man sich mit allerhand Gedankenarbeit und das austüfteln verschiedenster Codes oder das klicken der hinterlistig versteckten Links die Hintergrundgeschichte des Films zusammenbasteln. Ansatzweise.

Inwieweit die Werbekampagne nun dem Film geschadet oder geholfen hat muss jeder selbst wissen. Sie hat definitiv geholfen einem experimentellen Film eine respektable Anzahl an Zuschauern zu besorgen. Außerdem hat sie keinen Hehl aus der Natur des Films gemacht. Nirgends wurde behauptet, dass der Film seinen Fokus auf die Bekämpfung oder Entstehung des Monsters legt. Der "Was zur Hölle ist los, wir wissen von nichts, weg hier"-Gedanke lag mehr im Vordergrund
Zugleich aber verleitet die Kampagne leicht dazu, irgendwie doch mehr Hintergründe und vor allem auch mehr Rätsel und Lost- oder Alias-mäßige Unmengen an zu verknüpfenden Storyfäden zu erwarten.

Im endgültigen Film Cloverfield dagegen erinnert an Lost ebenfalls
[SPOILER] der Einsatz von "Flashbacks". Doch während diese bei der Kultserie eindeutig als filmische Stilmittel erkennbar sind, werden sie in Cloverfield geschickt als Bedienungsfehler der Digitalkamera getarnt. Immer wenn Hud den falschen Knopf drückt bekommen wir Ausschnitte eines alten Home Videos zu sehen, dass hier gerade unwissentlich überspielt wird. In diesen kurzen Szenen erfahren wir mehr über Rod und seine beste Freundin Beth.

Weitere Erinnerungen an Lost weckt der Umstand, dass das Monster eigentlich recht wenig Screentime hat, und es viel mehr um die Hauptfiguren geht, auch wenn diese in Lost weitaus vielschichtiger sind.[/SPOILER]

Cloverfield ist halt hauptsächlich realistisch, der Zuschauer ist nah am Geschehen und deshalb ist der Film auch mitreißend und auch stellenweise schockierend, obwohl die Schock- und Ekeleffekte erfreulich rar gesät sind. Es ist die Atmosphäre, die hier die Arbeit macht.

Aber was bietet Cloverfield noch, außer dem Gefühl eine völlig unrealistische Katastrophe so gezeigt zu bekommen, als wäre man mittendrin, als würde man selbst ungläubig dabei sein und um sein Leben rennen?

Hauptsächlich nur noch gute und vor allem spannende Unterhaltung. Doch es gibt da noch etwas.. Es mag zunächst speziell klingen, doch wer den Film bereits gesehen hat wird vielleicht wissen, wovon ich spreche:

Cloverfield bringt einem die gesamte Thematik durch einen kleinen Geniestreich NOCH näher, als sie es hier eh schon ist. Nämlich durch das Setting des Anfangs.
Wohl jeder hat schon einmal eine Feier miterlebt, die aus dem Ruder lief. Und damit meine ich keine öffentlichen Feiern, bei denen der DJ ein mieses Lied nach dem anderen auflegt und somit die Laune der Gäste untergräbt, oder irgendwelche Discobesuche oder Stadtfeste, auf denen sich irgendwelche Unbekannte prügeln.

Ich meine private Feiern, mit geladenen Gästen. Wo man einen Großteil der Gäste kennt, so dass einen sämtliche Probleme viel mehr betreffen. Geburtstagsfeiern, auf denen die Freundin des Gastgebers Schluss macht. Das kleine all-vorweihnachtliche Treffen im Keller des besten Freundes, bei dem sich Leute wegen der Geschenke zerstreiten. Das Silvester, an dem sich der Gastgeber mit zuviel Alkohol abschießt.
Oder auch der Abschlussball, während dem man erfährt, dass die Begleitung deiner guten Freundin vor drei Tagen fremd gegangen ist.

Diese Nächte, an deren Ende man mit brummendem Kopf neben einigen Freunden und auch so manchem Unbekannten (Leuten, die wohl nur der Gastgeber kennt) sitzt und nicht weiß, was man nun sagen soll. Das Taxi kommt einfach nicht und man ist in dieser Krisensituation gefangen. Die Musik musste bereits leiser gedreht werden, weil die Nachbarn sonst Amok laufen würden, man selber ist schon seit rund 19 Stunden wach, weil man ja auch ausgerechnet heute früh Schule / Schicht hatte und es nicht schaffte frühabends wenigstens ein bisschen vorzuschlafen. Das abgestandene Bier, das man vorhin getrunken hat, weil sonst schon fast alle Getränke alle sind sorgt für einen üblen Geschmack im Mund und mit geneigtem Haupte sitzt man einfach da und lässt sich von der Situation erdrücken. Mancher versucht die Situation zu deeskalieren, aber von Erfolg ist das auch nicht gekrönt. Und die nette Person, die einem zu Beginn der Party ins Auge fiel ist auch schon weg...

Es ist dieser Rahmen, der noch lange vor dem ersten Erdbeben und der ersten Zerstörungswelle den Ton von Cloverfield setzt. So viele andere Möglichkeiten hätte es gegeben, logisch zu erklären, warum jemand den ganzen Vorfall aufzeichnet. Doch nur eine solche Situation, in die sich jeder hineinversetzen kann und von der jeder weiß, wie aufwühlend, verwirrend und auf eine subtile Art sogar beängstigend sie ist, kann den Zuschauer sofort in diese alltagsnahe Katastrophenstimmung versetzen. Und dann, wenn man sich hineinversetzt hat und langsam anfängt sich für die Figuren zu interessieren löst die filmische, fiktive Katastrophe das lebensnahe Unglück ab.

Noch erstaunlicher ist die Realitätsnähe für all diejenigen, die (so wie ich) schon einmal oder gar öfter auf einer Feier waren, auf der jemand mit einer Kamera versucht hat den Abend für die Ewigkeit festzuhalten. Er läuft überall herum, fragt die Gäste nach Geburtstagsglückwünschen oder Abschiedsworten (oder was auch immer zum Anlass der Feier passt), verlangt kurze Statements darüber, wie sie das Fest denn so wünschen und natürlich sind auch sie immer dabei, wenn sich irgendwo zwischen Leuten ein Streit anbahnt.
Und meistens sind es ausgerechnet die (mehr oder weniger) Freiwilligen mit der Kamera, die das Bild kaum gerade halten können und mit laufender Kamera versuchen die Schönheit des Abends anzugraben. Genauso wie in Cloverfield. Hud ist alles andere als ein guter Hobbyfilmer. Klar, man kann es ihm den Umständen entsprechend verzeihen, aber es gibt mit Sicherheit Leute, die wesentlich besser filmen können.

Wer es besonders bunt treiben möchte, kann sogar so weit gehen und behaupten, Cloverfield wäre so etwas wie eine übergroße Parabel auf eine Feier, die den Bach runtergeht. Die wichtigsten Leute der Feier haben schon ordentlich einen im Tee, Paare zerstreiten sich, Dinge gehen zu Bruch, Menschen suchen verzweifelt ihre große Liebe, die Stimmung flaut völlig ab und trotzdem bleibt der harte Kern des Freundeskreises zusammen.
Allerdings lag es nicht in der Absicht der Filmemacher so eine Parabel zu kreieren. Es entstand also mehr aus reinem Zufall.

Das Setting, die Umsetzung und die äußere Form sind also die beherrschenden Elemente von Cloverfield. Zu verdanken haben wir dies vor allem J.J. Abrams, der auf die Idee zu diesem Film während einer PR-Tour durch Japan kam. In einem Laden voller Godzilla-Spielzeug fiel ihm auf, dass Amerika kein ganz eigenes, bösartiges Filmmonster hat. Dies wollte er ändern, und dabei einen Monsterfilm drehen, der die heutige Zeit widerspiegelt, in der überall jeder mit Handy- und Digitalkameras alles aufnimmt.
Um Zeit für sein kommendes Traumprojekt Star Trek zu haben, verteilte Abrams die weitergehenden Aufgaben auf Vertraute. Der ihm noch von Felicity-Zeiten bekannte Matt Reeves nahm auf dem Regiestuhl Platz und leistete eine großartige Arbeit. Was man daran erkennen kann, dass man selbst nach dem Kinobesuch keinen Moment lang darüber nachdenkt, was der Regisseur wohl getan hat. Der Film hat (der Wirkung nach) keinen Regisseur. Es ist die aufgezeichnete Flucht eines Amateuerfilmers!
Das Buch stammt dagegen dem ehemaligen Buffy, Alias und Lost-Autoren Drew Goddard. Auch vor ihm muss man den Hut ziehen: Eine solch unrealistische Geschichte so glaubwürdig zu verfassen, verdient Respekt.
Die Darsteller sind, um die Wirkung zu vergrößern, nahezu allesamt bislang Unbekannte, die sehr glaub-, aber nicht weiter denkwürdig ihr Werk verrichten.

Gegen die Atmosphäre und die reine Wirkung des Films kommen sie nunmal nicht an.

Fazit: Cloverfield lebt von seinem Balanceakt zwischen außerordentlich origineller Form sowie Umsetzung und konventionellem Inhalt. Der Film erfüllt seine Aufgabe mit Bravour, er ist spannend, mitreißend und unterhaltsam. Darüber hinaus gibt es aber nicht viel mehr: Es bleiben keine darstellerischen Leistungen im Kopf hängen, keine Dialogzeilen. Lediglich über die Art und Weise, wie der Film funktioniert wird sich so mancher Zuschauer noch länger unterhalten. Und dafür muss man Cloverfield halt erst auch erlebt haben.
Somit eine klare Seh-Empfehlung, aber keine Kinorevolution, wie man es uns glauben lassen wollte.
Der Film ist halt einfach nur gut und originell (auf eine so spezielle Art, dass man ihn gesehen haben sollte, statt dass man sich alles erzählen lässt, denn man kann diesen Film einfach nicht nacherzählen) - aber mehr auch nicht. Nichts für die Jahres-Bestenlisten oder einen Ehrenplatz im DVD-Regal. Doch auch nichts, was man verpassen sollte. Auch auf die Gefahr hin, am Ende nicht wirklich überzeugt zu sein.

Samstag, 2. Februar 2008

Welche Spuren hat er an Euch hinterlassen, frag' ich mich

ARRR! Seichtwassermatrosen, geht in Deckung! Wahnwitzige SPOILER über die piratigste Kinotrilogie diesseits des Reiches von Davy Jones in Sicht!


Die Pirates of the Caribbean-Trilogie baut nicht nur auf massenweise Kielladungen voll Abenteuer, Humor und Ka-Wumm, sondern auch auf ihr erstaunlich seetüchtiges Skripting. Entgegen jeglicher Hollywood-Regel meutern, betrügen und mogeln sich die Piraten der Karibik durch die wahnwitzige Handlung, mit voranschreitender Handlung werden dem Zuschauer immer mehr zurückgehaltene Pläne, Ideen und spontane Aktionen offenbart, die die handelnden Figuren jederzeit aus der Hinterhand holen.
Ted Elliott und Terry Rossio arbeiteten bei Pirates of the Caribbean nach einem von Billy Wilder geprägten Mantra: "Das Publikum kann 2 plus 2 selber zusammenzählen. Du musst nicht alles verraten."
So bekommt der Zuschauer an mehrere Stellen der Filmreihe gar keine alles umfassende Erklärung, sondern nur genug Informationen, um sich selber ein Urteil der Fakten bilden zu können.

Hilfreich ist dabei, dass sich unter den Piraten mehrere erfahrene Seebären befinden, die sich gerne auch dazu bereit erklären den umstehenden Charakteren etwas von ihrem Seefahrerwissen zu erzählen. Erscheint das, was Master Gibbs, Captain Hector Barbossa oder auch die Handlanger Pintel und Ragetti manchmal so erzählen zwar zunächst noch als bloßes Seemannsgarn, und scheint die mystische Tia Dalma mit ihren verworrenen Prophezeiungen und leidenschaftlich erzählten Geschichten über den schrecklichen Davy Jones dick aufzutragen, so wird dem Zuschauer schnell klar: In diesen Geschichten stecken mehr Körnchen Wahrheit, als einem vorsichtigen Menschen lieb sein kann.

Doch neben diesen großen Meistern der Exposition in der PotC-Saga wird eine gar wertvolle Figur völlig unterschätzt: Der gute, nicht wirklich alte, mit einer wunderschönen Singstimme ausgestattete "Welpe" William Turner!

Man darf nämlich nicht vergessen, dass Will Turner in jedem der drei bisherigen PotC-Filme im Laufe der Handlung eine außerordentlich wichtige Frage stellt, die nicht nur Will unter den Nägeln brennt, sondern auch dem Zuschauer. Und nur weil Will sofort nachfragt, wird das Fragezeichen, das über dem interessierten Publikum schwebt überhaupt in der Filmwelt behandelt.

Das beste, da erfolgreichste, Beispiel für eine solch typische Will-Turner-Frage findet sich im ersten Teil, als Will und Gibbs hinter Jacks Rücken über dessen Vergangenheit sprechen. Gibbs erzählt dem Waffenschmied aus Port Royal, wie Jack von der Insel fliehen konnte, auf der er von seinem meuternden ersten Maat zurückgelassen wurde.

Als das ehemalige Mitglied der Royal Navy dann plötzlich anfängt zu schildern, wie sich der pfiffige Piratenkapitän aus einem Seil und zwei Schildkröten ein Floß bastelt, fragt sich der aufgeweckte Zuschauer jedoch eins: Woraus hat Jack denn nun bitte das Seil gemacht?

Nun, eben diese Frage stellt sich auch Will Turnern, und das Ergebnis ist eine der besten, witzigsten und vor allem am wenigsten erwarteten Antworten der letzten Kinojahre: Menschenhaar... von Jacks Rücken!

Zwei Filme später erwartet den Zuschauer die obligatorische Will-Turner-Frage bereits in den ersten paar Minuten des Films. Barbossa, Elizabeth, Turner sowie die Black-Pearl-Crew befinden sich in Singapur, genauer gesagt im Badehaus des Piratenfürsten Sao Feng, als dieser mitten in einer angespannten Diskussion einen Spitzel entdeckt. Dieser gehört jedoch, wie Barbossa eindrücklich klar macht, nicht zur Mannschaft rund um den von den Toten auferstandenen, ehemals verfluchten Kapitän. Er gehört aber auch nicht zu Sao Fengs Männern, ansonsten würde dieser ja nicht so lauthals protestieren.
Es liegt also diese Frage in der Luft. Diese unmöglich anhand der bereits bekannten Fakten zu beantwortende Frage. Zu wem gehört dieser Mann?

Während die anderen Figuren es stillschweigend in Kauf nehmen, dass sie es nicht wissen können, muss Turner natürlich fragen.
"Wenn er nicht zu Euch gehört, und auch nicht zu uns... zu wem gehört er dann?"

Die Antwort auf diese mit Sherlock-Holmes-ähnlicher Genialität gestellte Frage bekommt Turner sofort. Die East India Trading Company fällt in das Badehaus ein und sorgt für allerhand Trubel.

Dies sind also zwei Beispiele für eine typische Will-Turner-Frage. Die eine war berechtigt und wurde auch entsprechend gut beantwortet, die andere Frage hätte sich Will sparen können (manche Fragen stellt sich zwar jeder, aber man muss sie doch nicht aussprechen), erst Recht, wenn man bedenkt, dass die Trading Company binnen weniger Sekunden jegliche verbale Antwort unnötig macht.

Doch es gibt da noch so eine Frage... In Dead Man's Chest stellt Will Turner eine überaus berechtigte, kleine Frage. Hier sogar weniger aus kindlicher Neugier oder einem Anflug von Detektiv-Fieber, sondern, und dafür muss man ihm durchaus ein wenig Respekt zollen, aus einer kleinen, schelmischen Laune heraus.

Nachdem Lord Cutler Beckett sich in Port Royal einquartierte und Will Turner zu sich herbeizitierte, erzählt der größenwahnsinnige Lord von seiner Bekanntschaft zum Piraten Jack Sparrow. Um seiner Erzählung weiteres Gewicht zu verleihen, deutet dieser auch an, dass zwischen diesen beiden auch schon einiges vorgefallen sei. Sie hätten beide ihre Spuren an sich hinterlassen, gibt Beckett richtig stolz von sich, als er ein Piraten-Brandzeichen anheizt.
Will erwidert Becketts Gerede mit einem hämischen Grinsen auf den Lippen und fragt, was für Spuren Jack denn an ihm hinterlassen habe.

Eine berechtigte und vor allem auch interessante Frage, die sich sicherlich auch so mancher Zuschauer noch gestellt hätte.
Da sich im Laufe des zweiten Pirates of the Caribbean-Streifens jedoch keine Antwort auf diese Frage finden ließ, warteten die Fans geduldig auf eine Antwort im Laufe des dritten Teils. Doch während auf andere Fragen tatsächlich explizit geantwortet wurde, und andere Fragen sich mit einem Quäntchen Intelligenz beantworten ließen, blieb man Will Turner und auch dem Publikum eine klare Antwort auf diese Frage schuldig.

Aber das PotC-Fandom gehört zu den neugierigsten und kreativsten Fangemeinschaften, die Hollywood derzeit vorfinden kann. Es dürfte also niemanden überraschen, dass sich so mancher auf die Suche nach einer Antwort begeben hat. Ich für meinen Teil habe meine Antwort bereits gefunden. Und die möchte ich euch nicht länger vorenthalten.

Die Non-Kanon-Kinderbuch-Antwort:
Zuvor muss jedoch erstmal geklärt werden, wie diese Frage nicht beantwortet werden kann, obwohl diese theoretische Antwort hartnäckig im Internet kursiert. Diese entstammt wohl einem im Rahmen des Kinostarts von Dead Man's Chest veröffentlichten Kinderbuch über Pirates of the Caribbean. Außerdem soll diese Erklärung längere Zeit auf einer offiziellen Disney-Webseite zum Film (oder zur DVD) online gestanden haben - ich selbst kann mich jedoch nur sehr grob daran erinnern. Jedenfalls soll Jack demnach ein normales Leben geführt haben, und zwar als Handelskapitän für die East India Trading Company. Ca. 12 Jahre vor Beginn des ersten Films soll man ihm aufgetragen haben, eine "spezielle Fracht" nach Afrika zu liefern. Als der Kapitän erfuhr, dass es sich hierbei um Sklaven handelte entließ er sie in die Freiheit. Zur Strafe wurde sein Schiff versenkt und er selbst wurde mit dem "P"-Symbol gebrandmarkt und somit zu einem Piraten.

Diese Antwort ist zugegebenermaßen geschickt: Sie beantwortet nicht nur die Frage, welche Spuren Jack an Beckett hinterließ (einen gewaltigen finanziellen Schaden), sondern auch, wieso Jones für Sparrow die Pearl vom Grund des Meeres holte und wer denn all die weinenden Menschen sind, die am Ende von Dead Man's Chest im Sumpf vor Tia Dalmas Hütte stehen und eine Kerze hochhalten.

Allerdings stößt sie mir sauer auf. Sie ist für PotC-Verhältnisse zu simpel. Sie beantwortet drei Fragen, fügt jedoch sonst nichts zum Mythos hinzu. So erhält man fast schon den Eindruck, als verliefe im PotC-Universum alles völlig harmlos, bis halt der erste Film anfing. Dies widerspricht aber all den Seemannsgeschichten, -mythen und -anekdoten, die im Laufe der Trilogie erzählt werden. Immer und immer wieder passierte irgendetwas seltsames oder beeindruckendes in der Welt der Piraten, nicht erst in den paar Jährchen, die die Trilogie abdeckt.

Zudem widerspricht diese Theorie den im Fandom durchaus akzeptierten Jack-Sparrow-Prequel-Büchern von Rob Kidd, laut denen Sparrow schon als Jugendlicher und junger Erwachsener ein ungezähmter, wild lebender Abenteurer und Pirat war.

Und nicht zuletzt: Ich kann und will mir Jack Sparrow nicht in einem solchen Eiscreme-Outfit vorstellen, wie es James Norrington im ersten und letzten Teil der Trilogie trägt. Das ist ja grausig!

Umso erfreuter war ich, als ich im gemeinsamen Forum von Elliott und Rossio lesen konnte, wie die beiden auf diese Theorie reagierten. Als ein User fragte, ob die Geschichte, Jack Sparrow wäre kein Pirat gewesen sondern stetiger Mitarbeiter der EITC, hätte Sklaven frei gelassen, wäre erst dadurch zum Piraten geworden und der finanzielle Schaden, den Beckett erlangte, sei die Spur, die Jack an ihm hinterließ konnte man den Zündstoff im recht schlicht gehaltenen Forum selbst dann sehen, wenn man sich die Augen zuhält und den Raum abdunkelt. Klipp und klar vermittelten die Autoren, dass dies nicht stimmen würde. Wo der User das her hatte und wie er glauben könnte, dass es so ablief.

Diese Theorie ist also offiziell abgelehnt.

Meine ursprüngliche Theorie:
In meiner ursprünglichen Theorie erklärte sich durch die Geschichte zwischen Jack Sparrow und Beckett ein Running Gag der PotC-Trilogie. Denn Lord Cutler Beckett, so vermutete ich zumindest, ist niemand geringeres als derjenige, dem wir all die Eunuchen-Witze zu verdanken haben. Jack liebt es ja, Erinnerungen aus der Vergangenheit mit sich zu führen. All die kleinen Souvenirs, die in seine Haare geflochten oder um seinen Gürtel gebunden sind, erinnern ihn an vergangene Abenteuer. Ein sicherlich denkwürdiges Abenteuer, jedoch keines, das man wirklich mit sich herumtragen würde, wäre also auch seine Begegnung mit Beckett.
Ja, Beckett hat Jack Sparrow bei einem Akt der Piraterie überführt und gebrandmarkt. Und möglicherweise war es auch Beckett, der den Befehl gab Jacks geliebte Pearl auf den Grund des Meeres zu schicken. Es gibt innerhalb der Trilogie keine Beweise dafür, dass Beckett es war, aber es gibt mehr bejahende Hinweise, als Fakten, die dagegen sprechen. Die Sklaven-Geschichte aber war mir völlig fremd, und auch Jacks Zeit als Mitglied der EITC gehörten nicht zu meiner Theorie.

Entscheidend ist allein, dass Jack durch das Versenken der Pearl auch einen guten Grund für sein Handeln hatte. Denn wenn Beckett wirklich Jacks Pearl versenken ließ, dann wundert es kaum, dass Jack Sparrow irgendwann zurückkehrte und... *schnipp schnapp*

Schließlich möchte Jack Sparrow seinen meuternden ersten Maat Barbossa wegen seinen Handlungen umbringen (anstatt einfach nur die Pearl zurückzuerobern). Warum sollte er also jemanden wie Beckett nicht auch mal so eben kastrieren?

Und Jack Sparrow ist nunmal jemand, der seinen eigenen Mythos stets unterstützen muss. Vielleicht erzählt er all diese Eunuchen-Sprüche nur, damit ihn jemand fragt, wie er darauf kommt. In Folge darauf würde Jack dann eine, möglicherweise ganz und gar der Wahrheit entsprechende, vielleicht aber auch völlig übertriebene, aber definitv schon lange im Vorraus auswendig gelernte Geschichte darüber erzählen, wie er sich nachts in die East India Trading Company eingeschlichen hat und dann in der kompanieeigenen Sauna für höhere Angestellte Lord Cutler Becketts Kronjuwelen... nunja... ihr könnt es such denken.

Bei all den malerischen Namen in der Filmreihe (Elizabeth Swann ist schön wie ein Schwan, Jack Sparrow ist ein freier Spatz unter den Piraten, Gillette bringt die Eisen ...) wäre es sehr passend, wenn jemandem der CUTler heißt tatsächlich etwas abgeschnitten würde.

Natürlich ist die Vermutung, Beckett sei tatsächlich Eunuch sehr gewagt. Aber, wie bereits mehrfach betont, gerade in den Pirates-Filmen muss man nunmal auch des öfteren mit Indizen arbeiten. Und die sind im Falle Beckett erstaunlich.

So erklärt Beckett dem Gefangenen Will Turner im zweiten Teil zum Beispiel, dass sich die Piraten klingenden Schwertern und Kannonaden ausgesetzt sehen werden. Besonders das klirrende Metall wird von ihm hervorgehoben. Angewidert beendet Beckett seine Rede und fügt hinzu, dass er sich die Folgen des Gemetzels nicht vorstellen möchte... Wer schonmal eine unangenehme Begegnung mit einem Schwert hatte, wird sich die Bilder ja auch wohl kaum freiwillig ins Gedächtnis zurückrufen wollen.

Aber besonders sticht das Gespräch zwischen Jack und Beckett im dritten Teil hervor: Jack Sparrow wird von Sao Feng an die East India Trading Company übergeben. An Bord der HMS Endeavour (dem Schiff unter der Leitung Becketts) angekommen, torkelt Jack durch die Kapitänskajüte und schnüffelt zunächst noch etwas herum, bevor Beckett ihn unterbricht.
Es beginnt ein ausführliches "Handelsgespräch" zwischen den beiden, während dem sie unter anderem aushandeln, wer von ihnen denn nun welche Crewmitglieder der Black Pearl bekommt. Nachdem Jack unter anderem klärte, dass Beckett seinetwegen gerne Pintel, Ragetti und Will Turner bekommen kann, steht die Frage im Raum, was mit Elizabeth Swann geschehen soll.

Plötzlich stemmt sich Jack an Becketts Schreibtisch (ein körperliche Geste, die Überlegenheit suggeriert), blickt auf Beckett herab und fragt Beckett mit hinterlistigem Blick und einem hämischen Lächeln, was für eine Verwendung er denn für sie habe.
Beckett blickt daraufhin schwach nach unten - das aggressive Verhandlungsgeschick des egomanischen Lords ist auf einmal wie davongeweht und rasch wechselt Beckett das Thema. Er hat keine Lust mehr auf dieses Aufteilungsgeschwätz und beginnt eine neue Runde. Vom Schreibtisch wieder auferstanden schnappt er sich Jacks Kompass sowie eine Waffe - warum verhandeln, wenn es einem doch eh nichts bringt?

Sicherlich - allein dies mag zwar verdächtig klingen (Jack provoziert, so wie er halt ist, Beckett mit der verlorenen Männlichkeit, Beckett sprach im zweiten Teil von klingenden Metallen und Verletzungen, die er sich nicht vorstellen mag, Beckett wechselt mitten in der Verhandlung mit Jack das Thema, kurz nachdem eine Frau angesprochen wurde). Aber es reicht nicht um diesen Indizenprozess zu gewinnen.

Aber man muss dabei ja noch die restliche Filmreihe in Betracht ziehen. Wenn man dies macht, dann sieht es nämlich wesentlich deutlicher aus.

Denn allein schon der Umstand, das Beckett nicht fordert, dass man ihm Elizabeth an einen Bettpfosten gefesselt und lediglich mit einem Mieder bekleidet ausliefert, spricht Bände. Beckett hat scheinbar keine Verwendung für Miss Swann. Dabei ist eben diese, wenn man die Fakten in den Filmen richtig liest, in der PotC-Welt niemand geringeres als Miss Universe höchstpersönlich.
Nahezu alle männlichen Figuren mit genügend Relevanz für die Geschichte lüstern nach ihr. James Norrington verliebte sich in die holde Maid und wollte sie ehelichen, Will Turner verliebte sich ebenfalls in sie und heiratete sie schließlich sogar (und wurde somit zum Ehepartner des Königs der Piraten... Ist er also die Königin der Piraten? Naja... war nur so ein Gedanke...), Captain Jack Sparrow wusste ganz genau, dass er sie will, war aber nicht willentlich sie als sein eigen anzuerkennen. Und versuchte dann an Bord seines Schiffes sie für sich zu gewinnen. Einige Zeit später waren die Gefühle jedoch wieder erloschen, wer mag schon eine fremdknutschende Mörderin? Erst Recht, wenn es seine EIGENE Mörderin ist?

Dann sind da noch Pintel und Ragetti, die es sehr gerne gesehen hätten, wenn Elizabeth darauf verzichtet hätte, mit dem Kapitän zu speisen. Die Folge dessen wäre nämlich gewesen, dass sie nicht mit Barbossa in seiner Kajüte, sondern nackt mit der Crew das Mahl zu sich nehmen müsste.
Und als sich Barbossa in Teil 1 sicher war, dass Will Turner das zeitliche segnete, forderte er von Elizabeth "Gastfreundschaft" - daraufhin stieß er sie in die Arme der nach dem Fleische einer Frau gierenden Crew.

Auch die Gefangenen von Port Royal machten keinen Hehl daraus, dass Elizabeth ganz nach ihrem Geschmack ist. In "Teil 2" versuchen sie, verzweifelt, die Tochter des Gouverneurs mit einem Knochen näher an ihre Zelle zu locken.
Weniger erniedrigend waren da schon die durchaus schmeichelnden Worte Sao Fengs. Dieser sah in Elizabeth nämlich nichts geringeres als eine anbetungswürdige, stolze, mächtige und vor allem auch begrabschungswürdige Gottheit.

Und Beckett? Dem ist also völlig egal, was mit Elizabeth Swann passiert? Obwohl er gerade mit Jack Sparrow ganz ungestört, allein unter Männern, das Schicksal aller Gefolgsleute Sparrows aushandeln kann? Und Jack Sparrow zudem noch den Anschein erweckt gerade den großen Mannschaftsausverkauf zu veranstalten, ohne jeden Trick, ohne geheimen Plan im Hinterkopf?

Zumindest für mich war dieser Fall abgeschlossen!

Die neue Theorie:

Wenigstens bis jetzt. Denn vor kurzem wurde ich auf eine neue Theorie aufmerksam, die auf dem Weg dazu ist, die semi-offizielle Antwort auf die Frage nach Jacks Spuren an Beckett zu werden.
Sie basiert zum einen auf Disneys "offiziellen" FAQ über die PotC-Trilogie, die im Zusammenhang mit der DVD-Veröffentlichung von Am Ende der Welt veröffentlicht wurden. Zum anderen stützt sich diese von Fans gepushte Erklärung auf eine frühere Skriptfassung des dritten Teils der Trilogie. Dort wurden einige weiteren Fakten über Beckett erklärt, die aber aus Zeitgründen nicht gedreht wurden oder nicht in die Endfassung des Films kamen. Doch im Gegensatz zu anderen Deleted Scenes fielen sie nicht der Schere zum Opfer, weil die Verantwortlichen einsahen, dass diese Fakten den Figuren und ihren Persönlichkeiten schaden. Somit können diese gestrichenen Szenen eher als Kanon betrachtet werden, als manch andere entfallene Sequenz.

Ich selbst kann mich jedenfalls sehr gut mit dieser Theorie anfreunden, vor allem weil sie sehr viel über Becketts Persönlichkeit aussagt. Außerdem passt sie besser ins Pirates-Universum als die anfangs genannte, weit verbreitete Theorie. Zwar erklärt auch sie mehrere ungelöste Fragen aus der Trilogie auf einen Schlag, doch zugleich öffnet sie auch wieder viele weitere Türen, hinter denen sich weitere"Marc-Davis-Vignetten" verstecken, eben jene angedeuteten, der Hauptgeschichte untergeordneten Substorys, die das Universum von Pirates of the Caribbean ausmachen.

Laut dieser Theorie ging Jack Sparrow schon seit frühster Kindheit dem ehrlichen Piratenhandwerk nach. Er ging auf abenteuerliche Erkundungsreisen, suchte mystische Schätze und benahm sich alles in allem sehr piratig. Als sich Jack Sparrow langsam vom wilden Abenteurer zu einem gestandenen Piraten entwickelte, kam eines Tages die East India Trading Company auf ihn hinzu und heuerte ihn als billige Arbeitskraft an.
Jack und andere dem Gesetz eher mäßig treue Seefahrer verschifften für die East India Trading Company Frachtgüter, ohne dabei ihr Dasein als Piraten aufzugeben. Sie sollten lediglich zwischen ihren Raubzügen und Schatzsuchen pünktlich die Fracht an den Zielort bringen, bevor sie wieder davon segeln und ihr eigenes Ding durchziehen. Bis sie wieder einen neuen Auftrag erhielten. Dies brachte Vorteile für die Piraten (sie werden nicht von der East India Trading Company verfolgt), aber auch für die doppelmoralische Gesellschaft. Sie verhasst Gauner, macht aber Geschäfte mit ihnen, da sie zu niedrigeren Preisen ihren Dienst verrichten als richtige Mitglieder der Company.

Dies ist ein kleiner, aber gewichtiger Unterschied gegenüber der zu Dead Man's Chest-Zeiten verbreitete Theorie, Jack wäre Mitglied der EITC gewesen. Jack lief niemals in einem solchen Eiskremkostüm herum und trug eine weiße Puder-Perrücke. Der sagenhafte Pirat hatte keine normale Vergangenheit, die wegen einer einzigen Tat außer Ruder lief. So etwas hat es schon viel zu oft gegeben, und wir können froh sein, dass dies von den Autoren als falsch bezeichnet wurde.

Becketts kleine Deals mit Piraten dagegen sind schon interessanter - machen sie aus dem machthungrigen und größenwahnsinnigen Lord doch sogar einen bigotten Charakter. Dieser Charakterzug von Beckett wird schließlich auch von den bereist angesprochenen, entfallenen Dialogzeilen und Szenen unterstrichen. Denn laut einem früheren Drehbuchentwurf sollte in Am Ende der Welt noch erklärt werden, was Beckett so alles in der Zeit zwischen Teil 2 und Teil 3 getrieben hat. Wie sich nämlich später während des Treffens der Bruderschaft herausstellen sollte, verlor Kapitän Chevalle in einer Partie Poker haushoch gegen Lord Cutler Beckett - wobei Beckett, so behauptet es zumindest Chevalle, geschummelt hat.

Dieses Detail sollte andeuten, dass Beckett regelmäßig mit Piraten verkehrt, etwa um sich bei einer Partie Poker zu erholen, oder aber um sie auszunutzen (wie seinerzeit, als die EITC Piraten als "freie Mitarbeiter" angeheuert hat).

Doch zurück zur Vorgeschichte: Jack arbeitete also angeblich eine Zeit lang als freier Mitarbeiter der EITC, da ihm dieses Angebot gerade gut in den Kram passte. Doch als Jack eines Tages Sklaven nach Afrika liefern sollte verschwand er einfach spurlos mitsamt Schiff und den Sklaven. Schließlich kenne auch ein Pirat seine Grenzen. Hier stimmt die neue Theorie mit der alten überein: Beckett lässt Jack Sparrow wieder einfangen und verpasst ihm das Brandzeichen, nun ist er kein "geduldeter" Pirat mehr, sondern mehr oder weniger zum Abschuss frei gegeben.

Bereits dies ist wieder ein feiner Unterschied: Jacks Brandzeichnung durch Beckett macht aus ihm keinen Piraten. Das war er schon immer. Aber durch das "P"-Symbol verliert er seine "Immunität" gegenüber der EITC.

Doch was ist nun die Spur, die Jack Sparrow an Beckett hinterlassen hat? Nun, im Gegensatz zu der leider noch recht verbreiteten Theorie ist es nicht etwa der finanzielle Schaden, der Beckett so sehr an die Nieren geht. Beckett geht es nicht um schnöden Mammon, erst Recht nicht um den kleinen Verdienst einer einzigen Sklavenhandlung. Stattdessen ist es ein psychologischer Schaden, den Beckett davontrug. Wie wir ja im Laufe der Trilogie eindrucksvoll vorgeführt bekamen ist Beckett begierig, jeden kontrollieren zu können, überall möchte er seine Macht spielen lassen. Und so war Beckett zu Beginn seiner Karriere auch davon überzeugt, bereits außerordentlich mächtig zu sein.
Es ist ihm, so vermutete Beckett zumindest, ein leichtes die angeblich unberechenbaren Piraten in seinen Plan einzuspannen, für seine Sache auszunutzen. Doch diese Naivität Becketts wurde durch Jack Sparrow zerstört. Jack konfrontierte Beckett mit der Realität, bewies ihm eindrucksvoll, dass er bislang bei weitem noch nicht so mächtig und einflussreich ist, wie er sich einbildete. Und einem Pirat könne man niemals trauen.

In diesem Lichte wirkt auch Becketts Erklärung, er und Jack wüssten ja genau, was Verrat und Betrug seien viel stärker. Es ist also kein Verrat unter Männern gewesen, der zwischen ihnen stattfand. Und auch kein simpler Betrug eines ehrenhaften Angestellten gegenüber seinen Arbeitgeber. Viel mehr spricht Beckett hier davon, dass Jack Sparrow Beckett beibrachte was Verrat und Betrug sind. Der kindlich-naive Beckett wurde durch Jack in eine Welt voller Hinterhalt und Verrat gebracht. Dies verletzte seine Psyche. Beckett, der so sehr von der Korrektheit und Genialität seiner Pläne überzeugt ist konnte diesen Schlag ins Wasser nur schwer verarbeiten. Wir sehen ja auch am Ende von PotC - AWE, dass Beckett kaum handlungsfähig ist, wenn seine Pläne und Manipulationsversuche nicht funktionieren. Es muss für ihn also ein ähnlicher Schock gewesen sein, als er erstmals damit konfrontiert wird, dass er die Piraten nicht kontrollieren kann.

Auf dieser Grundlage lässt sich zudem mutmaßen, dass niemand geringeres als Jack Sparrow verantwortlich für einen Großteil der Geschehnisse in Dead Man's Chest und Am Ende der Welt ist. Da Beckett einsehen musste, dass seine Macht nicht so weit reicht, wie er es sich einbildete gierte der Lord nach der ultimativen Macht. Durch seine Kontakte zur Piratenwelt erfuhr er von den Sagen rund um den Rat der Bruderschaft und Davy Jones. Doch waren ihm diese zuvor gleichgültig, so fasste er nach Jacks Handeln den Plan, diesen Sagen nachzugehen und mithilfe derer seine Macht zu zementieren.

Diese leichte Abwandlung der alten Theorie kennzeichnet Beckett als eine labile Persönlichkeit, zugleich unterstreicht sie seinen Größenwahnsinn und fügt seinem Charakter eine weitere Dimension hin.
Des weiteren macht sie Jack Sparrow zu einer noch tragenderen Figur im PotC-Universum, ohne aber diese fiktive Welt unnötig zu vereinfachen. Die alte Theorie verbindet alle ungelösten Rätsel und vereinfacht somit die absichtlich komplex gehaltene Piratenwelt. Doch diese Theorie verbindet lediglich die prominentesten offenen Fragen (woher Jack seinen Eunuchen-Running-Gag hat wissen wir zum Beispiel noch nicht) und gibt mehreren Geschehnissen aus der ersten Trilogie einen gemeinsamen Startpunkt. Das gesamte Universum wird dadurch aber nicht einfacher.

Sollte diese Theorie Kanon sein, so gäbe es trotzdem weiterhin zahlreiche Vignetten im PotC-Universum. Über andere Piraten, die den selben Handel wie Jack mit der EITC eingingen, über Becketts Pokerpartien und über Jacks Vergangenheit als Pirat. All diese Geschichten müssen nicht erzählt werden. Keineswegs. Aber sie müssen vorhanden sein - denn diese Bandbreite hebt das Pirates of the Caribbean von anderen Mehrteilern ab.

Welche Spuren Jack nun wirklich an Beckett hinterlassen hat, bleibt wohl vorerst ungeklärt. Die Autoren ließen lediglich verlauten, dass es mehr um den psychologischen Effekt geht, den Jacks Tat (was auch immer es war) ausgelöst hat. Dies könnte die dritte Theorie, die ich euch vorstellte durchaus bestätigen. Doch das soll niemanden davon abhalten, eigene Überlegungen anzustellen. Vielleicht stimmt ihr auch einfach Terry Rossio zu, der scherzhaft das ganze Rätsel löste: Jack hinterließ eine winzig kleine Narbe hinter Becketts linkem Ohr - und das hat er niemals überwunden.