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Dienstag, 6. Oktober 2020

Musikalisches Immergrün – Die besten Disney-Songs der Dekade (Teil XII)

 zurück zu Teil XI


Platz 20: My Year aus Zombies - Das Musical

Musik und Text von Hannah Jones, Jack Kugell und Matt Wong


Wie sieht ein klassischer "Happy Village"-Song aus, in einer Filmwelt, die comichaft, auf keusche Art campy, mit Retro-Ästhetik versehen und von hip-modernen Einflüssen durchzogen ist? In einem Film, der Rassismus sowie Klassismus anklagt, dies aber via einer Romeo-und-Julia-Geschichte über einen Zombie und eine menschliche Cheerleaderin? Noch dazu auf dem Disney Channel? Nun, ganz einfach: So! My Year lässt Musical-Zeitlosigkeit mit modernen Einflüssen kollidieren, all dies übermäßig fröhlich, bis es selbstsicher-albern wird, aber nicht direkt eine Persiflage darstellt, selbst wenn die dazugehörige Szene mehrmals gezielt bis ganz nah an die Grenze herandüst. Ich find's überaus faszinierend und vergnüglich.


Platz 19: Wir kennen den Weg ("We Know the Way") aus Vaiana

Musik von Opetaia Foa'i, Text von Opetaia Foa'i und Lin-Manuel Miranda (dt. Text von Tommy Amper)


Wir kennen den Weg ist zwar nicht weiter der erste Song im Film, war aber der erste Song, den Mark Mancina, Opetaia Foa’i, und Lin-Manuel Miranda für Vaiana geschrieben haben und zudem ist es der erste Song, den viele Fans und Pressemitglieder zu Gehör bekommen haben. Und es war auch ein echt starker Vorgeschmack für das, was Vaiana zu bieten hat: Mit starker Percussion und von Fernweh, Stolz und Abenteuerdrang versehenen Lyrics ist Wir kennen den Weg eine extrem schöne Feier der seefahrenden Vorfahren unserer Titelfigur. In einer frühen Filmfassung eröffnete das Lied übrigens den Film und zeigte unter anderem die Geburt Vaianas.


Platz 18: Cruisin' for a Bruisin' aus Teen Beach Movie

Musik und Text von Mitch Allan, Jason Evigan, Jason Charles Miller und Nikki Leonti


Die Retronummer in Teen Beach Movie: Protagonist Brady und Protagonistin Mac sind in Bradys Lieblingsfilm gelandet, und es gibt für Brady nichts, das schöner wäre, als mitzuerleben, wie die grease-ige Rockerbande im Lieblingsschuppen der chilligen Surfer landet und eine Rockabillynummer zum Besten gibt, in die er schon immer mal einsteigen wollte. Dass Brady wirklich da einsteigt, war im Film eigentlich nicht geplant, aber weil Brady-Darsteller Ross Lynch die Choreo zum Song beherrschte und voller Passion hinlegte, wurde die Szene umarrangiert. Der Song selbst ist einfach richtig schön kaugummigroovy und riesiges Vergnügen.

Platz 17: Ich geb' dir, was du willst ("I'll Get You What You Want (Cockatoo in Malibu)") aus Muppets Most Wanted

Musik und Text von Bret McKenzie (dt. Version: Christine Roche & Klaus-Rüdiger Paulus)


Schurkensong, Bret-McKenzie-Style: In Muppets Most Wanted ersetzt ein böses Double Kermit in der Muppet-Truppe, und zerstört das Teamwork und den Teamgeist sowie die besondere Chemie in deren Show, indem er einfach allen unentwegt das gibt, was sie wollen. Um eine grantelnde Miss Piggy milde zu stimmen, äußert Constantine in Kermit-Verkleidung eine Nummer im Stil von Lionel Richie, Michael McDonald und den Doobie Brothers. Mit Groove, Flair, Disco-Funkel-Funkel und (urkomisch geratener) Bemühung, sexy zu sein, gibt er Miss Piggy immer absurdere Versprechen. Sehr, sehr lustig, doppelbödig und echt groovy!

Platz 16: Der Einband kann täuschend sein ("A Cover Is Not The Book") aus Mary Poppins' Rückkehr 

Musik von Marc Shaiman, Text von Scott Wittman und Marc Shaiman (dt. Text von Nina Schneider)


Bei meinem ersten Anschauen von Mary Poppins' Rückkehr war noch Stellt euch das nur mal vor ganz klar mein Lieblingslied aus dieser späten, späten Mary Poppins-Fortsetzung. Die Melodie der Tauchfahrt-Begleitnummer hat mich einfach mehr mitgenommen. Aber als Gesamtszene betrachtet hat mich schon während der Pressevorführung mit weitem Abstand Der Einband kann täuschend sein mehr gepackt. Viel mehr! Sehr, sehr viel mehr. Noch während des ersten Anschauens dieses Rob-Marshall-Filmmusicals habe ich mich in diese Szene schockverliebt. Emily Blunt, die eh schon super in dieser Rolle ist, blüht förmlich auf, während sie Mary Poppins spielt, die nun in Velma-Kelly-Bob eine Cockney-Vaudeville-Dame spielt, die zusammen mit Laternenanzünder Jack kleine (oft anzüglich angehauchte) Geschichtlein zelebriert. Chicago trifft Walt Disney Pictures, und Marshall inszeniert das mit Leichtigkeit, Fröhlichkeit und Geschmack. Lin-Manuel Miranda spielt besser als im restlichen Film, das bewusst künstliche Bühnenbild ist wunderschön und die Zeichentrickfiguren lassen mein Herz höher schlagen. Eine Bombenszene, die mich kurz glauben ließ, Mary Poppins' Rückkehr könnte mein Lieblingsfilm 2018 werden. Leider brach der Film danach brutal ein, aber die Szene selbst blieb in meinem Herzen, weshalb ich die Szene immer und immer wieder geguckt habe - was wiederum mein Ansehen des Songs vergrößerte. Die darin nacherzählten Geschichten stammen übrigens allesamt aus Travers-Büchern.

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Dienstag, 22. Januar 2019

Die Nominierungen zu den 91. Academy Awards


Bester Film
BlacKkKlansman
Black Panther
Bohemian Rhapsody
The Favourite
Green Book
Roma
A Star Is Born
Vice
Slot neun und zehn bleiben leer
Prognosenerfolg: 9/10

Beste Regie
Adam McKay (Vice)
Alfonso Cuarón (Roma)
Pawel Pawlikowski (Cold War)
Yorgos Lanthimos (The Favourite)
Spike Lee (BlacKkKlansman)
Prognosenerfolg: 3/5

Beste Hauptdarstellerin
Yalitza Aparicio (Roma)
Glenn Close (Die Frau des Nobelpreisträgers)
Olivia Colman (The Favourite)
Lady Gaga (A Star Is Born)
Melissa McCarthy (Can You Ever Forgive Me?)
Prognosenerfolg: 4/5

Bester Hauptdarsteller
Christian Bale (Vice)
Bradley Cooper (A Star Is Born)
Willem Dafoe (At Eternity's Gate)
Rami Malek (Bohemian Rhapsody)
Viggo Mortensen (Green Book)
Prognosenerfolg: 3/5

Beste Nebendarstellerin
Amy Adams (Vice)
Marina de Tavira (Roma)
Regina King (Beale Street)
Emma Stone (The Favourite)
Rachel Weisz (The Favourite)
Prognosenerfolg: 4/5

Bester Nebendarsteller
Mahershala Ali (Green Book)
Adam Driver (BlacKkKlansman)
Sam Elliott für A Star Is Born
Richard E. Grant (Can You Ever Forgive Me?)
Sam Rockwell (Vice)
Prognosenerfolg: 4/5

Bester Song
"Shallow" aus A Star Is Born
"The Place Where Lost Things Go" aus Mary Poppins' Rückkehr
"I'll Fight" aus RBG
"All of the Stars" aus Black Panther
"When A Cowboy Trades His Spurs for Things" aus The Ballad of Buster Scruggs
Prognosenerfolg: 4/5

Beste Musik
Black Panther
BlacKkKlansman
Beale Street
Isle of Dogs
Mary Poppins' Rückkehr
Prognosenerfolg: 4/5

Bester Schnitt
BlacKkKlansman
Bohemian Rhapsody
The Favourite
Green Book
Vice
Prognosenerfolg: 2/5

Beste Kamera
Cold War
The Favourite
Werk ohne Autor
A Star Is Born
Roma
Prognosenerfolg: 3/5

Bestes Produktionsdesign
Black Panther
The Favourite
Aufbruch zum Mond
Mary Poppins' Rückkehr
Roma
Prognosenerfolg: 5/5

Bestes Make-up & Hairstyling
Border
Maria Stuart, Königin von Schottland
Vice
Prognosenerfolg: 2/3

Beste Kostüme
The Ballad of Buster Scruggs
Black Panther
The Favourite
Mary Poppins' Rückkehr
Maria Stuart, Königin von Schottland
Prognosenerfolg: 3/5

Bester Animationsfilm
Chaos im Netz
Mirai
Die Unglaublichen 2
Isle of Dogs
Spider-Man – A New Universe
Prognosenerfolg: 4/5

Bester fremdsprachiger Film
Capernaum
Cold War
Roma
Shoplifters
Werk ohne Autor
Prognosenerfolg:: 5/5

Beste Dokumentation
Free Solo
Hale County This Morning, This Evening
Minding the Gap
Of Fathers and Sons
RBG
Prognosenerfolg: 3/5

Bestes adaptiertes Drehbuch
BlacKkKlansman
The Ballad of Buster Scruggs
Can You Ever Forgive Me?
Beale Street
A Star Is Born
Prognosenerfolg: 4/5

Bestes Original-Drehbuch
The Favourite
First Reformed
Green Book
Roma
Vice
Prognosenerfolg: 4/5

Bester Tonschnitt
Black Panther
Bohemian Rhapsody
Aufbruch zum Mond
A Quiet Place
Roma
Prognosenerfolg: 3/5

Bester Ton
Black Panther
Bohemian Rhapsody
Aufbruch zum Mond
Roma
A Star Is Born
Prognosenerfolg: 4/5

Beste Effekte
Avengers | Infinity War
Christopher Robin
Aufbruch zum Mond
Ready Player One
Solo: A Star Wars Story
Prognosenerfolg: 3/5

Bester Animationskurzfilm
Animal Behaviour
Bao
Late Afternoon
One Small Step
Weekends
Prognosenerfolg: 3/5

Bester Kurzfilm
Detainment
Fauve
Marguerite
Mother
Skin
Prognosenerfolg: 3/5

Bester Doku-Kurzfilm
Black Sheep
End Game
Period. End of the Sentence.
Life Boat
A Night at the Garden
Prognosenerfolg: 3/5

Gesamtergebnis: 89/123

Samstag, 19. Januar 2019

Meine vollständige Prognose für die Nominierungen bei den 91. Academy Awards


Bester Film
Beale Street
BlacKkKlansman
Black Panther
The Favourite
Green Book
Roma
A Star Is Born
Vice
Slot neun bleibt leer
Slot zehn bleibt leer

Ebenfalls im Rennen: Aufbruch zum Mond, Bohemian Rhapsody, Can You Ever Forgive Me?, Crazy Rich, A Quiet Place, Mary Poppins' Rückkehr und viele mehr

Beste Regie
Bradley Cooper (A Star Is Born)
Ryan Coogler (Black Panther)
Alfonso Cuarón (Roma)
Yorgos Lanthimos (The Favourite)
Spike Lee (BlacKkKlansman)

Coogler ist einem meiner alljährlichen "Wenn ich's nicht vorhersage und es dann doch passiert, ärgere ich mich, dass ich diese Mordsüberraschung nicht offiziell vorhergesagt habe"-Prognosen voller Waghalsigkeit.

Mögliche Prognosenverderber: Adam McKay für Vice, Peter Ferrely für Green Book, Barry Jenkins für Beale Street, Damien Chazelle für Aufbruch zum Mond

Beste Hauptdarstellerin
Emily Blunt, (Mary Poppins' Rückkehr)
Glenn Close (Die Frau des Nobelpreisträgers)
Olivia Colman (The Favourite)
Lady Gaga (A Star Is Born)
Melissa McCarthy (Can You Ever Forgive Me?)

Mögliche Prognosenverderber: Viola Davis für Widows, Toni Collette für Hereditary, Nicole Kidman für Destroyer, Charlize Theron für Tully, Yalitza Aparicio für Roma, Saoirse Ronan für Maria Stuart, Königin von Schottland

Bester Hauptdarsteller
Christian Bale (Vice)
Bradley Cooper (A Star Is Born)
Rami Malek (Bohemian Rhapsody)
Ethan Hawke (First Reformed)
John David Washington (BlacKkKlansman)

Mögliche Prognosenverderber: Viggo Mortensen für Green Book, Ryan Gosling für Aufbruch zum Mond, Willem Dafoe für At Eternity's Gate, Lucas Hedges für Der verlorene Sohn, Robert Redford für Old Man & The Gun

Beste Nebendarstellerin
Amy Adams (Vice)
Regina King (Beale Street)
Margot Robbie (Maria Stuart, Königin von Schottland)
Emma Stone (The Favourite)
Rachel Weisz (The Favourite)

Mögliche Prognosenverderber: Claire Foy für Aufbruch zum Mond, Emily Blunt für A Quiet Place, Nicole Kidman für Der verlorene Sohn, Michelle Yeoh für Crazy Rich

Bester Nebendarsteller
Mahershala Ali (Green Book)
Timothée Chalamet (Beautiful Boy)
Adam Driver (BlacKkKlansman)
Sam Elliott für A Star Is Born
Richard E. Grant (Can You Ever Forgive Me?)

Mögliche Prognosenverderber: Sam Rockwell für Vice, Michael B. Jordan für Black Panther

Bester Song
"Shallow" aus A Star Is Born
"The Place Where Lost Things Go" aus Mary Poppins' Rückkehr
"I'll Fight" aus RBG
"All of the Stars" aus Black Panther
"Trip a Little Light Fantastic" aus Mary Poppins' Rückkehr

Aufgrund Disneys intensiver Awardskampagne revidiere ich meine Vorprognose doch recht deutlich ...

Beste Musik
Black Panther
Aufbruch zum Mond
Beale Street
Isle of Dogs
Mary Poppins' Rückkehr

Mögliche Prognosenverderber: BlacKkKlansman, Ballad of Buster Scruggs, Vice, A Quiet Place, Auslöschung, Crazy Rich, Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen, Ready Player One, Death of Stalin, Avengers | Infinity War

Bester Schnitt
BlacKkKlansman
The Favourite
Aufbruch zum Mond
Roma
A Star Is Born

Mögliche Prognosenverderber: Black Panther, Bohemian Rhapsody, Green Book, Vice, Mary Poppins' Rückkehr, Mission: Impossible - Fallout,

Beste Kamera
Cold War
The Favourite
Aufbruch zum Mond
Beale Street
Roma

Mögliche Prognosenverderber: Black Panther, At Eternity's Gate, A Star Is Born, The Rider

Bestes Produktionsdesign
Black Panther
The Favourite
Aufbruch zum Mond
Mary Poppins' Rückkehr
Roma

Mögliche Prognosenverderber: Beale Street, Crazy Rich, Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen, A Quiet Place, A Star Is Born, Hereditary, Maria Stuart, Königin von Schottland

Bestes Make-up & Hairstyling
Border
Black Panther
Vice

Mögliche Prognosenverderber: Suspiria, Maria Stuart, Königin von Schottland, Stan & Ollie, A Quiet Place, A Star Is Born, Hereditary, Maria Stuart, Königin von Schottland
Beste Kostüme
Black Panther
Colette
The Favourite
Mary Poppins' Rückkehr
Nur ein kleiner Gefallen

Mögliche Prognosenverderber: Dutzende.


Bester Animationsfilm
Chaos im Netz
Ruben Brandt, Collector
Die Unglaublichen 2
Isle of Dogs
Spider-Man – A New Universe

Möglicher Prognosenverderber: Mirai.

Bester fremdsprachiger Film
Capernaum
Cold War
Roma
Shoplifters
Werk ohne Autor

Mögliche Prognosenverderber: Die vier anderen qualifizierten Filme: The Guilty, Burning, Birds of Passage und Ayka.

Beste Dokumentation
Free Solo
RBG
Minding the Gap
Three Identical Strangers
Won't You Be My Neighbor?

Mögliche Prognosenverderber: Zu viele, um sie hier aufzuzählen.

Bestes adaptiertes Drehbuch
BlacKkKlansman
Black Panther
Can You Ever Forgive Me?
Beale Street
A Star Is Born

Mögliche Prognosenverderber: Crazy Rich, Leave No Trace, Aufbruch zum Mond und Death of Stalin sowie der irgendwie untergegangene Beautiful Boy.

Bestes Original-Drehbuch
Eight Grade
The Favourite
Green Book
Roma
Vice

Mögliche Prognosenverderber: First Reformed, Sorry to Bother You

Bester Tonschnitt
Avengers | Infinity War
Black Panther
Aufbruch zum Mond
A Quiet Place
Mission: Impossible - Fallout

Mögliche Prognosenverderber: Viele, sehr viele.

Bester Ton
A Star Is Born
Black Panther
Bohemian Rhapsody
Aufbruch zum Mond
A Quiet Place

Mögliche Prognosenverderber: Viele, sehr viele.

Bester Animationskurzfilm
Animal Behaviour
Bao
Bilby
Lost and Found
Weekends

Bester Kurzfilm
Caroline
Detainment
Icare
Marguerite
Skin

Bester Doku-Kurzfilm
Black Sheep
End Game
Period. End of the Sentence.
Women of the Gulag
Zion

Beste Effekte
Hier werde ich meine Vorab-Prognose aus dem Dezember 2018 ausführlich revidieren müssen.
Denn Will Mavity hat einenhervorragenden Beitrag über die "Bake-Off"-Präsentation geschrieben, in dem die zehn vornominierten Filme näher vorgestellt wurden. Nun muss man bedenken: Er schreibt, dass Black Panther bei der Präsentation gut abgeschnitten hat und sich erfolgreich um seine schwächeren digitalen Filmmomente drücken konnte. Das würde dafür sprechen, dass ich den Film in meine Prognose hineinnehme. Aber: Da die Stimmberechtigen aber nicht (mehr) direkt nach der Präsentation abstimmen, muss das nicht zwingend etwas bedeuten, zumal der Film bei der Visual Effects Society keine Nominierungen holte. Daher wage ich es, mit Bauchschmerzen, Black Panther nicht in meine Prognose aufzunehmen, obwohl mich sein Auftauchen null überraschen würde. Ganz gleich, wie mies ich einige der Effekte in dem Film auch finde. Ant-Man and the Wasp jedoch fliegt aufgrund der Beschreibung des Bake-Offs bei mir raus, genauso wie der (in meinen Augen eigentlich verdiente Nominierte) Christopher Robin. Welcome to Marwen hätte ich dagegen aufgrund seiner miesen US-Rezeption rausgenommen, aber die VES-Nominierungen und der Bake-Off-Text haben mich vom Gegenteil überzeugt.

Solo: A Star Wars Story scheint drin zu sein, selbst wenn er mich nicht so geflasht hat, und irgendwie kabbeln sich Mary Poppins' Rückkehr, Aufbruch zum Mond und Ready Player One, wer mit einer Präsentation voller Höhen und Tiefen rausfliegt und wer drin bleibt … Mein Bauchgefühl sagt:

Avengers | Infinity War
Aufbruch zum Mond
Mary Poppins' Rückkehr
Solo: A Star Wars Story
Welcome to Marwen

Samstag, 5. Januar 2019

Meine Prognose für die Kino-Kategorien bei den Golden Globes 2019


In der Nacht vom 6. auf den 7. Januar 2019 ist es so weit: Die Golden Globes werden verliehen, der Filmpreis, der sich irgendwie einen großen Namen aufgebaut hat und daher (sowie aufgrund der oft sehr humorvollen Preisverleihung) jährlich interessiert verfolgt wird, obwohl ebenfalls jährlich intensiv über die Relevanz des Awards gestritten wird. Statt an dieser Stelle aber darüber zu sinnieren, wie albern oder passabel die Golden Globes sind, widme ich mich lieber dem spaßigen Teil des Ganzen: Zur Aufwärmung für die kommenden Oscar-Prognosen übe ich mich hier wieder im Vorhersagen und tippe, welche Filme sich den Nicht-so-wirklich-Indikatorpreis für die Academy Awards schnappen werden.

Viel Spaß beim Mitraten, wünsche ich!

Bester Film – Drama
Black Panther
BlacKkKlansman
Bohemian Rhapsody
If Beale Street Could Talk
A Star Is Born

Bester Film – Komödie oder Musical
Crazy Rich
The Favourite
Green Book
Mary Poppins' Rückkehr
Vice

The Favourite sollte unbedingt gewinnen, jedoch denke ich, dass die Globes eher danebengreifen werden. Wird es der hoch umstrittene Liebling mancher älterer Kritiker (Green Book) oder der glanzvolle, aber unkreative Mary Poppins' Rückkehr? Ich bin hin und her gerissen ...

Beste Regie
Bradley Cooper, A Star is Born
Alfonso Cuarón, Roma
Peter Farrelly, Green Book
Spike Lee, BlacKkKlansman
Adam McKay, Vice

Beste Hauptdarstellerin – Drama
Glenn Close, The Wife
Lady Gaga, A Star Is Born
Nicole Kidman, Destroyer
Melissa McCarthy, Can You Ever Forgive Me?
Rosamund Pike, A Private War

Beste Hauptdarstellerin – Komödie oder Musical
Emily Blunt, Mary Poppins' Rückkehr
Olivia Colman, The Favourite
Elsie Fisher, Eight Grade
Charlize Theron, Tully
Constance Wu, Crazy Rich

Bester Hauptdarsteller – Drama
Bradley Cooper, A Star Is Born
Willem Dafoe, At Eternity's Gate
Lucas Hedges, Der verlorene Sohn
Rami Malek, Bohemian Rhapsody
John David Washington, BlacKkKlansman

Bester Hauptdarsteller – Komödie oder Musical
Christian Bale, Vice
Lin-Manuel Miranda, Mary Poppins' Rückkehr
Viggo Mortensen, Green Book
Robert Redford, The Old Man & the Gun
John C. Reilly, Stan & Ollie

Beste Nebendarstellerin
Amy Adams, Vice
Claire Foy, Aufbruch zum Mond
Regina King, If Beale Street Could Talk
Emma Stone, The Favourite
Rachel Weisz, The Favourite

Bester Nebendarsteller
Mahershala Ali, Green Book
Timothee Chalamet, Beautiful Boy
Adam Driver, BlacKkKlansman
Richard E. Grant, Can You Ever Forgive Me?
Sam Rockwell, Vice

Bestes Drehbuch
Roma
The Favourite
If Beale Street Could Talk
Vice
Green Book

Beste Filmmusik
A Quiet Place
Isle of Dogs
Black Panther
Aufbruch zum Mond
Mary Poppins' Rückkehr

Bester Song
"All the Stars" aus Black Panther
"Girl in the Movies" aus Dumplin
"Requiem For A Private War" aus A Private War
"Relevarion" aus Der verlorene Sohn
"Shallow" aus A Star Is Born

Bester fremdsprachiger Film
Capernaum
Girl
Werk ohne Autor
Roma
Shoplifters

Bester Animationsfilm
Die Unglaublichen 2
Isle of Dogs
Mirai
Chaos im Netz
Spider-Man – A New Universe

Sonntag, 23. Dezember 2018

Oscars 2019: Wer wird in der Kategorie "Beste Effekte" nominiert?


Die Academy of Motion Picture Arts & Sciences macht es allen, die aus beruflichen Gründen oder schlicht zum Zeitvertreib Oscar-Nominierungen tippen, ein gutes Stück einfacher: Sie hat sogleich mehrere Shortlists veröffentlicht, darunter für die Kategorie "Beste Effekte". Aus den nachfolgenden 10 Produktionen werden die fünf rausgesiebt, die sich in dieser Sparte um den Goldjungen prügeln. Im Rennen sind:

“Ant-Man and the Wasp”
“Avengers | Infinity War”
“Black Panther”
“Christopher Robin”
“First Man”
“Jurassic World: Fallen Kingdom”
“Mary Poppins Returns”
“Ready Player One”
“Solo: A Star Wars Story”
“Welcome to Marwen”

Sogleich mehrere Filme, die ich einer Nominierung als würdig erachtet hätte, sind nicht mehr im Rennen - vor allem das Fehlen von Mission: Impossible - Fallout bedauere ich sehr. Dafür sind nun mehrere Filme in der Auswahl, die hier meiner Ansicht nach nicht zu suchen haben: Black Panther hat einige Szenen sehr mieser CG-Arbeit (der Film ist beim Produktionsdesign dagegen sehr gut aufgehoben), Jurassic World: Fallen Kingdom hat effektetechnisch seine Höhen und Tiefen und Mary Poppins Returns holpert sich durch Can You Imagine That? aus meiner Vorauswahl für diesen Preis. Und Ready Player One ist ... matschig.

Meine Prognose lautet:

“Ant-Man and the Wasp”
“Avengers | Infinity War”
“Christopher Robin”
“First Man”
“Welcome to Marwen”

Und was tippt ihr?

Donnerstag, 20. Dezember 2018

Oscars 2019: Wer wird in der Kategorie "Bester Song" nominiert?


Die Academy of Motion Picture Arts & Sciences macht es allen, die aus beruflichen Gründen oder schlicht zum Zeitvertreib Oscar-Nominierungen tippen, ein gutes Stück einfacher: Sie hat sogleich mehrere Shortlists veröffentlicht, darunter für die Kategorie "Bester Song". Aus den nachfolgenden 15 Titeln werden die fünf rausgesiebt, die in der so spannenden, aber auch so schwer vorherzusagenden Academy-Kategorie letztlich um den Goldjungen antreten. Im Rennen sind:

“When A Cowboy Trades His Spurs For Wings” aus “The Ballad of Buster Scruggs”
“Treasure” aus “Beautiful Boy”
“All The Stars” aus “Black Panther”
“Revelation” aus “Boy Erased”
“Girl In The Movies” aus “Dumplin’”
“We Won’t Move” aus “The Hate U Give”
“The Place Where Lost Things Go” aus “Mary Poppins Returns”
“Trip A Little Light Fantastic” aus “Mary Poppins Returns”
“Keep Reachin’” aus “Quincy”
“I’ll Fight” aus “RBG”
“A Place Called Slaughter Race” aus “Ralph Breaks the Internet”
“OYAHYTT” aus “Sorry to Bother You”
“Shallow” aus “A Star Is Born”
“Suspirium” aus “Suspiria”
“The Big Unknown” aus “Widows”

Disney hat einen großen taktischen Fehler begannen: Seit die Regel existiert, dass pro Film maximal zwei Lieder nominiert werden können (während die Grenze, wie viele zur Nominierung eingereicht werden dürfen, nach oben hin offen geblieben ist), versucht Disney öfters bei seinen großen Oscar-Hoffnungsträgern, sein Glück selbst in die Hand zu nehmen. Wiederholt kam es vor, dass Disney nur zwei Lieder zur Nominierung eingereicht hat, mutmaßlich, um so schon die Stimmen auf die vermeintlich sicheren Dinger zu konzentrieren.

Irgendwann musste es sich rächen. In meinen Augen hat Disney zwei der schwächeren Lieder aus Mary Poppins' Rückkehr eingereicht, und offenbar bin ich da nicht allein. Schon bei den Globes-Nominierungen ging das Rob-Marshall-Musical leer aus und laut den Awards-Experten von The Playlist kam auch bei diversen Academy-Mitgliedern A Cover Is Not The Book (alias: "Rob Marshalls unerwartete Chicago-Referenz) mit großem Abstand am besten an. Und, man, was hätte ich dafür getan, Emily Blunt und Lin-Manuel Miranda diese Nummer live während der Oscars performen zu sehen!

Aber gut. Es hat nicht sollen sein. Den Oscar hat Shallow aus A Star Is Born nun wohl so gut wie sicher, bleibt die Frage, welche anderen vier Titel mitmischen. Black Panther sammelte mit seinem (wie ich finde lahmen) Abspannsong schon viele Nominierungen ein, also ist er dabei. Beim Rest musste ich nach Bauchgefühl gehen.

Basierend auf früheren Oscar-Jahren sehe ich den Beschwörungssong aus Suspiria übrigens leider draußen, aber wer weiß, was die Umgestaltung des Voting-Blocks so alles bewirkt ...

“All The Stars” aus “Black Panther”
“Girl In The Movies” aus “Dumplin’”
“The Place Where Lost Things Go” aus “Mary Poppins Returns”
“I’ll Fight” aus “RBG”
“Shallow” aus “A Star Is Born”

Und was tippt ihr?

Dienstag, 18. Dezember 2018

Oscars 2019: Wer wird in der Kategorie "Beste Filmmusik" nominiert?


Die Academy of Motion Picture Arts & Sciences macht es allen, die aus beruflichen Gründen oder schlicht zum Zeitvertreib Oscar-Nominierungen tippen, ein gutes Stück einfacher: Sie hat sogleich mehrere Shortlists veröffentlicht, darunter für die Kategorie "Beste Filmmusik". Aus den nachfolgenden 15 Filmen werden die fünf rausgesiebt, die sich in der so spannenden, aber auch so schwer vorherzusagenden Academy-Kategorie letztlich um den Goldjungen antreten. Im Rennen sind:

“Annihilation”
“Avengers | Infinity War”
“The Ballad of Buster Scruggs”
“Black Panther”
“BlacKkKlansman”
“Crazy Rich Asians”
“The Death of Stalin”
“Fantastic Beasts: The Crimes of Grindelwald”
“First Man”
“If Beale Street Could Talk”
“Isle of Dogs”
“Mary Poppins Returns”
“A Quiet Place”
“Ready Player One”
“Vice”


Schwer, schwer, schwer. Abgesehen davon, dass A Quiet Place in dieser Kategorie meiner Ansicht nach nichts zu suchen hat, da der Score für mich eines der größten Probleme dieses Films ist, und ich zudem weder die Nennung von Fantastic Beasts (langweiliger Score) und Ready Player One (uninspirierter Score) verstehen kann, fallen mir sogleich mehrere Nennungen positiv auf. Avengers | Infinity War hätte ich niemals hier erwartet, doch Alan Silvestris energiereicher, in den richtigen Momenten aber auch dramatischer Score gehört zu meinen Favoriten des Jahres. Die Musik in Isle of Dogs ging mir persönlich zwischenzeitlich auf den Keks, ist aber schon sehr originell und treffend und Black Panther hat ebenfalls einen Spitzenscore (beide sind percussionlastig, und doch sehr unterschiedlich).

Ich bin überrascht, dass sich BlacKkKlansman durchgesetzt hat, ich hätte erwartet, dass er aufgrund zu vieler Rückgriffe auf bestehendem Material disqualifiziert wird. Aber, hey, gut, wenn es ihn nicht erwischt hat.

Meine Prognose wäre:

“Black Panther”
“BlacKkKlansman”
“First Man”
“Isle of Dogs”
“Mary Poppins Returns”

Was tippt ihr?

Mittwoch, 12. Dezember 2018

Mary Poppins' Rückkehr


Der 1964 auf die Leinwand gezauberte Musicalfilm Mary Poppins ist einer der größten Klassiker im Disney-Pantheon. Die zeitlose, magische Geschichte eines fliegenden Kindermädchens wurde nicht nur vom Publikum geliebt, sondern stellte zudem mit 13 Oscar-Nominierungen den bis dato ungebrochenen Rekord für die meisten Academy-Award-Nennungen eines Disney-Films auf. Letztlich konnte sich der mit Zeichentrickelementen durchsetzte Realfilm fünf der begehrten Statuetten sichern. Eine Fortsetzung wurde noch unter der Aufsicht des Sequels gegenüber skeptischen Walt Disney angedacht, damals jedoch noch von Buchautorin P. L. Travers ausgebremst.

In der Ära nach Walt Disney wurde die Idee wiederholt zur Sprache gebracht, im September 2015 nahm das Vorhaben Mary Poppins' Rückkehr dank des Segens der Travers-Erben Gestalt an: Rob Marshall, John DeLuca und Marc E. Platt, das Produktionsteam hinter Into the Woods nahm sich der Herausforderung an, den filmischen Evergreen fortzuführen. Wenige Monate später erhielt Into the Woods-Hauptdarstellerin Emily Blunt den Zuschlag für die Titelrolle. Diese Castingentscheidung wusste viele bis dahin skeptische Liebhaberinnen und Liebhaber des Erstlings zu beruhigen. Aus gutem Grund, wie sich herausstellt. Denn Emily Blunt ist das wandelnde Glanzlicht dieses 130 Millionen Dollar teuren Disney-Unterfangens.

Was passiert?
London in den von der Wirtschaftskrise gerüttelten 1930er-Jahren: Michael (Ben Whishaw) und Jane Banks (Emily Mortimer) sind längst erwachsen geworden und Michael lebt gemeinsam mit seinen eigenen drei Kindern (Pixie Davies, Nathanael Saleh und Joel Dawson) in seinem alten Elternhaus. Seine Schwester sowie die Haushälterin Ellen (Julie Walters) helfen dem kürzlich verwitweten Bruder dabei, sich um die Kinder zu kümmern und das knappe Haushaltsgeld im Auge zu behalten. Und dennoch hält es Familie Banks nur schlecht als recht zusammen. Als eines Tages die Bank mit zerrüttenden Nachrichten auf die Familie zukommt, dauert es nicht lange, bis Janes und Michaels früheres Kindermädchen Mary Poppins vom Himmel hinabfliegt und ihre Hilfe anbietet. Zusammen mit dem freundlichen Laternenanzünder Jack (Lin-Manuel Miranda) führt Mary Poppins die besorgten Banks-Sprösslinge in magische Abenteuer und greift der Familie auf ihre ganz eigene Art auch in größeren Angelegenheiten unter die Arme …


Was habe ich erwartet?
Ich war hinsichtlich Mary Poppins' Rückkehr in einer gleichermaßen skeptischen wie aufgeschlossenen Verfassung: Ich halte späte Fortsetzungen großer Kinomeilensteine nicht aus Prinzip für einen Affront und anders als bei diversen Kritikerkollegen hat Regisseur Rob Marshall bei mir einen Stein im Brett. Seine Annie-Verfilmung ist mir die liebste Version des Stoffs und Chicago liebe ich abgöttisch. Nine wirkt auf mich so, als schielten die Verantwortlichen etwas zu gezwungen auf die Möglichkeit, Preise zu gewinnen, und dennoch gefällt er mir sehr, Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten finde ich toll und Into the Woods ebenfalls.

Ihm habe ich also Vertrauen geschenkt, ich hätte mir viele wesentlich schlechtere Namen für den Regieposten einer neuen Mary Poppins-Filmgeschichte vorstellen können, und durch die Ankündigung, dass Emily Blunt in Julie Andrews' Fußstapfen treten wird, war ich prompt sehr neugierig gestimmt. Und dennoch haben mich sämtliche Trailer und Szenenbilder weitestgehend kalt gelassen. Also bin ich in meine Pressevorführung mit folgender Einstellung reingegangen: "Ich will ihn einfach nicht schlecht finden, und wenn er es unter meine Lieblinge des Jahres schafft, bin ich schon froh. Und für alles, was darüber hinausgeht, bin ich dankbar."


Wie hat er auf mich gewirkt?
Kurz gesagt: Frustrierend. Um das auszuführen: Nach einem verhaltenen Prolog hat sich Mary Poppins' Rückkehr zunächst für mich gesteigert und gesteigert, zwischendurch hatte mich der Film völlig um den Finger gewickelt. Ich dachte, er habe die Ehre sicher, mit riesigem Abstand meine liebste Disney-Produktion des Jahres zu werden, sofern er sich keine Fehltritte mehr leistet. Aber die Fehltritte sind eingetreten. Es kam zu einem radikalen Bruch und ich war zunehmend von Mary Poppins' Rückkehr enttäuscht, teils sogar genervt, so dass wir sogar einen Punkt erreicht hatten, an dem ich nur noch wollte, dass er möglichst bald vorbeigeht.

Wie es zu diesem rapiden Absturz in meiner Gunst kommen kann? Nun: Mary Poppins' Rückkehr beginnt wie eine bezaubernde Weitererzählung des unvergesslichen Walt-Disney-Klassikers. Die Fortsetzung findet einen tonal und inhaltlich stimmigen Anknüpfungspunkt, der gleichzeitig inhaltlich einen respektvollen Abstand zum Erstling sucht. Und inszenatorisch gelingt es Rob Marshall eingangs, sich so sehr an Robert Stevensons bezaubernd-studiohafte Bildsprache anzulehnen, dass sich Mary Poppins' Rückkehr visuell wirklich wie ein direkter Verwandter anfühlt, ohne dabei in banales Mimikry zu verfallen.

Aber dann verliert David Magees Drehbuch (dessen Story der Wenn Träume fliegen lernen-Autor gemeinsam mit Marshall und DeLuca verfasst hat) seine originäre Handlung aus den Augen und verrennt sich in eine sehr lose verknüpfte Abfolge von Humor-, Musik- sowie Tanzeinlagen, die kaum mehr sind als uninspirierte Nachahmungen ähnlicher Momente aus dem Originalfilm. Erst gegen Schluss besinnt sich Mary Poppins' Rückkehr erzählerisch wieder auf seine eigene Geschichte, die er nach dem zurückhaltend-nostalgischen, melancholisch-magischen Einstieg allerdings nach dem alten Sequel-Mantra "Größer, höher, lauter" beendet.

Oder um es bildlicher auszudrücken: Mary Poppins' Rückkehr ist der Comebackauftritt einer wundervollen Musikkombo, bei dem sie mit neuen Nummern verzaubert. Doch dann fallen alle Bandmitglieder von der Bühne, stürzen dabei auf den Kopf, vergessen, wer sie sind, bilden sich ein, sie wären eine schlechte Tribute-Band, schrammeln und trällern sich desorientiert ein paar müde Cover-Arrangements ihrer alten Hits zusammen und erst kurz vor Ende des Konzerts fällt ihnen ein, wer sie eigentlich sind. Doof nur, dass die Leute in der Pyrotechnik das nicht rechtzeitig schnallen und beschließen, das zwischendurch so abgeschmierte Konzert durch ein Übermaß an Rummel und Trubel in der Finalnummer "aufzuhübschen", so dass der letzte Eindruck eine Mischung aus Verzweiflung und Überkompensation ist.


Was hat mir gefallen?
An allererster Stelle: Emily Blunt, die als Mary Poppins einfach sensationell ist. Blunt ahmt nicht einfach Julie Andrews' Darbietung nach, sondern adaptiert den stolzen, eleganten Gestus, den Andrews dieser Rolle mitgegeben hat, mit ihren eigenen Mitteln. Blunt ist als Mary Poppins eine kleine Spur strenger, sie verteilt kühlere Blicke und hält im alltäglichen Umgang mit der Familie Banks länger die Mundwinkel steif. Doch dafür bezaubert es umso mehr, wenn ihre Augen vor Freude funkeln, etwa, wenn sich Mary Poppins rückwärts in eine Badewanne voller Abenteuer stürzt. Blunts Spiel ist zurückhaltend, und dennoch vibriert es vor Spielfreude und Magie – sie hätte jeden Preis verdient, den sie für Mary Poppins' Rückkehr in ihre Finger kriegen kann.

Außerdem mag ich die Story-Grundidee: Mary Poppins' Rückkehr verfolgt eine grundlegend reizvolle "Etwas Ähnliches passiert unter ganz anderen Umständen"-Sequelkonstellation, von der ausgehend Neues entstehen könnte. Im Erstling durften die Banks-Kinder ihre Kindheit nicht ausleben, weil ihr Vater zu streng mit ihnen war, da dieser vergessen hat, was Freude ist. Michael Banks ist derweil ein verständnisvollerer, warmherzigerer Vater, aber einer, der unter einer persönlichen sowie einer weltwirtschaftlichen Krise zu leiden hat, weswegen sich seine Kinder gezwungen fühlen, vorzeitig erwachsen zu werden. Eingangs sieht es auch so aus, als fände David Magee einen Weg, so das wohlige, familiäre Mary Poppins-Gefühl zu erwecken und seiner neuen Geschichte trotzdem eigene Impulse und Schwerpunkte zu verleihen.

Darüber hinaus ist, so lange die Geschichte in diesen Bahnen bleibt, Rob Marshalls Regieführung auf eine bezirzende Weise altmodisch, ohne je verstaubt zu wirken. Anders als in Chicago und Nine verzichtet er auf musikvideoartigen Schnitt, gleichwohl baut er Szenen nicht derart bühnenhaft wie in Into the Woods auf – Marshall schenkt den wundervollen, ausstaffierten Sets John Myhres großes Augenmerk und lässt mit seiner Bildsprache den Kostümen der lebenden Legende Sandy Powell (Cinderella) Raum, zu atmen und Wirkung zu entfalten. Dessen ungeachtet ist Mary Poppins' Rückkehr keine überfrachtete Ausstattungsschwelgerei, der Fokus der Szenerie liegt auf dem Zusammenspiel der Figuren. Und ich als alter Disney-Zeichentrick-Liebhaber genieße es natürlich riesig, wieder einen Disney-Film mit Zeichentrickpassagen auf der Leinwand sehen zu können. Statt einfach Mary Poppins zu kopieren, setzen die Hauptverantwortlichen (Ken Duncan und James Baxter) auf eine stärkere Stilisierung, die zudem inhaltlich gerechtfertigt wird. (Schade nur, dass zumindest ein paar Leute aus dem Hause Disney nicht angemessen über das Studio denken, das die Animation beigesteuert hat.)

In der Mischfilmsequenz, die Zeichentrick und Realfilmelemente vereint, lässt sich Mary Poppins zu einer Vaudeville-Nummer überreden, und die ist nicht nur sehr witzig: Während ihr tauscht Mary ihre klassische Frisur gegen einen Velma-Kelley-Bob ein und legt zudem einen, nennen wir es, disneyfizierten Chicago-Tanzstil hin. Es ist riskant, es ist gewagt, es ist eine kleine Anmaßung an das Disney-Heligtum Mary Poppins, es ist eine wissentlich-alberne Nummer, es ist eine Spur frivol und … ich liebe es. An dieser Stelle lehnt sich Mary Poppins' Rückkehr so weit aus dem Fenster heraus, dass ich vor Achtung, vor Respekt hinsichtlich dieses halsbrecherischen Balanceakts, so eine Richtung einzuschlagen und dennoch kindlich-magisch zu bleiben, vor Freude und vor Verwunderung bis über beide Ohren gegrinst habe. Und ich kann mir vorstellen, dass es der unter Disney-Fans aus genau diesem Grund polarisierendste Augenblick des Films sein wird.

Auch jene Teile des Scores aus der Feder Marc Shaiman, die behände alte und neue Lieder vereinen, haben mich angesprochen. Ansonsten sticht noch eines der ersten Lieder aus Mary Poppins' Rückkehr für mich positiv hervor: Can You Imagine That?, eine Nummer mit moderatem Tempo, die (vor allem aufgrund der sie begleitenden Szene) wie aus einem Die tollkühne Hexe in ihrem fliegenden Bett-Remake entsprungen scheint, und in der Emily Blunt mit ihrem wundervollen Gesang ganz dezent gute Stimmung verbreitet. Doch selbst bei dieser Sequenz gibt es ein gigantisches "Aber ..."


Was hat mir missfallen?
Und nun: Tief einatmen.

Das Lied im Prolog, (Underneath the) Lovely London Sky, ist in meinen Ohren ein bisschen lahm, hat jedoch auch Charme, nicht zuletzt dank Lin-Manuel Mirandas freundlich-bengelhafte Darbietung. Dass er den Film erzählerisch nicht wirklich bereichert, wollte ich ihm eingangs noch verzeihen, allerdings zeigt sich nach und nach, wie wenig Interesse der Film generell daran hat, seine im ersten Akt etablierte Geschichte auszuarbeiten, so dass ich rückwirkend dem Song gegenüber kritischer eingestellt bin. Dann ließ mich Can You Imagine That? seufzen, weil diese Szene ein Schaulaufen mieser Computereffekte ist.

In diesem bis dahin so charmanten, adrett gestalteten Film tauchen wir plötzlich ab in eine wilde Attacke schlechten Compositings und halbgaren Shadings: Mary Poppins und die Banks-Kinder schwimmen und tauchen durch eine See wundersamer Eindrücke, die fast durchweg aus dem Computer stammen und kein Stück weit überzeugend zusammengefügt sind. Darüber hinaus sind die Trickelemente, wie etwa ein belebtes, gesunkenes Piratenschiff, in einem soften Fokus und weichen Licht gehalten, das so unwirklich wirkt, dass ich mir beim Anschauen unsicher war: "Ist diese Szene jetzt stilisiert oder ist es der völlig gescheiterte Versuch, das alles real wirken zu lassen?" Denn für eine stilisierte Sequenz haben die einzelnen Elemente einfach zu wenig künstlerische Kniffe aufzuweisen, gleichwohl ist die Sequenz für eine, die sich an magischem Realismus versucht, viel zu künstlich geraten. Aufgrund des Songs, Blunts Performance und die Fülle an bunt gemischten Eindrücken, an denen wir hier vorbei schippern, habe ich hier aber noch ein Auge zugedrückt.

Ernsthafte Risse machen sich Mary Poppins' Rückkehr dann aber in der großen Tricksequenz bemerkbar: Förmlich aus dem Nichts stürzt sich der Film in eine dramaturgisch forcierte Actionsequenz, in der wir einem lächerlich motivierten Überraschungsschurken hinterherjagen, der eine fadenscheinige Trickwelt-Kopie einer Figur aus den London-Sequenzen darstellt. Es passt tonal nicht, es übersimplifiziert für die Dauer eine Szene, welche originellen, magisch-pädagogischen Kniffe Mary Poppins bei den Kindern anwendet (es sei denn, man liest die Szene als großes Missgeschick, was wiederum dem Drehbuch grobschlächtige Züge verleiht) und leider finde ich die Actionpassage auch nicht mitreißend inszeniert, da sich Marshall hier sehr auf Schuss-Gegenschuss-Konstruktionen verlässt.

Ein sehr einfühlsames, ruhiges Lied, emotional quasi das Feed the Birds (Tuppence a Bag) dieses Films, selbst wenn es inhaltlich eine andere Funktion hat, bringt Mary Poppins' Rückkehr noch einmal zurück in die Spur. Die Melodie ist mir zwar nicht in Erinnerung geblieben, die Szene selbst ist jedoch mit Feingefühl gespielt und inszeniert. Und leider ist sie das vorerst letzte Lebenszeichen von Mary Poppins' Rückkehr, der bezaubernden Fortsetzung des Disney-Meilensteins aus dem Jahr 1964. Denn von da an befinden wir uns plötzlich in einem unbeseelten Mary Poppins-Remake, das maschinenhaft Beats und Setpieces aus dem Original kopiert, doch ohne deren Zauber.

Blunt bleibt weiterhin überragend, aber dadurch, wie ideenlos bis verzweifelt das Drehbuch die bisher eingeschlagene, neue Geschichte in alte Bahnen lenkt, wird die Ambition des restlichen Films massiv gedrosselt. Einzelne Dialogzeilen lassen die anfänglichen Konflikte und Themen zwar wieder aufleben, in der Umsetzung geht deren Wirkung jedoch völlig verloren, so dass Emily Mortimer und Ben Whishaw aus dem charmanten Anfang kaum noch schröpfen können und letztlich völlig verblassen, während sich die neuen Banks-Kinder zunehmen wie Kopien ihres Vaters und ihrer Tante zu Mary Poppins-Zeiten verhalten.

Ohne den narrativen Zusammenhalt, ganz egal wie unterschwellig er schon im Erstling gewesen sein mag, wird der Rest des Films zur Nummernrevue. Und deren Elemente lassen den ungezwungenen Zauber des ersten Films missen: Lin-Manuel Miranda, dessen Jack schon von Beginn an rein funktional ein auffälliger Ersatz für den Pflastermaler, Musiker und Schornsteinfeger Bert ist, verhält sich nun auch zunehmend wie Bert, weswegen Mirandas Darbietung den Funken Eigenständigkeit verliert, den sie zu Filmbeginn noch hatte. Das äußert sich insbesondere während der völlig unbeseelten Musiknummer Trip a Little Light Fantastic, die nichts weiteres ist als eine überflüssige Step in Time-Kopie inklusive starrer Bildsprache und einigen Fahrradstunts, die eher in einen augenzwinkernd-überdrehten Kenny-Ortega-Film passen würden als in diesen.

Richtig dreist und seelenlos ist jedoch die zuvor abgehaltene Musicaleinlage Turning Turtle geraten. Nach dem Motto "In Mary Poppins haben wir einen seltsamen Verwandten getroffen, der beim Lachen an die Decke steigt, also müssen wir erneut seltsame Verwandtschaft treffen, bei der sich eigenartige Dinge abspielen" forcieren die Filmemacher einen Gastauftritt der begnadeten Meryl Streep. Sie spielt mit gigantischem, anstrengenden osteuropäischen Akzent und so dick chargierend, wie Streep es nie zuvor getan hat, Mary Poppins' Cousine, deren Welt sich an bestimmten Tagen auf den Kopf stellt. Streep ist anstrengend und das Lied völlig witzlos, weil es uns über vier Minuten lang die immergleiche Feststellung entgegen lärmt. Das Pendant aus dem ersten Teil dagegen hat auch Wert darauf gelegt, mit Eigenheiten der Figuren zu bezirzen. Und dann ist die Szene zudem viel steifer gefilmt, als es der Songtext suggerieren würde. Es ist so, als würde sich Marshall in diesem durch und durch uneigenständigen Teil des Films von Skript und Story in seiner Kreativität drosseln lassen. Die Haltung "Bloß nicht zu sehr von Mary Poppins entfernen" legt ihn in stilistische Fesseln, die er zuvor nicht hatte - zuvor hatte er schlicht das Original im Hintersinn, während er etwas ähnliches, aber eigenes versucht hat.

Wenn sich Mary Poppins' Rückkehr auf die eigentliche Geschichte zurückbesinnt, bleibt dennoch dieser bittere Nachgeschmack, dass aus einer Fortsetzung mit eigener Identität ein schaler Neuaufguss geworden ist. Die inneren Konflikte der Banks-Familie münden in einen äußeren Konflikt, der den Film wieder eng an den Vorgänger drängt. Gemeint ist ein Handlungsfaden rund um einen amüsierten, aber weit über Gebühr cartoonigen Colin Firth als früheren Arbeitskollegen von George Banks verliert von Szene zu Szene an originärer Dynamik. Die für mich schlechteste Szene ist allerdings der Song Nowhere To Go But Up, die eine süße, wenngleich verkrampft den ersten Film kopierende Grundidee nimmt und so lange noch einen drauf setzt, bis es die Grenze zur ungewollten Persiflage überschritten hat. Es ist für mich das Anti-Let It Go: Während Elsas Powersong im Alleingang Die Eiskönigin – Völlig unverfroren aufwertet, degradiert Nowhere To Go But Up als Song und vor allem als Szene den gesamten Film in meinen Augen massiv und hat mich erst so richtig auf störende Faktoren in vorherigen Momenten hingewiesen.


Was nun?
Emily Blunt sollte für Mary Poppins' Rückkehr mit Schauspielpreisen überschüttet werden, auch Kostümdesignerin Sandy Powell hat für ihre Leistung Auszeichnungen verdient. Eine Academy-Award-Nominierung für John Myhre würde mich nicht stören, und hätte Disney Can You Imagine That? zur Nominierung eingereicht, würde ich dem Lied eine Nennung im Oscar-Rennen gönnen. Mit diesen großen Pluspunkten für Mary Poppins' Rückkehr tu ich mich schwer, Disney-, Musical- und Emily-Blunt-Fans von einem Kinobesuch abzuraten: So sehr mich der Film auch frustriert und geärgert hat, bin ich froh, Powells Kostüme und Blunts Darbietung auf der großen Leinwand gesehen zu haben.

Aber ich bin generell ein Vertreter der "Im Zweifel: Lieber selber im Kino vom Film überzeugen"-Fraktion. Nur sagt mir danach nicht, ich hätte euch nicht gewarnt. Denn Mary Poppins' Rückkehr ist abseits seiner unerwarteten, kurzen Nummer im Chicago-Stil dermaßen darauf bedacht, nichts zu tun, das sich mit der Tonalität des Originalfilms beißen könnte, dass er seine anfänglichen, nostalgisch-bittersüßen Anklänge auf enervierende Weise mit abgestumpfter Imitation des Erstlings hinfort spült. Traurig.

Mary Poppins' Rückkehr ist ab dem 20. Dezember 2018 in vielen deutschen Kinos zu sehen.

Freitag, 15. September 2017

Freitag der Karibik #60


Wie setzt man eine immens erfolgreiche Filmtrilogie fort, deren zentraler Handlungsbogen beendet ist? Im Fall der Pirates of the Caribbean-Saga basierten die Gedanken der verantwortlichen Autoren Ted Elliott und Terry Rossio auf zwei Inspirationen.

Einerseits geisterte ihnen Tim Powers' Roman In fremderen Gezeiten durch den Kopf, der ihnen während der Skriptarbeit an Die Truhe des Todes und Am Ende der Welt in die Hände fiel und der ihnen als Story über Piraten, Meerjungfrauen, den finsteren Blackbeard und die Quelle der ewigen Jugend nicht mehr aus dem Sinn ging. Sie wussten: Wenn es einen vierten Teil gibt, so werden wir unterbewusst bei dieser starken Vorlage klauen - also gehen wir lieber den offiziellen Weg, drängen Disney dazu, die Adaptionsrechte am Buch zu erwerben und planen eine sehr, sehr lose Neuinterpretation.

Laut Terry Rossio war der Stein des Anstoßes für das endgültige Skript indes eine Vorstellung, die er und Elliott hatten. Ein Szenenbild, das ihnen sehr gefiel und das sie als Mittelstück genommen haben, dessen Vor- und Nachgeschichte sie erzählen wollten:

"Jack Sparrow tanzt mit jemandem an Deck. Es ist eher ein romantischer, der Zeit angebrachter Tanz. Ein Schiff im Mondlicht, und Jack Sparrow tanzt, muss vielleicht jemanden verführen. Das haben wir auf einer Karte notiert und dann gesagt: 'Warum tanzt Jack Sparrow?`"

Es ist Fremde Gezeiten anzumerken, welcher erster Gedanke dem Film zugrunde liegt. Er ist (vielleicht auch aufgrund Regisseur Rob Marshall) verträumter, inhaltlich spielt Jack Sparrows Tanzpartnerin Angelica eine große Rolle und das neckische Geplänkel zwischen ihr und Jack prägt sehr den Humor des Films.

Zugleich erklärt dieser Grundstein, weshalb Fremde Gezeiten in meinen Augen schwächer ist als Die Truhe des Todes: Der ersten Fluch der Karibik-Fortsetzung geht die Idee eines großen Dilemmas voraus, der ganze Film arbeitet auf eine dramatische, zweischneidige Situation hin. Fremde Gezeiten basiert dagegen "nur" auf einem reizvollen Bild.

Samstag, 21. Mai 2016

Meine Lieblingsfilme 2015 (Teil IV)

Was lange währt, wird endlich ... gut? Nun, das müsst ihr entscheiden, ob sich das lange Warten seit dem dritten Teil dieser Hitliste gelohnt hat. Es waren sehr arbeitsreiche und turbulente Wochen. Und etwas, für das ich so viel Passion übrig habe wie für die Präsentation geliebter Filme, wollte ich einfach nicht zwischen Tür und Angel, Überarbeitung und rarer Entspannung reinquetschen. Also lieber sagen: "Wenn ich eh schon spät dran bin, dann bringe ich es wenigstens so zu Ende, wie ich es angebracht finde." Ob die Auswahl an Filmen angebracht ist, könnt ihr diskutieren, müsst ihr aber nicht. Denn ich spreche hier aus vollem Herzen, und somit sind meine Top 15 völlig angebracht: Wer kann besser entscheiden, welche 15 Filme ich am meisten mag, und welche somit in dieses Ranking gehören, als ich selber?

Natürlich bin ich trotzdem gespannt, inwiefern ihr meine Hitliste nachvollziehen könnt, wo sie sich mit euren Countdowns deckt und was euch besonders überrascht. Bevor das Warten aber endlich ein Ende hat, zögere ich die Vorstellung meiner Top 15 jedoch noch ein letztes Mal hinaus. Mit weiteren Ehrennennungen: Ridley Scotts Der Marsianer - Rettet Mark Watney hat mich im Kino sehr gut unterhalten (und so ein Grinsen ins Gesicht gezaubert, dass mich die "Die Globes spinnen, den Film als Komödie zu sehen!"-Debatte mal am verlängerten Rücken küssen kann). Das 3D ist gut, die Songauswahl pointiert, Matt Damon spielt engagiert und Ridley Scotts Inszenierung ist rund. Aber so gewitzt das aus der spannenden Survival/Rettungsmission-Story entwachsende Dialogbuch sein mag: Schon beim ersten Rewatch hat mich der Film deutlich weniger gepackt und ja, die dramatischeren Passagen treffen mich so stark nicht, weshalb Der Marsianer knapp den Einzug ins Ranking versäumt hat. Mistress America von Noah Baumbach ist ein peppiges Vehikel für Greta Gerwig und Lola Kirke, das auf quirlige Weise Zeitgeist-Porträt mit Streitgespräch-Farce vermengt, nur blieb es nicht so intensiv in meiner Erinnerung haften wie die Filme aus dieser vierteiligen Jahresbestenliste. Mr. Holmes ist eine kluge, durchaus spannende Auseinandersetzung mit dem Älterwerden und der Beziehung zwischen Erinnerung und Fiktion, und Die Highligen drei Könige ... macht trotz mancher Längen und manchmal fragwürdiger Schrulligkeiten einfach verdammt viel Spaß.

Doch die Top 15, die gefallen mir nochmal um ein Vielfaches besser. Hier sind sie ...

Platz 15: Ich und Earl und das Mädchen (Regie: Alfonso Gomez-Rejon)

Herzerwärmend, selbstironisch, Genrekonventionen aushebelnd und voller liebevoller Filmreferenzen. Und bei aller Überzeichnung sind die hier agierenden Figuren dennoch fähig, authentische, charmante Dialoge von sich zu geben: Die Romanadaption Ich und Earl und das Mädchen ist ein liebevoller, tragikomischer Indie-Genuss, der dezent nerdige Wohlfühlstunden bietet und in eine etwas verschrobenere, dennoch dramatische Version unserer schnöden Wirklichkeit entführt.

Platz 14: Steve Jobs (Regie: Danny Boyle)

Ein Mann. Drei Abschnitte in seinem Schaffen. Drei Kameras, drei Musikrichtungen, drei Bild- und Klangästhetiken. Der mitunter sehr hibbelige Regisseur Danny Boyle nimmt Aaron Sorkins Schnellfeuerdialoge und formt aus ihnen einen stilistisch überbordenden Film, der seinen Style mit Substanz unterfüttert. Michael Fassbender gibt eine intensive Performance als Jobs, der Innovator, Jobs, der Nachtragende und Jobs, der Träumer, sowie als Jobs, der Problemvater ab. Seth Rogen, Michael Stuhlbarg, Kate Winslet, ach, einfach der gesamte restliche Cast überzeugt ebenfalls rundum. Und dass Daniel Pemberton für seinen Score keine Oscar-Nominierung erhielt, ist richtig, richtig bedauerlich.

Platz 13: Whiplash (Regie: Damien Chazelle)


Jazz ist Krieg. Und Musik ist mehr Leiden als Leidenschaft: Damien Chazelle nimmt in Whiplash den filmischen Mythos des exzentrischen, doch wohlmeinenden Mentors und wirft ihn für eine ungewöhnlich nervenaufreibende Geschichte über Bord, in der J. K. Simmons auf meisterlichem Niveau herumbrüllen und Schüler verbal missbrauchen darf, während Miles Teller als talentierter Drummer völlig von seiner harten Ausbildung verschluckt wird. Mit gemeinem Witz, dramatisch-menschlichen Momenten, fetziger Musik und einem furios geschnittenen Finale ist Whiplash eine musikalische Tour de Force, die ihresgleichen sucht.

Platz 12: Mad Max: Fury Road (Regie: George Miller)

Wild. Wahnwitzig. Rasant. Rau. Verrückt. Stets vorwärtstreibend: George Millers vierter Mad Max-Film ist pures Actionkino, mit waghalsigen Stunts, explosiven Ideen, einer bombastischen Musikuntermalung, extrastylischen Bildern und einem dünnen Plot, der die dynamischen Bewegungen nur äußerst selten ausbremst. Das, was an offensichtlicher Handlung fehlt, kompensiert der durchgeknallte Australier mit Bände sprechender Ästhetik. Ob in den Kostümen, den Frisuren, den Requisiten oder den Schauplätzen. Hinzu kommen eine coole, taffe Charlize Theron und eine verdammt noch mal geile, Feuer speiende E-Gitarre! Ein einmaliger, regelrechter, doch eigenwillig denkender, fiebriger Action-Trip!

Platz 11: Heil (Regie: Dietrich Brüggemann)

Der fiebrige, verrückte, laute, schrille Cousin der kommerziell ungleich erfolgreicheren Buchverfilmung Er ist wieder da: Der in seinen vorhergegangenen Filmen so gesittet und geerdet vorgehende Regisseur Dietrich Brüggemann leiht sich einige Seiten aus Christoph Schlingensiefs Lehrbuch und zelebriert seine "Verflucht nochmal, wir dürfen die Rechte in Deutschland nicht aus den Augen lassen, und, gute Güte, wir müssen uns alle an die eigene Nase fassen, wenn wir eine offenere Gesellschaft wollen"-Botschaft als abgedrehte, gewollt überfrachtete (Pseudo-Trash-)Komödie. Dick überzeichnete Karikaturen rennen, stolpern und irren hier quer durch die Bundesrepublik, wahlweise, um die Bundesrepublik wieder in das (und nun alle schön das "R"-Rollen und zudem aus vollem Halse krächzen) rrrächtä Licht tzu rrrückän, oder um genau dies zu verhindern. Doch irgendwo hinter dieser hysterisch-manisch-zotig-ulkig-grotesken Oberfläche wartet eine treffgenaue Beobachtung, welche Konstruktion aus kleinen Zahnrädern den politischen Rechtsruck überhaupt ermöglicht. Vom nur nach schockierender Authentizität und rätselhaften Botschaften schielenden Kunstbetrieb hin zu den als Promoshows dienenden Talksendungen und der mitunter sehr hibbeligen Antifa und Polizisten, die eine sehr eigenwillige Prioritätenfolge haben. Wunderbar bescheuert, grell, einfallsreich, mutig und bei all den launigen Sketchen, die hier in die Handlung gewoben werden, trotzdem nicht auf den Kopf gefallen. Geiles Ding.

Platz 10: Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit) (Regie: Alejandro González Iñárritu)

Willkommen im Verstand eines Schauspielers. Eines ehemaligen Superhelden-Megablockbuster-Darstellers, der nun auf den Brettern der Theaterwelt seine künstlerische Integrität retten will. Oder beweisen. Oder vortäuschen. Oder sich von seiner wahren Integrität ablenken will? Michael Keaton weiß jedenfalls, sämtliche potentielle Dimensionen dieses tragikomisch-satirischen Showbiz-Psychogramms zur Schau zu stellen. Verstärkt durch die hypnotische, mit ultralangen Plansequenzen punktende Kameraarbeit von Emmanuel Lubezki und einer lässigen, teils aggressiven Drum-Untermalung durch Antonio Sánchez raubt uns Alejandro González Iñárritu jegliches Gefühl dafür, was Analogie, was filmische Realität und was Vorstellung der handelnden Figuren ist - und erzeugt so eine einzigartige Erzählung über Hybris. Hybris unter Schauspielern. Unter Regisseuren. Unter Kritikern. Obendrein gibt es noch Emma Stone als leicht psychotische Star-Tochter und Edward Norton als ... ungeheuerlich komische Edward-Norton-Kopie. Aber was versuche ich überhaupt, diesen mehrfachen Oscar-Gewinner zu erläutern? Ein Film ist ein Film, und nicht, was ich über ihn schreibe!

Platz 9: A Most Violent Year (Regie: J. C. Chandor)

Wobei passionierte Hinweise auf nicht genügend geachtete Filme dennoch willkommen sind, also erkläre ich halt, welches Meisterwerk ein Großteil der Kinowelt versäumt hat, als er A Most Violent Year mit der kalten Schulter begrüßt hat: J. C. Chandor erschuf ein neues, mit stiller Suspense gestärktes Drama, wie es einst von Sidney Lumet gedreht worden wäre. Oscar Isaac trumpft als Geschäftsmann im Ölbusiness auf, der sich viel darauf einbildet, vollkommen fair und ohne jegliche Gaunereien den Weg nach ganz oben beschritten zu haben. Okay, abgesehen vom Frisieren seiner Steuer und manch überaus ausgefuchster, wenngleich legaler Geschäftstaktikten. Angesichts seiner teils sehr kriminellen Mitbewerber dennoch eine erstaunliche Leistung, die nun aber auf dem Spiel steht: Ausgerechnet er ist nun im Visier des neuen, ambitionierten Staatsanwalts in New York, und genau jetzt, wo er expandieren will, schrecken seine finanziellen Unterstützer zurück, während kurioserweise nur seine Öltanker überfallen werden. Chandor bleibt bei dieser moralisch komplexen Geschichte (hat Isaacs wortkarger, viel mit seinen Augen ausdrückender Protagonist diese Pechsträhne verdient, wird er seine moralischen Bedenken aufgeben, und wenn ja, wäre das gerecht?) auf dem Boden, verzichtet darauf, einen Scorsese-Gangsterstück zu inszenieren. Die spannendste Sequenz ist eine raffiniert gefilmte Verfolgungsjagd zu Fuß sowie ein Streitgespräch mit Jessica Chastain, die Isaacs Leinwandfrau mimt, die aus einer Gangsterfamilie stammt. Kühl, klug, klasse gefilmt.

Platz 8: Magic Mike XXL (Regie: Gregory Jacobs)

Nach dem (zumindest in meinen Augen) doppelzüngigen, sexnegativen ersten Teil ("Stripper ist ein Drecksjob, alle drogenabhängig und verlogen, fang damit gar nicht erst an ... Oh, guck mal, haben wir hier nicht 'ne geile Tanzsequenz?!") habe ich praktisch gar nichts von der Fortsetzung erwartet. Und prompt wurde sie die wohl größte Überraschung des Jahres 2015: Statt des außerhalb der Tanzszenen steifen Channing Tatum gibt es hier Charmebolzen-Tatum zu sehen, der den Titelhelden als zwar nicht gerade hochintelligenten, wohl aber aufgeweckten, einfühlsamen Beau mit dezent geknicktem Ego anlegt. Wo im Erstling die Chemie zu seinem Co-Star Alex Pettyfer verpestet war, regiert hier ein launiges Zusammenspiel engagierter, gut aufgelegter Typen - insbesondere Joe Manganiello besticht neben Tatum mit einer verschmitzten Performance. Und die ach-so-betont-dramatische Handlung, der durch die geifernde Inszenierung der Standard-Stripsequenzen ein Beinchen gestellt wurde, wird gegen einen amüsanten Road-Trip eingetauscht. Bloß, dass es dieser ganz heimlich faustdick hinter den Ohren hat und in den Dialogen und Stripszenen darüber referiert, wie auch im Erotikbusiness Selbstverwirklichung möglich ist. Sowie eine größere, weniger abgedroschene Zufriedenstellung der Kund(inn)en. Gewürzt mit einer saukomischen, ironischen Musikauswahl (Oh ho ... Like an oreo ...), einer umwerfend peppigen Jada Pinkett Smith, einer erstaunlich normalen, charmanten Amber Heard und richtig, richtig originellen Tanzeinlagen ergibt dies ein wirklich scharfes Paket von einem Film. Hut ab!

Platz 7: A World Beyond (Regie: Brad Bird)

Es gibt Filme, die werden Kritiker-Flops, und ich kann mir erklären, weshalb sie verrissen werden, selbst wenn sie in meinen Augen große Qualitäten aufzuweisen haben. Heil ist solch ein Fall. Bei A World Beyond derweil kann ich mir noch so viele negative Kritiken durchlesen, ich kann schlicht nicht verstehen, was da meine Kolleginnen und Kollegen, die diesen Film brutal abstrafen, bitte gesehen haben wollen. Ich kann es nachvollziehen, wenn man dieses nostalgische Abenteuer, das mit seiner schwelgerischen Weltsicht und seinen gewitzten Kinderfiguren in den 80ern noch von Steven Spielberg gedreht worden wäre, nicht liebt. Aber es als reaktionär, spießig oder lahm zu bezeichnen? Naja, jedem das Seine. Ich finde Brad Birds farbenfrohe Science-Fiction-Geschichte mit ihrem schmissigen Dialogwitz, ihren sympathischen Hauptfiguren und seinem 50er-Jahre-Futurismus-Look sowie seiner eingängigen, bezaubernden Musik aus der Feder Michael Giacchinos richtig toll. Ja, kleinere Längen haben sich eingeschlichen, aber wenn Raffey Cassidy als Athena verbal und non-verbal austeilt, Britt Robertson als Casey Newton immer wieder munter nach vorne guckt und George Clooney wieder einmal den liebenswerten Grummel-Clooney auspackt, dann habe ich großen, großen Spaß. Und, ja, die Disney-Referenzen helfen mir, das Ganze noch mehr zu genießen. Meckert ihr nur!

Platz 6: Ex_Machina (Regie: Alex Garland)

Sunshine-Drehbuchautor Alex Garland legt mit seinem Regiedebüt ein ungeheuerlich starkes Brett hin: Ex_Machina ist einer dieser Filme, die sich auf zahlreiche Weisen beschreiben lassen, und sie alle werden ihm gerecht. Es ist ein Low-Sci-Fi-Kammerspielthriller über den Angestellten eines exzentrischen IT- und Robotik-Genies, das eine Künstliche Intelligenz entwickelt hat und diese überprüfen lassen will. Durch das beklemmende Setting, das unberechenbare Handeln des von Oscar Isaac gespielten Erfinders Nathan und die kühle, mal einschüchternde, mal eingeschüchterte Art der von Alicia Vikander beeindruckend gespielten Ava schürt Garland eine dichte Atmosphäre und erschafft eine dichte Spannung, so dass es schwer fällt, nicht um Domhnall Gleesons Caleb zu bangen. Doch Ex_Machina ist mehr als nur ein Spannungsfilm. Es ist auch eine Auseinandersetzung damit, inwiefern unsere alltägliche Ethik auf Künstliche Intelligenzen zutrifft, womit, je nach Sichtweise, auch die mit erstaunlichen Spezialeffekten zum Leben erweckte Ava zur Triebfeder der mitleidenden Anspannung wird. Und neben all dem ist Ex_Machina vor allem eine tiefgreifende Analogie über Genderdenken sowie die Stolperfallen unserer patriarchalen Gesellschaft. Oder habt ihr geglaubt, dass es ein Zufall ist, dass hier ein chauvinitisches, sich aufspielendes Männlein sowie ein überbetont freundlich-einfühlsamer Bube glauben, diejenigen zu sein, die ein mit gemeinhin als feminin aufgefassten Merkmalen ausgestattetes Wesen definieren können, dürfen und müssen?

Platz 5: Into the Woods (Regie: Rob Marshall)

Ein ungewöhnlicher, schwieriger, komplexer Film. Nicht, dass die Handlung besonders kompliziert sei: Ein Bäcker und seine Frau wollen endlich ein Kind haben, weshalb sie versuchen, den Fluch einer Hexe aufzuheben. Währenddessen kreuzen sie den Weg diverser bekannter Märchenfiguren ... und blicken hinter die tradierte Heile-Welt-Fassade. Doch als Gesamtwerk ist Into the Woods schwer einzuordnen. Ist er eine disneyhafte Entschärfung der Vorlage (der böse Humor wird klar minimiert) oder ist er eine für dieses Studio rare Dramatisierung (der böse Humor wird klar minimiert). Ist es Marshalls bühnenhafteste Musicaladaption (die Kamera ist ruhiger als vom Chicago-Regisseur gewohnt, der Schnitt nicht so musikvideohaft) oder ist es eine sehr filmische Übersetzung des Sondheim-Musicals (der sehr theateraffine Aufbau des Stücks wird stark gebrochen)? So oder so ist es ein Film, der genau meinen Nerv trifft. Komplexe, facettenreiche Songs. Ein großartiger Cast, unter anderem bestehend aus einer liebenswürdigen Emily Blunt, einer humorvollen Anna Kendrick, einer wunderbar rotzig-goldigen Lilla Crawford, einem herrlich schmierigen Chris Pine, der unfassbaren Meryl Streep und einem kuriosen Johnny Depp als Pädo-Wolf. Scharfzüngige Dialoge, ein märchenhaft-grimmer Look und eine Story, die mit emotionalen Höhen und Tiefen aufwartet. Ein sperriger Film, bei dem ich genau verstehe, weshalb manche Filmfreunde nicht warm mit ihm werden. Ein ungewöhnlicher Film, von dem ich denke, dass man ihn wenigstens respektieren sollte. Und ein Gesamtpaket, das wie auf mich zugeschnitten ist!

Platz 4: Avengers: Age of Ultron (Regie: Joss Whedon)

Wilder als Marvel`s The Avengers. Durchgeknallter. Vollgestopfter. Dramatischer. Ungewöhnlicher. Und dennoch auch lustiger. Age of Ultron übertrumpft den ersten Teil in ziemlich allen Belangen, abgesehen von der Zugänglichkeit. Age of Ultron kommt schneller in Gang, hat aufregendere Schauplätze und da die Avengers bereits eine eingespielte Gemeinschaft sind, mit kleinen Kabbeleien und mit durch gemeinsame Erfahrungen gestützten Sympathien, gibt es auch allen "Was haben wir nur getan?!"-Bedrohungen zum Trotz mehr genüsslich-amüsanten Dialogspaß. Es ist ein wenig albern, das Gefühl zu haben, einen Milliarden-Dollar-Hit verteidigen zu müssen, aber: Der Backlash bezüglich der Black-Widow-Szenen lässt mich ratlos zurück. Nein, es ist nicht sexistisch, wenn "Die Frau nun natürlich verknallt ist". Sexistisch ist Ungleichbehandlung, und nachdem alle anderen Avengers ein romantisches Leben erhalten haben, wieso darf nicht auch Natasha darüber nachdenken, ob sie vielleicht mehr für einen Freund empfindet? Und wieso darf ein Superheldenblockbuster nicht genutzt werden, um zu sagen, dass Frauen selber die Entscheidungsgewalt über ihren Körper haben sollten? Naja, was soll's. Ultron rockt, einer der lustigsten Schurken im Marvel-Universum und endlich einer mit Persönlichkeit. Außerdem: Die Party-Szene. Die allein ist schon spitze!

Platz 3: Baymax – Riesiges Robowabohu (Regie: Don Hall & Chris Williams)

2013 hat Die Eiskönigin - Völlig unverfroren nur knapp meine Flopliste verpasst. Lass jetzt los ist einfach ein zu guter Song, um zuzulassen, dass "sein" Film in der Flopliste landet. Selbst wenn alles um Elsas Powersong herum diese Abstrafe verdient gehabt hätte. Baymax - Riesiges Robowabohu hat 2015 zum die Disney-Ehre in meiner Welt verteidigt! Don Hall und Chris Williams entführen uns in diesem animierten Superheldenfilm über Freundschaft und Trauerbewältigung in eine wunderschöne, aufregende, farbenfrohe Großstadtwelt - und formen mit dem Gesundheitspflegeroboter Baymax eine neue Disney-Figur, die direkt so tief in mein Herz watschelte, dass sie nunmehr zu meinen liebsten Disney-Schöpfungen zählt. Aber ich liebe nicht nur den gutherzigen, umsorgenden Baymax und die großartige Stadt San Fransokyo, sondern auch die kreativen Actionszenen, die pointierten Dialoge, den knuffigen Slapstick sowie, vor allem, diese so glaubwürdige, herzliche Art, mit der Hall & Williams das Thema Tod (und vor allem die Wochen und Monate nach dem Ableben eines geliebten Menschen) anpacken. Einfach ein richtig, richtig schöner Film!

Platz 2: Star Wars – Das Erwachen der Macht (J. J. Abrams)

Rey! Poe! Finn! BB-8! Kylo Ren! Der neue Star Wars-Film nimmt ein uns bereits bekanntes Universum und bevölkert es mit neuen, aufregenden Figuren, deren Interaktion einen großen Sehgenuss darstellt und den Actionsequenzen eine emotionale Tragweite gibt. Bildhübsche Kameraarbeit, ikonische Soundgestaltung, einfallsreiche Szenenübergänge und obendrein Harrison Fords engagierteste Leinwandleistung seit, was, zehn, fünfzehn Jahren? John Williams' Score könnte die neuen Themen etwas prominenter einsetzen, und R2-D2 hat hier was von einem Deus-Ex-Machina-Droiden, dafür hat J.J. Abrams' Franchiseneustart einen gewaltigen Gänsehautschluss sowie Schauspielleistungen, die weit über dem Genrestandard schweben. Nun bleibt nur die Frage: Wie geht es weiter?

Platz 1: Alles steht Kopf (Regie: Pete Docter)

Ich habe gelacht. Ich habe geweint. Ich habe darüber geschmunzelt, wie oft ich gerührt war. Ich habe Freudentränen vergossen. Ich habe über den visuellen Ideenreichtum gestaunt. Ich habe innerlich gejubelt, wie wunderschön, eingängig und emotional komplex Michael Giacchinos Musik ist. Ich habe mir gewünscht, den perfekt gestalteten, so aussagekräftigen Emotionen in Rileys Kopf noch stundenlang zuschauen zu können. Ich wollte ihn mir sofort noch einmal anschauen. Und noch einmal. Und noch einmal. Pixar, mal besonders introspektiv. Und urkomisch. Und aufwühlend. Und dabei noch auf gestalterischer Ebene so schlüssig und stimmig. Ein Meilenstein der Trickkunst!

Das war es nun also! Auf dass die kommenden Monate für mich entspannter werden und uns allen noch jede Menge Spitzenfilme bescheren. Und auf dass meine Topliste 2016 noch vor den Oscars 2017 fertig wird!